Patriarchen und Propheten
Kapitel 18: Die Nacht des Ringens
Obwohl Jakob Haran auf göttliche Weisung verließ, zog er den Weg, den er vor zwanzig Jahren als Flüchtling gewandert war, nicht ohne Befürchtungen zurück. Seine Sünde, der Betrug am Vater, stand ihm immer vor Augen. Er wußte, daß seine lange Verbannung die Folge jener Schuld war. Tag und Nacht grübelte er über diesen Dingen, und wegen der ständigen Gewissensbisse verlief die Reise sehr traurig. Als in der Ferne die heimatlichen Berge auftauchten, war das Herz des Patriarchen tief bewegt. Seine ganze Vergangenheit stieg vor ihm auf. Aber mit der Erinnerung daran kam ihm auch der tröstliche Gedanke an Gottes Gnade und die Verheißung seiner Hilfe und Führung wieder ins Gedächtnis. PP 170.1
Je mehr sich seine Wanderung ihrem Ende zuneigte, desto stärker wurden die sorgenvollen Ahnungen bei dem Gedanken an Esau. Nach Jakobs Flucht konnte sich dieser als alleinigen Erben des väterlichen Besitzes ansehen. Die Nachricht von Jakobs Rückkehr mußte ihn deshalb fürchten lassen, daß dieser käme, um sein Erbe zu fordern. Esau war imstande, seinem Bruder jetzt sehr zu schaden, wenn es sein mußte, sogar mit Gewalt, und das nicht nur aus Rachsucht, sondern um den ungestörten Besitz der Güter zu wahren, die er so lange für sein Eigentum gehalten hatte. PP 170.2
Wieder gewährte der Herr Jakob ein Zeichen göttlichen Schutzes. Als er südlich des Gebirges Gilead seinen Weg suchte, schien er von zwei Scharen himmlischer Engel umgeben zu sein, die wie zum Schutze vor und hinter ihnen mitzogen. Jakob erinnerte sich des Gesichtes in der Nähe von Bethel, und sein bedrücktes Herz wurde leichter in der Gewißheit, daß die göttlichen Boten, die ihm bei seiner Flucht aus Kanaan Hoffnung und Mut gemacht hatten, nun auch bei der Rückkehr seine Beschützer waren. Und er sagte: “Hier ist Gottes Heerlager, und nannte diese Stätte Mahanajim.” 1.Mose 32,3. PP 170.3
Dennoch meinte Jakob, auch selbst etwas zu seiner Sicherheit tun zu müssen. Deshalb sandte er Boten mit einem Versöhnungsgruß an den Bruder und schrieb ihnen den genauen Wortlaut vor, wie sie Esau anzureden hätten: Schon vor der Geburt der beiden Brüder war vorausgesagt worden, der ältere werde dem jüngeren dienen. Damit kein Gedanke daran irgendwelche Bitterkeit in Esau aufkommen ließe, schickte Jakob die Knechte “zu Esau, meinem Herrn”. Und wenn sie vorgelassen wurden, sollten sie von ihrem Herrn als “dein Knecht Jakob” sprechen. Und um Esau von vornherein jede Sorge zu nehmen, daß er als mittelloser Wanderer zurückkäme, der das väterliche Erbe beanspruchte, war Jakob darauf bedacht, in seiner Botschaft zu versichern: Ich “habe Rinder und Esel, Schafe, Knechte und Mägde, und habe ausgesandt Boten, es dir, meinem Herrn, anzusagen, damit ich Gnade vor deinen Augen fände.” 1.Mose 32,5,6. PP 171.1
Aber die Boten kehrten mit der Nachricht zu Jakob zurück, Esau ziehe ihm entgegen mit vierhundert Kriegern. Die freundliche Botschaft blieb also unbeantwortet. Sicher würde Esau kommen, um Vergeltung zu üben. Schrecken bemächtigte sich des ganzen Lagers. “Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde bange.” 1.Mose 32,8. Zurück konnte er nicht mehr, und weiter zu gehen fürchtete er sich. Seine unbewaffnete, wehrlose Schar war ja in keiner Weise auf eine feindliche Begegnung vorbereitet. Deshalb teilte er sie in zwei Gruppen. Wurde eine angegriffen, konnte vielleicht die andere entkommen. Aus seinen großen Herden wählte er reichliche Geschenke aus und sandte sie mit einer freundlichen Mitteilung an Esau. PP 171.2
Jakob tat alles, was in seiner Macht lag, um das an seinem Bruder geschehene Unrecht wiedergutzumachen und die drohende Gefahr abzuwenden. Dann bat er in Demut und Reue um göttlichen Schutz: “Gott meines Vaters ..., der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir wohltun, — Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knechte getan hast; denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, als ich hier über den Jordan ging, und nun sind aus mir zwei Lager geworden. Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern.” 1.Mose 32,10-12. PP 171.3
Sie hatten den Jabbok erreicht, als die Nacht hereinbrach. Jakob schickte seine Familie durch die Furt des Flusses und blieb als einziger zurück. Er wollte die Nacht im Gebet verbringen und mit Gott allein sein. Denn nur Gott konnte Esaus Herz besänftigen. Das war des Erzvaters ganze Hoffnung. PP 172.1
Es war eine verlassene, bergige Gegend, Schlupfwinkel wilder Tiere und Versteck von Räubern und Mördern. Einsam und schutzlos beugte sich Jakob in großer Not zur Erde. Es war Mitternacht und alles, was ihm das Leben lebenswert machte, weit weg in Gefahr und Todesnot. Aber das bitterste war der Gedanke, daß seine eigene Sünde diese Gefahr über die Unschuldigen heraufbeschworen hatte. Laut weinend betete er zu Gott. PP 172.2
Da legte sich plötzlich eine schwere Hand auf ihn. Er vermutete, ein Feind wolle ihm ans Leben, und versuchte, sich dem Griff des Gegners zu entwinden. In der Dunkelheit rangen beide um die Oberhand. Keiner sprach ein Wort. Jakob setzte seine ganze Kraft ein und ließ in seinen Anstrengungen auch nicht einen Augenblick nach. Während er so um sein Leben kämpfte, lag das Bewußtsein der Schuld schwer auf ihm; er wurde seiner Sünden gewahr, die sich trennend zwischen ihn und Gott stellten. Aber in der höchsten Not erinnerte er sich der Verheißungen Gottes, und von ganzem Herzen flehte er um seine Gnade. PP 172.3
Der Kampf dauerte bis zum Morgengrauen. Dann legte der Fremde seine Hand auf Jakobs Hüfte, und im Augenblick wurde dieser zum Krüppel. Jetzt erkannte der Erzvater das Wesen seines Gegners. Er begriff, daß er mit einem himmlischen Boten gekämpft und deshalb trotz schier übermenschlicher Anstrengung den Sieg nicht hatte erringen können. Es war Christus, “der Engel des Bundes” (Maleachi 3,1), der sich Jakob offenbarte. Der Patriarch war jetzt kampfunfähig und litt heftige Schmerzen, aber er wollte seinen Halt nicht verlieren. Reuig und gebrochen klammerte er sich an den Engel, “er weinte und bat ihn” (Hosea 12,5) und flehte um seinen Segen. Er mußte die Gewißheit der Sündenvergebung haben. Auch die körperlichen Schmerzen konnten ihn nicht von diesem Verlangen abbringen. Seine Entschlossenheit wurde nur noch größer, sein Glaube ernster und beharrlicher. Der Engel versuchte, sich zu befreien. Er drängte: “Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.” Aber Jakob antwortete: “Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.” 1.Mose 32,27. Hätte daraus vermessenes Selbstvertrauen gesprochen, wäre Jakob auf der Stelle getötet worden. Aber es war die Zuversicht eines Menschen, der sich seiner Unwürdigkeit bewußt ist und sich dennoch zuversichtlich auf die Treue Gottes verläßt, der seinen Bund hält. PP 172.4
Jakob “kämpfte mit dem Engel und siegte”. Hosea 12,5. Weil er bereute, weil er sich erniedrigte und ganz auslieferte, überwand dieser sündige, irrende Sterbliche die Majestät des Himmels. Er hielt sich an die Verheißungen Gottes, und die unendliche Liebe konnte sich dem dringenden Verlangen des Schuldigen nicht versagen. PP 173.1
Der Irrtum, der Jakob dazu verleitet hatte, das Erstgeburtsrecht durch Betrug an sich zu bringen, stand ihm gerade jetzt klar vor Augen. Er hatte nicht auf Gottes Verheißungen vertraut, sondern mit eigenen Anstrengungen erreichen wollen, was Gott zu seiner Zeit und auf seine Weise getan hätte. Als Bestätigung dafür, daß ihm vergeben war, wurde sein Name geändert: aus der Erinnerung an seine Sünde wurde das Gedenken an seinen Sieg. “Du sollst”, sagte der Engel, “nicht mehr Jakob [= Fersenhalter] heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.” 1.Mose 32,29. PP 173.2
Jakob hatte den Segen empfangen, nach dem er sich sehnte. Sein schuldhaftes Versagen als Verdränger und Betrüger war vergeben, die Krise seines Lebens überwunden. Zweifel und Gewissensangst hatten sein Dasein bis dahin verbittert. Aber nun war alles anders. Tiefer Friede erfüllte nach der Versöhnung mit Gott seine Brust. Nun fürchtete sich Jakob nicht mehr vor der Begegnung mit dem Bruder. Der ihm selbst die Sünden vergeben hatte, konnte auch Esaus Herz bewegen, Jakobs Demütigung und Reue freundlich aufzunehmen. PP 173.3
Während Jakob mit dem Engel rang, wurde ein andrer himmlischer Bote zu Esau gesandt. Im Traum sah er den Bruder als einen zwanzig Jahre lang vom Vaterhause Verbannten. Er erlebte seinen Kummer, als Jakob vom Tode der Mutter erfuhr, und sah ihn von himmlischen Heerscharen umgeben. Esau erzählte diesen Traum seinen Kriegern und befahl ihnen, Jakob kein Leid zu tun, da der Gott seines Vaters mit ihm sei. PP 173.4
Schließlich näherten sich sie beiden Scharen einander: der Wüstenhäuptling an der Spitze seiner Kriegsleute und Jakob mit Frauen und Kindern, Hirten und Mägden, denen lange Reihen von Groß- und Kleinvieh folgten. Auf seinen Stab gestützt, schritt der Erzvater auf die Kriegerschar zu. Bleichen Angesichts, von seinem Kampf entkräftet, ging er langsam unter Schmerzen und hinkte bei jedem Schritt. Aber aus seinem Gesicht leuchteten Freude und Friede. PP 174.1
Beim Anblick des Leidenden lief Esau “ihm entgegen und herzte ihn und fiel ihm um den Hals und küßte ihn, und sie weinten”. 1.Mose 33,4. Sogar Esaus rauhe Krieger waren von diesem Geschehen gerührt. Wohl hatte er ihnen von dem Traum erzählt, und doch konnten sie sich die Veränderung ihres Häuptlings nicht erklären. Wohl nahmen sie die Gebrechlichkeit des Patriarchen wahr, ahnten aber nicht, daß dessen Schwäche seine Stärke war. PP 174.2
In der qualvollen Nacht am Jabbok, als alles verloren schien, hatte Jakob gelernt, wie nichtig menschlicher Beistand und wie sinnlos Vertrauen auf menschliche Macht ist. Er erkannte, daß Hilfe nur von dem kommen konnte, gegen den er sich so schwer versündigt hatte. Nun nahm er hilflos und unwürdig Gottes Gnadenverheißung für den reuigen Sünder in Anspruch. Sie vermittelte ihm die Gewißheit, daß ihm vergeben und er wieder bei Gott angenommen war. Eher könnten Himmel und Erde vergehen, als daß sich diese Verheißung nicht erfüllte. Und das hielt ihn in seinem furchtbaren Kampf aufrecht. PP 174.3
Jakobs Erfahrung in jener Nacht des Ringens und der Angst versinnbildet die Trübsal, durch die Gottes Volk unmittelbar vor der Wiederkunft Christi gehen muß. Der Prophet Jeremia sah diese Zeit im Gesicht voraus und sagte: “Wir hören ein Geschrei des Schreckens; nur Furcht ist da und kein Friede ... Wie kommt es denn, daß ... alle Gesichter so bleich sind? Wehe, es ist ein gewaltiger Tag, und seinesgleichen ist nicht gewesen, und es ist eine Zeit der Angst für Jakob; doch soll ihm daraus geholfen werden.” Jeremia 30,5-7. PP 174.4
Diese Zeit der Angst beginnt, wenn Christus sein Werk als Mittler für die Menschen beendet. Dann ist der Fall eines jeden Menschen entschieden, und es wird kein sühnendes Blut mehr geben, das ihn von der Sünde reinigt. Wenn also Jesus die Fürsprache des Menschen beendet hat, erfolgt die gewichtige Ankündigung: “Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein, aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.” Offenbarung 22,11. Dann wird der Geist Gottes, der das Böse in Schranken hielt, von der Erde zurückgezogen. Wie Jakob von seinem zornigen Bruder mit dem Tode bedroht wurde, so wird das Volk Gottes durch die Gottlosen gefährdet sein, die es zu vernichten suchen. Und wie der Erzvater die ganze Nacht um Befreiung von der Hand Esaus rang, so werden die Gerechten Tag und Nacht zu Gott um Errettung von den Feinden rufen, die sie umgeben. PP 174.5
Satan hatte Jakob vor den Engeln Gottes verklagt und gefordert, ihn um seiner Sünde willen zu töten. Er hatte Esau bewogen, gegen ihn zu ziehen. Und in der langen Nacht des Ringens versuchte der Böse, den Patriarchen mit der Last seines Schuldbewußtseins zu überwältigen, um ihn zu entmutigen und sein Gottvertrauen zu zerbrechen. Als sich Jakob in seiner Angst an den Engel klammerte und ihn unter Tränen anflehte, erinnerte ihn auch der himmlische Bote, um seinen Glauben zu prüfen, an seine Sünde und versuchte, ihm zu entweichen. Aber Jakob ließ ihn nicht los. Er hatte erfahren, daß Gott gnädig ist, deshalb verließ er sich ganz auf dessen Barmherzigkeit. Er wies auf seine Reue hin und bat um Errettung. Als er sein Leben überschaute, wurde er fast zur Verzweiflung getrieben. Aber er hielt den Engel fest, und mit angstvollem Aufschrei blieb er bei seiner Bitte, bis er siegte. PP 175.1
So wird auch die Erfahrung der Kinder Gottes in ihrem letzten Kampf mit den Mächten des Bösen sein. Gott wird ihre Standhaftigkeit und Treue, ihr Vertrauen auf seine Macht, die sie befreien kann, prüfen. Satan dagegen wird versuchen, sie mit dem Gedanken zu erschrecken, daß ihr Fall hoffnungslos sei und ihre Sünden größer, als daß sie vergeben werden könnten. Tatsächlich werden jene Menschen ihre Versäumnisse klar erkennen, und ihre Hoffnung wird zeitweilig getrübt, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken. Dann aber werden sie sich der Größe der göttlichen Gnade und ihrer eigenen echten Hingabe erinnern und sich auf Christi Verheißungen berufen, die er hilflosen und zugleich einsichtigen Sündern gegeben hat. Ihr Glaube wird nicht aufhören, weil ihre Gebete nicht sofort erhört werden, sondern sie werden sich an die Kraft Gottes halten, wie Jakob sich an den Engel klammerte. Wie er werden sie flehen: “Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.” 1.Mose 32,27. PP 175.2
Hätte Jakob nicht seine Schuld zuvor bereut, das Erstgeburtsrecht durch Betrug erlangt zu haben, hätte Gott sein Gebet nicht erhören und sein Leben nicht gnädig bewahren können. So wird es den Kindern Gottes in der Trübsalszeit gehen. Müßten sie mit unvergebenen Sünden rechnen, während sie sich in Angst und Not befinden, würden sie überwältigt. Verzweiflung würde ihren Glauben untergraben, und sie könnten Gott nicht mehr vertrauensvoll um Befreiung anflehen. Aber obwohl sie sich ihrer Unwürdigkeit voll bewußt sind, gibt es bei ihnen keine verborgenen Sünden. Das Versöhnungsblut Christi hat ihre Sünden getilgt, die sie nun nicht mehr mahnen können. PP 176.1
Satan verführt viele Menschen zu der Annahme, Gott werde ihre Untreue in kleinen Dingen schon übersehen. Aber der Herr beweist durch sein Verhalten Jakob gegenüber, daß er Böses unter keinen Umständen dulden oder gutheißen kann. Alle, die ihre Sünde zu verbergen oder zu entschuldigen versuchen und sie ohne Bekenntnis und Vergebung in der Berichtführung des Himmels anstehen lassen, wird Satan überwältigen. Je höher ihr Stand und je ehrenvoller ihre Stellung ist, desto schwerer wiegt ihre Handlungsweise in Gottes Augen und desto gewisser ist der Triumph des großen Gegners. PP 176.2
Doch Jakobs Lebensgeschichte ist der Beweis dafür, daß Gott niemanden verwirft, der sich zwar zur Sünde verleiten ließ, aber in aufrichtiger Reue zu ihm zurückkehrt. Durch völlige Hingabe und festen Glauben erlangte Jakob, was er durch eigene Kraft nicht gewinnen konnte. Gott zeigte seinem Knecht, daß allein göttliche Wirksamkeit und Gnade den Segen verleihen konnten, den er ersehnte. So wird es denen gehen, die in der Endzeit leben. Sind sie von Gefahren umgeben und will sie Verzweiflung überkommen, sollen sie sich ausschließlich auf die Verdienste Jesu Christi verlassen. Wir können nichts aus uns selbst tun. Unserer Ohnmacht und Unwürdigkeit bewußt, müssen wir unser ganzes Vertrauen auf den gekreuzigten und auferstandenen Erlöser setzen. Wer das tut, wird nicht umkommen. Die lange Liste unserer Übeltaten ist dem ewigen Gott bekannt; diese Liste ist vollständig geführt, keines unserer Vergehen also vergessen. Er aber, der das Rufen seiner Knechte in früheren Zeiten hörte, wird auch unser gläubiges Bitten vernehmen und die Übertretungen vergeben. Er hat es verheißen, und er wird sein Wort halten. PP 176.3
Jakob siegte, weil er Ausdauer und Entschlossenheit besaß. Seine Erfahrung bezeugt die Macht des anhaltenden Gebetes. Jetzt ist es an uns, ausdauernd beten und unerschütterlich glauben zu lernen. Die größten Siege der Gemeinde Christi oder des einzelnen Christen werden nicht durch Begabung oder Bildung, nicht mit Hilfe von Reichtum oder menschlichem Wohlwollen gewonnen. Es sind die Siege, die im Sprechzimmer Gottes errungen werden, wenn ernster, verzweifelt kämpfender Glaube den Arm des Mächtigen ergreift. PP 177.1
Wer nicht bereit ist, das Böse zu lassen und den Segen Gottes ernstlich zu erbitten, wird ihn auch nicht erlangen. Aber alle, die wie Jakob aufrichtig und beharrlich an Gottes Verheißungen festhalten, werden sie wie er erfüllt sehen. “Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen in Kürze.” Lukas 18,7.8. PP 177.2