Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Kapitel 3

Viele der Krankheiten, unter denen die Menschheit zu leiden hat, sind selbstverschuldet. Wer die natürlichen Lebensgesetze mißachtet, muß sich nicht wundern, wenn das irgendwann auf seine Gesundheit durchschlägt. Allerdings werden heutzutage nur wenige Krankheiten auf die eigentliche Ursache, den falschen Lebensstil, zurückgeführt. Wir brauchen nur an die Ernährung zu denken. Die meisten Menschen lassen sich in dieser Beziehung allein von ihrem Appetit leiten und fragen nicht danach, ob die Speisen gesund sind, die sie zu sich nehmen. Wenn ihr Organismus mit Krankheit reagiert, machen sie am Ende noch Gott für ihre Leiden verantwortlich. Um die Beschwerden wieder loszuwerden, laufen sie zum Arzt, schlucken blindlings die stark wirkenden Arzneimittel, die ihnen verordnet werden, und vergiften damit ihren Körper nur noch mehr. Dadurch blockieren sie endgültig die natürlichen Heilmechanismen, über die der menschliche Körper normalerweise verfügt. FG2 435.1

Mütter, die infolge von Überbeanspruchung krank geworden sind, könnten schnell wieder gesund werden, wenn sie kurze Zeit fasten, ihre Ernährungsgewohnheiten ändern oder sich etwas mehr Ruhe und Schlaf gönnen würden. Statt dessen laufen sie zum Arzt, der sie mit stark wirkenden Arzneimitteln vollstopft, die er selbst im Krankheitsfall niemals einnehmen würde. Wenn der Zustand sich verschlechtert, wird die Dosierung der Mittel erhöht. Manche Frau wäre nicht gestorben, wenn man die natürlichen Heilungskräfte genutzt hätte. Verwandte und Nachbarn rätseln dann vielleicht noch lange Zeit über die verschlungenen Wege der Vorsehung, die eine Mutter aus dem Leben gerissen hat, die so dringend gebraucht würde. Nicht selten hört man in solchen Fällen den Vorwurf: “Wie kann Gott so etwas zulassen?” Aber in Wirklichkeit ist nicht Gott der Schuldige, sondern häufig haben sich die Menschen das Unglück wegen ihrer falschen Lebensgewohnheiten selbst zuzuschreiben. FG2 435.2

Nicht immer geht Krankheit tragisch aus. Manche Menschen verfügen über soviel Abwehrkräfte, daß sie sich trotz der unheilvollen Wirkung bestimmter Medikamente wieder erholen. Sie mögen die Genesung zwar der Arznei zuschreiben, aber in Wirklichkeit waren es die natürlichen Heilkräfte des Körpers, die sie gesunden ließen. Dennoch können in solchen Fällen die verordneten starken Medikamente schädliche Neben- oder Langzeitwirkungen haben, die die Widerstandskraft auf die Dauer gesehen untergraben und das Leben verkürzen. FG2 436.1

Wären die Betroffenen die einzigen Leidtragenden, hielte sich das Übel ja noch in Grenzen. Aber so einfach ist das nicht. Eltern schädigen nicht nur sich selbst, sondern geben unter Umständen bestimmte durch Medikamente hervorgerufene Schädigungen an ihre Nachkommen weiter. So hat sich im Laufe der Zeit der gesundheitliche Zustand der Menschheit in körperlicher, seelischer und moralischer Hinsicht ständig verschlechtert. Ursache dafür sind nicht selten stark wirkende Medikamente. Das Ergebnis: Die schädlichen Langzeitwirkungen sind oft schlimmer als das ursprüngliche Leiden. FG2 436.2

Wer dagegen vernünftig ist, kümmert sich rechtzeitig um die natürlichen Bedürfnisse seines Körpers. Fragen der Gesunderhaltung sollten auch in der Erziehung unserer Kinder ihren festen Platz haben. Wer etwas von dem natürlichen Zusammenspiel der Kräfte in seinem Körper weiß, kann in vielen Fällen sein eigener Arzt sein. Wenn die Menschen sich mehr Gedanken darüber machen würden, daß auch im körperlichen und seelischen Bereich das Ursache-Wirkung-Prinzip gilt, und wenn sie sich darüber hinaus an das hielten, was Gott in Sachen Gesunderhaltung offenbart hat, würde es weniger Kranke und Sterbende geben. Leider wollen die meisten davon nichts wissen; manchmal hat man den Eindruck, daß die Leute lieber sterben würden, als sich Gedanken über einen vernünftigen Lebensstil zu machen. Vielleicht denken sie: Wenn es gar nicht mehr geht, ist ja der Arzt noch da! FG2 436.3

Laßt mich das bisher Gesagte durch verschiedene Beispiele erhärten. Im ersten Fall handelte es sich um einen Vater, dessen Tochter erkrankt war. In großer Sorge ließ er einen Arzt kommen. Nachdem die Patientin gründlich untersucht worden war, erzählte der Vater dem Arzt, daß er innerhalb kurzer Zeit seine Frau, einen Sohn und eine Tochter verloren hatte. Die kranke Tochter wäre die einzige, die ihm noch geblieben sei, und er habe große Angst, auch sie zu verlieren. Als der Arzt nach den näheren Umständen der Todesfälle fragte, erzählte der Vater: “Mein Sohn wurde von einem heftigen Fieber überfallen. Der herbeigerufene Arzt verabreichte ihm ein schnell wirkendes Mittel, das die Temperatur senken sollte. Das Fieber wich auch tatsächlich, aber der Zustand unseres Sohnes besserte sich nicht. Nun mußte der Junge über einige Zeit stärkere Medikamente schlucken, aber auch das half nicht. Trotz immer neuer und stärkerer Arzneimittel verschlechterte sich sein Zustand ständig, bis er starb. FG2 436.4

Sein Tod war für uns alle schmerzlich, besonders aber für meine Frau. Ihre Sorge um den kranken Sohn, die Überforderung durch die Pflege und schließlich der Kummer über seinen Tod haben sie so mitgenommen, daß sie selber erkrankte. Da ich das Vertrauen in den behandelnden Arzt verloren hatte, wandte ich mich an einen anderen. Er gab meiner Frau Opiumpräparate, weil er meinte, das würde ihre Schmerzen lindern, ihre Nerven beruhigen und sie für eine gewisse Zeit ruhigstellen. Die Medikamente versetzten sie in einen tiefen Schlaf, so daß sie nicht mehr wahrnahm, was um sie herum vorging. Ihr Puls war ziemlich unregelmäßig; manchmal ging er ganz schnell, manchmal war er kaum zu spüren. Das ging so lange, bis ihr Herz zu schlagen aufhörte. Das Opium hatte ihre Sinne so benebelt, daß sie starb, ohne uns als Familie überhaupt noch einmal wahrgenommen zu haben. Dieser zweite Todesfall ging weit über das hinaus, was wir zu tragen vermochten. Wir waren untröstlich und vor Trauer und Schmerz wie gelähmt. FG2 437.1

Das nächste Opfer war die eine meiner Töchter. Trauer, Angst und die Pflege der Mutter hatte sie so mitgenommen, daß auch sie bettlägerig wurde. In meiner Not wandte ich mich an einen dritten Arzt, der zwar weit entfernt von uns wohnte, den man mir aber wärmstens empfohlen hatte. Er kam und meinte, daß er helfen könne. Auch er versuchte zunächst, das Fieber herunterzudrücken. Das gelang, dennoch verschlimmerte sich der Zustand meiner Tochter dramatisch. Der Arzt sah nur noch eine Möglichkeit, das Mädchen zu retten, indem er ihm ein Medikament mit Namen ‘Calomel’ verabreichte. Tagelang schwebte meine Tochter zwischen Leben und Tod und wurde von Krämpfen geschüttelt. Langsam erholte sie sich wieder, aber dann stellten wir entsetzt fest, daß sie eine geistige Behinderung zurückbehalten hatte. Sie blieb leidend, konnte ihre Glieder vermutlich wegen der starken Nebenwirkungen der Medikamente — nicht mehr richtig benutzen, bis sie nach einigen qualvollen Jahren starb.” FG2 437.2

Nach dieser Schilderung blickte der Vater den Arzt besorgt an, der sein letztes Kind retten sollte. Der war sehr betroffen-, er stand auf und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen. Ein Medikament hatte er nicht verschrieben. FG2 438.1

In einem anderen Fall stand ein Arzt am Krankenbett einer 30jährigen Frau. Seine Diagnose lautete: zerrüttete Nerven, krankhaftes Blut, unzureichende Magenfunktion. Er sagte, die Kranke müsse aktivierende Mittel einnehmen und verordnete ihr ein Medikament mit dem Namen “Nux vomica”. Ich war gespannt, wie die Arznei auf die Kranke wirken würde. Sie schien anzuschlagen, denn der Zustand der Patientin besserte sich. FG2 438.2

Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen anderen Fall gelenkt. Ein Arzt behandelte einen jungen Mann, der hohes Fieber hatte, mit dem Medikament “Calomel”. Auch da zeigte sich eine Wirkung, aber sie schien nicht zum Guten auszuschlagen. FG2 438.3

Dann sah ich eine Frau, die große Schmerzen zu ertragen hatte. Der Arzt hatte ein Medizinfläschchen in der Hand, auf dem stand: Opium. Zuerst schien es, als ob das Mittel das Gehirn beeinflussen würde, denn die Frau redete wirr durcheinander. Dann fiel sie in einen tiefen Schlaf FG2 438.4

Plötzlich sah ich wieder vom ersten Fall den Vater, der bereits drei seiner Lieben verloren hatte, am Bett des kranken Mädchens. Der Doktor verließ das Zimmer wieder, ohne ein Medikament verordnet zu haben. Der Vater fragte ihn, ob er denn gar nichts unternehmen wolle, seiner Tochter zu helfen. Der Arzt antwortete: “Ich habe mir die Leidensgeschichte Ihrer Frau und Ihrer beiden Kinder angehört. Die Ärzte haben die Kranke damals nicht retten können; vielmehr scheint es so, daß die Medikamente mehr geschadet als genützt haben. Jedenfalls haben sie Ihren Lieben nicht geholfen. Ich bin sogar fest davon überzeugt, daß keiner der Patienten hätte sterben müssen, wenn die Medikamente nicht die natürlichen Heilkräfte behindert hätten. Deshalb werde ich Ihrer Tochter auch keine Arzneimittel geben, sondern versuchen, ihre natürlichen Heilkräfte zu unterstützen.” Bevor er ging, übergab er dem Vater einen Zettel mit Anweisungen: “Alle Aufregung von der Patientin fernhalten; nichts an sie herankommen lassen, was Niedergeschlagenheit auslösen könnte; einfache Kost verabreichen und viel Wasser trinken lassen; die Kranke häufig baden, viel Licht und Luft in das Krankenzimmer lassen und auf Ruhe achten.” FG2 438.5

Als der Vater die einfachen Anweisung las, war er skeptisch, ob das Erfolg haben könnte. Der Arzt sagte daraufhin: “Sie haben Vertrauen bewiesen, als Sie mich rufen ließen, vertrauen Sie nun auch meinen Anordnungen. Ich werde Ihre Tochter täglich besuchen und von Fall zu Fall weitere Anweisungen geben. Wenn Sie alles genau befolgen, wird Ihre Tochter in wenigen Wochen gesund sein.” Obwohl der Vater der ganzen Sache nicht recht traute, hielt er sich an die Anweisungen des Arztes. FG2 439.1

Wieder wechselte vor meinem inneren Auge die Szene. Ich sah die Frau, deren Befinden sich nach Verabreichen von “Nux vomica” scheinbar gebessert hatte. Sie konnte sich wieder aufrichten. Obwohl das Zimmer überheizt war und man alle Ritzen verstopft hatte, um nur ja keinen Luftzug hereinzulassen, legte sie sich einen Schal um, weil ihr kalt war. Jedes Lüftchen verursachte der Patientin unerträgliche Schmerzen im Nackenbereich. Neben dem Bett sah ich jemanden stehen, der voller Mitleid auf die Kranke schaute und schließlich zu den Anwesenden sagte: “Was Ihr jetzt seht, ist die Nebenwirkung von Nux vomica. Das Mittel wirkt zunächst anregend auf das Nervensystem, aber dann stellen sich Kältegefühl und Erschlaffung ein. In dem Maße, wie es anregt, kann es auch schädigen und sogar zum Tod führen.” FG2 439.2

Und wieder wechselte die Szene. Der gleiche Mann stand am Bett des jungen Patienten, der mit “Calomel” behandelt worden war. Der Kranke schien sehr zu leiden, jedenfalls waren seine Lippen ganz dunkel und geschwollen; sein Gaumen war entzündet, seine Zunge lag dick und unförmig im Mund, und aus den Mundwinkeln lief der Speichel. Der Mann am Krankenbett sagte mit traurigem Blick: “Das sind die Auswirkungen von quecksilberhaltigen Präparaten. Glücklicherweise hat dieser junge Mann noch genügend Abwehrkräfte, so daß sein Körper mit dem giftigen Medikament fertig wird. Aber viele schaffen das nicht und sterben.” FG2 439.3

Plötzlich sah ich wieder die Frau, der man Opium gegeben hatte. Sie war aus dem Dämmerzustand erwacht, reagierte aber abwechselnd aggressiv oder verwirrt. In lichten Momenten warf sie ihren Verwandten vor, sie täten nichts, um ihr die Schmerzen zu lindern; dann wieder schlug sie wild um sich und gebärdete sich wie eine Wahnsinnige. Der geheimnisvolle Mann stand auch an ihrem Krankenbett und sagte: “Das ist die andere Wirkung von Opium.” FG2 440.1

Wegen des Tobsuchtsanfalls wurde der behandelnde Arzt wieder gerufen. Er gab der Patientin eine höhere Dosis Opium. Die Kranke beruhigte sich, wurde fröhlich und gesprächig. Sie schloß mit denen, die sie vorher beschimpft hatte, wieder Frieden und freute sich über den Besuch. Aber nach kurzer Zeit verfiel sie wieder in eine Art benebelten Zustand und nahm kaum noch etwas wahr. FG2 440.2

Der Mann am Krankenbett sagte: “Laßt Euch nicht täuschen, der Gesundheitszustand der Kranken ist jetzt nicht besser als zu der Zeit, da sie wild um sich schlug. Im Gegenteil, es steht bedeutend schlechter um sie. Opium ist eine Droge, die lediglich kurzfristig Schmerzlinderung verschafft, aber die Ursache der Krankheit nicht behebt. Es hilft nur so lange, wie es die Schmerzempfindung ausschaltet. Dadurch werden aber nicht nur die Schmerzen gelindert, sondern auch das Gehör, der Geschmackssinn und die Sehfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Sobald die Wirkung des Medikaments nachläßt, kehren die Schmerzen zurück und müssen durch immer höhere Gaben an Betäubungsmitteln eingedämmt werden. Dadurch wird die Gesundung immer unwahrscheinlicher, denn der Körper muß sich nun nicht nur gegen die Krankheit wehren, sondern auch gegen die Gifte, die durch die Medikamente noch zusätzlich eingeschleust worden sind.” FG2 440.3

Noch einmal zurück zu dem ersten Fall. Ich sah Vater und Tochter glücklich beieinander sitzen. Offensichtlich war dem Mann sein letztes Kind erhalten geblieben. Bevor der Arzt aus dem Haus wegging, sagte er zu dem Vater des Mädchens: “Nun haben sie Ihre Tochter gesund wieder. Ich habe ihr keine Medikamente gegeben, um ihre Abwehrkräfte nicht noch zusätzlich zu schwächen. Arzneimittel zerstören leider oft die körpereigenen Heilkräfte und schaden dann mehr, als daß sie nützen. Häufig ist nur die Natur selbst in der Lage, Heilung zu bewirken und die Gesundheit wiederherzustellen. Dabei sollte man sie so wenig wie möglich stören.” Als der Arzt den Vater fragte, ob er mit seiner Behandlungsmethode einverstanden sei, anwortete der: “Ich habe unter Schmerzen etwas gelernt, was ich nie vergessen werde. Heute denke ich, daß meine Frau und die beiden Kinder noch leben könnten, wenn man sie damals nicht mit diesen Medikamenten noch kränker gemacht hätte, als sie es ohnehin waren.” FG2 441.1

Bei der Patientin, der man “Nux vomica” verabreicht hatte, sah es ganz anders aus. Sie konnte sich kaum noch bewegen, weil ihre Glieder keine Kraft mehr hatten, das Gewicht des Körpers zu tragen. Zwei Helfer hoben sie vom Stuhl und legten sie ins Bett. Die Frau hustete stark, atmete schwer und verlor ihr Gehör und das Augenlicht — dann starb sie. Der geheimnisvolle Mann sagte traurig: “Nun sehen Sie, wie wenig das Medikament ‘Nux vomica’ tatsächlich bewirkt hat. Am Anfang hat es zwar die Abwehr des Körpers gegen die giftigen Substanzen mobilisiert, aber dem folgten nur allzu schnell Schwäche und Lähmung. Wenn dieses Mittel auch nicht bei allen Menschen gleich wirkt, weil die körperliche Konstitution unterschiedlich ist, so ist es doch insgesamt schädlich. Manchmal reicht eine einzelne Dosis aus, um Lähmungen, Verkrüppelungen und andere schwere Gesundheitsschäden zu hinterlassen. Mitunter führt die Einnahme sogar zum Tod. Dieses Mittel heilt nicht, sondern zerstört.” FG2 441.2

Als ich den jungen Mann wiedersah, der mit “Calomel” behandelt worden war, sah ich, daß seine Glieder verkrümmt waren. Er beschrieb sein Leiden selbst als unerträglich. Der Mann neben seinem Bett schaute ihn an und sagte: “So wirk ‘Calomel’. Es zerstört den Organismus, solange sich auch nur das kleinste Partikelchen im Körper befindet: die Gelenke entzünden sich, die Knochen werden angegriffen, und noch Jahre nachdem es eingenommen worden ist, können sich Geschwülste, Tumore und Krebs bilden.” FG2 441.3

Zuletzt wurde mir noch einmal die Kranke gezeigt, der man Opium verabreicht hatte. Ihr Gesicht war leichenblaß, die Augen glasig aber ruhelos und ihre Hände zitterten. Sie war sehr aufgebracht, weil angeblich alle Leute um sie herum gegen sie seien. Körperlich und geistig war sie ein Wrack. Der Arzt verschrieb ihr immer mehr Opium, aber ihr Zustand besserte sich nicht. Schließlich versank sie wieder in einer Art Betäubung. Der Mann an ihrem Bett, den wir bereits kennen, sagte: “Die Tage dieser Frau sind gezählt. Ihr Körper hat den Kampf gegen das Gift aufgegeben.” FG2 442.1

Mir scheint, daß mehr Leute an sogenannten Medikamenten sterben als aus anderen Gründen. Manchmal drängt sich einem geradezu der Gedanke auf: Wenn es weniger Ärzte gäbe, würde es auch weniger vorzeitige Todesfälle geben. FG2 442.2

Unvernünftige Ernährungsgewohnheiten tun dann noch ein übriges. Wer zu häufig und zuviel ißt, überlastet seine Verdauungsorgane, überschwemmt sein Blut mit schädigenden und schwer abbaubaren Substanzen und bereitet dadurch einer Fülle von Erkrankungen den Weg. Wenn dann noch Ärzte kommen, die mit Medikamenten zwar die Symptome behandeln, aber der Ursache nicht auf den Grund gehen, wird alles nur noch schlimmer. Der Organismus würde sich oft selbst helfen, wenn man ihn nur ließe. Durch eine Umstellung des Lebensstils, durch reine Luft und sauberes Wasser könnte manche Krankheit schnell und dauerhaft geheilt werden ... FG2 442.3

Bei Verdauungsbeschwerden würde manchmal schon eine kurze Zeit des Fastens helfen, die dem Magen eine Verschnaufpause beschert. Reichliche Zufuhr von Wasser hilft dem Körper, mit fiebrigen Erkrankungen schneller fertig zu werden. Leider sind die meisten Menschen zu ungeduldig, um dem Körper die Zeit zu lassen, sich selbst zu helfen — und zu träge, ihn in diesem Bemühen auf natürliche Weise zu unterstützen. Sie möchten möglichst von einem Tag auf den anderen gesund werden und greifen deshalb sofort zu Medikamenten. Damit wirft man aber dem Selbstheilungsbemühen des Körpers nur “Knüppel zwischen die Beine”. Plötzlich muß er sich nicht nur gegen die Krankheit wehren, sondern bekommt es auch noch mit Arzneimittelgiften zu tun. Diesem Zweifrontenkrieg ist der Organismus nicht immer gewachsen. Heilung bewirken in der Regel nicht die Medikamente, sondern die Natur selber. Allerdings sehen das die meisten Menschen nicht. Schafft der Körper es, trotz der Belastung durch Arzneimittel gesund zu werden, heißt es: Die Medizin hat geholfen! Schafft er es nicht, heißt es: Die Vorsehung hat es so gewollt! FG2 442.4

Heute leben die meisten Menschen nicht im Einklang mit den Grundsätzen einer gesunden Lebensweise. Sie wissen gar nicht, daß ein Zusammenhang besteht zwischen Lebensgewohnheiten und Ernährung auf der einen Seite und Gesundheit auf der anderen. Selbst wenn sie schon die Folgen ihrer unvernünftigen Lebensweise zu spüren bekommen, ließe sich vieles noch zum Guten wenden, wenn sie die Signale des Körpers verstünden und ihren Lebensstil umstellen würden. FG2 443.1

Medikamente helfen da normalerweise nicht, sondern bewirken eher das Gegenteil. Es mag sein, daß kurzzeitig bestimmte Symptome verschwinden oder Schmerzen gelindert werden, aber die Gefahr ist groß, daß die eigentlichen Ursachen nur verschleiert werden und die Krankheit an anderer Stelle und in anderer Form wieder auftaucht: als Hautleiden, in Form von Magengeschwüren oder in irgendwelchen anderen Bereichen. FG2 443.2

Oft werden auch Leber, Herz und Gehirn geschädigt. Es muß nicht immer gleich das Leben kosten, aber verminderte Leistungsfähigkeit, körperliche Beschwerden oder Invalidität sind ein hoher Preis, den man für Gleichgültigkeit oder Unvernunft zu zahlen hat ... FG2 443.3

Oft sind auch die Patienten selber Schuld daran, daß Ärzte so freizügig Arzneimittel verschreiben. Sie erwarten einfach, daß der Arzt sofort und möglichst ohne Einschränkungen für den Patienten hilft. Kann er das nicht, zweifelt man an seiner Kompetenz. Welcher Arzt kann sich das leisten? Also verschreiben heutzutage viele schon Arzneimittel, bevor sie überhaupt eine zutreffende Diagnose gestellt haben oder stellen konnten. Wenn die Kranken dann merken, daß die Mittel nicht den gewünschten Erfolg bringen, wechseln sie unter Umständen den Arzt — und die ganze Prozedur beginnt wieder von vorn. Daß so etwas auf die Dauer nicht gutgehen kann und mancher Patient auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand ... FG2 443.4

Viele Menschen könnten heute noch leben, wenn sie nur etwas mehr Verstand hätten walten lassen und ihr Heil nicht in Medikamenten gesucht, sondern die natürlichen Heilmittel wie Wasser und frische Luft angewandt hätten ... Statt dessen preist man Medikamente an, die angeblich so wirksam sind, und drängt sie anderen geradezu auf. Von den unzähligen Kranken, denen solche Mittel zum Verhängnis geworden sind, spricht man natürlich nicht ... FG2 444.1

Wir, die wir zu Gott gehören und in seinem Dienst stehen, sollten unsere Zuflucht nicht bei Arzneimitteln suchen. How to Live 49-64. FG2 444.2