Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

27/237

Weitere Aussagen Ellen G. Whites in diesem Gespräch

Ich berichte euch von den Geschehnissen der Vergangenheit, damit ihr wißt, was wir damals erlebt haben. Einige der Enthusiasten jener Jahre (1844) sprangen umher und sangen dabei unentwegt: “Glory, glory, glory, glory ...” Manchmal saß ich nur still da und wartete, bis die Leute sich beruhigt hatten. Wenn es möglich war, sagte ich dann zu ihnen: “Ihr täuscht euch, wenn ihr denkt, daß Gott so wirkt und daß ihr auf diese Weise Menschen für ihn gewinnen könnt. Es ist nicht unsere Aufgabe, Gefühle zu erregen, sondern wir sollen die Menschen zu einem klaren Verständnis des Wortes Gottes führen. Sie brauchen eine sichere Grundlage für ihren Glauben. FG2 43.2

Ich war damals noch sehr jung; dennoch mußte ich durch meine Zeugnisse gegen solch befremdliches Tun Stellung nehmen. Seit jener Zeit habe ich sorgfältig darauf geachtet, daß derartige Strömungen sich in unserer Gemeinde nicht wieder ausbreiten konnten. Fanatischer Eifer überzeugt niemanden, sondern versperrt nur den Weg zur Wahrheit. FG2 43.3

Möglicherweise denkt ihr, auf dem richtigen Weg zu sein und merkt nicht, daß eure Praktiken und die eurer Sympathisanten die Menschen mehr abstößt als anzieht. Die Folge wird sein, daß Außenstehende kein klares Bild von der Botschaft und dem Werk Gottes gewinnen können. Wir haben den Menschen das lautere Wort Gottes zu verkündigen. Für alles andere sorgt der Heilige Geist schon selber. Aber ich sage euch, der Heilige Geist kommt niemals in einer Weise, die Gottes Botschaft lächerlich macht oder gar abstoßend wirkt. Bei unserem Reden, Singen und Beten und bei allen sonstigen geistlichen Übungen muß die Besonnenheit und Gottesfurcht zu erkennen sein, die jedes wahre Gotteskind auszeichnet. FG2 43.4

Seit jeher bestand die Gefahr, unsere Gottesdienste Einflüssen zu öffnen, die zwar geistgewirkt erscheinen, in Wirklichkeit aber nur Ausdruck einer fanatischen religiösen Haltung sind. Mir bereitet alles Sorge, was uns von der biblischen Wahrheit ablenkt. Laßt uns nicht den gesunden Menschenverstand zugunsten ekstatischer Erlebnisse vernachlässigen, damit nicht der Satan am Ende alles durcheinanderbringt. Es wird immer Menschen geben, die für fanatische Anschauungen anfällig sind. Wir dürfen sie nicht gewähren lassen. Wenn wir dazu schweigen, wird die Gemeinde bald als Sammelbecken von Sonderlingen, Fanatikern und Schwärmern verschrien sein.” FG2 44.1

Fanatismus ist das letzte, was wir gebrauchen können

Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, ich sollte etwas über die religiösen Auswüchse aus der Frühzeit unserer Geschichte veröffentlichen, damit unsere Geschwister heute nicht auf ähnliche Dinge hereinfallen. Wenn fanatische Geister sich mit absonderlicher Frömmigkeit interessant machen möchten, sollten wir uns um so konsequenter zur klaren und nüchternen Lehre der Bibel bekennen. FG2 44.2

Als Jesus auf dieser Erde wirkte, haben mehrere Frauen sein Werk unterstützt. Wenn Jesu Widersacher in deren Verhalten auch nur eine Spur von Anstößigkeit entdeckt hätten, wäre ihnen das willkommen gewesen, um die ganze Sache in den Schmutz zu ziehen. Aber sie fanden nichts! Hätten sich die gläubigen Frauen damals so verhalten, wie es heute in den fanatisierten Gruppen geschieht, wäre Jesu Werk erledigt gewesen. Aber damals ging es um die Wahrheit und nicht um fromme Selbstdarstellung. Das half den Menschen auf den Weg zur Buße. FG2 44.3

Viele bedürfen der Heiligung, aber Heiligung erwächst nicht aus Gefühlsaufwallung und frommer Erregung, sondern hat es mit Gehorsam zu tun. Wir dürfen einfach nicht tatenlos zusehen, wenn einige sich in einer Weise aufspielen, die andere daran hindert, die Wahrheit anzunehmen. FG2 44.4

Es hat damals Jahre gedauert, bis die Adventgemeinde den Geruch wieder verlor, eine fanatische Sekte zu sein. Und das alles nur durch die frömmlerische Zügellosigkeit einiger fanatischer Gruppen. Manuskript 115, 1908. FG2 44.5