Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 5: Der Dienst Christi

Nachdem Satan seine Versuchungen beendet hatte, wich er eine Zeitlang von Jesus. Engel bereiteten Nahrung für den Sohn Gottes in der Wüste und stärkten ihn, und der Segen seines Vaters ruhte auf ihm. Satan hatte mit seinen heftigsten Versuchungen verloren, doch blickte er vorwärts auf die Zeit des Dienstes Jesu, wenn er zu verschiedenen Zeiten seine List gegen ihn versuchen wollte. Er hoffte immer noch, die Oberhand gegen ihn zu behalten, indem er die, die Jesus nicht annehmen wollten, aufstachelte, ihn zu hassen und umzubringen. Satan hielt mit seinen Engeln einen besonderen Rat. Sie waren enttäuscht und voller Zorn, daß sie gegen den Sohn Gottes nichts ausgerichtet hatten. Sie kamen zur Entscheidung, daß sie noch listiger sein und ihre Kräfte aufs äußerste anstrengen mußten, um im Denken seines eigenen Volkes Unglauben zu wecken, daß es nicht glaubte, daß er der Heiland der Welt sei. Auf diese Weise wollten sie Jesus in seiner Mission entmutigen. FS 144.1

Es machte nichts aus, wie genau die Juden in ihren Zeremonien und Opfern waren, wenn sie nur über die Prophezeiungen in Unkenntnis gehalten wurden und ihnen der Glaube eingepflanzt werden konnte, daß der Messias als ein mächtiger irdischer König erscheinen würde. So konnten sie dazu gebracht werden, Jesus zu verachten und zu verwerfen. FS 145.1

Es wurde mir gezeigt, daß Satan und seine Engel in der Zeit des Dienstes Christi sehr geschäftig waren, die Menschen mit Unglauben, Haß und Spott zu erfüllen. Oft, wenn Jesus eine einschneidende Wahrheit aussprach, die ihre Sünden tadelte, wurde das Volk sehr zornig. Satan und seine Engel drängten sie dazu, dem Sohn Gottes das Leben zu nehmen. Mehr als einmal hoben sie Steine auf, um sie nach ihm zu werfen, aber Engel behüteten ihn und trugen ihn aus der zornigen Menge an einen sicheren Ort. Ein andermal, als reine Wahrheit von seinen heiligen Lippen kam, ergriff ihn die Menge und führte ihn zum Abhang eines Berges, um ihn hinabzustürzen. Es erhob sich aber ein Streit unter ihnen, was sie mit ihm tun sollten; da verbargen ihn die Engel wieder vor den Augen der Menge, und er setzte, mitten durch sie hindurchgehend, seinen Weg fort. FS 145.2

Satan hoffte immer noch, daß der große Erlösungsplan fehlschlagen würde. Er strengte alle seine Kräfte an, um die Herzen des Volkes hart und ihre Gefühle gegen Jesus bitter zu machen. Er hoffte, daß so wenige ihn als den Sohn Gottes annehmen würden, daß er seine Leiden und sein Opfer für eine so kleine Schar dann als zu groß erachten würde. Aber ich sah, daß, wenn nur zwei dagewesen wären, die Jesus als den Sohn Gottes angenommen und an ihn zur Errettung ihrer Seelen geglaubt hätten, er seinen Plan ausgeführt hätte. FS 145.3

Jesus fing sein Werk an, indem er die Macht Satans über die Leidenden brach. Er machte die Kranken gesund, gab den Blinden die Sehkraft wieder und heilte die Lahmen, daß sie vor Freude hüpften und Gott lobten. Er machte die wieder gesund, die schwach und durch Satans grausame Macht jahrelang gebunden gewesen waren. Er tröstete die Schwachen, die Zitternden, die Verzagenden mit gütigen Worten. Die Schwachen und Leidenden, die Satan im Triumph festhielt, entriß er ihm; er brachte ihnen die Gesundheit ihres Körpers und große Freude und Glückseligkeit. Er erweckte Tote zum Leben, und sie priesen Gott für die kraftvolle Entfaltung seiner Macht. Er wirkte mächtig für alle, die an ihn glaubten. FS 145.4

Das Leben Christi war mit Worten und Taten des Wohlwollens, des Mitgefühls und der Liebe erfüllt. Er war immer bereit, die Nöte derer, die zu ihm kamen, anzuhören und ihnen zu helfen. Sehr viele trugen an ihrer eigenen Person den Beweis seiner göttlichen Macht. Dennoch, nachdem das Werk an ihnen vollbracht war, schämten sich viele des demütigen, doch mächtigen Lehrers. Weil die Mächtigen nicht an ihn glaubten, war auch das Volk nicht bereit, Jesus anzunehmen. Er war ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut. Sie konnten es nicht ertragen, von seinem ernsten, selbstverleugnenden Leben regiert zu werden. Sie wünschten sich der Ehren zu erfreuen, die die Welt verleiht. Viele jedoch folgten dem Sohn Gottes nach, lauschten seinen Lehren und erfreuten sich an seinen gütigen Worten. Sie waren sehr inhaltsreich und doch so einfach, daß auch die Schwächsten sie verstehen konnten. FS 146.1

Satan und seine Engel verblendeten die Augen der Juden und verdunkelten ihr Verständnis. Sie reizten die Obersten des Volkes und die Schriftgelehrten dazu, dem Heiland das Leben zu nehmen. Es wurden Diener zu Jesus gesandt, ihn gefangenzunehmen, doch als die sich ihm näherten, waren sie sehr verwundert. Sie sahen ihn beim Anblick menschlichen Wehs mit Mitleid und Erbarmen erfüllt. Sie hörten ihn in Liebe und Zärtlichkeit ermutigend zu den Schwachen und Betrübten reden. Sie hörten ihn auch mit mächtiger Stimme die Macht Satans schelten und seinen Gefangenen gebieten, frei zu sein. Sie lauschten den Worten der Weisheit, die von seinen Lippen kamen und waren gefesselt; sie konnten nicht Hand an ihn legen. So kehrten sie ohne Jesus zu den Priestern und Ältesten zurück. Als sie gefragt wurden: “Warum habt ihr ihn nicht gebracht?”, erzählten sie von den Wundern, deren Zeugen sie gewesen waren, und von den heiligen Worten der Weisheit, der Liebe und der Erkenntnis, die sie gehört hatten, und schlossen mit den Worten: “Noch nie hat ein Mensch so geredet wie dieser.” Johannes 7,45.46. Die Hohepriester beschuldigten sie, daß sie auch verführt seien, und manche der Diener schämten sich, daß sie ihn nicht ergriffen hatten. Spöttisch fragten die Priester, ob auch irgend ein Oberster an ihn glaube. Ich sah, daß viele von den Obersten und Ältesten an Jesus glaubten, doch Satan hielt sie davor zurück, dies zuzugeben. Sie fürchteten den Tadel des Volkes mehr als Gott. FS 146.2

Bis dahin hatte die List und der Haß Satans den Erlösungsplan nicht aufhalten können. Die Zeit für die Erfüllung dessen, wofür Jesus in die Welt gekommen war, rückte näher. Satan und seine Engel berieten sich und beschlossen, Christi eigenes Volk zu beeinflussen, daß es nach seinem Blut verlangen und Grausamkeit und Hohn auf ihn häufen sollte. Sie hofften, daß Christus sich über eine solche Behandlung ärgern und seine Demut und Sanftmut nicht bewahren würde. FS 147.1

Während Satan seine Pläne schmiedete, eröffnete Jesus seinen Jüngern sorgfältig die Leiden, durch die er gehen müsse, daß er gekreuzigt werden und am dritten Tage wieder auferstehen würde. Aber ihr Verständnis schien wie betäubt, und sie konnten das, was er ihnen sagte, nicht erfassen. FS 147.2