Für die Gemeinde geschrieben — Band 2

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Fanatismus und kalter Formalismus

Vielen erscheinen Formalismus, weltliche Weisheit, menschliche Voraussicht und geschickte Diplomatie schon als Kraft Gottes, aber wenn man sich ihrer bedient, erweisen sich solche Dinge oft als Hindernis für Gottes Wirken in dieser Welt. Satan wendet jedes nur mögliche Täuschungsmanöver an, um die Menschen von der Botschaft der drei Engel abzulenken. Wenn Satan sieht, wie Gott sein Volk segnet, setzt er seine Verführungskraft dagegen und sät den Samen des Fanatismus oder des Formalismus in die Reihen des Volkes Gottes. Weil wir das wissen, sollten wir bereits den Anfängen wehren und dem Widersacher keine Möglichkeit geben, in unserer Gemeinde Fuß zu fassen. Wir müssen gegen Gefahren von allen Seiten gewappnet sein. Besonders denen, die neu zum Glauben gekommen sind, muß durch positive Vorbilder Mut gemacht werden. Die Lehre von der Gerechtigkeit aus Glauben wird immer wieder zu einseitig verstanden. Die einen sagen, gute Werke seien die Voraussetzung für unsere Erlösung, die anderen behaupten, daß Werke gar keine Bedeutung mehr haben. Echter Glaube zeigt sich selbstverständlich in Werken der Liebe. FG2 20.3

Wir blicken nicht nach Golgatha, um dann doch nach eigenem Gutdünken zu handeln oder uns zu beruhigen, sondern schauen auf den gekreuzigten Christus, um das Leben im Glauben zu lernen. Im Blick auf das Kreuz entfaltet sich in uns der Glaube, der uns von Selbstsucht und Selbstgefälligkeit freimacht und die Bereitschaft weckt, das Richtige zu tun. Jedem Menschen haften sündige Gewohnheiten an, die überwunden werden müssen. Jeder muß den Kampf des Glaubens kämpfen. Ein Nachfolger Christi wird im Umgang mit anderen nicht hartherzig und gefühllos sein. Er wird in seinem Reden weder gemein noch anmaßend sein. Er wird weder rücksichtslos reagieren, noch unbarmherzig tadeln oder verdammen. FG2 21.1

Diese Art der Liebe entspringt dem Glauben. Biblischer Glaube schließt richtiges Handeln ganz selbstverständlich ein: “So laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.” Matthäus 5,16. FG2 21.2

Müht euch um euer Heil mit “Furcht und Zittern”, und wißt, daß es Gott ist, der in euch beides wirkt: den Willen zum Guten und das Tun des Guten. Richtiges Handeln sollte für uns schon deshalb wichtig sein, weil Jesus sagt: “Ich kenne deine Werke ...” Offenbarung 2,2. FG2 21.3

Freilich ist es unstreitig, daß die Erlösung nicht aus unseren guten Werken erwächst, es ist aber ebenso wahr, daß der Glaube an Jesus den Menschen zur Tat führt. Wer nicht auf die tägliche Führung Gottes achtet, wird sich bald den Einflüsterungen Satans öffnen. Satan versucht gerade jetzt, sich durch Täuschungen mehr und mehr Einfluß auf das Werk Gottes zu verschaffen. Manuskript 16, 1890. FG2 21.4