Christi Gleichnisse

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Die Zubereitung des Bodens

In dem ganzen Gleichnis vom Sämann stellt Christus die Sache so dar, daß die verschiedenen Ergebnisse des Säens von dem Boden, auf welchen der Same fällt, abhängen. Der Sämann und der Same sind in einem jeden Falle dieselben. In dieser Weise lehrt er, daß wenn das Wort Gottes nicht in unseren Herzen und unserem Leben sein Werk ausrichtet, der Grund dafür in uns selbst zu suchen ist und wir selbst für die Ergebnisse verantwortlich sind. Allerdings können wir uns selbst nicht ändern, aber wir haben die Kraft zu wählen, und es steht bei uns, zu bestimmen, was wir werden wollen. Die Hörer, die mit dem Wege, dem steinigen und dem mit Dornen bewachsenen Boden verglichen werden, brauchen nicht so zu bleiben. Der Geist Gottes sucht beständig den Bann des Zaubers, der die Menschen in weltlichen Dingen gefangen hält, zu brechen und das Verlangen nach den unvergänglichen Dingen in ihnen zu erwecken. Die Menschen aber widerstehen dem Wirken des Geistes und werden dadurch unaufmerksam auf das Wort Gottes und vernachlässigen es. Sie selbst sind also verantwortlich für die Herzenshärte, die den guten Samen daran hindert, Wurzel zu fassen, und für die bösen Auswüchse, die das Wachstum desselben ersticken. CGl 55.1

Der Garten des Herzens muß bearbeitet werden. Der Boden muß durch tiefe Reue über die Sünde aufgebrochen und giftige, satanische Pflanzen müssen entwurzelt werden. Der einmal von Dornen überwucherte Boden kann nur durch fleißige Arbeit wieder nutzbar gemacht werden. So können auch die bösen Neigungen des natürlichen Herzens nur durch ernste Bestrebungen im Namen und in der Kraft Jesu überwunden werden. Der Herr gebietet uns durch seinen Propheten: “Pflüget ein Neues, und säet nicht unter die Hecken.” “Darum säet euch Gerechtigkeit, und erntet Liebe.” Jeremia 4,3; Hosea 10,12. Er wünscht dies Werk für uns zu tun und bittet uns, mit ihm zusammen zu wirken. CGl 55.2

Die Arbeit des Sämanns ist es, die Herzen für die Annahme des Evangeliums vorzubereiten. Im Dienst am Wort wird zuviel gepredigt und zu wenig von Herz zu Herz gewirkt. Persönliche Arbeit für die Seelen der Verlorenen ist notwendig. Wie Christus, so sollen auch wir mit demselben Mitgefühl den einzelnen Menschen nahekommen und ihr Interesse an den wichtigen Dingen des ewigen Lebens zu erwecken versuchen. Ihre Herzen mögen so hart sein wie die hartgetretene Landstraße, und es mag ein anscheinend nutzloser Versuch sein, ihnen von einem Heiland zu erzählen; aber während sie auf dem Wege des Verstandes nicht bewegt werden können und alle Beweisgründe machtlos sein mögen, sie zu überzeugen, so mag doch die in persönlichem Dienen offenbarte Liebe Christi das steinerne Herz erweichen, so daß der Same der Wahrheit Wurzel fassen kann. CGl 56.1

Also hat auch der Sämann etwas zu tun, damit der Same nicht durch die Dornen erstickt wird oder wegen der dünnen Erdschicht umkommt. Gleich beim Anfang des christlichen Lebens sollte jeder Gläubige die Grundsätze des Christentums lernen, nämlich, daß er nicht nur durch das Opfer Christi gerettet werden, sondern daß er auch das Leben Christi zu seinem Leben und den Charakter Christi zu seinem Charakter machen soll. Alle Gläubigen sollten lernen Lasten zu tragen und die natürlichen Neigungen zu verleugnen. Sie sollten den Segen kennen lernen, der darin liegt, für Christum zu wirken, ihm in Selbstverleugnung nachzufolgen und als gute Streiter Schwierigkeiten zu ertragen. Lehrt sie Christi Liebe zu vertrauen und alle ihre Sorgen auf ihn zu werfen; laßt sie die Freude schmecken, Seelen für ihn zu gewinnen, und in ihrer Liebe und ihrem Interesse für jene Seelen werden sie sich selbst vergessen. Die Vergnügungen der Welt werden für sie die Anziehungskraft verlieren, und Lasten dieser Erde werden nicht mehr imstande sein, sie zu entmutigen. Die Pflugschar der Wahrheit wird ihr Werk tun; sie wird den harten Boden aufbrechen und wird nicht nur die Spitzen der Dornen abschneiden, sondern letztere mit den Wurzeln ausrotten. CGl 56.2