Ruf an die Jugend

2/520

Ein Wort an dich ehe du dieses Buch liest

Erinnerst du dich, mein junger Freund, der Olympischen Spiele des Jahres 1936 in Berlin? Als damals wieder einmal die Jugend aller Völker antrat, um im edlen Wettstreit die Kräfte zu messen, schwang zu Häupten dieser Kampfschar eine Glocke, deren Mund weithallend verkündete, was ihr eherner Leib als Inschrift trug: “Ich rufe die Jugend der Welt.” Monate vorher war auf Plakaten das Bild dieser Glocke in alle Länder der Erde gegangen, um die junge Mannschaft aller Nationen zum Fest der Völker zusammenzurufen. RJ 7.1

Seit fast zwei Jahrtausenden ergeht an die Menschheit der Ruf, sich in einem Kampf zu bewähren, bei dem es um weit Größeres geht als bei den Olympischen Spielen alter und neuer Zeit: “Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, daß ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche.” Diesen Ruf, der bei den Besten aller Völker stets einen Widerhall gefunden hat, hat eine mütterliche Freundin der Jugend, Ellen G. White, aufgenommen. Ihn den jungen Menschen in der letzten, entscheidenden Phase des Kampfes zwischen dem Reiche des Lichtes und dem Reiche der Finsternis ganz eindringlich nahezubringen, sie zum äußersten Einsatz in diesem Kampfe zu beflügeln, ist das besondere Anliegen ihrer Aufsätze, die in dem Buche “Ruf an die Jugend” gesammelt sind. RJ 7.2

Es ist ein ungewöhnliches Buch, das wir dir in die Hände legen, du junges Mädchen und du junger Mann von heute. Du tust gut daran, dir beim Lesen vor Augen zu halten, daß diese Aufsätze das Gepräge ihrer Zeit tragen. Die ersten sind vor etwa hundert, die letzten vor nahezu fünfzig Jahren entstanden. Dennoch ist bewußt jeder Versuch unterblieben, sie bei der Wiedergabe der Eigenart unsrer Zeit anzupassen. Haben nicht auch die Werke Luthers oder Bunyans “Pilgerreise” z. B. in Sprache und Anschauung unverkennbar die Kennzeichen ihrer Tage an sich? Wer aber wollte behaupten, daß sie nicht heute noch in ihrer ursprünglichen Form von unzähligen Menschen mit großem Gewinn gelesen werden? Das gleiche trifft auch auf die Schriften zu, die E. G. White uns hinterlassen hat. Wer sich suchenden Sinnes und mit ganzer Bereitschaft, sich ansprechen zu lassen, ihnen öffnet, dem werden sich durch alles Zeitgepräge hindurch auf jeder Seite unvergängliche Wahrheiten erschließen, die auch in unsren Tagen nichts von ihrer Gültigkeit und ihrem Glanz eingebüßt haben. RJ 7.3

Mit dieser inneren Haltung gilt es für dich, mein junger Freund, an das vorliegende Buch heranzugehen. Dann wirst du hinter jeder Zeile das mütterliche Herz entdecken, das warm für die Jugend schlägt, und sehr bald nichts mehr von dem verspüren, was dich in der Form hie und da im ersten Augenblick vielleicht fremd anmutete. Dann wirst du von Seite zu Seite immer tiefer in das Herzensheiligtum einer Frau hineinblicken, die für die jungen Menschen in ihrem Lebenskreis priesterlich wirkte und waltete, betete und rang, für sie kämpfte und mit ihnen litt. Dann wirst du feststellen, daß sich die Jugend jener Tage in ihren Grundfragen und Problemen, in ihrer Sehnsucht und in ihren Irrwegen von den Menschen unsrer Zeit nicht wesentlich unterschied, und du wirst beglückend erfahren, daß diese Aufsätze, die aus der Stille und aus der Höhe kommen, auch in den Zerreißproben der Gegenwart sichere Wegweisung, Halt und Kraft bieten. RJ 8.1

So geben wir denn dir als einem jugendlichen Kämpfer für deinen Gang durch unsre bewegte, verwirrende Zeit dieses Buch mit auf den Weg. Möge es dich stets von neuem stärken im Ringen um die unvergängliche Krone und ein heiliges Feuer in deinem jungen Herzen entfachen, das anzuzünden schon Jener gekommen war, der als der beste Jugendfreund vor deiner Seele steht und den zu verherrlichen letztlich einzig und allein das Ziel dieses Buches ist. RJ 8.2

Der Verleger