Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 27: Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi1

Liebe Geschwister! Glauben wir von ganzem Herzen, daß Christus bald kommt und daß wir tatsächlich die letzte Gnadenbotschaft haben, die dieser schuldigen Welt noch gegeben wird? Ist unser Beispiel so, wie es sein sollte? Zeigen wir durch unser Leben und unsere heiligen Gespräche denen um uns herum, daß wir auf die herrliche Erscheinung unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi warten, der unseren nichtigen Leib verklären und seinem verklärten Leib ähnlich machen wird? Ich fürchte, daß wir diese Dinge nicht so glauben und uns nicht so klar machen, wie wir sollten. Wer der bedeutenden Wahrheit, die wir bekennen, glaubt, sollte nach seinem Glauben handeln! Es wird zu viel nach Vergnügungen und Dingen, die die Aufmerksamkeit auf diese Welt lenken, getrachtet. Die Gedanken beschäftigen sich zuviel mit der Kleidung, und die Zunge wird zu oft zu leichtsinnigen, unnützen Reden gebraucht, die unser Bekenntnis Lügen strafen, denn unser Reden und Wandeln ist nicht im Himmel, von dannen wir auf den Heiland warten. FS 101.2

Engel wachen über uns und schützen uns. Wir betrüben sie oft, indem wir uns unnützen Unterhaltungen, Scherzen und Tändeleien hingeben und in einen sorglosen, gleichgültigen Zustand verfallen. Wohl mögen wir hin und wieder eine Anstrengung unternehmen, den Sieg zu erlangen und ihn auch erreichen; wenn wir ihn aber nicht festhalten, sondern in denselben nachlässigen, gleichgültigen Zustand zurückfallen, unfähig, die Versuchungen zu ertragen und dem Feind zu widerstehen, werden wir die Prüfung unseres Glaubens, die köstlicher ist als Gold, doch nicht bestehen. Wir leiden nicht um Christi willen und rühmen uns nicht der Trübsale. FS 102.1

Hier ist ein großer Mangel an christlicher Festigkeit, Gott aus Grundsatz zu dienen. Wir sollten nicht danach trachten, uns selbst zu gefallen, sondern danach, Gott zu ehren und zu verherrlichen und in allem, was wir tun und sagen, seine Ehre im Auge zu haben. Wenn wir folgende wichtige Worte unserem Herzen einprägten und sie stets in Gedanken behielten, würden wir nicht so leicht in Versuchung fallen, und unsere Worte würden sparsam und gut gewählt sein: “Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilt.” Jesaja 53,5. “Die Menschen müssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts von einem jeden nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.” Matthäus 12,36. “Du bist ein Gott, der mich sieht.” 1.Mose 16,13. FS 102.2

Wir können nicht an diese bedeutenden Worte denken und uns die Leiden Jesu, die er litt, damit arme Sünder Vergebung erlangen und durch sein kostbares Blut erlöst würden, ins Gedächtnis rufen, ohne eine heilige Zucht und den ernsten Wunsch zu haben, für ihn zu leiden, der so viel für uns erduldet und erlitten hat. Wenn wir bei diesen Dingen verweilen, wird das liebe Ich in seiner Würde gedemütigt, und an seine Stelle wird kindliche Einfachheit treten, die einen Vorwurf von anderen ertragen kann und nicht gleich gereizt ist. Kein eigenwilliger Geist wird dann die Seele beherrschen. FS 103.1

Die Freuden und der Trost des wahren Christen sind und müssen im Himmel sein. Die verlangenden Seelen derer, die die Kräfte der zukünftigen Welt und die Freuden des Himmels geschmeckt haben, werden nicht mit den Dingen dieser Erde zufrieden sein. Sie werden in ihrer Freizeit genug zu tun finden. Ihre Seelen sehnen sich nach Gott. Wo ihr Schatz ist, da wird auch ihr Herz sein, und sie werden beglückende Gemeinschaft mit dem Gott haben, den sie lieben und den sie anbeten. Ihr Vergnügen wird in der Betrachtung ihres Schatzes — der heiligen Stadt, der neuen Erde, ihrer ewigen Heimat — bestehen. Indem sie bei solchen Dingen verweilen, die erhaben, rein und heilig sind, wird ihnen der Himmel nähergebracht, und sie werden die Kraft des Heiligen Geistes spüren. Dies wird sie mehr und mehr von der Welt wegziehen und die Ursache dafür sein, daß ihr Trost und ihre Hauptfreude in himmlischen Dingen, in ihrem herrlichen Heim droben bestehen. Die Anziehungskraft Gottes und des Himmels wird dann so groß sein, daß nichts ihre Gedanken von dem großen Thema des Seelenheils sowie der Verehrung und Verherrlichung Gottes abwenden kann. FS 103.2

Wenn ich bedenke, wie viel für uns getan worden ist, um uns auf dem rechten Pfad zu erhalten, so muß ich ausrufen: O, welche Liebe, welche wunderbare Liebe hatte der Sohn Gottes für uns arme Sünder! Sollten wir gleichgültig und sorglos sein, während alles für unsere Errettung getan wird, was getan werden kann? Der ganze Himmel nimmt Anteil an uns. Wir sollten tätig und wach sein, um den Hohen und Erhabenen zu ehren, zu verherrlichen und anzubeten. Unsere Herzen sollten in Liebe und Dankbarkeit zu dem überfließen, der uns mit so viel Liebe und Erbarmen umgibt. Wir sollten ihn durch unser Leben ehren und sollten durch eine reine und heilige Rede zeigen, daß wir von oben geboren sind, daß diese Welt nicht unsere Heimat ist und wir nur Gäste und Fremdlinge auf Erden sind, die nach einem besseren Lande reisen. FS 104.1

Viele, die den Namen Christi bekennen und auf sein baldiges Kommen warten, wissen nicht, was es heißt, um Christi willen zu leiden. Ihre Herzen sind nicht durch die Gnade überwunden worden. Das eigene Ich ist nicht tot, wie es sich oft auf verschiedene Weise offenbart. Gleichzeitig erzählen sie, daß sie Prüfungen haben. Aber die Hauptursache ihrer Prüfungen ist ein trotziges Herz, wodurch das eigene Ich so empfindlich wird, daß es sich oft beleidigt und gekränkt fühlt. Wenn solche sich klar machten, was es heißt, ein demütiger Nachfolger Christi, ein wahrer Christ zu sein, so würden sie ernstlich zu arbeiten anfangen. Sie würden zuerst dem Ich absterben, anhaltend im Gebet sein und alle Leidenschaften des Herzens bezähmen. Geschwister, gebt euer Selbstvertrauen, eure Selbstgefälligkeit auf und folgt dem demütigen Vorbild. Haltet Jesus allezeit in eurem Gedächtnis, er ist euer Vorbild, folgt seinen Fußstapfen nach. Seht auf Jesus, den Anfänger und Vollender eures Glaubens, der um der Freude willen, die vor ihm lag, das Kreuz erduldete und der Schande nicht achtete. Er erduldete das Widersprechen der Sünder gegen sich. Er war einst für unsere Sünden das stille, geschlachtete Lamm, verwundet, zerschlagen, gestraft und gemartert. FS 104.2

Laßt uns denn um Christi willen gern etwas leiden, uns täglich selbst kreuzigen und hier Teilhaber von Christi Leiden sein, damit wir auch mit ihm teilhaben an seiner Herrlichkeit und mit Herrlichkeit, Ehre, Unsterblichkeit und ewigem Leben gekrönt werden. FS 105.1