Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Nicht an Stelle der Bibel

Daß die Zeugnisse nicht gegeben wurden, um an die Stelle der Bibel zu treten, geht aus dem folgenden Auszug aus einem im Jahre 1876 veröffentlichten Zeugnis hervor: Sch2 251.1

“Bruder J. wollte die Gemüter verwirren, indem er es so darzustellen versuchte, als sei die Erkenntnis, die Gott durch die Zeugnisse gegeben hat, ein Zusatz zum Worte Gottes; dadurch aber stellt er die Sache in ein falsches Licht. Gott hat es für gut angesehen, auf diese Weise das Denken seiner Kinder auf sein Wort zu richten, damit sie es besser verstehen können.” Das Wort Gottes vermag das umwölkteste Gemüt zu erleuchten und kann von jedem verstanden werden, der es nur verstehen will. Aber trotz alledem lebt mancher, der angeblich das Wort Gottes durchforscht, geradezu im Widerspruch zu seinen einfachsten Lehren. Um nun Männern und Frauen keine Entschuldigung zu lassen, erläßt Gott klare und bestimmte Zeugnisse, um sie zu dem Wort zurückzuführen, dessen Befolgung sie vernachlässigten. Das Wort Gottes ist reich an allgemeinen Grundsätzen zur Gestaltung richtiger Lebensgewohnheiten; die allgemeinen und persönlichen Zeugnisse sind dazu bestimmt, die Aufmerksamkeit besonders auf diese Grundsätze zu lenken. Sch2 251.2

Am 3. April 1871 wurde mir diese Tatsache in einem Traum gezeigt. Ich schien einer wichtigen Versammlung beizuwohnen, zu der eine große Menschenmenge erschienen war. Viele hatten sich in ernstem Gebet vor Gott gebeugt. Sie schienen bedrückt zu sein und flehten den Herrn um besondere Erkenntnis an. Einige schienen in großer Seelenangst zu sein, ihre Gefühle waren hochgespannt. Unter Tränen schrien sie laut um Hilfe und Licht. Unsere hervorragendsten Brüder spielten bei diesem sehr eindrucksvollen Bilde eine Rolle. Bruder A. lag ausgestreckt am Boden, offensichtlich in tiefem Schmerz. Seine Frau saß bei einer Gruppe gleichgültiger Spötter. Sie sah aus, als wollte sie alle wissen lassen, daß sie die verachtete, die sich so erniedrigten. Sch2 251.3

Ich träumte, daß der Geist des Herrn über mich kam. Während des Rufens und Betens erhob ich mich und sagte: Der Geist Gottes, des Herrn, ist über mir. Ich fühle mich gedrungen, euch zuzurufen, daß ihr anfangen müßt, persönlich an euch selbst zu arbeiten. Ihr schaut auf Gott und möchtet, daß er an euch das tut, was er euch zu tun überlassen hat. Wenn ihr an euch die Arbeit tut, von der ihr wißt, daß ihr sie leisten müßt, dann wird Gott euch beistehen, wo ihr seiner Hilfe bedürft. Aber ihr habt gerade das ungetan gelassen, was er euch aufgetragen hat. Ihr habt zu Gott gerufen, daß er eure Arbeit tun soll. Wärt ihr der euch gegebenen Erkenntnis gefolgt, dann würde er mehr Licht über euch scheinen lassen. Wenn ihr aber die euch gegebenen Ratschläge, Warnungen und Zurechtweisungen unbeachtet laßt, wie könnt ihr dann erwarten, daß Gott euch mehr Erleuchtung und Segen schenkt, nur damit ihr auch sie mißachtet und verschmäht? Gott ist kein Mensch; er läßt nicht mit sich spielen. Sch2 251.4

Ich nahm die teure Bibel und umgab sie mit den verschiedenen Zeugnissen, die Gott seinem Volk gegeben hat. Ich sagte: Hier ist für die Probleme fast aller Glieder Vorsorge getroffen. Die Sünden, die sie meiden sollen, sind genau bezeichnet. Der Rat, den sie suchen, ist hier zu finden; er ist in Fällen enthalten, die den ihren ähneln. Es hat Gott gefallen, euch eine Lehre nach der andern und eine Anweisung nach der andern zu erteilen. Aber nur wenige von euch wissen wirklich, was die Zeugnisse enthalten. Ihr seid nicht mit der Schrift vertraut. Wenn ihr im Worte Gottes geforscht hättet mit dem Verlangen, dem Maßstab der Schrift gerecht zu werden und die christliche Vollkommenheit zu erreichen, hättet ihr die Zeugnisse nicht nötig. Weil ihr es versäumt habt, mit dem von Gott eingegebenen Buch bekannt zu werden, hat er versucht, euch durch einfache und direkte Zeugnisse zu erreichen und eure Aufmerksamkeit auf die Worte der Heiligen Schrift zu lenken, der ihr nicht gehorcht habt. Durch sie mahnt er euch dringlich, euer Leben in Übereinstimmung mit ihren reinen und heiligen Lehren zu bringen. Sch2 252.1