Auf den Spuren des großen Arztes

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Erziehung durch Prüfungen

Ein solches Leben zu führen und einen solchen Einfluß auszuüben kostet bei jedem Schritt Anstrengung, Selbstaufopferung und Disziplin. Weil sie das nicht verstanden haben, sind viele in ihrem Christenleben so leicht entmutigt. SGA 392.1

Viele, die ihr Leben aufrichtig dem Dienst für Gott weihen, sind überrascht und enttäuscht davon, daß sie wie nie zuvor auf Hindernisse stoßen und von Prüfungen sowie von Schwierigkeiten bedrängt werden, in denen sie ratlos sind. Sie beten um Christusähnlichkeit ihres Charakters, um Tauglichkeit für das Werk des Herrn — und gelangen in Umstände, die scheinbar alle Schwächen ihres Wesens aufdecken. Charakterfehler werden sichtbar, deren Vorhandensein sie nicht einmal vermuteten. Wie damals Israel fragen sie dann: “Wenn Gott uns führt, warum kommen dann alle diese Dinge auf uns zu?” SGA 392.2

Weil Gott sie führt, kommen alle diese Dinge auf sie zu. Prüfungen und Hindernisse sind des Herrn bevorzugte Erziehungsmethoden und die von ihm geforderten Voraussetzungen für den Erfolg. Er, der in den Herzen der Menschen liest, kennt ihren Charakter besser als sie selbst. Er sieht, daß einige Kräfte und Fähigkeiten haben, die, wenn sie richtig gelenkt werden, zum Fortschritt seines Werks eingesetzt werden könnten. In seiner Vorsehung bringt er diese Personen in besondere Situationen und unterschiedliche Umstände, damit sie in ihrem Charakter die Fehler entdecken, die sie bisher nicht bemerkt haben. Er gibt ihnen Gelegenheit, diese Fehler zu korrigieren und sich für seinen Dienst tauglich zu machen. Oft läßt er zu, daß sie leidvolle Erfahrungen machen, damit sie daran wachsen und reifer werden. SGA 392.3

Die Tatsache, daß wir dazu berufen sind, Prüfungen zu ertragen, macht deutlich, daß der Herr Jesus uns als etwas Kostbares ansieht, das er gestalten will. Wenn er in uns nichts sähe, womit er seinen Namen verherrlichen könnte, würde er keine Zeit darauf verwenden, uns zu veredeln. Er wirft keine wertlosen Steine in seinen Schmelzofen. Was er veredelt, ist wertvolles Erz. Der Schmied legt Eisen und Stahl ins Feuer, um zu prüfen, welche Qualität sie haben. Der Herr läßt es zu, daß seine Auserwählten in den Schmelzofen der Bedrängnis kommen, um zu prüfen, welches Naturell sie haben und ob sie für sein Werk geformt werden können. SGA 392.4

Der Töpfer nimmt den Ton und formt ihn nach seinem Willen. Er knetet und bearbeitet ihn. Er reißt ihn auseinander und drückt ihn wieder zusammen. Er feuchtet ihn an und trocknet ihn dann. Er läßt ihn eine Weile liegen, ohne ihn anzurühren. Wenn er vollkommen geschmeidig ist, setzt er das Werk fort, aus ihm ein Gefäß zu machen. Er gibt dem Ton eine Form und glättet und poliert ihn auf dem Töpferrad. Er trocknet ihn in der Sonne und brennt ihn im Ofen. SGA 393.1

So wird der Ton zu einem nützlichen Gebrauchsgegenstand. Auch uns will der große Werkmeister formen und gestalten. Und wie der Ton in den Händen des Töpfers sollen wir in seinen Händen sein. Wir können nicht die Arbeit des Töpfers übernehmen. Unsere Aufgabe ist es, uns der Bearbeitung durch den göttlichen Werkmeister zu überlassen. SGA 393.2

“Ihr Lieben, laßt euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, daß ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt.” 1.Petrus 4,12.13. SGA 393.3

Im vollen Tageslicht und beim Durcheinander vieler Stimmen will der Vogel im Käfig nicht das Lied singen, das ihn sein Meister lehren will. Er lernt ein paar Takte von einem Lied und einen Triller von einem anderen, aber nie eine vollständige Melodie. Dann deckt der Meister den Käfig ab und stellt ihn dorthin, wo der Vogel nur das eine Lied hören kann, das er singen soll. In der Dunkelheit versucht er nun immer wieder, dieses Lied zu singen, bis er es gelernt hat, und irgendwann ertönt dann die vollständige Melodie. Nun wird der Vogel aus der Dunkelheit befreit und kann sein Lied auch im Hellen singen. Genauso verfährt Gott mit seinen Kindern. Er möchte uns ein Lied lehren, und wenn wir es inmitten der Schatten der Bedrängnisse gelernt haben, können wir es danach immer singen. SGA 393.4