Leben und Wirken von Ellen G. White

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Kapitel 16: Ein Gesicht von der Versiegelung

Zu Beginn des heiligen Sabbats, am 5. Januar 1849, waren wir im Gebet mit der Familie Bruder Beldens zu Rocky Hill, Connecticut, und der Heilige Geist fiel auf uns. Ich wurde im Gesichte nach dem Allerheiligsten entrückt, wo ich Jesum immer noch als Fürsprecher für Israel dienen sah. An dem Saume seines Rockes war eine Schelle und ein Granatapfel, und wiederum eine Schelle und ein Granatapfel. Dann sah ich, dass Jesus das Allerheiligste nicht verlassen wird, bis ein jeder Fall entweder zur Seligkeit oder zur Verdammnis entschieden ist, und dass der Zorn Gottes nicht eher ausgegossen werden wird, als bis Jesus sein Werk im Allerheiligsten beendet, sein Priesterkleid ablegt und* die Gewänder der Rache anzieht. Dann wird Jesus seine Stellung zwischen dem Vater und den Menschen verlassen, und Gott wird nicht länger stillschweigen, sondern seinen Zorn über diejenigen ausgießen, die seine Wahrheit verworfen haben. Ich sah, das der Zorn der Völker, der Zorn Gottes und die Zeit, da die Toten gerichtet werden sollen, bestimmte und von einander verschiedene Ereignisse waren, die eins auf das andere folgen, und auch dass Michael sich noch nicht aufgemacht, und dass die trübselige Zeit, als sie nicht gewesen ist, noch nicht begonnen hatte. Die Völker werden jetzt zornig; aber wenn unser Hoherpriester sein Werk im Heiligtum beendet hat, wird er sich aufmachen und die Gewänder der Rache anziehen, und dann werden die letzten sieben Plagen ausgegossen werden. LW 130.1

Ich sah, dass die vier Engel die vier Winde halten werden, bis das Werk Jesu im Heiligtum beendet ist, LW 131.1

und dass dann die letzten sieben Plagen anbrechen. Diese Plagen erfüllten die Gottlosen mit Wut gegen die Gerechten; sie dachten, dass wir die Gerichte Gottes über sie gebracht hätten, und dass, wenn sie uns von der Erde vertilgen könnten, die Plagen dann aufhören würden. Es erging ein Befehl, dass die Heiligen getötet werden sollten, und infolgedessen schrieen diese Tag und Nacht um Errettung. Dies war die Zeit der Angst in Jakob. Dann schrieen alle Heiligen in der Qual ihres Herzens, und sie wurden durch die Stimme Gottes errettet. Die Hundertvierundvierzigtausend triumphierten. Ihre Gesichter erstrahlten von der Herrlichkeit Gottes. LW 132.1

Dann wurde mir die Schar gezeigt, die in ihrer Seelenpein heulte. In großen Buchstaben stand auf ihren Gewändern geschrieben: “Man hat dich in einer Wage gewogen, und zu leicht gefunden.” Ich fragte, wer diese Schar sei. Der Engel fragte: “Dies sind diejenigen, die einst den Sabbat gehalten und ihn dann wieder aufgegeben haben.” Ich hörte sie mit einer lauten Stimme rufen: “Wir haben an dein Kommen geglaubt, und es mit Eifer gelehrt.” Und während sie so sprachen, fielen ihre Augen auf ihre Kleider, und sie sahen die Schrift und schrieen dann laut. Ich sah, dass sie von den tiefen Wassern getrunken und den Rest mit ihren Füßen beschmutzt — den Sabbat unter die Füße getreten — hatten, und das war er Grund, warum sie in der Waage gewogen und zu leicht gefunden wurden. LW 132.2

Dann führte mich mein begleitender Engel wieder nach der Stadt zurück, wo ich vier Engel sah, die dem Tore der Stadt zuflogen. Sie reichten gerade dem Engel am Tore ihre goldenen Karten, als ich einen andern Engel von der Richtung der großen Herrlichkeit schnell daherfliegen sah, der mit lauter Stimme den andern Engeln zurief und etwas in seiner Hand auf und ab schwenkte. Ich bat meinen begleitenden Engel, mir zu erklären, was dies, das ich sah, zu bedeuten habe. Er sagte mir, dass ich jetzt nichts Weiteres mehr sehen könnte, aber dass er mir bald zeigen werde, was diese Dinge, die ich sah, bedeuteten. LW 132.3

Am Sabbatnachmittag war einer aus unserm Kreise krank und bat uns, dass wir um seine Gesundwerdung beten möchten. Wir wandten uns vereint an den großen Arzt, der nie einen Fall verloren hat, und während die heilende Kraft herniederkam und der Kranke geheilt wurde, fiel der Geist auf mich, und ich wurde in einem Gesichte entrückt. LW 133.1

Ich sah vier Engel, die ein Werk auf Erden zu tun hatten und auf dem Wege waren, es zu verrichten. Jesus war mit Priesterkleidern angetan. Er blickte mitleidig auf die übrigen, erhob dann seine Hände gen Himmel und rief mit einer Stimme von tiefem Erbarmen: LW 133.2

“Mein Blut, o Vater, mein Blut! Mein Blut! Mein Blut!” Dann sah ich von Gott, der auf dem großen weißen Throne saß, ein außerordentlich helles Licht kommen, das Jesum ganz umstrahlte. Dann sah ich einen Engel mit einem Befehle von Jesu schnell zu den vier Engeln, die auf Erden ein Werk zu tun hatten, fliegen und etwas in seiner Hand auf und ab schwenken, und er rief mit lauter Stimme: “Haltet! haltet! haltet! haltet! Bis die Knechte Gottes an ihren Stirnen versiegelt sind!” LW 133.3

Ich fragte meinen begleitenden Engel um die Bedeutung von dem, was ich gehört hatte, und von dem, was die vier Engel zu tun im Begriffe standen. Er sagte mir, dass Gott es sei, der die Mächte in Schach halte, und dass er seine Engel über die Angelegenheiten auf Erden gesetzt; dass die vier Engel von Gott Macht erhalten hatten, die vier Winde zu halten, und dass sie gerade im Begriffe seien, sie fahren zu lassen; aber dass, während ihre Hände sich lösten und die Winde im Begriffe waren, zu wehen, das mitleidige Auge Jesu auf den übrigen ruhte, die nicht versiegelt waren, und er seine Hände zum Vater erhob und ihm vorführte, dass er sein Blut für sie vergossen habe. Dann wurde einem andern Engel der Befehl erteilt, schnell zu den vier Engeln zu fliegen und ihnen zu gebieten, zu halten, bis Gottes Knechte mit dem Siegel des lebendigen Gottes an ihren Stirnen versiegelt seien. LW 133.4