Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

227/237

Kapitel 4

Wenn in einer Familie Krankheit auftritt, dann sind sorgfältige Hygiene und eine gesunde Ernährung besonders wichtig, um die Abwehrkräfte des Patienten zu stärken. Darüber hinaus sollte dafür gesorgt werden, daß das Krankenzimmer immer gut gelüftet wird und die Temperatur einigermaßen konstant ist. Die Zimmertemperatur sollte nicht den Bedürfnissen der Gesunden angepaßt werden, sondern muß sich nach dem richten, was für den Kranken gut ist. Wenn die Pflegenden beispielsweise nachts aufstehen, um nach dem Patienten zu sehen, frieren sie meist und meinen, es müsse noch tüchtig Feuerung nachgelegt werden. Große Temperaturschwankungen können zu einer ernsten Gefahr für das Leben des Kranken werden. Bei gutem Wetter sollte der Patient viel frische Luft einatmen können, ohne allerdings direktem Luftzug ausgesetzt zu sein. Können die Fenster im Krankenzimmer nicht genügend weit geöffnet werden, dann sollte man zumindest die angrenzenden Räume gut lüften. Frische Luft braucht der Kranke oft dringender als Essen und Medikamente. Mitunter müssen kranke Leute wochen- und monatelang in schlecht gelüfteten Räumen zubringen; als ob frische Luft der ärgste Feind des Patienten wäre. Dabei sind Luft, Licht und Sonne die beste Medizin. Mancher könnte heute noch leben, wenn es ihm gestattet gewesen wäre, frische Luft zu atmen und reines Wasser zu trinken. Aber man ließ die Kranken in stickigen Räumen liegen und stopfte sie mit Medikamenten voll, die die natürlichen Abwehrkräfte des Patienten noch zusätzlich lähmten. Viele, die schon jahrelang dahinkränkeln, könnten gesund und glücklich sein, wenn sie sich mehr in der freien Natur bewegen würden und in ihre Häuser Sommer wie Winter mehr frische Luft hineinließen. FG2 445.1

An dieser Stelle auch ein Wort an diejenigen, die Kranke pflegen. Sie sollten nicht nur auf die Gesundheit des Patienten achten, sondern auch auf ihre eigene. Das ist besonders wichtig, wenn der Kranke vom Fieber geplagt ist oder eine ansteckende Krankheit wie etwa Lungentuberkulose hat. Wenn irgend möglich, sollten sich mehrere Personen in die Pflege teilen, damit nicht ständig ein und derselbe mit dem Kranken zu tun hat. Auch die Pflegepersonen sollten sich so oft wie möglich an der frischen Luft aufhalten. Das ist besonders wichtig, wenn die Angehörigen sich aus falsch verstandener Fürsorge weigern, das Krankenzimmer ausreichend lüften zu lassen. Die meisten Leute wissen nichts davon, daß verbrauchte Luft mit Krankheitserregern angereichert ist und so zur Gefahr für den Kranken, für das Pflegepersonal und für die Besucher werden kann. FG2 445.2

Nicht selten stecken sich Angehörige durch den Kontakt mit dem Kranken an. In vielen Fällen müßte das nicht sein, wenn die Leute auf mehr Sauberkeit achten, ihre Eßgewohnheiten verändern und mehr Licht und Luft in die Räume lassen würden. Niemand sollte sich in die Gefahr bringen, selber krank zu werden, nur weil die Angehörigen eines Kranken aus Unwissenheit oder Eigensinn an gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen festhalten. FG2 446.1

Besonders tragisch ist es, wenn Mütter sich bei der Krankenpflege durch unzureichende Gesundheitsvorsorge und schlechte hygienische Verhältnisse selbst anstecken und dahinsiechen oder gar sterben ... Es gibt eine Reihe von Krankheiten, die ihren Ausgangspunkt im Krankenzimmer haben, die aber sehr einfach hätten vermieden werden können. FG2 446.2

Oft wird der Genesungsprozeß auch dadurch gestört, daß der Kranke durch zu viele Besuche überfordert wird. Eigentlich brauchte er Ruhe, aber sie wird ihm durch wohlmeinende Besucher geraubt, die annehmen, ihn durch viel Reden aufmuntern zu müssen. Manche Leute sind aufs Krankenlager geworfen worden, weil sie sich überarbeitet und Raubbau an ihrer Gesundheit getrieben haben. Sie brauchen nichts weiter als Entspannung, Ruhe, Abstand von den Sorgen des Alltags, Licht, Luft, reines Wasser und eine entsprechende Diät. Was sie nicht gebrauchen, ist das ständige Gestörtwerden durch Besucher, die es gut mit ihnen meinen. Natürlich kann es dem Kranken helfen, wenn er weiß, daß er nicht vergessen ist. Kranken sollte die Wertschätzung ihrer Angehörigen oder Freunde aber auf eine Weise gezeigt werden, die den Genesungsprozeß nicht behindert, sondern fördert. FG2 446.3

Es ist nicht immer zum Besten, unbedingt nachts bei einem Kranken wachen zu wollen. Das ist wohl nur in besonders kritischen Fällen nötig. Zum einen wird die Luft durch die Anwesenheit weiterer Personen im Krankenzimmer und durch brennendes Kerzen- oder Petroleumlicht nicht besser, zum anderen stören selbst die leisesten Gespräche den Schlaf des Kranken, den er so dringend zur Genesung braucht. In der Regel brauchen Kranke frische Luft dringender als wohlgemeinte Nachtwachen. Wenn Angehörige auch nachts auf den Patienten achten müssen, sollten sie sich in einem angrenzenden Raum aufhalten, um nach dem Kranken schauen zu können ... FG2 447.1

Viele Leiden ließen sich verhindern, wenn eine vernünftige Gesundheitsvorsorge getroffen würde. In diesem Zusammenhang kommt der Hygiene große Bedeutung zu. Leider halten viele ihren Körper und ihre Kleidung nicht so sauber, wie es nötig wäre, um Krankheiten vorzubeugen ... FG2 447.2

Viele wissen gar nicht, wie wichtig es ist, sich selbst, das Haus und das ganze Anwesen sauberzuhalten. Sie lassen auf ihren Grundstücken alles mögliche herumliegen und setzen sich damit selbst Verwesungsgerüchen und Fäulnisdünsten aus, die die Luft verpesten und der Gesundheit schaden. FG2 447.3

Wenn jemand durch die eigene Nachlässigkeit krank wird oder gar stirbt, macht man am Ende noch Gott dafür verantwortlich. Wem seine Gesundheit lieb ist, der sollte in Haus und Hof Ordnung halten und dafür sorgen, daß Abfälle sachgerecht beseitigt werden. FG2 447.4

Gott befahl schon den Israeliten, ihren Körper und ihre Kleidung sauberzuhalten. Er duldete nicht, daß in der Nähe des Wohnbereichs Abfälle und Unrat gelagert wurden. Sollte der Herr von seinem Volk heute weniger erwarten als damals von den Kindern Israel? Wenn heute Menschen erkranken, weil der Hygiene und Sauberkeit zu wenig Gewicht beigemessen wird, dann ist das nicht nur nachlässig, sondern geradezu fahrlässig. Daß Abfall entsteht, läßt sich nicht vermeiden, aber man muß damit auch entsprechend umgehen. Abfallplätze sollten saubergehalten und besonders im Sommer mit Kalk, Asche oder Erde abgedeckt werden. FG2 447.5

Manche Häuser sind zwar kostspielig eingerichtet, entsprechen aber nicht den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bewohner. Die besten Räume werden abgedunkelt und kaum gelüftet, damit die teuren Möbel nicht leiden, die kostbaren Teppiche nicht ausbleichen und die Bilderrahmen ihren Glanz nicht verlieren. Wenn schon mal Besucher die gepflegten Räume betreten dürfen, dann setzen sie sich der Gefahr aus, sich in der kellerartigen Luft zu erkälten. In bezug auf die Schlaf- und Gästezimmer halten es viele Leute ähnlich. Die Luft ist schnell verbraucht und die Betten und das Bettzeug sind klamm, weil eifersüchtig darüber gewacht wird, daß kein Strahl Sonne und kein Luftzug in die Zimmer dringt. Wer in solchen Räumen übernachtet, erweist seiner Gesundheit keinen guten Dienst. Öffnet die Fenster, damit frische Luft in eure Häuser strömt, wenn nötig, den ganzen Tag über. Die Gesundheit eurer Familie sollte euch wichtiger sein als die Bewunderung irgendwelcher Besucher. Wer zuerst danach fragt, was gerade modern ist, wird am Ende das ernten müssen, was er gesät hat, und sich Krankheit einhandeln. FG2 448.1

Viele Leute leiden an Halsbeschwerden und Lungenkrankheiten, weil sie jahrelang in Räumen schlafen, die nicht einmal dafür geeignet sind, eine Nacht darin zu verbringen. Wer jeden Lichtstrahl aussperrt und alle Ritzen verstopft, muß sich nicht wundern, wenn er krank wird, weil er Nacht für Nacht die verbrauchte Luft seines Schlafzimmers einatmet. Luft und Licht sind überaus kostbare Gaben unseres Schöpfers; warum behandeln wir sie dann, als wären sie unsere ärgsten Feinde? ... FG2 448.2

Es ist auch nicht gut, wenn Bäume zu nahe an Wohnhäusern stehen. Sie verhindern die notwendige Luftzufuhr und halten das Sonnenlicht fern. Das führt zu Feuchtigkeit in den Räumen, die Erkrankungen wie Rheuma, Neuralgien, Lungenleiden und manches andere auslöst oder begünstigt. Bäume sind für ein Anwesen wichtig, aber in einem angemessenen Abstand von Wohn- und Schlafräumen ... FG2 448.3

Viele erwarten, daß Gott sie vor Krankheit bewahrt, einfach deshalb, weil sie darum beten. Aber Gott erhört diese Gebete nicht, weil die Beter “nur beten”, aber nichts dafür tun, sich gesund zu erhalten. Niemand sollte sich dem Trugschluß hingeben, daß Gott den eigenen Unverstand dadurch auffängt, daß er dauernd Wunder vollbringt, um den Menschen gesund zu erhalten. Wer Gottes Gesundheitsordnungen mißachtet, muß auch die Folgen tragen. Wenn wir allerdings zur Gesunderhaltung das tun, was uns möglich ist, dürfen wir darauf vertrauen, daß Gott auch das Seine tut. FG2 448.4