Auf den Spuren des großen Arztes

128/229

Das Alkoholverbot

Der Mensch, der die Gewohnheit des Alkoholtrinkens angenommen hat, befindet sich in einer verzweifelten Lage. Sein Gehirn ist krank, seine Willenskraft geschwächt. Aus unserer Kraft ist seine Sucht unbezwinglich. Man kann mit ihm nicht vernünftig argumentieren oder ihn zum Verzichten bewegen. SGA 278.3

Einer, der fest entschlossen war, mit dem Trinken aufzuhören, gerät in seinen alten Freundeskreis und wird gedrängt, das Glas wieder zu erheben. Mit dem ersten Schmecken des alkoholischen Getränks ist jeder feste Entschluß dahin, jede Spur von Willenskraft zerstört. Ein Nippen an dem berauschenden Getränk, und alle Gedanken an seine Auswirkungen sind verschwunden. Die Ehefrau mit ihrem zerbrochenen Herzen ist vergessen. Den verführten Vater kümmert es nicht mehr, daß seine Kinder ohne Nahrung und Kleidung sind. Durch die Vergabe von Lizenzen zum Alkoholhandel billigt das Gesetz diesen Untergang der Seele und verzichtet darauf, diesen Handel zu unterbinden, der die Welt mit Bösem erfüllt. SGA 278.4

Muß das immer so weitergehen? Werden Menschen immer um den Sieg kämpfen müssen, während vor ihnen die Tür der Versuchung weit offen steht? Muß der Fluch der Unmäßigkeit für immer wie ein Schandfleck auf der zivilisierten Welt liegen? Muß er weiterhin jedes Jahr wie ein verzehrendes Feuer über Tausende glücklicher Heime fegen? Wenn ein Schiff in Sichtweite des Ufers Schiffbruch erleidet, sehen die Menschen dem nicht untätig zu. Sie setzen ihr Leben ein, um Männer und Frauen vor dem Ertrinken zu retten. Wieviel größer sollte dann das Bemühen darum sein, sie vor dem Trinkerschicksal zu retten! SGA 279.1

Weder sind es nur der Trinker und seine Familie, die durch den Alkoholhandel gefährdet sind, noch ist die Steuerlast das Hauptübel, das er über die Allgemeinheit bringt. Wir sind allesamt im Netz der Gesellschaft miteinander verflochten. Das Übel, das irgendeinen Teil der großen menschlichen Familie befällt, bringt Gefahr für alle. SGA 279.2

Viele Männer, die sich aus Profitstreben oder Bequemlichkeit nicht für eine Beschränkung des Alkoholhandels engagierten, haben — zu spät — erkannt, daß dieser Handel eben doch das Böse fördert. Gesetzlosigkeit führt zu Aufruhr. Das Eigentum ist in Gefahr. Das Leben ist unsicher. Die Zahl der Unfälle auf See und an Land nimmt zu. Krankheiten, die sonst nur an den Orten des Lasters und des Elends entstehen, finden den Weg in herrschaftliche und luxuriöse Heime. Laster, die von den Kindern der Ausschweifung und des Verbrechens gefördert werden, befallen auch die Söhne und Töchter feiner und vornehmer Familien. SGA 279.3

Es gibt keinen Menschen, dessen Interessen der Alkoholikahandel nicht gefährden würde. Es gibt keinen Menschen, der sich zu seiner eigenen Sicherheit nicht dazu anhalten sollte, diesen Handel zu zerschlagen. SGA 279.4

Vor allen anderen, die für Ordnung und Gerechtigkeit in der Welt verantwortlich sind, sollten die Parlamente und Gerichte frei von dem Fluch der Unmäßigkeit sein. Gouverneure, Senatoren, Parlamentsabgeordnete, Richter, Männer, die die Gesetze einer Nation erlassen und für deren Einhaltung sorgen, Männer, die das Leben, den guten Ruf und den Besitz ihrer Mitmenschen in Händen halten, sollten Männer der strikten Mäßigkeit sein. Nur so kann ihr Geist klar sein, um zwischen Richtigem und Falschem zu unterscheiden. Nur so können sie Grundsatztreue sowie Weisheit bei der Rechtsprechung besitzen und Barmherzigkeit erweisen. Aber was hören wir wirklich darüber? SGA 280.1

Wie viele dieser Männer haben durch alkoholische Getränke ihren Geist benebelt und ihr Verständnis für Richtiges und Falsches durcheinandergebracht! Wie viele repressive Gesetze werden erlassen, wie viele unschuldige Menschen werden zum Tode verurteilt — aufgrund der Ungerechtigkeit trunksüchtiger Parlamentarier, Zeugen, Geschworener, Rechtsanwälte und selbst Richter! Es gibt viele, “die Helden sind, Wein zu saufen”, und viele “wackere Männer, Rauschtrank zu mischen”, viele, “die Böses gut und Gutes böse nennen”, die “den Schuldigen gerecht sprechen für Geschenke und das Recht nehmen denen, die im Recht sind!” Jesaja 5,20-23. SGA 280.2

Von solchen sagt Gott folgendes: “Weh denen ... Wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie verachten die Weisung des Herrn Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen Israels.” Jesaja 5,20.24. SGA 280.3

Die Ehre Gottes, die Stabilität der Nation, das Wohl der Gesellschaft, des Heims und der einzelnen Person, erfordern, daß jede mögliche Anstrengung unternommen wird, den Menschen hinsichtlich der Suchtgefahren die Augen zu öffnen. SGA 280.4

Bald werden wir die Auswirkungen dieses fürchterlichen Übels in einem ungeahnten Ausmaß erkennen. Wer wird eine entschlossene Anstrengung unternehmen, das Werk der Zerstörung aufzuhalten? Bis jetzt hat der Kampf kaum richtig begonnen. Stellt eine Armee auf, um den Verkauf der Rauschgetränke zu stoppen, die die Menschen verrückt machen. Die Gefahren des Alkoholverkaufs sollen offengelegt und so die Meinung in der Öffentlichkeit geändert werden, damit sie ein Verbot fordert. Die durch Alkoholkonsum geistig krank gewordenen Menschen sollen eine Chance erhalten, ihrer Versklavung zu entrinnen. Die Stimme des Volkes muß von den Parlamentariern fordern, daß dem niederträchtigen Handel mit alkoholischen Getränken Einhalt geboten werde. SGA 280.5

“Errette, die man zum Tode schleppt, und entzieh dich nicht denen, die zur Schlachtbank wanken. Sprichst du: ‘Siehe, wir haben’s nicht gewußt!’, fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es, und der auf deine Seele achthat, weiß es.” Sprüche 24,11.12. SGA 281.1

Und “was willst du sagen, wenn er dich so heimsuchen wird?” (Jeremia 13,21, Luther 1912). SGA 281.2