Christi Gleichnisse

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Der Boden — Am Wege

Im Gleichnis vom Sämann haben wir es hauptsächlich mit der Wirkung zu tun, welche der Boden, in den das Samenkorn gesät worden ist, auf das Wachstum desselben ausübt. Durch das Gleichnis sagte Jesus tatsächlich zu seinen Zuhörern: Es ist nicht gut für euch, als Kritiker meines Werkes dazustehen, oder euch der Enttäuschung hinzugeben, weil es nicht euren Ideen entspricht. Die Frage von größter Wichtigkeit für euch ist: Wie nehmt ihr die Botschaft auf? Euer ewiges Schicksal hängt davon ab, ob ihr sie aufnehmt oder ob ihr sie verwerft. CGl 43.1

In der Erklärung des Samens, welcher an den Weg fiel, sagte er: “Wenn jemand das Wort von dem Reich höret und nicht verstehet, so kommt der Arge und reißet hinweg, was da gesät ist in sein Herz; und das ist der, bei welchem an dem Wege gesät ist.” Matthäus 13,19. CGl 43.2

Der am Wege gesäte Same stellt das Wort Gottes dar, wenn es auf das Herz des unaufmerksamen Zuhörers fällt. Dem harten, von den Füßen der Menschen und Tiere festgetretenen Pfad ist das Herz gleich, welches zur Landstraße für das irdische Jagen und Treiben, für die Vergnügungen und Sünden dieser Welt geworden ist. Indem es in selbstsüchtigem Streben und sündigen Leidenschaften aufgeht, wird es “durch Betrug der Sünde” (Hebräer 3,13) verhärtet; die geistigen Fähigkeiten werden gelähmt. Solche Menschen hören wohl das Wort, aber sie verstehen es nicht; sie merken nicht, daß es auf sie Anwendung hat. Sie sehen weder ihre Bedürfnisse noch ihre Gefahr; auch erkennen sie nicht die Liebe Christi und lassen seine Gnadenbotschaft an sich vorübergehen als etwas, das sie nichts angeht. CGl 43.3

Wie die Vögel bereit sind, den Samen am Wege aufzupicken, so steht auch Satan bereit, den Samen göttlicher Wahrheit von der Seele wegzunehmen. Er fürchtet, daß das Wort Gottes die Achtlosen aufwecken und auf das verhärtete Herz einwirken möchte. Satan und seine Engel wohnen den Versammlungen bei, wo das Evangelium gepredigt wird, und während Engel vom Himmel versuchen, das Herz durch das Wort Gottes zu rühren, ist auch der Feind auf seinem Posten, um das Wort wirkungslos zu machen. Mit allem Ernst, dem nur seine Bosheit gleich kommt, versucht er das Wirken des Geistes Gottes zu durchkreuzen. Während Christus eine Seele durch seine Liebe zieht, versucht Satan dieselbe von dem Heiland abzulenken, indem er die Gedanken mit weltlichen Plänen füllt, zur Kritik anregt oder zu Zweifel und Unglauben verleitet. Des Redners Sprache oder die Art und Weise seines Auftretens gefällt zuweilen den Zuhörern nicht und ihre Aufmerksamkeit wird von diesen Mängeln in Anspruch genommen, und so kommt es, daß die Wahrheit, derer sie bedürfen und die Gott ihnen so gnädiglich sendet, keinen dauernden Eindruck auf sie macht. CGl 43.4

Satan hat viele Gehilfen. Viele geben vor Christen zu sein, und helfen dennoch dem Versucher, den Samen der Wahrheit aus dem Herzen anderer fortzunehmen; andere lauschen der Predigt des Wortes Gottes und kritisieren zu Hause darüber. Sie urteilen über eine Predigt, wie sie ihre Meinung über einen Vortrag oder über eine politische Rede abgeben würden. Die Botschaft, die als das Wort des Herrn an sie betrachtet werden sollte, wird mit Geringschätzung oder spöttischen Bemerkungen besprochen. Des Predigers Charakter, Beweggründe und Handlungen, sowie das Verhalten einiger Gemeindeglieder bilden häufig das Thema der Unterhaltung. Man urteilt strenge, wiederholt Verleumdungen und Klatschereien, oft selbst vor den Ohren der Unbekehrten; oder Eltern reden solches in Gegenwart ihrer Kinder. Auf diese Weise wird die Achtung vor den Boten Gottes und die Ehrfurcht vor ihrer Botschaft zerstört und viele werden gelehrt, das Wort Gottes mit Geringschätzung anzusehen. CGl 44.1

So werden in den Familien derer, die sich zu Christo bekennen, viele junge Leute zu Ungläubigen erzogen; und die Eltern fragen sich dann, warum ihre Kinder so wenig Interesse am Evangelium haben und so bereit sind, die Bibelwahrheit zu bezweifeln. Sie wundern sich darüber, daß es so schwierig ist, durch moralische und religiöse Einflüsse auf sie einzuwirken; sie sehen nicht, daß ihr eigenes Beispiel die Herzen ihrer Kinder verhärtet hat. Der gute Same findet keinen Platz, um Wurzel zu fassen, und Satan nimmt ihn wieder weg. CGl 45.1