Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 28: Treue in der Erfahrungsstunde

Der Herr hat mir gezeigt, daß die Sabbathalter großes Interesse an ihren Versammlungen haben und bemüht sein sollten, sie so interessant wie möglich zu gestalten. Es ist sehr notwendig, mehr Interesse und Einsatz in dieser Richtung zu zeigen. Alle sollten etwas für den Herrn zu sagen haben, und sie werden gesegnet werden. Ein Buch der Erinnerung wird über die geschrieben, die nicht die Versammlungen verlassen, sondern oft miteinander sprechen. Die “Übrigen” sollen durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses überwinden. Manche erwarten, allein durch das Blut des Lammes zu überwinden, ohne daß sie selbst eine besondere Anstrengung unternehmen. Ich sah, daß Gott uns aus Gnaden die Macht der Rede gegeben hat. Er hat uns eine Zunge gegeben, und wir sind ihm für ihren Gebrauch verantwortlich. Wir sollten Gott mit unserem Mund verherrlichen, zu Ehren der Wahrheit und seiner unendlichen Gnade sprechen und mit dem Wort unseres Zeugnisses durch das Blut des Lammes überwinden. FS 105.2

Wir sollten nicht zusammenkommen, um still zu bleiben. Gott gedenkt nur derer, die sich versammeln, um von seiner Ehre und Herrlichkeit zu sprechen und von seiner Macht zu erzählen. Auf solchen wird der Segen Gottes ruhen, und sie werden gestärkt werden. Wenn alle so lebendig wären, wie sie sein sollten, würde keine kostbare Zeit verschwendet, und es wäre kein Tadel wegen langer Gebete und Ermahnungen nötig. Die ganze Zeit würde durch kurze, zum Wesentlichen kommende Zeugnisse und Gebete ausgefüllt werden. Bittet, glaubt und empfangt. Der Herr wird zu viel genarrt, es werden zu viele Gebete, die keine Gebete sind, zu viele unnütze, sinnlose Bitten dargebracht, die die Engel ermüden und Gott mißfallen. Zuerst sollten wir unseren Mangel fühlen und dann Gott um das bitten, was wir nötig haben, und glauben, daß er es uns gibt, noch während wir ihn darum bitten. Dann wird unser Glaube wachsen, und alle werden erbaut. Die Schwachen werden gestärkt. Der Blick der Entmutigten und Verzagten wird nach oben gelenkt, und sie werden dazu geführt zu glauben, daß Gott all denen ein Vergelter sein wird, die ihn ernsthaft suchen. FS 105.3

Manche halten sich in den Versammlungen zurück, weil sie nichts Neues zu sagen haben und immer dasselbe wiederholen müssen, wenn sie sprechen. Ich sah, daß das im Grunde nur Hochmut war. Gott und die Engel sind bei den Zeugnissen der Heiligen zugegen, sie haben Wohlgefallen daran und werden durch die allwöchentlich wiederholten Zeugnisse verherrlicht. Der Herr liebt Einfachheit und Demut; aber es mißfällt ihm, und die Engel sind betrübt, wenn bekenntliche Erben Gottes und Miterben Jesu die köstliche Zeit in ihren Versammlungen unnütz verstreichen lassen. FS 106.1

Wenn die Geschwister so weit wären, wie sie sein sollten, wären sie nicht in Verlegenheit, etwas zur Ehre Jesu sagen zu können, der für ihre Sünden auf Golgatha am Kreuz hing. Wenn sie mehr danach trachteten, sich die Herablassung Gottes, der seinen geliebten Sohn für unsere Sünden und Übertretungen dahingab, klarzumachen und sich die Leiden und Angst Jesu vorzustellen, die er erduldete, um den schuldigen Menschen einen Weg zu bahnen, auf dem sie entfliehen, Vergebung erlangen und leben können, wären sie eher bereit, Jesus zu preisen und zu verherrlichen. Sie könnten nicht schweigen, sondern würden voll Lob und Dank von seiner Herrlichkeit und Macht erzählen. Der Segen Gottes würde auf ihnen ruhen, wenn sie das täten. Selbst wenn in der Zeugnisstunde dieselbe Sache wiederholt erzählt wird, wird Gott verherrlicht. Der Engel zeigte mir jene, die nicht aufhören, Tag und Nacht zu rufen: Heilig, Heilig, Herr Gott, Allmächtiger! Offenbarung 4,8. “Eine fortwährende Wiederholung”, sagte der Engel, “und doch wird Gott dadurch verherrlicht.” Wenn wir auch immer wieder dasselbe erzählen, so ehrt es doch Gott und zeigt, daß wir für seine Güte und Gnade nicht unempfindlich sind. FS 106.2

Ich sah, daß die Namenskirchen gefallen sind, daß Gleichgültigkeit und Tod in ihrer Mitte herrschen. Wenn sie dem Wort Gottes folgten, so würde es sie demütigen, aber sie erheben sich über das Werk des Herrn. Wenn sie sich versammeln, ist es zu demütigend für sie, dieselbe einfache Geschichte von der Güte Gottes zu wiederholen. Sie suchen etwas Neues, etwas Großes, damit ihre Worte den Ohren der Menschen gefallen möchten, und deshalb verläßt sie der Geist Gottes. Wenn wir dem einfachen Weg der Bibel folgen, so werden wir das Wirken des Heiligen Geistes verspüren. Wenn wir der einfachen Wahrheit folgen, wird alles friedlich und einträchtig sein. Wenn wir vollständig von Gott abhängig sind, werden wir nicht in Gefahr kommen, daß die bösen Engel uns etwas anhaben können. Nur wenn sich Seelen über den Geist Gottes erheben und in ihrer eigenen Kraft vorangehen, hören die Engel auf, über sie zu wachen, und sie sind dann den Angriffen Satans ausgesetzt. FS 107.1

Im Wort Gottes sind Pflichten niedergelegt, deren Beobachtung das Volk Gottes demütig macht, es von der Welt scheidet und vor dem Abfall bewahrt, wie er in den Namenskirchen stattgefunden hat. Die Fußwaschung und das Abendmahl sollten häufiger gefeiert werden. Jesus hat uns das Beispiel gegeben und uns geboten, zu handeln wie er. Ich sah, daß sein Beispiel so genau wie möglich befolgt werden sollte. Die Geschwister haben aber bei der Fußwaschung nicht immer so verständig gehandelt, wie sie sollten, und Verwirrung war die Folge. Sie sollte an neuen Orten mit Sorgfalt und Weisheit eingeführt werden, besonders dort, wo die Leute mit dem Beispiel und den Lehren unseres Herrn über diesen Punkt nicht genau bekannt sind und ein Vorurteil dagegen haben. Viele aufrichtige Seelen sind durch den Einfluß früherer Lehrer, zu denen sie Vertrauen hatten, mit Vorurteil gegen diese einfache Pflicht erfüllt. Sie sollte ihnen daher zu geeigneter Zeit und auf die richtige Weise vorgeführt werden. FS 107.2

Es ist kein Beispiel im Wort gegeben, daß Brüder den Schwestern die Füße waschen sollten1; aber es gibt ein Beispiel für Schwestern, den Brüdern die Füße zu waschen. Maria wusch die Füße Jesu mit ihren Tränen und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. Siehe 1.Timotheus 5,10. Ich sah, daß der Herr Schwestern erlaubt hat, die Füße der Brüder zu waschen, und daß es in Übereinstimmung mit dem Evangelium war. Alle sollten mit viel Verständnis handeln und die Fußwaschung nicht zu einer öden Zeremonie machen. FS 108.1

Der heilige Gruß, der in dem Evangelium Jesu Christi vom Apostel Paulus erwähnt wird, sollte immer in seinem wahren Charakter erkannt werden. Es ist ein heiliger Kuß.2 Er sollte als ein Zeichen der Gemeinschaft unter christlichen Freunden angesehen werden, wenn sie weggehen oder nach einer Trennung von Wochen oder Monaten wieder zusammenkommen. In 1.Thessalonicher 5,26 sagt Paulus: “Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuß.” In demselben Kapitel sagt er aber auch: “Meidet allen bösen Schein.” Es kann keinen bösen Schein geben, wenn der heilige Kuß zu rechter Zeit und am rechten Ort gegeben wird. 1.Thessalonicher 5,22. FS 108.2

Ich sah, daß die starke Hand des Feindes gegen das Werk Gottes gerichtet ist und daß die Hilfe und Kraft eines jeden, der die Sache der Wahrheit liebt, in Anspruch genommen werden sollte. Sie sollten großes Interesse daran zeigen, die Hände derer hochzuhalten, die die Wahrheit verkündigen und durch ihre beständige Wachsamkeit den Feind aus dem Feld schlagen. Alle sollten in dem Werk einmütig wie ein Mann stehen. Alle Tatkraft der Seele sollte geweckt werden, denn was getan werden soll, muß schnell geschehen. FS 108.3

Dann sah ich den dritten Engel. Mein begleitender Engel sagte: “Furchtbar ist sein Werk. Schrecklich ist seine Mission. Er ist der Engel, der den Weizen vom Unkraut scheidet und den Weizen für die himmlische Scheune bindet oder versiegelt. Diese Dinge sollten alle Gedanken, die ganze Aufmerksamkeit beschäftigen.” FS 109.1