Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Umwandlung durch Anschauen

“Bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.” 2.Korinther 4,4. Doch die Bibel weist mit stärksten Ausdrücken darauf hin, wie wichtig es ist, Erkenntnis Gottes zu gewinnen. Petrus sagt: “Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend.” 2.Petrus 1,2.3. Und die Schrift gebietet uns: “Befreunde dich doch mit ihm und halte Frieden.” Hiob 22,21 (Zürcher). Sch2 307.1

Gott hat uns befohlen: “Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig.” 1.Petrus 1,16. Und ein Apostel erklärt unter Einwirkung des Heiligen Geistes, daß ohne Heiligung “wird niemand den Herrn sehen”. Hebräer 12,14. Heiligung ist Einklang mit Gott. Durch die Sünde ist das Bild Gottes im Menschen entstellt und beinahe ausgelöscht worden. Es ist die Frucht des Evangeliums, das Verlorene wiederherzustellen, und wir sollen hierin mit dem göttlichen Bemühen zusammenwirken. Aber wie können wir mit Gott in Gemeinschaft kommen und ihm ähnlich werden, wenn wir ihn nicht kennen? Christus kam in die Welt, um uns diese Erkenntnis zu vermitteln. Sch2 307.2

Die dürftigen Vorstellungen, die viele über den erhabenen Charakter und Dienst Jesu haben, beengen sie in ihrer religiösen Erfahrung und hindern sie, im geistlichen Leben Fortschritte zu machen. Die persönliche Frömmigkeit ist unter uns als Volk auf einem Tiefstand angelangt. Es herrscht viel Förmlichkeit, viel Gewohnheitsmäßiges und Lippendienst. Es muß aber mehr Tiefe und Echtheit in unser geistliches Leben kommen. Mit allen uns zu Gebote stehenden Hilfsmitteln, mit den Verlagshäusern, den Schulen, den Heilanstalten und vielen, vielen anderen Einrichtungen, sollten wir viel mehr erreicht haben, als es der Fall ist. Sch2 308.1

Es ist die Aufgabe des Christen, Christus in diesem Leben der Welt darzustellen und durch Wandel und Wesen den Heiland zu offenbaren. Gibt Gott uns Erkenntnis, dann dazu, daß wir sie andern mitteilen. Aber im Verhältnis zu der erhaltenen Erkenntnis und den uns geschenkten Gelegenheiten, die Herzen der Menschen zu erreichen, sind die Erfolge unserer Arbeit bisher bei weitem zu gering gewesen. Gott wünscht, daß die Wahrheit, die er uns erkennen ließ, mehr Frucht bringt als bisher. Aber wenn wir voller Trübsinn und Traurigkeit sind und unser Denken nur auf die uns umgebende Finsternis und das Böse gerichtet ist, wie können wir dann der Welt Christus nahebringen? Wie kann unser Zeugnis die Kraft haben, Seelen zu gewinnen? Was wir bedürfen, ist, aus eigener Erfahrung Gott und die Macht seiner Liebe, wie sie sich in Christus offenbart, zu erkennen. Wir müssen fleißig und unter Gebet in der Schrift suchen. Unser Verständnis muß durch den Heiligen Geist geweckt und unsere Herzen im Glauben, in Hoffnung und unablässigem Lobpreis zu Gott emporgezogen werden. Sch2 308.2

Durch die Verdienste Christi und durch seine Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben zugerechnet wird, erlangen wir die Vollkommenheit eines christlichen Charakters. Unsere tägliche und stündliche Aufgabe ist in dem Wort des Apostels ausgedrückt “Aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens.” Hebräer 12,2. Tun wir das, werden unser Verständnis klarer, unser Glaube fester und unsere Hoffnung stärker. Wir sind dann so erfüllt von der Betrachtung seiner Reinheit und Lieblichkeit sowie seines Opfers, das er dargebracht hat, um uns mit Gott zu versöhnen, daß wir keine Neigung verspüren, von Zweifeln und Enttäuschungen zu reden. Sch2 308.3

Die Offenbarung der Liebe, Gnade und Güte Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes, unsere Herzen zu erleuchten und zu erneuern, bringt uns durch den Glauben in eine enge Gemeinschaft mit Christus, so daß wir eine klare Vorstellung seines Wesens gewinnen und die meisterhaften Täuschungen Satans zu erkennen vermögen. Wenn wir auf Jesus blicken und auf seine Verdienste vertrauen, werden wir uns die Segnungen der Erkenntnis, des Friedens und der Freude in dem Heiligen Geist aneignen. Im Hinblick auf das große Opfer, daß Christus für uns dargebracht hat, können wir dann mit dem Apostel ausrufen: “Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen!” 1.Johannes 3,1. Sch2 309.1

Liebe Geschwister, durch Anschauen werden wir umgewandelt. Dadurch, daß wir uns mit der Liebe Gottes und unseres Heilandes beschäftigen, daß wir die Vollkommenheit des göttlichen Wesens betrachten und durch den Glauben die Gerechtigkeit Christi für uns in Anspruch nehmen, sollen wir in das gleiche Bild umgeformt werden. Laßt uns darum nicht all die unerfreulichen Bilder sammeln — die Ungerechtigkeit, die Verderbnis, die Enttäuschungen und die Beweise der Macht Satans —, um sie in unserem Gedächtnis zur Erinnerung aufzubewahren und darüber zu sprechen und zu jammern, bis wir völlig entmutigt sind. Eine entmutigte Seele ist verfinstert. Sie ist nicht nur selbst unfähig, Licht von Gott aufzunehmen, sondern hält es auch von anderen fern. Satan sieht die Wirkung nur zu gern, die von solchen Bildern seines Sieges ausgeht, durch die er dem Menschen den Glauben und die Zuversicht nimmt. Sch2 309.2