Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Falsche Anwendung der Zeugnisse

Manche, die an die Zeugnisse glauben, sind in den Fehler verfallen, sie anderen in ungebührlicher Weise aufzudrängen. Unter Nr. 8 im 1. Band liegt hierzu ein Zeugnis vor: “In N. gab es manche, die Gottes Kinder waren und dennoch Zweifel an den Gesichten hegten. Andere hatten nichts gegen die Gesichte einzuwenden, wagten aber auch nicht, sich entschieden zu ihnen zu bekennen. Manche zweifelten, und sie hatten genügend Grund dazu. Falsche Gesichte und fanatisches Handeln mit den unausbleiblichen erbärmlichen Früchten übten einen solchen Einfluß auf das Werk in N. aus, daß die Gemüter gegen alles, was als Gesicht bezeichnet wurde, mißtrauisch wurden. All dies hätte man berücksichtigen und Weisheit walten lassen sollen. Man sollte diejenigen, die noch nie Zeugen gewesen sind, wenn jemand ein Gesicht hatte, und die keine eigene Kenntnis über den Einfluß der Gesichte besitzen, nicht zur Rechenschaft ziehen oder auf sie einen besonderen Druck ausüben. Man sollte sie der Segnungen und Rechte in der Gemeinde nicht berauben, wenn ihr christlicher Wandel im übrigen richtig ist ... Sch2 255.3

Mir wurde gezeigt, daß manche die veröffentlichten Gesichte erhalten könnten, wenn sie den Baum nach seinen Früchten beurteilen würden. Andere gleichen dem zweifelnden Thomas; sie können den veröffentlichten Zeugnissen keinen Glauben schenken und sind auch durch Zeugnisse an andere nicht zu überzeugen, sie müssen selbst sehen und selbst den Beweis in Händen haben. Man darf solche Leute nicht beiseite setzen, sondern muß ihnen viel Geduld und brüderliche Liebe erweisen, bis sie zu einer klaren Haltung dafür oder dagegen gekommen sind. Streiten sie gegen die Gesichte, von denen sie keine Kenntnis haben, fahren sie in ihrem Widerstand fort gegen etwas, worin sie keine Erfahrung haben, dann kann die Gemeinde wissen, daß sie nicht richtig stehen.” Sch2 256.1

Manche unserer Brüder haben seit langem in der Wahrheit gestanden und kennen mich und mein Werk seit Jahren. Sie haben sich von der Wahrheit der Zeugnisse überzeugt und behauptet, daß sie an sie glauben. Sie haben den mächtigen Einfluß des Geistes Gottes verspürt, der auf ihnen ruhte, um die Wahrheit der Zeugnisse zu bestätigen. Mir wurde gezeigt, daß solche Brüder, wenn sie durch die Zeugnisse gerügt werden, sich gegen sie stellen und im geheimen wirken würden, um ihren Einfluß abzuschwächen; ihnen gegenüber sollte man sorgfältig vorgehen, weil ihr Wandel solche, denen es an Erfahrung fehlt, gefährden kann. Sch2 256.2

Die erste Nummer der Zeugnisse, die je veröffentlicht wurden, enthält eine Warnung vor unüberlegter Anwendung der Erkenntnis, die auf diesem Wege dem Volke Gottes vermittelt wurde. Ich hatte erklärt, daß manche unvernünftig gehandelt haben. Wenn sie mit Ungläubigen über ihren Glauben sprachen, und dann Beweise gefordert wurden, haben sie ihnen aus meinen Schriften vorgelesen, anstatt Beweise aus der Bibel anzuführen. Mir wurde gezeigt, daß ein solches Handeln falsch war und daß es bei Ungläubigen Voreingenommenheit gegen die Wahrheit hervorrufen würde. Die Zeugnisse können keine Geltung bei Menschen haben, die ihren Geist nicht kennen. In solchen Fällen sollte man sich nicht auf sie berufen. Sch2 256.3

Von Zeit zu Zeit sind weitere Warnungen hinsichtlich der Anwendung der Zeugnisse gegeben worden, wie etwa folgende: “Manche Prediger sind sehr rückständig. Sie geben vor, den Zeugnissen zu glauben, und richten dadurch Schaden an, daß sie sie als eisernes Gesetz auf Menschen anwenden, die keinerlei Erfahrung mit den Zeugnissen haben; sie selbst aber richten sich nicht nach ihnen. Wiederholt haben sie Zeugnisse erhalten, die sie jedoch völlig unbeachtet ließen. Ein solches Verhalten ist nicht folgerichtig.” Sch2 257.1

“Ich sah, daß manche das ausnutzten, was Gott über die Sünden und das Unrecht anderer gezeigt hatte. Sie haben das im Gesicht Gezeigte in seiner schärfsten Bedeutung genommen und entstellt, so daß es Anlaß wurde, den Glauben vieler an das, was Gott offenbart hat, zu schwächen und auch die Gemeinde zu entmutigen und verzagt zu machen.” Sch2 257.2

Der Feind wird alles aufgreifen, was in seiner Macht liegt, um Seelen zu vernichten. Es sind Zeugnisse zugunsten von Menschen in leitenden Stellungen gegeben worden. Sie machen einen guten Anfang, Lasten zu tragen und ihren Anteil im Werke Gottes zu leisten. Aber Satan verfolgt sie mit Versuchungen, bis sie schließlich unterliegen. Wenn andere ihr verkehrtes Tun sehen, flößt Satan ihnen den Gedanken ein, daß etwas in den Zeugnissen über solche Personen nicht stimme, sonst würden diese Männer sich nicht als unwürdig erwiesen haben, im Werke Gottes tätig zu sein. Sch2 257.3

Auf solche Weise kommt es zu Zweifeln an den von Gott geschenkten Offenbarungen. Was unter gewissen Umständen von Männern ausgesagt werden kann, trifft bei veränderten Verhältnissen auf sie nicht mehr zu. Menschen sind so schwach an sittlicher Kraft, so selbstsüchtig und so von sich eingenommen und aufgeblasen, daß Gott nicht durch sie wirken kann. Sie sind sich selbst überlassen und tappen umher wie Blinde, verhalten sich so schwächlich und töricht, daß viele darüber staunen, daß solche Leute jemals angenommen und für würdig befunden wurden, in das Werk Gottes einzutreten. Gerade das beabsichtigt Satan. Das war sein Ziel, seit er zum ersten Male mit der besonderen Versuchung an sie herantrat, das Werk Gottes zu tadeln und absprechende Bemerkungen über die Zeugnisse zu machen. Wären sie in einer Stellung verblieben, in der ihr Einfluß auf das Werk Gottes nicht so stark wäre, dann hätte Satan sie nicht so heftig versucht; denn dann hätte er sein Ziel nicht erreicht, wenn er sie als seine Werkzeuge gebraucht hätte, um ein besonderes Werk zu verrichten. Sch2 257.4