Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 6: Die Verklärung

Als die Jünger bei der Verklärung die Herrlichkeit Christi schauen und die Stimme vom Himmel hören durften, die seinen göttlichen Charakter bestätigte, wurde ihr Glaube sehr gestärkt. Gott wollte den Nachfolgern Jesu starke Beweise geben, daß er der verheißene Messias sei, damit sie in ihrem bitteren Kummer und in ihrer Enttäuschung bei seiner Kreuzigung ihr Vertrauen nicht völlig wegwerfen würden. Bei der Verklärung sandte der Herr Mose und Elia, um mit Jesus über seine Leiden und seinen Tod zu sprechen. Anstatt dazu Engel zu senden, wählte Gott solche, die selbst die irdischen Schwierigkeiten erfahren hatten. FS 147.3

Elia war mit Gott gewandelt. Sein Werk war schwierig und mühevoll gewesen, denn durch ihn hatte der Herr die Sünden Israels getadelt. Elia war ein Prophet Gottes, und doch war er gezwungen, von Ort zu Ort zu fliehen, um sein Leben zu retten. Sein eigenes Volk hetzte ihn wie ein wildes Tier, um ihn zu vernichten. Aber Gott verwandelte Elia. Engel trugen ihn im Sieg und Triumph gen Himmel. FS 148.1

Mose war größer als irgendeiner, der vor ihm gelebt hatte. Er war von Gott hoch geehrt worden, denn er hatte das Vorrecht, von Angesicht zu Angesicht mit Gott zu reden, wie ein Mann mit seinem Freund spricht. Er durfte das helle Licht und die wunderbare Herrlichkeit sehen, die den Vater umgab. Durch Mose befreite der Herr die Kinder Israel aus der Knechtschaft in Ägypten. Mose war ein Mittler für sein Volk und stand oft zwischen ihm und dem Zorn Gottes. Wenn der Zorn des Herrn gegen die Kinder Israel wegen ihres Unglaubens, ihres Murrens und ihrer schrecklichen Sünden mächtig entbrannt war, wurde die Liebe Moses zu ihnen geprüft. Gott schlug vor, sie zu vernichten und ihn zu einem mächtigen Volk zu machen; aber Mose bewies seine Liebe zu den Kindern Israel, indem er ernstlich für sie bat. In seinem Schmerz schrie er zu Gott, sich von seinem grimmigen Zorn abzuwenden und Israel zu vergeben oder seinen Namen aus dem Buch des Lebens auszulöschen. FS 148.2

Als die Kinder Israel gegen Gott und gegen Mose murrten, weil sie kein Wasser hatten, beschuldigten sie Mose, daß er sie aus Ägypten ausgeführt habe, um sie und ihre Kinder zu töten. Gott hörte ihr Murren und gebot Mose, zum Felsen zu sprechen, damit das Volk Wasser hätte. Mose aber schlug den Felsen im Zorn und nahm die Ehre für sich. Der fortgesetzte Eigensinn und das Murren der Kinder Israel hatten ihm den tiefsten Kummer verursacht, und er vergaß für eine kurze Zeit, wieviel Geduld der Herr mit ihnen gehabt hatte und daß ihr Murren sich nicht gegen ihn, sondern gegen Gott richtete. Er dachte nur an sich, wie unrecht ihm geschah und wie wenig Dankbarkeit sie ihm für seine tiefe Liebe entgegenbrachten. FS 148.3

Es war Gottes Absicht, sein Volk öfter in schwierige Lagen zu bringen und sie dann in ihrer Not durch seine Macht zu erretten, damit sie seine Liebe und Fürsorge für sie erkennen und ihm dienen und ihn ehren möchten. Aber Mose hatte es versäumt, Gott zu ehren und seinen Namen vor dem Volke zu verherrlichen, damit es ihn preisen möchte. Dadurch zog er sich das Mißfallen Gottes zu. FS 149.1

Als Mose mit den zwei steinernen Tafeln vom Berg herabkam und sah, wie die Kinder Israel das goldene Kalb anbeteten, da ergrimmte sein Zorn sehr, und er warf die steinernen Tafeln zu Boden und zerbrach sie. Ich sah, daß Mose damit nicht sündigte. Er war erzürnt für Gott und eiferte für seine Ehre. Aber als er den natürlichen Gefühlen seines Herzens folgte und die Ehre, die Gott gebührte, für sich nahm, da sündigte er, und wegen dieser Sünde wollte Gott ihn nicht in das Land Kanaan eingehen lassen. FS 149.2

Satan hatte versucht, etwas zu finden, dessen er Mose vor den Engeln anklagen könnte. Er frohlockte über seinen Erfolg, daß er Mose dazu gebracht hatte, sich das Mißfallen Gottes zuzuziehen, und er sagte den Engeln, daß er den Heiland der Welt überwinden könne, wenn er kommen sollte, die Welt zu erlösen. Mose gelangte für seine Übertretung unter die Macht Satans — die Herrschaft des Todes. Wäre er standhaft geblieben, so hätte ihn der Herr in das verheißene Land gebracht und ihn dann, ohne daß er den Tod gesehen hätte, verwandelt und in den Himmel genommen. FS 149.3

Mose ging durch den Tod, aber Michael kam herab und gab ihm das Leben wieder, ehe sein Körper Verwesung gesehen hatte. Satan versuchte, seinen Leib zu behalten, indem er ihn als sein Eigen beanspruchte; aber Michael rief Mose wieder ins Leben und nahm ihn in den Himmel. Satan lästerte schrecklich über Gott und beschuldigte ihn der Ungerechtigkeit, weil er erlaubte, daß ihm seine Beute genommen würde. Christus jedoch schalt seinen Widersacher nicht, obgleich der Knecht Gottes ja durch Satans Versuchungen gefallen war. Er verwies ihn bescheiden auf seinen Vater und sagte: “Der Herr schelte dich!” Judas 9. FS 149.4

Jesus hatte seinen Jüngern gesagt, daß einige bei ihm stünden, die den Tod nicht schmecken würden, bis sie das Reich Gottes mit Macht hätten kommen sehen. Bei der Verklärung wurde diese Verheißung erfüllt. Das Angesicht Jesu wurde dort verändert und leuchtete wie die Sonne. Sein Gewand war weiß und glänzend. Mose war als Vertreter derer gegenwärtig, die beim zweiten Kommen Jesu von den Toten auferweckt werden. Elia, der verwandelt worden war, ohne den Tod zu sehen, stellt jene Menschen dar, die beim zweiten Kommen Christi zur Unsterblichkeit verwandelt und, ohne den Tod zu sehen, in den Himmel aufgenommen werden. Die Jünger sahen mit Furcht und Erstaunen die außerordentliche Majestät Jesu und die Wolke, die ihn überschattete, und sie hörten die Stimme Gottes in schrecklicher Majestät sagen: “Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören.” Lukas 9,35. FS 150.1