Propheten und Könige
Kapitel 36: Der letzte König Judas
Zedekia besaß zu Beginn seiner Regierung das volle Vertrauen des Königs von Babel und hatte als bewährten Ratgeber den Propheten Jeremia zur Seite. Hätte er sich den Babyloniern gegenüber ehrlich verhalten und die Botschaften des Herrn beachtet, die ihm Jeremia ansagte, so wäre ihm die Achtung vieler Regierungsbeamter erhalten geblieben, und es wäre ihm ermöglicht worden, ihnen echte Gotteserkenntnis zu vermitteln. Die bereits nach Babel Verbannten wären dadurch in eine günstigere Lage gekommen, und man hätte ihnen viele Freiheiten zugebilligt. Der Name Gottes wäre weit und breit geehrt worden. Gleichzeitig wäre den im Lande Juda zurückgebliebenen Juden das schreckliche Unheil erspart geblieben, das schließlich über sie hereinbrach. PK 308.1
Zedekia und ganz Juda, einschließlich der nach Babel Weggeführten, wurde durch Jeremia der Rat erteilt, sich der vorläufigen Herrschaft ihrer Eroberer ruhig zu fügen. Besonders wichtig war es, daß die Gefangenen den Frieden des Landes erstrebten, in das sie gebracht worden waren. Dies lief jedoch den Neigungen des menschlichen Herzens zuwider; und Satan, der die Gunst der Verhältnisse nutzte, ließ sowohl in Jerusalem als auch in Babel falsche Propheten aufstehen, die erklärten, das Joch der Knechtschaft werde bald gebrochen und das, frühere Ansehen der Nation wiederhergestellt werden. PK 308.2
Wären diese schmeichelhaften Prophezeiungen vom König und von den Verbannten beachtet worden, so hätten sie diese zu verhängnisvollen Maßnahmen verleitet. Dies hätte die gnädigen Pläne Gottes mit ihnen vereitelt. Damit es keinen Aufstand gäbe und kein großes Leid dadurch entstünde, befahl der Herr Jeremia, der Krise ohne Zögern entgegenzutreten und den König von Juda vor den sicheren Folgen eines Aufstandes zu warnen. Auch die Gefangenen wurden schriftlich ermahnt, sich nicht zu der Hoffnung verleiten zu lassen, ihre Befreiung sei nahe. “Laßt euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen” (Jeremia 29,8), schärfte Jeremia ihnen ein. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die Absicht des Herrn, Israel am Ende der durch seine Boten vorausgesagten siebzigjährigen Gefangenschaft wiederherzustellen. PK 308.3
Mit welch zartem Mitleid unterrichtete Gott doch sein gefangenes Volk von seinen Plänen für Israel! Er wußte, daß es ihre Lage in Babel sehr erschwerte, wenn sie sich durch falsche Propheten überreden ließen, eine baldige Befreiung anzustreben. Jede Mißfallensbekundung und Empörung ihrerseits müßte zu vermehrter Wachsamkeit und Strenge der chaldäischen Machthaber führen und eine weitere Einschränkung ihrer Freiheiten bewirken. Leiden und Unglück ergäben sich daraus. Da Gott wünschte, daß die Gefangenen sich ihrem Schicksal ruhig unterwarfen und ihr Knechtsdasein so erträglich wie möglich gestalteten, lautete sein Rat: “Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte! ... Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl.” Jeremia 29,5-7. PK 309.1
Unter den falschen Lehrern in Babel waren zwei Männer, die sich für heilig ausgaben, deren Lebensführung jedoch schlecht war. Jeremia hatte ihr sündiges Verhalten verurteilt und sie sogar vor der Gefahr gewarnt, in der sie sich befanden. Verärgert über diese Rüge, stellten sie sich dem Wirken des wahren Propheten entgegen, hetzten das Volk auf, seine Worte anzuzweifeln und gegen den Rat Gottes zu handeln, sich dem König von Babel zu unterwerfen. Der Herr ließ durch Jeremia bekunden, daß diese falschen Propheten Nebukadnezar ausgeliefert und vor seinen Augen getötet werden sollten. Bald darauf erfüllte sich diese Voraussage buchstäblich. PK 309.2
Auch vor dem Weltende werden Menschen aufstehen, um Verwirrung und Empörung unter denen hervorzurufen, die Vertreter des wahren Gottes sein wollen. Die Lügenpropheten werden die Menschen darin bestärken, die Sünde leichtzunehmen. Kommen die schrecklichen Folgen ihrer bösen Taten an den Tag, dann suchen sie womöglich den, der gewissenhaft gewarnt hatte, für ihre Schwierigkeiten verantwortlich zu machen — genauso wie die Juden Jeremia ihr Mißgeschick zur Last legten. Aber so sicher, wie die Worte des Herrn durch seinen Propheten vor alters ihre Rechtfertigung fanden, wird sich die Zuverlässigkeit seiner Botschaften auch heute erweisen. PK 309.3
Von Anfang an hatte Jeremia beständig zur Unterwerfung unter die Babylonier geraten. Diesen Rat gab er nicht nur Juda, sondern auch vielen benachbarten Völkern. In der ersten Zeit der Regierung Zedekias suchten den König von Juda Gesandte von Edom, Moab, Tyrus und anderen Völkern auf. Sie wollten von ihm erfahren, ob er die Zeit zu einem gemeinsamen Aufstand für günstig hielte und ob er mit ihnen zusammen gegen den König von Babel kämpfen würde. Während diese Abgesandten noch auf eine Antwort warteten, erging folgendes Wort des Herrn an Jeremia: “Mache dir ein Joch und lege es auf deinen Nacken und schicke Botschaft zum König von Edom, zum König von Moab, zum König der Ammoniter, zum König von Tyrus und zum König von Sidon durch die Boten, die zu Zedekia, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind!” Jeremia 27,2.3. PK 310.1
Jeremia wurde befohlen, den Gesandten mitzuteilen, daß sie ihre Herrscher davon unterrichten sollten, Gott habe sie alle in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, gegeben: “Es sollen alle Völker ihm dienen und seinem Sohn und seines Sohnes Sohn, bis auch für sein Land die Zeit kommt.” Jeremia 27,7. PK 310.2
Die Gesandten sollten ihren Herrschern außerdem sagen, daß sie im Falle einer Weigerung, dem babylonischen König zu dienen, “mit Schwert, Hunger und Pest” bestraft werden sollten, bis sie vernichtet wären. Vor allem sollten sie sich von den Lehren der falschen Propheten abkehren, die sie anders beraten könnten. “So hört doch nicht auf eure Propheten, Wahrsager, Traumdeuter, Zeichendeuter und Zauberer, die euch sagen: Ihr werdet nicht untertan sein müssen dem König von Babel. Denn sie weissagen euch Lüge, auf daß sie euch aus eurem Lande fortbringen und ich euch verstoße und ihr umkommt. Aber das Volk, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm untertan ist, das will ich in seinem Lande lassen, daß es dasselbe bebaue und bewohne, spricht der Herr.” Jeremia 27,8-11. Die leichteste Strafe, die Gott in seiner Gnade einem so widerspenstigen Volk auferlegen konnte, war die Unterwerfung unter die Herrschaft Babels. Lehnte es sich jedoch gegen diese Bestimmung zur Dienstbarkeit auf, mußte es die ganze Härte der Strafe Gottes über sich ergehen lassen. PK 310.3
Der Rat der Völker war über die Maßen verwundert, als Jeremia, das Joch der Unterwerfung auf dem Nacken, den Willen Gottes verkündete. PK 311.1
Jeremia setzte sich gegen entschlossenen Widerstand entschieden für eine Politik der Unterwerfung ein. Unter denen, die sich anmaßten, dem Rat des Herrn zu widersprechen, ragte Hananja hervor, einer der falschen Propheten, vor denen das Volk gewarnt worden war. Da er dadurch die Gunst des Königs und des königlichen Hofes zu gewinnen meinte, protestierte er laut und erklärte, Gott habe ihm Worte der Ermutigung für die Juden eingegeben. Er sagte: “So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ich habe das Joch des Königs von Babel zerbrochen, und ehe zwei Jahre um sind, will ich alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezar, der König von Babel, von diesem Ort weggenommen und nach Babel geführt hat, wieder an diesen Ort bringen; auch Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt allen Weggeführten aus Juda, die nach Babel gekommen sind, will ich wieder an diesen Ort bringen, spricht der Herr, denn ich will das Joch des Königs von Babel zerbrechen.” Jeremia 28,2-4. PK 311.2
In Anwesenheit der Priester und des Volkes bat Jeremia ernstlich, sich für die vom Herrn bestimmte Zeitspanne dem König von Babel zu unterwerfen. Er erinnerte die Juden an die Weissagungen Hoseas, Habakuks, Zephanjas und anderer Propheten, deren Zurechtweisungs- und Warnungsbotschaften mit seinen übereinstimmten. Dabei wies er sie auf Ereignisse hin, in denen sich erfüllt hatte, was als Strafe für unbereute Sünden prophezeit worden war. In der Vergangenheit hatten die Gerichte Gottes die Unbußfertigen genauso heimgesucht, wie er sie vorgesehen und durch seine Boten offenbart hatte. PK 311.3
“Wenn aber ein Prophet von Heil weissagt”, so schloß Jeremia, “ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wird man daran erkennen, daß sein Wort erfüllt wird.” Jeremia 28,9. Falls Israel sich auf das Wagnis einließe, würden künftige Entwicklungen eindeutig klären, wer der wahre Prophet sei. PK 311.4
Jeremias Worte, die zur Unterwerfung rieten, reizten Hananja dazu, die Zuverlässigkeit der übermittelten Botschaft dreist abzulehnen. Er nahm das sinnbildliche Joch von Jeremias Hals, zerbrach es und sagte: “So spricht der Herr: Ebenso will ich zerbrechen das Joch Nebukadnezars, des Königs von Babel, ehe zwei Jahre um sind, und es vom Nacken aller Völker nehmen.” PK 311.5
“Und der Prophet Jeremia ging seines Weges.” Jeremia 28,11. Anscheinend konnte er sich nur noch vom Schauplatz der Auseinandersetzung zurückziehen. Aber Jeremia wurde eine weitere Botschaft zuteil. “Geh hin und sage Hananja: So spricht der Herr: Du hast das hölzerne Joch zerbrochen, aber du hast nun ein eisernes Joch an seine Stelle gesetzt. Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich allen diesen Völkern auf den Nacken gelegt, daß sie untertan sein sollen Nebukadnezar, dem König von Babel, und ihm dienen ... Und der Prophet Jeremia sprach zum Propheten Hananja: Höre doch, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt; aber du machst, daß dies Volk sich auf Lügen verläßt. Darum spricht der Herr: Siehe, ich will dich vom Erdboden nehmen; dies Jahr sollst du sterben, denn du hast sie mit deiner Rede vom Herrn abgewendet. Und der Prophet Hananja starb im selben Jahr im siebenten Monat.” Jeremia 28,13-17. PK 312.1
Der falsche Prophet hatte des Volkes Unglauben an Jeremia und an dessen Botschaft bestärkt. In betrügerischer Absicht hatte er sich selbst als Gesandten des Herrn ausgegeben und erlitt infolgedessen den Tod. Im fünften Monat prophezeite Jeremia den Tod Hananjas, und im siebenten Monat wurden seine Worte durch die Erfüllung bestätigt. PK 312.2
Durch die Unruhe infolge des Auftretens der falschen Propheten geriet Zedekia in den dringenden Verdacht des Verrats, und nur durch schnelles und entschlossenes Handeln konnte er weiterhin als Vasall regieren. Bald nachdem die Gesandten der Nachbarvölker Jerusalem verlassen hatten, bot sich eine günstige Gelegenheit für solche Schritte, als der König von Juda mit Seraja in einer wichtigen Mission nach Babel reiste. Jeremia 51,59. Anläßlich dieses Besuches am chaldäischen Hof erneuerte Zedekia seinen Vasalleneid Nebukadnezar gegenüber. PK 312.3
Durch Daniel und andre gefangene Hebräer hatte der babylonische Herrscher die Macht und Überlegenheit des wahren Gottes kennengelernt. Als nun Zedekia noch einmal feierlich Treue gelobte, forderte ihn Nebukadnezar auf, dies im Namen des Herrn, des Gottes Israels, zu beeiden. Hätte Zedekia die Erneuerung seines Bundeseides in Ehren gehalten, dann hätte seine Treue einen tiefen Einfluß auf viele Menschen ausgeübt, die das Verhalten derer beobachteten, die angeblich den Namen des Gottes der Hebräer verehrten und seinen Ruhm verkündeten. PK 312.4
Aber Judas König nutzte nicht die hervorragende Gelegenheit, den Namen des lebendigen Gottes zu ehren. Von ihm heißt es: “Zedekia ... tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel und demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, der da redete, wie der Herr zu ihm gesprochen hatte. Auch wurde er abtrünnig von Nebukadnezar, dem König von Babel, der einen Eid bei Gott von ihm genommen hatte, und wurde halsstarrig und verstockte sein Herz, so daß er sich nicht bekehrte zu dem Herrn, dem Gott Israels.” 2.Chronik 36,11-13. PK 313.1
Während Jeremia weiterhin im Lande Juda Zeugnis ablegte, wurde unter den Gefangenen in Babel der Prophet Hesekiel berufen. Er sollte sie warnen und trösten und das Wort des Herrn bestätigen, das Jeremia verkündet hatte. Während der restlichen Regierungsjahre Zedekias zeigte Hesekiel sehr deutlich, wie töricht es war, den falschen Vorhersagen derer zu trauen, die den Gefangenen die Hoffnung auf eine frühe Rückkehr nach Jerusalem einflößten. Er sollte ferner durch verschiedene Sinnbilder und feierliche Botschaften die Belagerung und völlige Zerstörung Jerusalems voraussagen. PK 313.2
Im sechsten Jahr der Herrschaft Zedekias zeigte der Herr Hesekiel im Gesicht einige der Greuel, die in Jerusalem, im Tempeltor und sogar im inneren Tempelvorhof verübt wurden. Alle Götzenkultstätten und Kultbilder — “lauter Bilder von Gewürm und scheußlichem Getier und allen Götzen des Hauses Israel” (Hesekiel 8,10) — zogen in rascher Folge vor dem erstaunten Blick des Propheten vorüber. PK 313.3
Die die geistlichen Führer des Volkes hätten sein sollen, “siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel”, sah er Weihrauch opfern vor den Götzenbildern, die in verborgenen Kammern im heiligen Bezirk des Tempelhofes untergebracht waren. Während die Männer von Juda sich ihren heidnischen Bräuchen hingaben, glaubten sie: “Der Herr sieht uns nicht.” Und frevelnd behaupteten sie: “Der Herr hat das Land verlassen.” Hesekiel 8,11.12. PK 313.4
Der Prophet bekam aber noch “größere Greuel” zu sehen. Bei einem Tor, das vom äußeren zum inneren Vorhof führte, erblickte er “Frauen, die den Tammus beweinten”, und im “inneren Vorhof am Hause des Herrn ... vor dem Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen der Vorhalle und dem Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, die ihren Rücken gegen den Tempel des Herrn und ihr Gesicht gegen Osten gewendet hatten und beteten gegen Osten die Sonne an”. Hesekiel 8,13-16. PK 313.5
Und nun fragte das herrliche Wesen, das Hesekiel bei seiner erstaunlichen Vision der Gottlosigkeit der Oberen im Lande Juda begleitete, den Propheten: “Menschenkind, siehst du das? Ist es dem Hause Juda nicht genug, diese Greuel hier zu treiben, daß sie auch sonst das ganze Land mit Gewalt und Unrecht erfüllen und mich immer wieder reizen? Und siehe, sie halten sich die Weinrebe an die Nase [Dies war ein abgöttischer Brauch!]. Darum will ich auch mit Grimm an ihnen handeln, und mein Auge soll ohne Mitleid auf sie blicken, und ich will nicht gnädig sein. Wenn sie auch mit lauter Stimme mir in die Ohren schreien, will ich sie doch nicht hören.” Hesekiel 8,17.18. PK 314.1
Von den gottlosen Männern, die es vermessen wagten, in seinem Namen vor das Volk zu treten, hatte der Herr durch Jeremia gesagt: “Propheten wie Priester sind ruchlos; auch in meinem Hause finde ich ihre Bosheit.” Jeremia 23,11. In der schrecklichen Anklage gegen Juda, wie sie im Schlußkapitel des Chronisten über die Regierung Zedekias berichtet ist, wurde der Vorwurf wiederholt, die Heiligkeit des Tempels entweiht zu haben. Der biblische Schreiber erklärte: “Auch alle Oberen Judas und die Priester und das Volk versündigten sich noch mehr mit all den greulichen Sitten der Heiden und machten unrein das Haus des Herrn, das er geheiligt hatte in Jerusalem.” 2.Chronik 36,14. PK 314.2
Der Schicksalstag für das Königreich Juda nahte schnell. Der Herr konnte sie nicht länger hoffen lassen, daß er seine strengsten Strafgerichte abwenden würde. “Ihr solltet ungestraft bleiben?” fragte er. “Ihr sollt nicht ungestraft bleiben.” Jeremia 25,29. PK 314.3
Selbst diese Worte wurden mit Hohn und Spott aufgenommen. “Es dauert so lange, und es wird nichts aus der Weissagung”, erklärten die Verstockten. Durch Hesekiel jedoch wurde diese Absage an das sichere Prophetenwort streng gerügt. Im Auftrage des Herrn verkündigte er: “Sage zu ihnen: ... Ich will diesem Gerede ein Ende machen, daß man es nicht mehr im Munde führen soll in Israel. Sage vielmehr zu ihnen: Die Zeit ist nahe, und alles kommt, was geweissagt ist. Denn es soll hinfort keine trügenden Gesichte und keine falsche Offenbarung mehr geben im Hause Israel. Denn ich bin der Herr. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen, sondern in eurer Zeit, du Haus des Widerspruchs, rede ich ein Wort und tue es auch. PK 314.4
Des Herrn Wort geschah zu mir: Du Menschenkind, siehe, das Haus Israel spricht: Mit den Gesichten, die dieser schaut, dauert’s noch lange, und er weissagt auf Zeiten, die noch ferne sind. Darum sage ihnen: So spricht Gott der Herr: Was ich rede, soll sich nicht lange hinausziehen, sondern es soll geschehen, spricht Gott der Herr.” Hesekiel 12,21-28. PK 315.1
An der Spitze derer, die die Nation rasch ihrem Untergang zuführten, stand Zedekia, ihr König. Er kehrte sich völlig von den Ratschlägen des Herrn ab, wie sie durch die Propheten verkündet wurden, vergaß seine Dankesschuld Nebukadnezar gegenüber, brach den feierlichen Vasalleneid; den er im Namen des Gottes Israels geschworen hatte, und lehnte sich so gegen die Propheten, gegen seinen Wohltäter und gegen Gott auf. Selbstgefällig und im Vertrauen auf die eigene Weisheit wandte er sich hilfesuchend an den alten Feind eines blühenden Israel “und sandte seine Boten nach Ägypten, daß man ihm Rosse und viel Kriegsvolk schicken sollte.” Hesekiel 17,15. PK 315.2
“Sollte es ihm gelingen? Sollte er davonkommen, wenn er das tut?” fragte der Herr im Hinblick auf ihn, der jede heilige Verpflichtung so niederträchtig verraten hatte. “Sollte er, der den Bund bricht, davonkommen? So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: an dem Ort des Königs, der ihn als König eingesetzt hat, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen hat, da soll er sterben, mitten in Babel. Auch wird ihm der Pharao nicht beistehen im Kriege mit einem großen Heer und viel Volk ... Denn weil er den Eid verachtet und den Bund gebrochen hat, weil er seine Hand darauf gegeben und doch dies alles getan hat, wird er nicht davonkommen.” Hesekiel 17,15-18. PK 315.3
Für diesen Fürsten, den “unheiligen Frevler”, war der Tag der Abrechnung gekommen. “Tu weg den Kopfbund”, ordnete der Herr an, “und nimm ab die Krone!” Erst wenn Christus sein Reich aufrichtete, sollte Juda wieder einen König haben dürfen. “Zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern will ich sie machen”, lautete Gottes Entscheidung über den Thron Davids. “Aber auch dies wird nicht bleiben — bis der kommt, der das Recht hat; dem will ich es geben.” Hesekiel 21,30-32. PK 315.4