Propheten und Könige
Kapitel 2: Der Tempel und seine Weihe
Den von David lange gehegten Plan, dem Herrn einen Tempel zu errichten, führte Salomo mit Weisheit aus. Sieben Jahre hindurch war Jerusalem angefüllt mit fleißigen Arbeitern, die den dafür vorgesehenen Platz zurichteten, gewaltige Stützmauern aufführten, ein breites Fundament legten — wozu sie “große und kostbare Steine”, “behauene Steine” (1.Könige 5,31) verwandten —, das schwere Bauholz, das von den Wäldern des Libanon herbeigeschafft wurde, zuschnitten und das prachtvolle Heiligtum erbauten. PK 22.1
Während die Zubereitung des Holzes und der Steine den Einsatz von vielen Tausenden Arbeitskräften erforderte, nahm auch die Herstellung der Ausstattung des Tempels stetig ihren Fortgang. Sie vollzog sich unter der Leitung Hirams von Tyrus, den man als “einen tüchtigen und verständigen Mann” bezeichnete. “Der versteht zu arbeiten mit Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, feiner Leinwand und Scharlach.” 2.Chronik 2,12.13. PK 22.2
Der Bau auf dem Berge Morija, bei welchem “waren die Steine bereits ganz zugerichtet, so daß man weder Hammer noch Beil noch irgendein eisernes Werkzeug beim Bauen hörte” (1.Könige 6,7), ging geräuschlos vor sich. Gleichzeitig wurde die Einrichtung — “alles Gerät für das Haus Gottes” (2.Chronik 4,19) — nach den Mustern ausgeführt, die David seinem Sohn übergeben hatte. Zu dieser Einrichtung gehörte der Räucheraltar, der Schaubrottisch, der Leuchter mit den Lampen sowie die zum Dienst der Priester im Heiligtum erforderlichen Gefäße und Werkzeuge — “alles ganz aus Gold”. 2.Chronik 4,21. Zu der kupfernen Einrichtung gehörten der Brandopferaltar, das große, von zwölf Ochsen getragene Waschbecken, die kleineren Waschbecken und viele andere Gefäße. Darüber lesen wir: “In der Gegend des unteren Jordan ließ sie der König gießen in der Gießerei von Adama, zwischen Sukkoth und Zereda.” 2.Chronik 4,17. Diese Ausrüstungsstücke wurden in reichlicher Menge beschafft, damit an ihnen kein Mangel sei. PK 22.3
Das palastartige Gebäude, welches Salomo und seine Mitarbeiter Gott und seiner Anbetung errichteten, war von unübertrefflicher Schönheit und unvergleichlicher Pracht. Mit kostbaren Steinen geschmückt, von geräumigen, mit prächtigen Zugängen versehenen Höfen umgeben, mit geschnitztem Zedernholz getäfelt und glänzendem Gold überzogen, war das Tempelgebäude mit seinen gestickten Vorhängen und seiner reichen Ausstattung ein passendes Sinnbild der lebendigen Gottesgemeinde auf Erden; denn sie hat sich zu allen Zeiten nach dem göttlichen Vorbilde aus einem Material erbaut, das als “Gold, Silber, Edelsteine”, “gemeißelt für den Palastbau” (1.Korinther 3,12; Psalm 144,12, Zürcher) bezeichnet worden ist. Es ist ein geistlicher Tempel, von welchem “Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn”. Epheser 2,20.21. PK 23.1
Endlich war der vom König David geplante und von Salomo, seinem Sohn, erbaute Tempel vollendet. “Es gelang ihm alles, was ihm in den Sinn gekommen war, am Hause des Herrn und an seinem Hause auszuführen.” 2.Chronik 7,11. Wenn aber der die Höhe des Berges Morija krönende Palast in Wirklichkeit das sein sollte, was David so sehnlich gewünscht hatte, nämlich “nicht die Wohnung eines Menschen, sondern Gottes, des Herrn” (1.Chronik 29,1), so blieb noch eins zu tun übrig: er mußte noch feierlich und in aller Form dem Herrn und seinem Dienst geweiht werden. PK 23.2
Der Platz, auf dem der Tempel errichtet worden war, hatte längst als ein geheiligter Ort gegolten. Hier hatte Abraham, der Vater der Gläubigen, seine Bereitwilligkeit bekundet, seinen einzigen Sohn im Gehorsam gegen den Befehl des Herrn zum Opfer darzubringen. Hier hatte Gott mit Abraham den Segensbund erneuert, der die herrliche messianische Verheißung der Befreiung des Menschengeschlechts durch das Opfer des Sohnes des Allerhöchsten in sich schloß. Vgl. 1.Mose 22,9.16-18. Hier war es auch gewesen, wo Gott David, als er durch die Darbringung von Brand- und Sühnopfern das Racheschwert des Würgengels abzuwenden suchte, durch Feuer vom Himmel geantwortet hatte. Vgl. 1.Chronik 21. Abermals waren nun die Anbeter des Herrn hier versammelt, um ihrem Gott zu begegnen und die Gelübde ihrer Treue ihm gegenüber zu erneuern. PK 23.3
Der für die Tempelweihe vorgesehene Zeitpunkt — der siebente Monat — war überaus günstig, weil da die Leute aus allen Teilen des Reiches sich in Jerusalem zu versammeln pflegten, um das Laubhüttenfest zu feiern. Dieses Fest war vor allem der Freude vorbehalten. Dann waren die Erntearbeiten beendet, die Mühen des neuen Jahres aber hatten noch nicht begonnen. Somit war die Bevölkerung frei von Sorge und konnte sich ganz den heiligen, freudvollen Einflüssen der Stunde hingeben. PK 24.1
Zur festgesetzten Zeit versammelten sich die Scharen Israels zusammen mit den prächtig gekleideten Abordnungen vieler fremder Völker in den Vorhöfen des Tempels. Insgesamt war es ein Bild ungewöhnlichen Glanzes. Salomo war mit den Ältesten Israels und den einflußreichsten Männern des Volkes von einem andern Stadtteil gekommen, von wo sie die Bundeslade mitgebracht hatten. Vom Heiligtum auf den Höhen Gibeons hatte man ferner die Stiftshütte sowie alles heilige Gerät, das in ihr war (2.Chronik 5,5), nach Jerusalem übergeführt. Nun fanden diese geschätzten Gegenstände, die an die früheren Erfahrungen der Kinder Israel während ihrer Wüstenwanderung und ihrer Einnahme Kanaans erinnerten, eine bleibende Statt in dem prächtigen Bau, der errichtet worden war, um an die Stelle des tragbaren Gebäudes zu treten. PK 24.2
Mit der Überführung der heiligen Lade mit den beiden Steintafeln, auf die Gottes Finger die Zehn Gebote geschrieben hatte, nach dem Tempel folgte Salomo dem Beispiel seines Vaters David. Nach je sechs Schritten brachte er ein Opfer dar. Mit Gesang, Musik und großem Gepränge trugen “die Priester die Lade des Bundes des Herrn an ihre Stätte, in den Chorraum [“Sprachort”] des Hauses, in das Allerheiligste”. 2.Chronik 5,7. Als sie aus dem wieder herauskamen, nahmen sie die ihnen zugewiesenen Plätze ein. Die Sänger, in weiße Leinwand gekleidete Leviten, standen, Zimbeln, Psalter und Harfen in den Händen, östlich vom Altar, “und bei ihnen hundertundzwanzig Priester, die mit Trompeten bliesen”. 2.Chronik 5,12. PK 24.3
“Und es war, als wäre es einer, der trompetete und sänge, als hörte man eine Stimme loben und danken dem Herrn. Und als sich die Stimme der Trompeten, Zimbeln und Saitenspiele erhob und man den Herrn lobte: ‘Er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewig’ —, da wurde das Haus des Herrn erfüllt mit einer Wolke, so daß die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes.” 2.Chronik 5,13.14. PK 24.4
Salomo erkannte die Bedeutung dieser Wolke und erklärte: “Der Herr hat gesagt, er wolle im Dunkel wohnen. So habe ich nun ein Haus gebaut dir zur Wohnung und einen Sitz, da du ewiglich wohnest.” 2.Chronik 6,1.2. PK 25.1
“Der Herr ist König,
darum zittern die Völker;
er sitzt über den Cherubim,
darum bebt die Welt.
Der Herr ist groß in Zion
und erhaben über alle Völker.
Preisen sollen sie deinen großen
und wunderbaren Namen, —
denn er ist heilig ...
Erhebet den Herrn, unsern Gott,
betet an vor dem Schemel seiner Füße;
denn er ist heilig.” Psalm 99,1-5.
PK 25.2
“Mitten in den Vorhof” des Tempels hatte Salomo “eine Kanzel aus Kupfer”, eine Tribüne, setzen lassen, “fünf Ellen lang und breit und drei Ellen hoch”. Salomo stand auf dieser Tribüne und segnete mit erhobenen Händen die gewaltige Menschenmenge vor ihm, und “die ganze Gemeinde Israel” stand. 2.Chronik 6,13.3. PK 25.3
“Gelobt sei der Herr, der Gott Israels”, rief Salomo aus, “der durch seinen Mund meinem Vater David zugesagt und es mit seiner Hand erfüllt hat, als er sagte: ... Jerusalem habe ich erwählt, daß mein Name daselbst sei.” 2.Chronik 6,4.6. PK 25.4
Hierauf kniete Salomo auf der Tribüne nieder und sprach vor den Ohren des ganzen Volkes das Einweihungsgebet. Mit zum Himmel emporgehobenen Händen flehte der König, während alle Anwesenden sich bückten und ihre Angesichter der Erde zukehrten: “Herr, Gott Israels, es ist kein Gott dir gleich weder im Himmel noch auf Erden, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen ... PK 25.5
Sollte Gott wirklich bei den Menschen auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe? Wende dich aber, Herr, mein Gott, zu dem Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, daß du erhörest das Bitten und Beten deines Knechtes vor dir! Laß deine Augen offen sein über diesem Hause Tag und Nacht, über der Stätte, von der du gesagt hast, du wollest deinen Namen daselbst wohnen lassen, daß du hörest das Gebet, das dein Knecht an dieser Stätte beten wird. So höre nun das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, wenn sie bitten werden an dieser Stätte; höre es von der Stätte deiner Wohnung, vom Himmel her, und wenn du es hörst, wollest du gnädig sein! PK 25.6
Wenn jemand an seinem Nächsten sündigt und es wird ihm ein Fluch auferlegt, sich selbst zu verfluchen, und er kommt und verflucht sich vor deinem Altar in diesem Hause, so wollest du hören im Himmel und Recht schaffen deinen Knechten, daß du den Frevler als Frevler erkennen und seine Tat auf sein Haupt kommen läßt, den aber, der im Recht ist, gerecht sprichst und ihm gibst nach seiner Gerechtigkeit. PK 26.1
Wenn dein Volk Israel vor dem Feind geschlagen wird, weil sie an dir gesündigt haben, und sie bekehren sich dann und bekennen deinen Namen, bitten und flehen vor dir in diesem Hause, so wollest du hören vom Himmel her und vergeben die Sünde deines Volkes Israel und sie in das Land zurückbringen, das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast. PK 26.2
Wenn der Himmel verschlossen ist, daß es nicht regnet, weil sie an dir gesündigt haben, und sie beten dann an dieser Stätte und bekennen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie bedrängt hast, so wollest du hören im Himmel und vergeben die Sünde deiner Knechte und deines Volkes Israel, daß du sie den guten Weg lehrest, auf dem sie wandeln sollen, und regnen lassest auf dein Land, das du deinem Volk zum Erbe gegeben hast. PK 26.3
Wenn eine Hungersnot im Lande sein wird oder Pest oder Dürre, Getreidebrand, Heuschrecken, Raupen, oder wenn sein Feind im Lande seine Städte belagert oder irgendeine Plage oder Krankheit da ist — wer dann bittet oder fleht, es seien einzelne Menschen oder dein ganzes Volk Israel, wenn jemand seine Plage und Schmerzen fühlt und seine Hände ausbreitet zu diesem Hause, so wollest du hören vom Himmel her, vom Sitz deiner Wohnung, und gnädig sein und jedermann geben nach all seinem Wandel, wie du sein Herz erkennst — denn du allein erkennst das Herz der Menschenkinder —, damit sie dich fürchten und wandeln in deinen Wegen alle Tage, solange sie in dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast. PK 26.4
Auch wenn ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel ist, aus fernen Landen kommt um deines großen Namens und deiner mächtigen Hand und deines ausgereckten Arms willen und zu diesem Hause hin betet, so wollest du hören vom Himmel her, vom Sitz deiner Wohnung, und alles tun, worum er dich anruft, auf daß alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen und dich fürchten wie dein Volk Israel und innewerden, daß dein Name über diesem Hause genannt ist, das ich gebaut habe. PK 27.1
Wenn dein Volk auszieht in den Krieg gegen seine Feinde auf dem Wege, den du sie senden wirst, und sie zu dir beten nach dieser Stadt hin, die du erwählt hast, und nach dem Hause hin, das ich deinem Namen gebaut habe, so wollest du ihr Gebet und Flehen hören vom Himmel her und ihnen zu ihrem Recht helfen. PK 27.2
Wenn sie an dir sündigen werden — denn es gibt keinen Menschen, der nicht sündigt — und du über sie zürnst und sie vor ihren Feinden dahingibst und diese sie gefangen wegführen in ein fernes oder nahes Land und sie nehmen es sich dann zu Herzen in dem Lande, in dem sie gefangen sind, und bekehren sich und flehen zu dir im Lande ihrer Feinde und sprechen: Wir haben gesündigt, übel getan und sind gottlos gewesen, und sich von ganzem Herzen und von ganzer Seele zu dir bekehren im Lande ihrer Feinde, in dem man sie gefangen hält, und sie beten nach ihrem Lande hin, das du ihren Vätern gegeben hast, und nach der Stadt hin, die du erwählt hast, und nach dem Hause hin, das ich deinem Namen gebaut habe, so wollest du ihr Gebet und Flehen hören vom Himmel her, vom Sitz deiner Wohnung, und ihnen zu ihrem Recht helfen und deinem Volk vergeben, das an dir gesündigt hat. PK 27.3
So laß nun, mein Gott, deine Augen offen sein und deine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte. Und nun mache dich auf, Herr, Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Macht. Laß deine Priester, Herr, Gott, mit Heil angetan werden und deine Heiligen sich freuen des Guten. Du, Herr, Gott, weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten! Gedenk an die Gnaden, die du deinem Knechte David verheißen hast!” 2.Chronik 6,14-42. PK 27.4
“Als Salomo sein Gebet vollendet hatte, fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus, so daß die Priester nicht ins Haus des Herrn hineingehen konnten, weil des Herrn Herrlichkeit das Haus des Herrn füllte. Und alle Kinder Israel sahen das Feuer herabfallen und die Herrlichkeit des Herrn über dem Hause, und sie fielen auf ihre Knie mit dem Antlitz zur Erde aufs Pflaster und beteten an und dankten dem Herrn, daß er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewiglich währt.” 2.Chronik 7,1-3. PK 28.1
Hierauf opferten König und Volk vor dem Herrn. “Und so weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein.” 2.Chronik 7,5. Sieben Tage lang beging die Menge aus allen Teilen des Reiches, von den Grenzen “von Hamath an bis an den Bach Ägyptens”, “eine sehr große Gemeinde”, ein Freudenfest. Die darauffolgende Woche verbrachte die glückliche Schar mit der Feier des Laubhüttenfestes. Nach Abschluß dieser Zeit der erneuten Weihe und der Freude kehrte das Volk nach Hause zurück, “fröhlich ... und guten Mutes über all das Gute, das der Herr an David, Salomo und seinem Volk Israel getan hatte”. 2.Chronik 7,8.10. PK 28.2
Der König hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um das Volk zu veranlassen, sich ganz dem Herrn und seinem Dienst zu weihen und seinen heiligen Namen zu preisen. Nun empfing der Herrscher Israels noch einmal wie einst zu Beginn seiner Regierung den Beweis der Annahme und des Segens Gottes. Der Herr erschien ihm in der Nacht in einer Vision mit der Botschaft: “Ich habe dein Gebet erhört und diese Stätte mir zum Opferhaus erwählt. Siehe, wenn ich den Himmel verschließe, daß es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, daß sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen. So sollen nun meine Augen offen sein und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an dieser Stätte. So habe ich nun dies Haus erwählt und geheiligt, daß mein Name dort sein soll ewiglich, und meine Augen und mein Herz sollen dort sein allezeit.” 2.Chronik 7,12-16. PK 28.3
Wäre Israel Gott treu geblieben, so hätte dieses herrliche Bauwerk als ein immerwährendes Zeichen der besonderen Gunst Gottes seinem auserwählten Volk gegenüber weiterbestanden. “Die Fremden”, sprach Gott, “die sich dem Herrn zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, daß sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berge bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker.” Jesaja 56,6.7. PK 28.4
In Verbindung mit diesen Versicherungen der Annahme zeigte der Herr dem König sehr klar den Weg der Pflicht. “Wenn du”, so erklärte er, “vor mir wandelst, wie dein Vater David gewandelt ist, daß du alles tust, was ich dich heiße, und meine Gebote und Rechte hältst, so will ich den Thron deines Königtums bestätigen, wie ich mit deinem Vater David einen Bund geschlossen habe und gesagt: Es soll dir nicht fehlen an einem Mann, der über Israel Herr sei.” 2.Chronik 7,17.18. PK 29.1
Hätte Salomo auch weiterhin in Demut dem Herrn gedient, so hätte seine ganze Herrschaft einen machtvollen Einfluß zum Guten auf die umwohnenden Völker ausgeübt, auf Völker, die durch die Regierung seines Vaters wie auch durch seine eigenen weisen Worte und großartigen Taten in den früheren Jahren seiner Herrschaft so günstig beeinflußt worden waren. Weil Gott voraussah, welche schlimmen Versuchungen Wohlstand und weltliche Ehre im Gefolge haben würden, warnte er Salomo vor dem Übel des Abfalls und sagte ihm die schrecklichen Folgen der Sünde voraus. Selbst den schönen Tempel, der eben erst eingeweiht worden war, würde er, wie er erklärte, “zum Hohn machen und zum Spott unter allen Völkern”, wenn sie, die Israeliten, “den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen” (2.Chronik 7,20.22) und in der Abgötterei beharren würden. PK 29.2
In seinem Mut gestärkt und sehr erfreut durch die Botschaft vom Himmel, daß sein Gebet für Israel erhört worden sei, begann Salomo nun die glanzvollste Zeit seiner Herrschaft. Damals begehrten “alle Könige auf Erden”, ihn zu besuchen, “um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte”. 2.Chronik 9,23. Viele von ihnen kamen, um die Art und Weise seiner Regierung kennenzulernen und sich von ihm Unterweisung für die Behandlung schwieriger Angelegenheiten zu holen. PK 29.3
Als diese Leute zu Salomo kamen, belehrte er sie über Gott als den Schöpfer aller Dinge, so daß sie mit klareren Vorstellungen von dem Gott Israels und seiner Liebe zur Menschheit heimkehrten. Sie erblickten nun in den Werken der Natur einen Ausdruck seiner Liebe und eine Offenbarung seines Charakters. So wurden viele veranlaßt, ihn als ihren Gott anzubeten. PK 30.1
Als Salomo beim Gottesdienst anläßlich der Vollendung des Tempelbaus wie ein Bittsteller zum Weihegebet niederkniete, zeigten sich alle seine nachahmenswerten Charakterzüge aus jener Zeit, da er die Lasten der Regierung zu tragen begann und vor Gott bekannte: “Ich aber bin noch jung” (1.Könige 3,7) — seine Demut, seine ausgeprägte Liebe zu Gott, seine tiefe Ehrfurcht vor göttlichen Dingen, sein Mißtrauen sich selbst gegenüber sowie sein Lobpreis des unendlichen Schöpfers. PK 30.2
Christi Nachfolger müssen sich heutzutage vor der Neigung hüten, den Geist der Ehrerbietung und der Gottesfurcht zu verlieren. Die Heilige Schrift lehrt die Menschen, wie sie sich ihrem Schöpfer nahen sollen: in Demut und Ehrfurcht und im Glauben an einen göttlichen Mittler. Der Psalmist sagt: PK 30.3
“Der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter ...
Kommt, laßt uns anbeten und knien und niederfallen
vor dem Herrn, der uns gemacht hat.” Psalm 95,3.6.
PK 30.4
Es ist unser Vorrecht, sowohl im öffentlichen Gottesdienst als auch in der persönlichen Andacht unsere Knie vor Gott zu beugen, wenn wir ihm unsere Bitten darbringen. Jesus, unser Vorbild, “kniete nieder” und “betete”. Lukas 22,41. Von seinen Jüngern wird dasselbe gesagt: Petrus “kniete ... nieder, betete”. Apostelgeschichte 9,40. Paulus erklärte: “Derhalben beuge ich meine Knie vor dem Vater.” Epheser 3,14. Esra fiel auf seine Knie, als er die Sünden Israels vor Gott bekannte. Vgl. Esra 9,5. Daniel “fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott”. Daniel 6,11. PK 30.5
Wahre Ehrfurcht vor Gott wird uns erfüllen, wenn wir seine unendliche Größe empfinden und uns seiner Gegenwart bewußt werden. Dieses Bewußtwerden des Unsichtbaren sollte sich dem Herzen eines jeden tief einprägen. Ort und Stunde des Gebets sind heilig, weil Gott gegenwärtig ist. Je mehr sich die Ehrerbietung in Haltung und Betragen bekundet, desto mehr wird das, wodurch sie eingeflößt wird, sich vertiefen. “Heilig und hehr ist sein Name” (Psalm 111,9), erklärt der Psalmist. Engel verhüllen ihre Angesichter, wenn sie Gottes Namen aussprechen. Wie ehrfurchtsvoll sollten dann erst recht wir, die wir gefallen und sündig sind, ihn über unsere Lippen bringen! PK 30.6
Alt und jung täten gut daran, über solche Worte der Heiligen Schrift nachzudenken, die uns zeigen, wie wir die Stätte hochachten sollen, die Gott durch seine Gegenwart besonders auszeichnet. “Zieh deine Schuhe von deinen Füßen”, befahl er Mose am brennenden Busch; “denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!” 2.Mose 3,5. Jakob rief aus, nachdem er die Engel im Gesicht geschaut hatte: “Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wußte es nicht! ... Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.” 1.Mose 28,16.17. PK 31.1
Salomo hatte durch seine Worte anläßlich der Tempelweihe die abergläubischen Anschauungen über den Schöpfer, die das Denken der Heiden verfinsterten, aus der Vorstellungswelt der Anwesenden verbannen wollen. Der Gott des Himmels ist nicht, wie die Götter der Heiden, auf Tempel beschränkt, die menschliche Hände erbaut haben; er wollte seinem Volk jedoch durch seinen Geist begegnen, wenn es sich an dem Ort versammeln würde, der seiner Anbetung dienen sollte. PK 31.2
Jahrhunderte später lehrte Paulus dieselbe Wahrheit mit den Worten: “Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein Herr ist Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln mit Händen gemacht; auch läßt er sich nicht von Menschenhänden dienen, als bedürfe er jemandes, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt ..., damit sie Gott suchen sollten, ob sie wohl ihn fühlen und finden möchten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.” Apostelgeschichte 17,24-28. PK 31.3
“Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist,
dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!
Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle
Menschenkinder.
Von seinem festen Thron sieht er auf alle,
die auf Erden wohnen.” Psalm 33,12-14.
PK 31.4
“Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet,
und sein Reich herrscht über alles.” Psalm 103,19. “Gott, dein Weg ist heilig.
Wo ist ein so mächtiger Gott, wie du, Gott, bist?
Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine
Macht bewiesen unter den Völkern.” Psalm 77,14.15.
PK 31.5
Wenngleich Gott nicht in Tempeln wohnt, die mit Händen gemacht sind, so ehrt er doch die Versammlungen seines Volkes durch seine Gegenwart. Er hat verheißen, daß er seinen Kindern durch seinen Geist begegnen wird, wenn sie zusammenkommen, um ihn zu suchen, ihre Sünden zu bekennen und füreinander zu beten. Aber diejenigen, die sich versammeln, um ihn anzubeten, sollten alles Böse ablegen. Beten sie ihn nicht im Geist und in der Wahrheit sowie im Schmuck der Heiligkeit an, dann werden ihre Zusammenkünfte keinen Wert haben. Der Herr sagt von solchen: “Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; vergeblich dienen sie mir.” Matthäus 15,8.9. Wer Gott anbeten will, muß ihn anbeten “im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten”. Johannes 4,23. PK 32.1
“Der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt!” Habakuk 2,20. PK 32.2