Auf den Spuren des großen Arztes

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Eine Prüfung des Charakters

“Ihr habt allezeit Arme bei euch”, sagte Christus, “und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun.” Markus 14,7. SGA 161.2

“Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.” Jakobus 1,27. SGA 161.3

Christus prüft alle, die sich seine Nachfolger nennen, indem er ihnen Hilflose und Arme anvertraut, die auf ihre Fürsorge angewiesen sind. Durch unsere Liebe und unseren Dienst für diese bedürftigen Gotteskinder erweisen wir die Echtheit unserer Liebe zu Gott. Diese Bedürftigen zu vernachlässigen würde bedeuten, uns zu falschen Jüngern zu erklären, denen Christus und seine Liebe fremd sind. SGA 161.4

Wenn alles getan würde, was getan werden könnte, um für Waisenkinder ein Heim bei Familien zu schaffen, blieben dennoch sehr viele übrig, die Fürsorge benötigen. Viele von ihnen haben ein schlechtes Erbgut mitbekommen. Sie scheinen nicht sehr vielversprechend, wirken oftmals abstoßend und verdorben, aber sie sind durch Christi Blut erkauft und in seinen Augen ebenso wertvoll wie unsere eigenen Kinder. Wenn keine helfende Hand nach ihnen ausgestreckt wird, wachsen sie in Unwissenheit auf und schlittern in Laster und Kriminalität. Viele dieser Kinder könnten durch das Werk von Waisenhäusern vor einem solchen Schicksal bewahrt werden. SGA 161.5

Solche Einrichtungen sollten, um möglichst erfolgreich zu sein, so weit wie möglich gemäß dem Plan für ein christliches Heim gestaltet werden. Anstatt viele Kinder in Großorganisationen zusammenzufassen, sollten kleine Einrichtungen auf verschiedene Orte verteilt werden. Diese sollten zudem nicht in oder nahe bei einer Stadt oder Großstadt gelegen sein, sondern auf dem Lande, wo man Boden für eine Landwirtschaft erwerben kann. Dort können die Kinder eine Beziehung zur Natur entwickeln und die Vorteile einer handwerklichen Ausbildung genießen. SGA 162.1

Die Leiter solcher Heime sollten Männer und Frauen sein, die weitherzig, rücksichtsvoll und opferbereit sind, Männer und Frauen, die dieses Werk aus Liebe zu Christus auf sich nehmen und die Kinder für Ihn erziehen. Unter einer solchen Fürsorge können viele Waisen und Vernachlässigte darauf vorbereitet werden, nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu sein, Christus zur Ehre zu gereichen und ihrerseits anderen zu helfen. SGA 162.2

Viele verachten Sparsamkeit, weil sie sie mit Geiz und Engstirnigkeit verwechseln. Sparsamkeit ist jedoch mit ausgeprägtester Freigebigkeit vereinbar. Ja, ohne Sparsamkeit kann es gar keine wahre Freigebigkeit geben. Wir müssen sparen, um geben zu können. SGA 162.3

Niemand kann wahre Wohltätigkeit üben ohne Bereitschaft zum Verzicht. Nur bei einem Leben in Einfachheit, strenger Sparsamkeit und Opferbereitschaft ist es uns möglich, das Werk zu vollbringen, das uns als Vertreter Christi aufgetragen ist. Stolz und weltlicher Ehrgeiz müssen aus unseren Herzen entfernt werden. In unserer ganzen Arbeit soll der Grundsatz der Selbstlosigkeit, wie er sich im Leben Christi erwiesen hat, sichtbar werden. An den Wänden unserer Heime, auf den Bildern und an den Möbeln soll man lesen können: “Die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!” Jesaja 58,7. SGA 162.4

An unseren Kleiderschränken soll wie mit dem Finger Gottes geschrieben sein: “Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn!” Jesaja 58,7. SGA 163.1

Im Eßzimmer, auf dem mit reichlichen Speisen beladenen Eßtisch, sollte zu lesen sein: “Solltest du nicht dem Hungrigen dein Brot brechen?” (Jesaja 58,7; abgewandelt). SGA 163.2

Tausend Türen stehen uns offen, um nützliche Werke zu tun. Oft klagen wir über die geringen verfügbaren Mittel. Aber wenn Christen wirklich ernst machten, könnten sie diese Mittel vertausendfachen. Selbstsucht und Maßlosigkeit in den eigenen Wünschen verhindern, daß Gott uns gebrauchen kann. SGA 163.3

Welch ein Vermögen wird oft für Dinge ausgegeben, die bloße Götzen sind. Sie beanspruchen Gedanken, Zeit und Energie, die einem höheren Zweck zugewandt werden sollten! Wieviel Geld wird für teure Häuser und Möbel, selbstsüchtige Vergnügungen, üppige und ungesunde Nahrungsmittel und schädlichen Luxus verschleudert! Wieviel wird für Geschenke verschwendet, die niemandem nützen! Für Dinge, die nicht gebraucht werden und oft schädlich sind, geben vermeintliche Christen heute mehr, ja ein vielfaches mehr aus als dafür, Seelen vor dem Versucher zu retten. SGA 163.4

Viele vorgebliche Christen verbrauchen soviel Geld für ihre Garderobe, daß nichts mehr für die Bedürfnisse anderer übrigbleibt. Sie bilden sich ein, kostbaren Schmuck und teure Kleidung haben zu müssen, ohne Rücksicht auf die Bedürftigkeit jener zu nehmen, die sich nur unter Schwierigkeiten mit den einfachsten Kleidungsstücken ausstatten können. SGA 163.5

Meine Schwestern, wenn ihr eure Bekleidungsgewohnheiten in Übereinstimmung mit den Regeln der Bibel brächtet, hättet ihr reichlich, womit ihr euren ärmeren Schwestern helfen könntet. Ihr hättet dann nicht nur Mittel übrig, sondern auch Zeit. Gerade diese wird am meisten gebraucht. Es gibt nämlich viele, denen ihr mit euren Vorschlägen, eurem Taktgefühl und eurer Geschicklichkeit helfen könntet. Zeigt ihnen, wie man sich einfach und doch geschmackvoll kleidet. Viele Frauen bleiben der Gemeinde fern, weil ihre abgetragene und schlecht sitzende Kleidung einen riesigen Kontrast zu der anderer Frauen darstellt. Viele empfindliche Frauen hegen wegen dieses Gegensatzes Gefühle der Scham und bitterer Ungerechtigkeit. Dies führt manche sogar dazu, an der Wahrheit des Wortes zu zweifeln und ihre Herzen gegen das Evangelium zu verhärten. SGA 163.6

Christus gebietet uns: “Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.” Johannes 6,12. Während täglich Tausende an Hunger, in Kriegen, Brandkatastrophen und Epidemien sterben, sollte jeder Freund der Menschen darauf achten, daß nichts verschwendet und nichts nutzlos ausgegeben wird, womit einem Menschen geholfen werden könnte. SGA 164.1

Es ist unrecht, unsere Zeit zu verschwenden, und unrecht, unsere Gedanken zu vergeuden. Wir verlieren jeden Augenblick, den wir der Selbstsucht widmen. Wenn jede Minute geschätzt und sinnvoll genutzt würde, sollten wir Zeit für alles haben, was wir für uns und für die Welt tun müssen. In der Verwendung von Geld, im Gebrauch von Zeit, Kraft und Gelegenheiten sollte jeder Christ auf Gott sehen und sich von ihm führen lassen. “Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden.” Jakobus 1,5. SGA 164.2

“Tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen ... Gebt, so wird euch gegeben.” Lukas 6,35.38. SGA 164.3

“Wer ... seine Augen abwendet, der wird von vielen verflucht”, aber “wer dem Armen gibt, dem wird nichts mangeln”. Sprüche 28,27. SGA 164.4

“Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben”. Lukas 6,38. SGA 164.5