Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Behandelt alle gleich

Wir sollten weniger Unterschiede machen. Es gibt in unseren Reihen zuviel Gerangel um Gehälter. Jeder stuft den Wert seiner Arbeit selbstverständlich hoch ein und fordert eine entsprechende Bezahlung. Niemand sollte aber nur deshalb hoch bezahlt werden, weil er der Meinung ist, für bestimmte Aufgaben besonders befähigt zu sein. Wo das geschieht, übernehmen wir für das Werk Gottes die Prinzipien weltlichen Geschäftsgebarens. Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel erwartet. Diejenigen, die aufgrund ihrer besonderen Begabung auch eine besondere Entlohnung erwarten, sollten sich fragen: “Von wem habe ich meine Fähigkeiten eigentlich bekommen? Habe ich meine Begabung bisher zur Ehre Gottes eingesetzt? Habe ich mit meinem ‘Talent’ gewuchert?” Ein gottgewollter Umgang mit den uns anvertrauten Fähigkeiten wäre ein Gewinn für Gottes Sache. Gott fordert das Kapital an Gaben, das er uns geliehen hat, eines Tages zurück — und die Zinsen dazu. FG2 185.2

Langjährige Mitarbeiter, die mit ihrer Entlohnung unzufrieden sind, sollten sich lieber überlegen, wieviel Schaden sie dem Werk durch unsachgemäßes Handeln und durch das Mißachten von Grundsätzen zugefügt haben und wieviel Mittel der Gemeinschaft verlorengegangen sind, weil andere durch ihren Einfluß vom rechten Weg abgekommen sind. Anstatt Forderungen zu stellen, sollten sie fragen: “Herr, was schulde ich dir? Lukas 16,5. Wie soll ich wiedergutmachen, was ich durch den verkehrten Gebrauch meiner Gaben und durch ungeheiligtes Streben angerichtet habe? Wie kann ich die kostspieligen Folgen meines unüberlegten Tuns auslöschen?” Wenn jeder seine Aufgaben gläubig und grundsatztreu erfüllt hätte, müßte man in Gottes Werk nicht über Mangel klagen. FG2 186.1

Im Dienst für Gott sollten wir uns nicht von dem Grundsatz abhängig machen: Je mehr einer leistet, desto höher wird er bezahlt. Und niemand sollte sich einbilden, er sei unersetzlich und Gott wäre auf ihn angewiesen. Der Herr steht zu seinem Wort. Wenn wir es nur zulassen, wird er dafür sorgen, daß die Einstellung zur Arbeit für den Herrn wieder besser wird. Vor allem diejenigen, die so unangemessene Forderungen stellen, müssen ihre Gesinnung ändern. Solcher Eigennutz ist einfach nicht in Ordnung. Das Streben nach hohen Gehältern hat in vielen Herzen die Liebe verdrängt; und das Karrieredenken ist schon Tausenden zum Verhängnis geworden. Ja, Zehntausende hat ihre Sucht, etwas zu werden und wer zu sein, zugrundegerichtet, weil sie dabei das Wesentliche aus den Augen verloren haben. Wer sich selbst zum Maßstab macht und in der Jagd nach Gewinn und Anerkennung aufgeht, wird geistlich verkümmern. Das sollte uns alle davor warnen, in uns Selbstsucht, Geiz und Stolz zu nähren, die schließlich die Liebe zu Gott zerstören und die Seele verderben. FG2 186.2

Wenn jemandem die Entlohnung, die ihm im Werk Gottes angeboten wird, nicht angemessen erscheint, so hat er wohl das Recht, eine höhere Besoldung zu fordern, aber das führt häufig dazu, daß Gottes Einfluß auf sein Herz geschmälert wird. Und gerade das kann nicht durch Silber oder Gold aufgewogen werden. Manuskript 164, 1899. FG2 186.3