Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Nicht, um neue Erkenntnis zu bringen

Durch die gegebenen Zeugnisse möchte der Herr euch warnen, strafen und beraten; er möchte euch die Wichtigkeit der Wahrheit seines Wortes einprägen. Die niedergeschriebenen Zeugnisse sollen keine neue Erkenntnis vermitteln, sondern die bereits offenbarten Wahrheiten des Wortes Gottes lebendig in das Herz eingraben. Die Pflicht des Menschen vor Gott und Mitmenschen ist im Worte Gottes deutlich aufgezeichnet, aber nur wenige von euch gehorchen der darin gegebenen Belehrung. Durch die Zeugnisse soll keine weitere Wahrheit verkündigt werden; vielmehr hat Gott durch sie die bereits geoffenbarten Wahrheiten einfacher dargestellt und auf seine eigene Weise dem Volk vorgelegt, um es zu erwecken und ihm diese Wahrheiten einzuprägen, damit niemand eine Entschuldigung habe. Sch2 252.2

Stolz, Eigenliebe, Selbstsucht, Haß, Neid und Eifersucht haben das Aufnahmevermögen verdunkelt. Darum hat die Wahrheit, die euch weise zur Seligkeit machen würde, ihre Kraft verloren, das Gemüt zu fesseln und zu beherrschen. Die wesentlichsten Grundsätze der Frömmigkeit werden nicht verstanden, weil ihr nicht mehr nach Bibelkenntnis, Reinheit des Herzens und einem heiligen Leben hungert und dürstet. Die Zeugnisse sollen das Wort Gottes nicht herabsetzen, sondern erhöhen und Menschen zu ihm ziehen, damit die herrliche Schlichtheit der Wahrheit bei jedem ihren Einfluß ausüben kann. Sch2 253.1

Ich sagte ferner: Wie das Wort Gottes von diesen Büchern und Schriften umgeben ist, so hat Gott euch mit Mahnungen, Ratschlägen, Warnungen und Ermutigungen umgeben. Hier fleht ihr in eurer Seelenangst um mehr Licht von Gott. Ich habe den Auftrag von Gott, euch mitzuteilen, daß kein weiterer Lichtstrahl durch Zeugnisse auf euren Weg fallen wird, solange ihr von dem Licht, das euch gegeben wurde, keinen praktischen Gebrauch macht. Der Herr hat euch Erkenntnis geschenkt, aber ihr habt sie nicht geschätzt, sondern mit Füßen getreten. Manche haben es gänzlich verachtet, andere folgten ihm nur nachlässig oder gleichgültig. Nur wenige haben damit Ernst gemacht, dem Licht zu gehorchen, das Gott ihnen nach seinem Wohlgefallen schenkte. Sch2 253.2

Manche haben durch ein Zeugnis besondere Warnungen erhalten, aber die darin enthaltene Zurechtweisung in wenigen Wochen vergessen. Bei manchen wurden solche Zeugnisse mehrere Male wiederholt, aber man maß ihnen nicht genügend Bedeutung bei, um sie sorgfältig zu beachten. Sie nahmen sie hin wie nichtige Märchen. Hätten sie der erteilten Belehrung Beachtung geschenkt, dann wären ihnen Verluste und Prüfungen erspart geblieben, die ihnen hart und schwer erscheinen. Die Schuld können sie nur sich selbst zuschreiben. Sie haben sich selbst ein Joch auferlegt, das ihnen schmerzlich zu tragen ist. Es ist nicht das Joch, das Christus ihnen auferlegt hat. Gott hat ihnen Fürsorge und Liebe erwiesen, aber ihre eigensüchtigen, bösen und ungläubigen Herzen konnten seine Güte und Gnade nicht erkennen. In ihrer eigenen Weisheit stürmen sie daher, bis sie von Prüfungen überrannt werden, bis sie in Ratlosigkeit und Verwirrung geraten und schließlich von Satan gefangen werden. Wenn ihr die Lichtstrahlen sammelt, die Gott euch in der Vergangenheit geschenkt hat, wird er euch mehr Licht schenken. Sch2 253.3

Ich wies sie auf das alte Israel hin. Gott gab ihnen sein Gesetz, doch sie wollten ihm nicht gehorchen. Dann gab er ihnen zeremonielle Ordnungen, damit sie Gott durch deren Erfüllung im Gedächtnis behielten. Sie neigten so sehr dazu, ihn und seine Forderungen zu vergessen, daß es notwendig war, ihre Gemüter immer wieder aufzurütteln, damit sie die Verpflichtung fühlten, ihrem Schöpfer zu gehorchen und ihn zu ehren. Wären sie gehorsam gewesen und hätten sie die Gebote Gottes willig gehalten, dann wäre die Fülle von Zeremonien und Verordnungen nicht notwendig gewesen. Sch2 254.1

Wenn das Volk, das vorgibt, Gottes besonderer Schatz zu sein, seinen Geboten, wie sie in seinem Wort aufgezeichnet sind, gehorchen würde, brauchten keine besonderen Zeugnisse gegeben zu werden, um es an seine Pflicht zu erinnern und ihm seine Sündhaftigkeit und die furchtbare Gefahr zu zeigen, die darin liegt, daß es dem Worte Gottes nicht gehorcht. Das Gewissen vieler ist abgestumpft, weil sie erkannte Wahrheiten beiseite setzten, vernachlässigten oder gar verachteten. Sch2 254.2

Dann stand jemand an meiner Seite und sprach: “Gott hat dich erweckt und dir wie keinem andern Worte gegeben, die du den Leuten zu sagen hast und die ins Herz dringen. Er hat deine Zeugnisse so gestaltet, daß sie auf Fälle, wo Hilfe not ist, zutreffen. Du darfst dich durch Spott, Hohn, Vorwürfe und Kritik nicht erschüttern lassen. Um Gottes besonderes Werkzeug sein zu können, darfst du dich an niemand anlehnen, sondern von ihm allein abhängen; der Weinrebe gleich mußt du deine Ranken um ihn schlingen. Er will dich als Werkzeug gebrauchen, den Leuten sein Licht mitzuteilen. Zu deiner Stärkung mußt du täglich von Gott Kraft nehmen, damit deine Umgebung das Licht nicht trüben oder verfinstern kann, das seinem Volk durch dich leuchten soll. Es ist Satans besonderes Ziel, dieses Licht dem Volke Gottes fernzuhalten, dessen es inmitten der Gefahren dieser letzten Zeit so dringend bedarf. Sch2 254.3

Dein Erfolg beruht auf deiner Schlichtheit. Sobald du sie aufgibst und dein Zeugnis jedem mundgerecht machst, ist deine Kraft dahin. In unserer Zeit ist fast alles zurechtgemacht und unecht. Die Welt hat Überfluß an Zeugnissen, die gefallen möchten, für den Augenblick fesseln und dem eigenen Ich schmeicheln. Dein Zeugnis ist von anderer Art. Es soll auf die Einzelheiten des Lebens eingehen, den schwachen Glauben vor dem Absterben bewahren und den Gläubigen die Notwendigkeit einprägen, als Lichter in der Welt zu leuchten. Sch2 255.1

Gott hat dir ein Zeugnis gegeben, um den Rückfälligen und Sündern Klarheit über ihre wahre Lage und über den unermeßlichen Verlust zu geben, den sie erdulden werden, wenn sie ihr Sündenleben fortsetzen. Gott hat dir dies eingeprägt, indem er dir dafür einen klaren Blick gab wie keinem anderen unter den jetzt Lebenden; entsprechend der Erkenntnis, die er dir schenkte, wird er dich zur Verantwortung ziehen. ‘Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist ..., spricht der Herr Zebaoth.’ Sacharja 4,6. ‘Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden.’” Jesaja 58,1. Sch2 255.2