Auf den Spuren des großen Arztes

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Wenn ein anderer Geist unseren Geist beherrscht

Es gibt jedoch eine Form der Therapie des kranken Geistes, die eines der wirksamsten Mittel des Bösen darstellt. Mit Hilfe dieser sogenannten wissenschaftlichen Methode wird ein Geist unter die Kontrolle eines anderen Geists gebracht, so daß die persönliche Freiheit des schwächeren der des stärkeren Geistes untergeordnet wird. Die therapierte Person lebt dann ganz den Willen einer anderen aus. Es wird behauptet, daß dadurch die Ausrichtung der Gedanken verändert und gesundheitsfördernde Impulse übertragen werden könnten und der Patient auf diese Weise befähigt werde, der Krankheit zu widerstehen und sie zu überwinden. SGA 195.1

Diese Behandlungsmethode wird von Menschen ausgeübt, die oft ihre wahren Hintergründe nicht erkennen, sondern meinen, es handele sich um eine hilfreiche Maßnahme für die Kranken. Aber diese sogenannte Wissenschaft beruht auf falschen Prinzipien. Sie ist der Natur und dem Geist Christi fremd. Sie führt deshalb nicht zu ihm, der das Leben und die Errettung ist. Wer die Heilung aus eigener Kraft propagiert, verleitet vielmehr zu einer Trennung von der wahren Quelle der Kraft. SGA 195.2

Es ist nicht die Absicht Gottes, daß ein Mensch seinen Geist und Willen der Kontrolle eines anderen Menschen unterwirft und damit ein passives Instrument in dessen Händen wird. Niemand soll seine Persönlichkeit in der eines anderen aufgehen lassen. Niemand soll irgendein anderes menschliches Wesen als die Quelle seiner Heilung ansehen; er muß sich der Abhängigkeit von Gott bewußt sein. In der Würde seiner gottgegebenen Menschlichkeit soll er von Gott selbst, und nicht von irgendeinem menschlichen Geist geleitet sein. SGA 195.3

Gott möchte mit den Menschen eine direkte Verbindung aufnehmen. In all seinem Handeln mit menschlichen Wesen anerkennt er jedoch das Prinzip der persönlichen Entscheidungsfreiheit. Gleichzeitig möchte er aber den Menschen persönliche Abhängigkeit bewußtmachen und die Notwendigkeit einer persönlichen Führung einprägen. Er möchte die Menschen in Verbindung mit dem Göttlichen bringen, so daß der Mensch zu seiner Gottähnlichkeit zurückfindet. Satan möchte genau das Gegenteil erreichen. Er will eine Abhängigkeit der Menschen untereinander verstärken. Wenn also Menschen in ihrem Denken von Gott abgebracht werden, kann sie der Versucher unter seine Herrschaft bringen; er kann so die Menschheit kontrollieren. SGA 195.4

Die Theorie der Kontrolle des Geistes durch einen anderen menschlichen Geist wurde von Satan entwickelt, um sich einen Wirkungskanal zu verschaffen und menschliche Philosophie dort in den Vordergrund zu stellen, wo göttliche Philosophie herrschen sollte. Unter allen Irrtümern, die bei vorgeblichen Christen Anerkennung finden, gibt es keine gefährlichere Täuschung, keine, die den Menschen nachhaltiger von Gott trennt, als diese Theorie. Mag sie auch noch so harmlos in Erscheinung treten — wenn sie bei Patienten angewandt wird, wird sie deren Verderben bewirken, nicht ihre Gesundung. Sie öffnet eine Tür, durch die Satan eintreten wird, um von beiden Besitz zu ergreifen; von dem, der es zuläßt, von einem anderen kontrolliert zu werden, und auch von dem, der meint, daß er andere kontrollieren könnte. SGA 196.1

Die Macht, die mittels dieser Therapie böswilligen Männern und Frauen gewährt wird, ist fürchterlich. Welche Gelegenheiten eröffnet sie denen, die davon leben, aus den Schwächen oder Dummheiten anderer Vorteile zu ziehen! Wie viele werden durch die Kontrolle schwacher oder kranker Geister Wege finden, ihre sexuelle oder materielle Gier zu befriedigen! SGA 196.2

Wir sollten uns für etwas Besseres einsetzen als für die Herrschaft von Menschen über Menschen. Der Arzt sollte seine Patienten dahin führen, ihren Blick von Menschlichem weg auf Göttliches zu richten. Statt Kranke zu lehren, zur Heilung von Seele und Körper in Abhängigkeit von menschlichen Wesen zu geraten, sollte er sie auf den Einen verweisen, der alle vollkommen retten kann, die zu ihm kommen. Er, der den menschlichen Geist geschaffen hat, weiß auch, was dieser braucht. Gott allein ist der Eine, der heilen kann. Wessen Geist und Körper erkrankt ist, der soll auf Christus, den Heilkundigen, sehen. “Denn ich lebe”, sagt er, “und ihr sollt auch leben.” Johannes 14,19. Dies ist das Leben, auf das wir die Kranken verweisen sollen; wir sollen ihnen sagen, daß er ihnen seine Lebenskraft einflößen wird, wenn sie an ihn als den Heilkräftigen glauben und dabei mit ihm zusammenarbeiten, also den Gesundheitsgesetzen gehorchen und in Ehrfurcht vor ihm nach vollkommener Heiligung streben. Wenn wir sie auf diese Weise zu Christus führen, vermitteln wir ihnen eine Kraft, eine Stärke, die Wert hat; denn sie kommt von oben. Dies ist die wahre Wissenschaft der Heilung von Körper und Seele. SGA 196.3