Frühe Schriften von Ellen G. White

40/115

Kapitel 19: Die Sammelzeit

Am 23. September [1850]1 zeigte mir der Herr, daß er seine Hand zum zweiten Mal ausgestreckt hat, um die übrigen seines Volkes zu befreien2, und daß die Anstrengungen in dieser Sammelzeit verdoppelt werden müssen. In der Zerstreuung war Israel geschlagen und verwundet; aber nun in der Sammelzeit will Gott sein Volk heilen und verbinden. Während der Zerstreuung hatten die Bemühungen, die Wahrheit auszubreiten, nur wenig Erfolg, sie konnten nur wenig oder nichts ausrichten. FS 64.1

Doch während der Sammelzeit, in der Gott sein Volk sammelt, werden die Bemühungen, die Wahrheit zu verbreiten, den beabsichtigten Erfolg haben. Alle sollten einig und eifrig in diesem Werk sein. Ich sah, daß es unrecht war, wenn sich einige auf Begebenheiten während der Zerstreuungszeit beriefen, zum Beweis, wie wir uns jetzt in der Sammelzeit verhalten sollten; denn wenn Gott jetzt nicht mehr für uns tun würde, als er damals tat, würde Israel nie gesammelt werden. Ich habe gesehen, daß die Herstellung der prophetischen Karte von 1843 von der Hand des Herrn geleitet war und daß sie nicht geändert werden sollte. Die Zahlen waren so, wie er sie haben wollte, seine Hand bedeckte sie und verbarg einen Fehler in einigen der Zahlen, so daß ihn niemand sehen konnte, bis er seine Hand wegzog.1 FS 65.1

Dann sah ich bezüglich des “Täglichen” in (Daniel 8,12), daß das Wort “Opfer” durch menschliche Weisheit hinzugefügt ist und nicht zum Text gehört, und daß der Herr die richtige Ansicht darüber denen gab, die die Stunde des Gerichts verkündigten. Vor 1844, als Einigkeit herrschte, hatten alle eine richtige Ansicht vom “Täglichen”, aber in der Verwirrung seit 1844 wurden andere Ansichten angenommen, und Finsternis und Verwirrung waren die Folge. Seit 1844 ist Zeit kein Prüfstein mehr gewesen, und niemals wieder wird ein berechneter Zeitpunkt ein Prüfstein des Glaubens sein. FS 65.2

Der Herr hat mir gezeigt, daß die dritte Engelsbotschaft den zerstreuten Kindern Gottes verkündigt werden muß, aber daß sie nicht an Zeit gebunden werden darf. Ich sah, daß manche durch Festsetzung der Zeit in eine falsche Aufregung gerieten; doch die dritte Engelsbotschaft ist mächtiger als Zeitbestimmungen. Ich sah, daß diese Botschaft ihre eigene Grundlage hat und keiner stärkenden Zeitbestimmung bedarf. Ich sah, daß sie mit Macht ausgehen, ihr Werk tun und in Gerechtig-keit abgebrochen werden wird. FS 65.3

Dann wurde ich auf solche hingewiesen, die in dem großen Irrtum sind zu glauben, es sei ihre Pflicht, nach dem alten Jerusalem zu gehen.1 Sie denken, daß sie dort ein Werk zu tun haben, ehe der Herr kommt. Solch eine Ansicht ist dazu angetan, die Gedanken und das Interesse vom gegenwärtigen Werk Gottes unter der dritten Engelsbotschaft abzuwenden. Denn jene, die denken, daß sie nach Jerusalem gehen müssen, werden ihre Gedanken dort haben, und ihre Mittel werden dem Werk der gegenwärtigen Wahrheit vorenthalten und dazu verwendet, sie selbst und andere nach Jerusalem zu bringen. Ich sah, daß eine solche Mission nichts wirklich Gutes bewirken wird und daß es lange dauern wird, bis nur einige Juden an das erste Kommen Jesu glauben, wieviel mehr noch, bis sie an das zweite Kommen glauben werden. Ich sah, daß Satan manche in dieser Sache sehr irregeführt hat und daß Menschen, die in ihrer Umgebung leben, ihre Hilfe brauchten und zum Halten der Gebote Gottes geführt werden könnten, doch sie ließen sie verlorengehen. Ich sah auch, daß das alte Jerusalem niemals wieder aufgebaut werden wird und daß Satan sein möglichstes tut, um die Gedanken der Kinder Gottes jetzt in der Sammelzeit auf diese Dinge zu lenken. So will er sie davon abbringen, ihr ganzes Interesse dem gegenwärtigen Werk des Herrn zuzuwenden. Er beeinflußt sie auf diese Weise, die notwendige Vorbereitung auf den Tag des Herrn zu vernachlässigen. FS 66.1