Christi Gleichnisse

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Unter die Dornen

“Was aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn jemand das Wort höret und die Sorge dieser Welt und Betrug des Reichtums ersticket das Wort und bringet nicht Frucht.” Matthäus 13,22. CGl 49.1

Der Same des Evangeliums fällt oft unter Dornen und schädliches Unkraut, und wenn nicht eine moralische Umbildung im menschlichen Herzen stattfindet, wenn nicht alte Gewohnheiten und das frühere Sündenleben aufgegeben werden, wenn die charakteristischen Eigenschaften Satans nicht aus der Seele entfernt werden, dann wird das Weizenkorn erstickt. Dornen wachsen auf zur Ernte und vernichten den Weizen. CGl 49.2

Die Gnade kann nur in dem Herzen gedeihen, das beständig für den köstlichen Samen der Wahrheit bereitet wird. Die Dornen der Sünde können in irgend einem Boden wachsen; sie bedürfen keiner besonderen Bearbeitung, aber die Gnade muß sorgfältig gehegt und gepflegt werden. Die Dornen wachsen zu jeder Zeit auf und man muß beständig an der Arbeit sein, um sie zurückzuhalten. Wenn das Herz nicht unter der Herrschaft Gottes steht, wenn der Heilige Geist nicht unaufhörlich am Wirken ist, um den Charakter zu läutern und zu veredeln, werden die alten Gewohnheiten sich immer wieder offenbaren. Die Menschen mögen bekennen, dem Evangelium zu glauben; wenn sie aber durch dasselbe nicht geheiligt werden, dann nützt ihr Bekenntnis nichts. Wenn sie nicht den Sieg über die Sünde gewinnen, dann gewinnt die Sünde den Sieg über sie. Die Dornen, die wohl abgehauen, aber nicht mit der Wurzel ausgerissen worden sind, wachsen immer wieder empor, bis die Seele von ihnen überwuchert wird. CGl 49.3

Christus zählte die Dinge auf, welche der Seele gefährlich sind, und führte, wie von Markus berichtet, die Sorgen dieser Welt, den betrüglichen Reichtum und viele andere Lüste an; ebenso nach Lukas Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens. Diese sind es, die das Wort, den wachsenden geistlichen Samen, ersticken. Die Seele hört auf, von Christo genährt zu werden und das geistliche Leben stirbt im Herzen ab. CGl 49.4

“Die Sorgen dieser Welt.” Keine Klasse ist frei von der Versuchung weltlicher Sorgen. Den Armen bringen schwere Arbeit, Entbehrung und die Furcht vor Mangel Schwierigkeiten und Bürden; die Reichen fürchten Verlust und haben eine ganze Menge ängstlicher Sorgen. Viele der Nachfolger Christi vergessen die Lehre, die er uns von den Blumen des Feldes zu lernen gegeben hat. Sie vertrauen seiner beständigen Fürsorge nicht, und weil sie ihre Lasten nicht auf Christum legen, kann er dieselben nicht tragen. Die Sorgen des Lebens, welche die Menschen zum Heilande führen sollten, um von ihm Hilfe und Trost zu empfangen, werden oft das Mittel, um sie von ihm zu trennen. CGl 50.1

Viele, die im Dienste Gottes Frucht bringen könnten, stellen sich das Erwerben von Reichtümern zur Aufgabe; ihre ganze Kraft wird Geschäftsunternehmungen gewidmet, und sie werden dadurch gezwungen, geistliche Dinge zu vernachlässigen. In dieser Weise trennen sie sich selbst von Gott. In der Schrift wird uns die Mahnung gegeben: “Seid nicht träge in dem, das ihr tun sollt.” Römer 12,11. Wir sollen arbeiten, damit wir dem Dürftigen etwas geben können. Christen müssen arbeiten; sie müssen ihrem Geschäft nachgehen, und können dies tun, ohne Sünde zu begehen. Aber viele lassen sich von ihrem Geschäft so in Anspruch nehmen, daß ihnen keine Zeit zum Gebet oder zum Studium der Bibel, keine Zeit um Gott zu suchen oder ihm zu dienen, übrig bleibt. Zuweilen sehnt sich die Seele nach Heiligkeit und nach dem Himmel, aber die Zeit fehlt, um sich von dem Getöse der Welt abzuwenden und der majestätischen, machtvollen Stimme des Geistes Gottes zu lauschen. Die Dinge der Ewigkeit werden als untergeordnet betrachtet, während die Dinge der Welt den ersten Platz einnehmen. Unmöglich kann unter solchen Verhältnissen der Same des Worts Frucht bringen, denn das Leben der Seele wird benutzt, um die Dornen der Weltlichkeit zu nähren. CGl 50.2

Viele, obgleich sie einen ganz anderen Zweck vor Augen haben, fallen in einen ähnlichen Irrtum. Sie wirken für das Wohl anderer, ihre Pflichten sind dringend, ihrer Verantwortlichkeiten viele und ihre Arbeit erlaubt keine Zeit für Andachtsübungen. Sie vernachlässigen den Verkehr mit Gott im Gebet und das Studium seines Wortes und vergessen, daß Christus gesagt hat: “Ohne mich könnt ihr nichts tun.” Johannes 15,5. Sie wandeln ohne Christum dahin, ihr Leben wird nicht von seiner Gnade durchdrungen, und die Charakterzüge des eigenen Ichs werden offenbar. Ihr Wirken für andere wird befleckt durch das Verlangen nach Herrschaft und durch harte unliebenswürdige Charakterzüge des unbesiegten Herzens. Hierin liegt eine der hauptsächlichsten Ursachen des Mißerfols in der Arbeit des Christen; dies ist der Grund, weshalb der Erfolg oft so spärlich ist. CGl 51.1

“Der Betrug des Reichtums.” Die Liebe zum Reichtum hat eine betörende, täuschende Macht. Nur zu oft vergessen solche, die irdische Güter besitzen, daß Gott ihnen die Kraft gibt, Wohlstand zu erwerben. Sie sagen: “Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir dies Vermögen ausgerichtet.” 5.Mose 8,17. Anstatt Dankbarkeit gegen Gott zu erwecken, verleiten ihre Reichtümer sie zur Selbsterhebung; sie verlieren das Gefühl ihrer Abhängigkeit von Gott und ihrer Verpflichtung gegen ihre Nebenmenschen. Anstatt den Reichtum als ein Pfund anzusehen, das sie zur Verherrlichung Gottes und im Dienste der leidenden Menschheit benutzen sollten, betrachten sie ihn als ein Mittel zur Selbstbefriedigung, und anstatt der Eigenschaften Gottes, werden durch den Reichtum die Eigenschaften Satans in den Menschen entwickelt. Der Same des Wortes ist durch die Dornen erstickt worden. CGl 51.2

“Und Wollust dieses Lebens.” Es liegt Gefahr in allen Vergnügungen, die man einzig der Selbstbefriedigung halber sucht. Alle Gewohnheiten der Befriedigung, welche die körperlichen Kräfte schwächen, den Verstand umwölken oder die geistige Fassungskraft lähmen und betäuben, sind fleischliche Lüste, “welche wider die Seele streiten”. 1.Petrus 2,11. CGl 52.1

“Und viele andere Lüste.” Dies sind nicht notwendigerweise Dinge, die an sich selbst sündig sind, sondern solche, denen man anstatt dem Reiche Gottes den ersten Platz gibt. Alles, was das Gemüt von Gott, die Neigungen von Christo abzieht, ist ein Feind der Seele. CGl 52.2

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Wenn das Gemüt jugendfrisch, kräftig und einer schnellen Entwicklung fähig ist, dann ist die Versuchung groß, dem eigenen Ich und ehrgeizigen Zwecken zu dienen. Sind dann die weltlichen Pläne erfolgreich, so kommt man leicht auf einen Pfad, der das Gewissen tötet und eine richtige Schätzung dessen, worin wirklicher Adel des Charakters besteht, verhindert; wirken nun noch begünstigende Umstände mit, dann wird sich ein Wachstum zeigen in einer Weise, wie sie im Worte Gottes verboten ist. CGl 52.3

In dieser Bildungsperiode im Leben der Kinder ruht auf den Eltern eine sehr große Verantwortlichkeit. Die sollten beständig darüber nachdenken, ihre Kinder mit den rechten Einflüssen zu umgeben; mit Einflüssen, die ihnen richtige Ansichten vom Leben und dem wahren Erfolg desselben geben. Wie viele Eltern machen es anstatt dessen zu ihrer ersten Aufgabe, ihren Kindern weltliches Gedeihen zu sichern! Alle ihre Gespielen und Kameraden werden mit Rücksicht auf diesen Zweck gewählt. Viele Eltern schlagen ihr Heim in irgend einer großen Stadt auf, führen ihre Kinder in die moderne Gesellschaft ein und umgeben sie mit Einflüssen, welche Weltlichkeit und Stolz geradezu einladen. In dieser Atmosphäre verkrüppeln Gemüt und Seele, hohe und edle Lebensziele werden aus den Augen verloren. Das Vorrecht, Kinder Gottes und Erben des ewigen Lebens zu sein, wird weltlichen Gewinnes wegen preisgegeben. CGl 52.4

Viele Eltern versuchen das Glück ihrer Kinder dadurch zu fördern, daß sie ihre Vergnügungssucht befriedigen. Sie erlauben ihnen an Spielen und Vergnügungen teilzunehmen und versehen sie mit Geld, welches die Kinder leichtsinnig zur Selbstbefriedigung und für allerlei Flittertand ausgeben. Je mehr man der Vergnügungssucht frönt, desto stärker wird sie, und so geht das Interesse solcher Jünglinge und Jungfrauen mehr und mehr in Vergnügen auf, bis sie zuletzt dahin kommen, daß sie es als den Hauptzweck ihres Lebens ansehen. Sie gewöhnen sich an Müßiggang und Selbstbefriedigung, so daß es fast unmöglich für sie wird, jemals standhafte Christen zu werden. CGl 53.1

Selbst die Kirche, welche doch die Säule und Stütze der Wahrheit sein sollte, ermutigt oft die selbstsüchtige Liebe zu Vergnügungen. Wenn Geld zu religiösen Zwecken aufgebracht werden soll, zu welchen Mitteln nehmen da gewisse Kirchengemeinschaften ihre Zuflucht? Zu einem Bazar, zu Festessen, Promenadenkonzerten, ja selbst zu Lotterien und ähnlichen Dingen. Oft wird der Ort, welcher der Anbetung Gottes geweiht sein sollte, durch Essen und Trinken, Kaufen, Verkaufen und allerlei Lustbarkeiten entweiht. Dadurch wird die Achtung vor dem Hause Gottes und der Anbetung Jehovas in den Gemütern der Jugend verringert, die Schranken der Selbstbeherrschung werden geschwächt, die Selbstsucht, der Appetit und die Liebe zu äußerlichem Gepränge genährt, und alle diese Fehler nehmen zu, je mehr man ihnen frönt. CGl 53.2

Die Jagd nach Vergnügungen aller Art ist besonders in den Städten vorherrschend. Viele Eltern, welche für ihre Kinder ein Heim in der Stadt wählen, indem sie glauben, ihnen dort größere Vorteile bieten zu können, erfahren mancherlei Enttäuschungen und bereuen ihren großen Irrtum, wenn es zu spät ist. Die Städte unserer Zeit werden schnell Sodom und Gomorra gleich. Die vielen Feiertage führen zum Müßiggang; die aufregenden Belustigungen — Theaterbesuche, Pferderennen, Spiele, Zechgelage und Nachtschwärmerei — regen alle Leidenschaften aufs höchste an und die Jugend wird durch die allgemeine Strömung mit fortgerissen. Solche, die es lernen, das Vergnügen um seiner selbst willen zu lieben, öffnen einer Flut von Versuchungen die Tür; sie geben sich gesellschaftlicher Heiterkeit und gedankenloser Freude hin, und ihr Verkehr mit Vergnügungssüchtigen wirkt wie ein Rausch auf ihr Gemüt. Sie werden von einer Form der Ausschweifung zur andern verleitet, bis sie zuletzt nicht nur den Wunsch, sondern auch die Fähigkeit verlieren, ein nützliches Leben zu führen. Ihr religiöses Verlangen ist dahin, ihr geistiges Leben verdunkelt, alle edleren Seelenkräfte, alles, was den Menschen mit der höheren Welt verbindet, herabgewürdigt und erniedrigt. CGl 53.3

Wohl sehen einige ihre Torheit ein und tun Buße und Gott vergibt ihnen; aber sie haben ihre eignen Seelen verwundet und sich in eine lebenslängliche Gefahr gebracht. Die Unterscheidungsgabe, die immer scharf und klar erhalten werden sollte, um das Rechte von dem Unrechten zu unterscheiden, ist in einem hohen Grade beeinträchtigt, so daß sie nicht sofort die warnende Stimme des Heiligen Geistes, der sie führen will, noch die Schlingen, die Satan ihnen stellt, erkennen können. Nur zu oft fallen sie in der Versuchung oder werden irregeleitet und so von Gott entfernt. Das Ende ihres vergnügungssüchtigen Lebens ist Verderben für diese sowohl als auch für die zukünftige Welt. Die Sorgen, Reichtümer und Vergnügungen benutzt der Satan in seinem Spiel des Lebens um die menschliche Seele, darum wird uns die Warnung gegeben: “Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.” 1.Johannes 2,15.16. Er, welcher die Herzen der Menschen liest wie ein offenes Buch, sagt: “Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch.” Lukas 21,34. Und der Apostel Paulus schreibt durch die Eingebung des Heiligen Geistes: “Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichter und schädlicher Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis. Denn Geiz ist die Wurzel alles Übels; des hat etliche gelüstet und sind vom Glauben irre gegangen, und machen ihnen selbst viel Schmerzen.” 1.Timotheus 6,9.10. CGl 54.1