Propheten und Könige
Kapitel 3: Die Hoffart des Reichtums
Solange Salomo das Gesetz des Himmels erhöhte, war Gott mit ihm, und es wurde ihm die Weisheit verliehen, unparteilich und barmherzig über Israel zu herrschen. Am Anfang, da er Reichtum und Ehre erwarb, blieb er demütig. Daher übte er einen weitreichenden Einfluß aus. “So war Salomo Herr über alle Königreiche, vom Euphratstrom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens ... und hatte Frieden mit allen seinen Nachbarn ringsum, so daß Juda und Israel sicher wohnten, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum ... solange Salomo lebte.” 1.Könige 5,1.4.5. PK 33.1
Nach einem verheißungsvollen Anfang wurde sein Leben jedoch durch Abfall von Gott verdunkelt. Welch eine traurige Tatsache, die die biblische Geschichte vermerkt: Salomo, der Jedidja (“Geliebter des Herrn” 2.Samuel 12,25) genannt und von Gott so auffallend mit Gunstbezeugungen geehrt wurde, daß ihm seine Weisheit und sein Gerechtigkeitssinn Weltruhm einbrachten, und der andere zur Huldigung des Gottes Israels veranlaßt hatte, wandte sich von der Anbetung des Herrn ab und beugte sich vor den Götzen der Heiden. PK 33.2
Hunderte von Jahren, bevor Salomo den Thron bestieg, hatte der Herr in Vorausschau der Gefahren, welche die jeweiligen Herrscher Israels bedrohen würden, Mose Unterweisung für ihr Verhalten gegeben. So sollte derjenige, der auf dem Throne Israels sitzen würde, “eine Abschrift dieses Gesetzes, wie es den levitischen Priestern vorliegt, in ein Buch schreiben lassen. Das soll bei ihm sein, und er soll darin lesen sein Leben lang, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten lernt, daß er halte alle Worte dieses Gesetzes und diese Rechte und danach tue. Sein Herz soll sich nicht erheben über seine Brüder und soll nicht weichen von dem Gebot weder zur Rechten noch zur Linken, auf daß er verlängere die Tage seiner Herrschaft, er und seine Söhne, in Israel.” 5.Mose 17,18-20. PK 33.3
In Verbindung mit dieser Unterweisung ließ der Herr dem, der später einmal zum Könige gesalbt werden würde, noch die Warnung zugehen: “Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, daß sein Herz nicht abgewandt werde, und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln.” 5.Mose 17,17. PK 34.1
Diese Warnungen waren Salomo vertraut, und eine Zeitlang richtete er sich nach ihnen. Es war sein größtes Verlangen, in Übereinstimmung mit den am Sinai gegebenen Satzungen zu leben und zu herrschen. Die Art, wie er die Regierungsgeschäfte in seinem Königreich führte, stach auffallend ab von den Sitten der Völker seiner Zeit, die Gott nicht fürchteten und deren Herrscher sein heiliges Gesetz mit Füßen traten. PK 34.2
In dem Bestreben, seine Beziehungen zu dem südlich von Israel gelegenen Reich zu stärken, wagte sich Salomo auf verbotenes Gebiet. Satan wußte, wohin Gehorsam führen würde. Deshalb suchte er bereits in den ersten Jahren der Herrschaft Salomos, die sich durch die Weisheit, Wohltätigkeit und Rechtschaffenheit des Königs auszeichneten, Einflüsse wirksam werden zu lassen, die Salomos Grundsatztreue heimtückisch untergraben und ihn veranlassen würden, sich schließlich von Gott zu trennen. Der Feind hatte auch Erfolg in seinen Bemühungen; denn wir lesen: “Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten, und nahm eine Tochter des Pharao zur Frau und brachte sie in die Stadt Davids.” 1.Könige 3,1. PK 34.3
Vom menschlichen Standpunkt aus schien diese Heirat, wiewohl sie den Weisungen des Gesetzes Gottes entgegen war, sich vorteilhaft auszuwirken; denn Salomos heidnische Frau wurde bekehrt und vereinigte sich mit ihm in der Anbetung des wahren Gottes. Außerdem leistete Pharao Israel sichtlich dadurch einen Dienst, daß er Geser eroberte, die Kanaaniter, “die in der Stadt wohnten”, umbrachte und die Stadt “seiner Tochter, Salomos Frau”, als Mitgift gab. 1.Könige 9,16. Salomo baute die Stadt wieder auf, was offenbar sein Reich an der Küste des Mittelländischen Meeres stärkte. Aber durch das Bündnis mit einem heidnischen Volk und durch die Heirat einer götzendienerischen Fürstin als Besiegelung des Vertrages mißachtete er unbedacht die weise Vorkehrung, die Gott zur Reinerhaltung seines Volkes getroffen hatte. Die Hoffnung, daß seine ägyptische Frau sich von Herzen zu Gott hinwenden würde, war nur eine Entschuldigung für seine Sünde. PK 34.4
Eine Zeitlang machte Gott aus mitleidsvollem Erbarmen diesen verhängnisvollen Fehler unwirksam. Durch weises Verhalten hätte der König wenigstens in hohem Grade die bösen Mächte im Zaum halten können, die er aus Unklugheit heraufbeschworen hatte. Salomo fing jedoch bereits an, die Quelle seiner Macht und Herrlichkeit aus den Augen zu verlieren. Je mehr die Neigungen über die Vernunft die Oberhand erlangten, desto größer wurde sein Selbstvertrauen, so daß er nun des Herrn Absicht auf seine eigene Weise zu erfüllen suchte. Politische und wirtschaftliche Bündnisse mit den umliegenden Nationen würden diese, so meinte er, zur Erkenntnis des wahren Gottes führen. Deshalb ging er mit einem Volk nach dem anderen unheilige Bündnisse ein. Oft wurden diese Bündnisse durch Heiraten mit heidnischen Prinzessinnen bekräftigt. Die Befehle des Herrn wurden zugunsten der Sitten der umwohnenden Völker beiseitegesetzt. PK 35.1
Salomo schmeichelte sich mit dem Gedanken, seine Weisheit und die Macht seines Beispiels würden seine Frauen vom Götzendienst fort- und zur Anbetung des wahren Gottes hinführen. Ferner war er davon überzeugt, daß die unter solchen Umständen zustande gekommenen Bündnisse die Nachbarvölker in enge Berührung mit Israel bringen würden. Doch wie trügerisch war diese Hoffnung! Salomos Fehler, sich für stark genug zu halten, um dem Einfluß heidnischer Lebensgefährtinnen widerstehen zu können, war verhängnisvoll. Verhängnisvoll war auch die Selbsttäuschung, die ihn hoffen ließ, trotz seiner Übertretung des Gesetzes Gottes würden andere dahin geführt werden, des Herrn heilige Vorschriften zu achten und zu befolgen. PK 35.2
Des Königs Bündnisse mit heidnischen Völkern und seine Handelsbeziehungen zu ihnen brachten ihm den Ruhm, die Ehre und den Reichtum dieser Welt ein. Er konnte sich große Mengen Gold von Ophir und Silber von Tharsis kommen lassen. “Der König brachte es dahin, daß es in Jerusalem so viel Silber und Gold gab wie Steine und so viele Zedern wie Maulbeerbäume im Hügelland.” 2.Chronik 1,15. Immer mehr Menschen erlangten zu Salomos Zeiten Reichtum und wurden den damit verbundenen Versuchungen ausgesetzt. Das feine Gold des Charakters aber wurde verdunkelt und verderbt. PK 35.3
Salomos Abfall vollzog sich so allmählich, daß er, bevor er sich dessen recht bewußt wurde, schon weit von Gott abgewichen war. Beinahe unmerklich verließ er sich immer weniger auf die Leitung und den Segen Gottes. Dafür setzte er immer mehr Vertrauen auf seine eigene Kraft. Nach und nach versagte er Gott den bedingungslosen Gehorsam, der Israel zu einem besonderen Volke machen sollte, und paßte sich immer mehr den Sitten der umwohnenden Völker an. Er lieferte sich den Versuchungen aus, die sein Erfolg und seine ehrenvolle Stellung mit sich brachten, und vergaß dabei die Quelle seines Wohlstandes. Das ehrgeizige Streben, alle übrigen Völker an Macht und Größe zu überragen, ließ ihn um selbstsüchtiger Zwecke willen die Gabe des Himmels mißbrauchen, die er bis dahin zur Ehre Gottes benutzt hatte. Beispielsweise wurde das Geld, das gewissenhaft zum Wohle der hilfsbedürftigen Armen sowie zur weltweiten Verbreitung der Grundsätze einer geheiligten Lebensweise hätte verwendet werden sollen, aus selbstsüchtigen Beweggründen für ehrgeizige Projekte ausgegeben. PK 36.1
Von dem unwiderstehlichen Verlangen erfüllt, andere Völker an äußerem Gepränge zu übertreffen, ließ der König die Notwendigkeit, einen schönen und vollkommenen Charakter zu erlangen, außer acht. In dem Bestreben, sich vor der Welt zu verherrlichen, verkaufte er seine Ehre und Rechtschaffenheit. Die ohnehin riesigen Einkünfte aus dem Handel mit vielen Ländern ergänzte er noch durch drückende Steuern. So führten Stolz, Ehrgeiz, Verschwendungs- und Genußsucht zu Grausamkeit und Diktatur. Der Geist der Gewissenhaftigkeit und Rücksichtnahme hatte während der ersten Zeit seiner Herrschaft sein Verhalten dem Volke gegenüber gekennzeichnet. Jetzt machte er einem anderen Geiste Platz. Salomo, einst der weiseste und barmherzigste aller Herrscher, wurde zum Despoten. Der einst mitleidsvolle, gottesfürchtige Hüter des Volkes wurde zu einem Unterdrücker und Gewaltherrscher. Er auferlegte dem Volke eine Steuer nach der andern, um sich die für den Unterhalt seines prunkvollen Hofstaats erforderlichen Mittel zu verschaffen. PK 36.2
Das Volk begann zu klagen. Die Achtung und Bewunderung, die es seinem König anfangs entgegengebracht hatte, schlug um in Abneigung und Abscheu. PK 36.3
Um die zukünftigen Herrscher Israels davor zu bewahren, sich auf den “Arm von Fleisch” (2.Chronik 32,8, Menge) zu verlassen, hatte der Herr ihnen die Warnung erteilt, sich nicht viele Rosse anzuschaffen. Doch ohne Rücksicht auf diesen Befehl “brachte Salomo Pferde aus Ägypten und aus Koe”. 2.Chronik 1,16. “Und man führte für Salomo Rosse ein aus Ägypten und aus allen Ländern.” 2.Chronik 9,28. “Salomo brachte Wagen und Gespanne zusammen, so daß er vierzehnhundert Wagen und zwölftausend Gespanne hatte, und er legte sie in die Wagenstädte und zum König nach Jerusalem.” 1.Könige 10,26. PK 37.1
Mehr und mehr sah der König Luxus, selbstsüchtigen Genuß und Weltgunst als Zeichen der Größe an. Schöne, attraktive Frauen wurden ihm aus Ägypten, Phönizien, Edom, Moab und vielen andern Gegenden gebracht. Sie zählten nach Hunderten. Götzendienst war ihre Religion, und sie waren dazu erzogen, sich grausamen und schändlichen Gebräuchen hinzugeben. Von ihrer Schönheit betört, vernachlässigte der König seine Pflichten Gott und dem Reich gegenüber. PK 37.2
Seine Frauen übten einen starken Einfluß auf ihn aus und brachten ihn schließlich dahin, daß er sich an ihrem Götzendienst beteiligte. Salomo hatte die Weisung, die Gott als Schutz vor Abfall gegeben hatte, außer acht gelassen; nun gab er sich selbst der Anbetung falscher Götter hin. “Als er nun alt war, neigten seine Frauen sein Herz fremden Göttern zu, so daß sein Herz nicht ungeteilt bei dem Herrn, seinem Gott, war, wie das Herz seines Vaters David. So diente Salomo der Astarte, der Göttin derer von Sidon, und dem Milkom, dem greulichen Götzen der Ammoniter.” 1.Könige 11,4.5. PK 37.3
Auf der südlichen Höhe des Ölberges, gegenüber dem Berge Morija, auf dem der herrliche Tempel des Herrn stand, errichtete Salomo mehrere eindrucksvolle Gebäude, die als götzendienerische Heiligtümer dienen sollten. Um seinen Frauen zu gefallen, ließ er auch mächtige, unförmige Götzenbilder aus Holz und Stein in den Myrten- und Olivenhainen aufstellen. Dort wurden vor den Altären heidnischer Gottheiten — z.B. dem “Kemosch, dem greulichen Götzen der Moabiter ... und dem Moloch, dem greulichen Götzen der Ammoniter” (1.Könige 11,7) — die schändlichsten Bräuche des Heidentums geübt. PK 37.4
Salomos Verhalten hatte unausbleiblich Strafe zur Folge. Seine Trennung von Gott durch seinen Umgang mit Götzendienern war sein Untergang. Als er seine Treue zu Gott fahren ließ, verlor er die Herrschaft über sich selbst. Seine sittliche Festigkeit war dahin; sein feines Empfinden stumpfte ab; sein Gewissen verhärtete. Er, der am Anfang seiner Regierungszeit viel Weisheit und Teilnahme bekundet hatte, als er ein hilfloses Kindlein seiner unglücklichen Mutter wiederschenkte (vgl. 1.Könige 3,16-28), fiel so tief, daß er der Errichtung eines Götzenbildes zustimmen konnte, dem lebende Kinder geopfert wurden. Salomo, der in seiner Jugend mit Weisheit und Verstand ausgerüstet worden war, hatte sich im Mannesalter zu schreiben gedrungen gefühlt: “Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode.” Sprüche 14,12. In späteren Jahren wich er jedoch so weit von der Reinheit ab, daß er die mit der Anbetung des Kemosch und der Astarte verbundenen unzüchtigen, empörenden Bräuche zuließ. Er, der bei der Tempelweihe seinem Volk zugerufen hatte: “Euer Herz sei ungeteilt bei dem Herrn, unserm Gott” (1.Könige 8,61), wurde nun selbst ein Übertreter, der mit seinem Herzen wie mit seinem Leben seinen eigenen Worten widersprach. Er verwechselte Freiheit mit Zügellosigkeit. Er versuchte — doch um welchen Preis! — Licht und Finsternis, Gutes und Böses, Reinheit und Unreinigkeit, Christus und Belial miteinander zu verbinden. PK 37.5
So wurde Salomo, der einer der größten Könige gewesen war, die je regiert hatten, zu einem lasterhaften Menschen, zu einem Werkzeug und Sklaven anderer. Sein vormals edler und männlicher Charakter wurde entnervt und verweichlicht. Sein Glaube an den lebendigen Gott wurde durch atheistische Zweifel verdrängt. Unglaube trübte sein Glück, schwächte seine Grundsätze und verdarb sein Leben. An die Stelle der Gerechtigkeit und Großherzigkeit in seinen ersten Regierungsjahren traten nunmehr Willkür und Gewaltherrschaft. Menschliche Natur, wie armselig und erbärmlich bist du doch! Gott kann nur wenig tun für Menschen, die das Bewußtsein ihrer Abhängigkeit von ihm verlieren. PK 38.1
Während dieser Jahre der Abtrünnigkeit schritt der geistliche Niedergang Israels stetig fort. Wie hätte es auch anders sein können, da der König seine Interessen mit denen der satanischen Mächte verbunden hatte? Mit ihrer Hilfe suchte der Feind das Denken der Israeliten hinsichtlich wahrer und falscher Anbetung zu verwirren, und sie waren eine leichte Beute. Ihr Handel brachte sie in enge Verbindung mit solchen Völkern, die keine Liebe zu Gott hatten. Dadurch verringerte sich ihre eigene Liebe in erschreckendem Maße. Ihr feines Empfinden für den erhabenen, heiligen Charakter Gottes wurde allmählich abgestumpft. Indem sie sich weigerten, den Pfad des Gehorsams einzuschlagen, übertrugen sie ihr Treueversprechen auf den Feind der Gerechtigkeit. Es wurde allgemein üblich, Götzendiener zu heiraten. Infolgedessen verloren die Israeliten schnell ihren Abscheu vor dem Götzendienst. Auch die Vielweiberei wurde zugelassen. Götzendienerische Mütter erzogen ihre Kinder so, daß sie den heidnischen Bräuchen folgten. Bei vielen Israeliten trat an die Stelle des von Gott eingesetzten reinen Gottesdienstes eine Götzenverehrung finsterster Art. PK 38.2
Christen sollen sich von dem Geist und den Einflüssen der Welt gesondert und geschieden halten. Gott vermag uns wohl “in der Welt” zu erhalten; doch sollen wir nicht “von der Welt” sein. Johannes 17,14.11. Seine Liebe ist nicht veränderlich und schwankend. Immer wacht er über seine Kinder mit einer Sorgfalt, die ohne Grenzen ist. Er verlangt jedoch ungeteilte Treue. “Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” Matthäus 6,24. PK 39.1
Salomo war mit bewundernswerter Weisheit ausgerüstet worden; die Welt aber zog ihn von Gott weg. Die Menschen von heute sind nicht stärker als er; auch sie sind geneigt, sich den gleichen Einflüssen hinzugeben, die seinen Fall verursachten. Wie Gott Salomo vor der Gefahr warnte, die ihn bedrohte, so warnt er auch heute seine Kinder davor, ihre Seelen durch eine enge Verbindung mit der Welt zu gefährden. Er fordert uns auf: “Gehet aus von ihnen und sondert euch ab ... und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.” 2.Korinther 6,17.18. PK 39.2
Wohlstand birgt Gefahr in sich. Zu allen Zeiten haben Reichtum und Ehre die Demut und das geistliche Leben gefährdet. Nicht das Tragen des leeren Bechers bereitet uns Schwierigkeiten — der Becher, der bis an den Rand gefüllt ist, muß vorsichtig gehalten werden. Trübsal und Mißgeschick können Kummer bereiten; am gefährlichsten aber für das geistliche Leben sind Glück und Wohlstand. Wenn der Mensch sich nicht ständig dem Willen Gottes unterwirft und durch die Wahrheit geheiligt ist, wird der Wohlstand bestimmt die natürliche Neigung zur Vermessenheit reizen. PK 39.3
Im Tal der Demütigung, in dem die Menschen sich darauf verlassen, daß Gott sie lehre und ihre Schritte leite, herrscht verhältnismäßige Sicherheit. Dagegen sind die Menschen, die gewissermaßen auf hoher Zinne stehen und bei denen ihrer Stellung wegen große Weisheit erwartet wird, besonders ernsthaft gefährdet. Wenn solche Menschen ihr Vertrauen nicht auf Gott setzen, werden sie gewiß fallen. PK 40.1
Wo immer man Stolz und Ehrgeiz nährt, wird das Leben beeinträchtigt; denn der Stolz verschließt das Herz den unendlichen Segnungen des Himmels, weil er kein Bedürfnis nach ihnen empfindet. Wer nach Selbstverherrlichung trachtet, wird sich der Gnade Gottes entblößt sehen, durch deren Wirken allein die wahren Reichtümer und die mit höchster Befriedigung erfüllenden Freuden erschlossen werden. Wer aber alles für Christus gibt und tut, wird an sich die Verheißung erfahren: “Der Segen des Herrn allein macht reich, und nichts tut eigene Mühe hinzu.” Sprüche 10,22. Mit dem sanften Hauch der Gnade vertreibt der Heiland Unruhe und unheiligen Ehrgeiz aus der Seele und verwandelt Feindschaft in Liebe sowie Unglauben in Vertrauen. Sobald er zu der Seele spricht: “Folge mir!”, wird der bestrickende Zauber der Welt gebrochen. Beim Klang seiner Stimme flieht der Geist der Habgier und des Ehrgeizes aus dem Herzen, und Menschen stehen auf, nunmehr befreit, um ihm zu folgen. PK 40.2