Ruf an die Jugend

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Unheilige Verblendung

Der Heiratsgedanke scheint eine bezaubernde Macht auf die Gemüter der Jugendlichen auszuüben. Zwei Menschen lernen sich kennen; sie sind ineinander vernarrt, und ihre Aufmerksamkeit ist völlig in Anspruch genommen. Die Vernunft ist ausgeschaltet, das Urteilsvermögen ist lahm gelegt. Jeden Rat und jede Zucht lehnen sie ab und bestehen darauf, ihren eigenen Weg zu gehen, ohne Rücksicht auf die Folgen. RJ 289.2

Wie eine epidemische Krankheit oder Seuche, die ihren verderblichen Lauf nimmt, erscheint die Verblendung, die von ihnen Besitz ergriffen hat; nichts und niemand scheint sie aufhalten zu können. Vielleicht sind in ihrer Umgebung solche, die erkennen, daß die Durchführung dieser Heiratsabsicht nur lebenslängliches Unglück zur Folge haben wird. Aber ihre Ratschläge und Ermahnungen werden nicht angenommen. Möglicherweise verkümmert durch solche Verbindung die Brauchbarkeit des einen, den Gott in seinem Dienst hätte segnen können; aber Vernunftsgründe und Überredungsversuche bleiben erfolglos. RJ 289.3

Alles, was von erfahrenen Männern und Frauen vorgebracht werden kann, erweist sich als unwirksam. Es gelingt ihnen nicht, die Entscheidung, zu der sie ihr Verlangen geführt hat, aufzuhalten oder zu verändern. Sie verlieren ihr Interesse an der Gebetsstunde und an allem, was den Glauben betrifft. Sie sind beide so verblendet, daß sie ihre Lebenspflichten vernachlässigen, als wenn dies nur unbedeutende Dinge wären. Nacht für Nacht sitzen sie beisammen und erzählen einander. Sind es ernsthafte und feierliche Themen? — O nein! Eher seichte und unwichtige Dinge. RJ 289.4