Patriarchen und Propheten

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Kapitel 73: Davids letzte Jahre

Absaloms Sturz brachte dem Reich nicht sofort Frieden. An diesem Aufstand hatten zu viele teilgenommen, als daß David ohne Aufforderung der Stämme in seine Hauptstadt zurückkehren und die Regierungsgewalt wieder übernehmen wollte. Aber in dem Durcheinander nach Absaloms Niederlage konnte man zu keinem rechten Entschluß kommen, den König zurückzurufen. Als es schließlich Juda unternahm, erwachte die Eifersucht der übrigen Stämme, und die Folge war eine Gegenrevolution. Doch sie wurde rasch unterdrückt und der Friede in Israel wiederhergestellt. PP 720.1

Davids Geschichte ist eins der eindrucksvollsten Beispiele, welche Gefahren Macht, Reichtum und weltliche Ehre mit sich bringen können, alles Dinge, nach denen die meisten eifrig streben. Nur wenige gingen durch Erlebnisse, die sie auf eine solche Erprobung vorbereiteten. David lernte schon als junger Hirt, bescheiden zu sein, beharrlich an der Arbeit zu bleiben und vor allem gut für seine Herden zu sorgen. In der freien Natur der Bergeinsamkeit kam seine Begabung für Dichtung und Musik so richtig zur Entfaltung und lenkte seine Gedanken auf den Schöpfer. In der langen Lehrzeit des Wüstenlebens wurde ihm manche Mutprobe abverlangt; sein Gottesglaube wuchs. Das alles sah der Herr zur Vorbereitung auf das Herrscheramt in Israel für ihn vor. David machte unschätzbare Erfahrungen der Liebe Gottes, dessen Geist ihn in reichem Maße segnete. Sauls Leben zeigte ihm die Wertlosigkeit rein menschlicher Klugheit. Trotzdem war er nicht so charakterfest, als daß er in seinem Streben nach Erfolg und Ansehen nicht wiederholt vom Versucher überwunden werden konnte. PP 720.2

Die Beziehungen zu den benachbarten Heiden weckte bald den Wunsch, ihre völkischen Bräuche nachzuahmen und vor allem zu nationaler Größe zu kommen. Als das Volk Jahwes sollte Israel alle anderen Völker überragen, aber mit wachsendem Stolz genügte ihm diese Art Vorzugsstellung nicht mehr. Es war statt dessen auf einen Rang unter den Völkern bedacht. Diese Gesinnung mußte es notwendig in Versuchung führen. Zur Vorbereitung weiterer Eroberungen beschloß David, alle Männer, die im geeigneten Alter standen, zum Wehrdienst einzuziehen. Das machte eine Volkszählung nötig. Der eigentliche Antrieb dazu waren aber Stolz und Ehrgeiz. Jetzt würde sich zeigen, wie schwach das Reich bei Davids Thronbesteigung gewesen und wie stark und wohlhabend es unter seiner Regierung geworden war! Dies mußte das ohnehin schon große Selbstvertrauen des Königs und seines Volkes noch steigern. Die Schrift sagt: “Der Satan stellte sich gegen Israel und reizte David, daß er Israel zählen ließe.” 1.Chronik 21,1. Israel verdankte seine Blütezeit unter David weit mehr dem Segen Gottes als der Tüchtigkeit ihres Königs und dem Heer. Aber die wachsende militärische Stärke vermittelte den Nachbarvölkern den Eindruck, Israel traue mehr auf sie als auf die Kraft Jahwes. PP 720.3

Obwohl die Israeliten auf ihre nationale Größe stolz waren, sahen sie Davids Plan, den Wehrdienst so stark zu erweitern, keineswegs gern. Die beabsichtigte Registrierung verursachte viel Unzufriedenheit. Infolgedessen hielt man es für besser, sie diesmal durch Offiziere und nicht von Priestern und Beamten durchführen zu lassen. Der Zweck des Unternehmens stand ganz und gar im Widerspruch zur Theokratie. Selbst Joab, der nicht gerade als vorsichtig galt, erhob folgende Einwendungen: “Der Herr tue zu seinem Volk, wie es jetzt ist, hundertmal soviel hinzu! Aber, mein Herr und König, sind sie nicht alle meinem Herrn untertan? Warum fragt denn mein Herr danach? Warum soll eine Schuld auf Israel kommen? Aber des Königs Wort blieb fest gegenüber Joab. Und Joab ging hin und zog durch ganz Israel und kam nach Jerusalem zurück und gab David die Zahl des gezählten Volkes.” 1.Chronik 21,3-5. Die Zählung war noch nicht beendet, als David sein Unrecht schon einsah. Er bekannte sich schuldig vor Gott: “Ich habe schwer gesündigt, daß ich das getan habe. Nun aber nimm weg die Schuld deines Knechts; denn ich habe sehr töricht getan.” 1.Chronik 21,8. Am nächsten Morgen überbrachte der Prophet Gad David eine Botschaft: “So spricht der Herr: Erwähle dir entweder drei Jahre Hungersnot oder drei Monate Flucht vor deinen Widersachern und vor dem Schwert deiner Feinde, daß es dich ergreife, oder drei Tage das Schwert des Herrn und Pest im Lande, daß der Engel des Herrn Verderben anrichte im ganzen Gebiet Israels. So sieh nun zu”, sprach der Prophet, “was ich antworten soll dem, der mich gesandt hat.” 1.Chronik 21,11.12. PP 721.1

Der König antwortete: “Mir ist sehr angst, doch ich will in die Hand des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist sehr groß; aber ich will nicht in Menschenhände fallen.” 1.Chronik 21,13. PP 722.1

Das Land wurde mit Pestilenz geschlagen, die siebzigtausend Menschen in Israel dahinraffte. Kurz bevor die Plage die Hauptstadt erreichte, hob David seine Augen auf “und sah den Engel des Herrn stehen zwischen Himmel und Erde und ein bloßes Schwert in seiner Hand ausgestreckt über Jerusalem. Da fielen David und die Ältesten, mit Säcken angetan, auf ihr Antlitz. Und David sprach zu Gott: Bin ich’s nicht, der das Volk zählen ließ? Ich bin’s doch, der gesündigt und das Übel getan hat; diese Schafe aber, was haben sie getan? Herr, mein Gott, laß deine Hand gegen mich und meines Vaters Haus sein und nicht gegen dein Volk, es zu plagen.” 1.Chronik 21,16.17. PP 722.2

Die Zählung hatte Unzufriedenheit im Volk erzeugt. Aber liebäugelten sie nicht mit denselben Sünden, die David zu seinem Unternehmen veranlaßten? Wie der Herr durch Absaloms Sünde David heimsuchte, so strafte er durch des Königs Fehler Israels Schuld. PP 722.3

Vor den Toren Jerusalems hielt der Würgeengel inne. Er verweilte auf dem Berge Morija, auf der Tenne Ornans, des Jebusiters. Auf Geheiß des Propheten stieg David hinauf, “baute dem Herrn dort einen Altar und opferte Brandopfer und Dankopfer. Und als er den Herrn anrief, erhörte er ihn durch das Feuer, das vom Himmel fiel auf den Altar mit dem Opfer.” 1.Chronik 21,26. “Und der Herr wurde dem Land wieder gnädig, und die Plage wich von dem Volk Israel.” 2.Samuel 24,25. PP 722.4

Der Platz, auf dem der Altar errichtet wurde, sollte fortan als heiliger Boden betrachtet werden. Ornan bot ihn dem König als Geschenk an, doch dieser lehnte ab: “Nicht doch! Sondern für den vollen Preis will ich’s kaufen; denn ich will nicht, was dein ist, für den Herrn nehmen und will’s nicht umsonst zum Brandopfer haben. So gab David dem Ornan für den Platz Gold im Gewicht von sechshundert Lot.” 1.Chronik 21,24.25. Dieser Ort war an sich schon merkwürdig; hier hatte Abraham einen Altar errichtet, um seinen Sohn darauf zu opfern. Nun wurde er durch diese große Befreiung erneut geweiht. Später wählte Salomo ihn als Grundstück zum Tempelbau. PP 722.5

Auf Davids letzte Jahre fiel noch ein anderer Schatten. Er war nun siebzig Jahre alt. Die Beschwerlichkeiten und Anstrengungen des früheren Wanderlebens, die zahlreichen Kriege, Sorgen und Nöte in späteren Jahren hatten seine Lebenskraft untergraben. Obwohl er geistig noch klar und frisch war, verhinderten doch Altersschwäche und der Wunsch nach Zurückgezogenheit ein schnelles Erfassen dessen, was im Reich vor sich ging. Abermals keimte in nächster Nähe des Thrones eine Empörung. Und wieder zeigten sich die Folgen von Davids väterlicher Nachsicht. Diesmal strebte Adonia nach dem Thron, “ein sehr schöner Mann” von Ansehen und im Auftreten, aber charakterlos und leichtsinnig. Schon in der Jugend durfte er sich alles erlauben: “Sein Vater hatte ihm nie etwas verwehrt sein Leben lang, daß er gesagt hätte: Warum tust du das?” 1.Könige 1,6. Jetzt empörte Adonia sich gegen die Autorität Gottes, der Salomo zu Davids Nachfolger bestimmt hatte. Sowohl nach seiner natürlichen Begabung als auch nach seiner geistlichen Haltung war Salomo besser zum Herrscheramt geeignet als sein älterer Bruder. Doch es gelang Adonia, Anhänger zu finden. Auch Joab, der trotz mancher Freveltaten dem Throne bis dahin immer treu gewesen war, schloß sich der Verschwörung gegen Salomo an, ebenso Abjathar, der Priester. PP 723.1

Der Aufstand war herangereift. Die Empörer versammelten sich zu einem großen Fest vor den Toren der Stadt, um Adonia zum König auszurufen. Aber ehe es soweit kam, wurden ihre Pläne von einigen Getreuen durchkreuzt, allen voran der Priester Zadok, der Prophet Nathan und Bathseba, Salomos Mutter. Sie legten dem König den Stand der Dinge dar und erinnerten ihn daran, daß nach göttlicher Anweisung Salomo Thronfolger werden sollte. Daraufhin dankte David sofort zu dessen Gunsten ab, und unmittelbar darauf wurde Salomo gesalbt und zum König ausgerufen. Damit war die Verschwörung im Keim erstickt. Die Anführer hatten mit der Todesstrafe zu rechnen. Abjathars Leben wurde allerdings mit Rücksicht auf sein Amt und seine frühere Treue zu David verschont, aber er wurde seines Amtes als Hoherpriester enthoben, das auf Zadoks Linie überging. Auch Joab und Adonia blieben vorläufig ungeschoren, aber nach Davids Tod büßten sie für ihr Verbrechen. Die Urteilsvollstreckung an Davids Sohn vollendete das vierfache Strafgericht, das Gottes Abscheu vor der Sünde des Vaters bezeugte. PP 723.2

Vom Beginn seiner Regierung an hatte der Tempelbau zu Davids Lieblingsplänen gehört. War es ihm auch nicht vergönnt, dieses Vorhaben auszuführen, plante er doch nicht weniger eifrig und sorgfältig bei der Vorbereitung mit. Er beschaffte große Mengen kostbaren Materials — Gold, Silber, Onyx und verschieden getönte Steine, Marmor und die kostbarsten Hölzer. Aber nun mußte er alle diese Schätze, die er gesammelt hatte, weitergeben. Andere sollten das Haus für die Bundeslade, das Sinnbild der Gegenwart Gottes, bauen. PP 724.1

Als der König sein Ende nahen fühlte, rief er die Fürsten Israels mit den Würdenträgern aus allen Teilen des Reiches zu sich, um ihnen sein Vermächtnis anzuvertrauen. Es war sein letzter Wille, sich ihrer Mitarbeit und Unterstützung bei der bevorstehenden großen Aufgabe zu versichern. Wegen seiner körperlichen Schwäche hatte niemand erwartet, daß er dieser Übergabe persönlich beiwohnen würde. Aber der Geist Gottes kam über ihn, und mit ungewöhnlicher Inbrunst und Kraft konnte er seine letzte Ansprache an das Volk halten. Er erzählte von seinem sehnlichen Verlangen, den Tempel selbst zu bauen, und von dem Befehl des Herrn, diese Aufgabe seinem Sohne Salomo zu überlassen. Gott versicherte ihm: “Dein Sohn Salomo soll mein Haus und meine Vorhöfe bauen; denn ich habe ihn mir erwählt zum Sohn, und ich will sein Vater sein und will sein Königtum bestätigen ewiglich, wenn er daran festhält, zu tun nach meinen Geboten und Rechten, wie es heute geschieht. Nun denn”, sagte David, “vor den Augen ganz Israels, der Gemeinde des Herrn, und vor den Ohren unseres Gottes -: Haltet und sucht alle Gebote des Herrn, eures Gottes, damit ihr das gute Land besitzt und auf eure Kinder nach euch für alle Zeiten vererbt!” 1.Chronik 28,6-8. PP 724.2

David wußte aus eigener Erfahrung, wie schwer ein Weg ist, der von Gott abweicht. Er hatte die Verwerfung empfunden, die auf Gesetzesübertretung folgt, und die Frucht seiner Schuld geerntet. Und er war zutiefst besorgt, daß Israels Führerschaft Gott wirklich treu blieb, daß Salomo dem Gesetz Gottes gehorchte und die Sünden seines Vaters mied, die dessen Ansehen so herabgesetzt, sein Leben verbittert und Gott Schande bereitet hatten. David hatte gelernt, daß Herzensdemut, Gottvertrauen und unablässige Wachsamkeit vonnöten waren, um den Versuchungen widerstehen zu können, denen Salomo in seinem hohen Amt mit Sicherheit ausgesetzt sein würde. Denn gerade hochgestellte Persönlichkeiten sind das besondere Ziel für Satans Pfeile. An seinen Sohn gewandt, der bereits als Thronfolger bestätigt war, sagte David: “Und du, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ganzem Herzen und mit williger Seele. Denn der Herr erforscht alle Herzen und versteht alles Dichten und Trachten der Gedanken. Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden; wirst du ihn aber verlassen, so wird er dich verwerfen ewiglich! So sieh nun zu, denn der Herr hat dich erwählt, daß du ein Haus baust als Heiligtum. Sei getrost und richte es aus!” 1.Chronik 28,9.10. PP 724.3

David händigte Salomo eine ausführliche Anleitung für den Tempelbau aus, so auch Zeichnungen eines jeden Teiles und aller Geräte zum Dienst, so wie es ihm der Geist Gottes offenbart hatte. Der junge Salomo schreckte vor der schweren Verantwortung zurück, die ihm mit dieser Aufgabe und mit der Regierung des Volkes Gottes übertragen wurde. Aber David ermutigte seinen Sohn: “Sei getrost und unverzagt und richte es aus! Fürchte dich nicht und laß dich nicht erschrecken! Gott der Herr, mein Gott, wird mit dir sein und wird die Hand nicht abziehen und dich nicht verlassen.” 1.Chronik 28,20. PP 725.1

Wieder wandte sich David an die Versammlung: “Gott hat Salomo, einen meiner Söhne, erwählt, der noch jung und zart ist. Das Werk aber ist groß; denn es ist nicht die Wohnung eines Menschen, sondern Gottes, des Herrn. Ich aber habe aus allen meinen Kräften herbeigeschafft zum Hause Gottes.” 1.Chronik 29,1.2. Und er zählte alles gesammelte Material auf. Ferner sagte er: “Aus Wohlgefallen am Hause meines Gottes aber und da ich noch eigenes Gut an Gold und Silber habe, gebe ich für das Haus meines Gottes außer allem, was ich schon zum heiligen Hause beschafft habe, dreitausend Zentner Ophirgold und siebentausend Zentner lauteres Silber, um die Wände des Hauses zu überziehen.” 1.Chronik 29,3.4. “Wer ist nun willig”, fragte er die Versammelten schließlich, die ihre freiwilligen Gaben gebracht hatten, “heute seine Hand mit einer Gabe für den Herrn zu füllen?” 1.Chronik 29,5. PP 725.2

Bereitwillig antworteten die Anwesenden. “Da waren die Häupter der Sippen, die Fürsten der Stämme Israels, die Obersten über tausend und über hundert und die Vorsteher über des Königs Besitzungen willig, und sie gaben zur Arbeit am Hause Gottes fünftausend Zentner Gold und zehntausend Gulden und zehntausend Zentner Silber, achtzehntausend Zentner Kupfer und hunderttausend Zentner Eisen. Und wer immer bei sich edle Steine hatte, der gab sie zum Schatz des Hauses des Herrn ... Und das Volk war fröhlich, daß sie so willig waren; denn sie gaben’s dem Herrn freiwillig von ganzem Herzen. Und der König David war hoch erfreut.” 1.Chronik 29,6-9. PP 725.3

“Und er lobte den Herrn vor der ganzen Gemeinde und sprach: Gelobt seist du, Herr, Gott Israels, unseres Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Dein, Herr, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein Herr, ist das Reich, und du bist erhöht zum Haupt über alles. Reichtum und Ehre kommt von dir, du herrschest über alles. In deiner Hand steht Kraft und Macht, in deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen. Nun, unser Gott, wir danken dir und rühmen deinen herrlichen Namen. Denn was bin ich? Was ist mein Volk, daß wir freiwillig so viel zu geben vermochten? Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir’s gegeben. Denn wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht. Herr, unser Gott, all dies Viele, das wir herbeigebracht haben, dir ein Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand gekommen, es ist alles dein. Ich weiß, mein Gott, daß du das Herz prüfst, und Aufrichtigkeit ist dir angenehm. PP 726.1

Darum habe ich dies alles aus aufrichtigem Herzen freiwillig gegeben und habe jetzt mit Freuden gesehen, wie dein Volk, das hier vor dir steht, dir alles freiwillig gegeben hat. Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, unserer Väter, bewahre für immer solchen Sinn und solche Gedanken im Herzen deines Volks und richte ihre Herzen auf dich! Und meinem Sohn Salomo gib ein rechtschaffenes Herz, daß er halte deine Gebote, Ordnungen und Rechte und daß er alles ausführe und diese Wohnung baue, die ich vorbereitet habe. Und David sprach zur ganzen Gemeinde: Lobet den Herrn, euren Gott! Und die ganze Gemeinde lobte den Herrn, den Gott ihrer Väter, und sie neigten sich und fielen nieder vor dem Herrn.” 1.Chronik 29,10-20. PP 726.2

Mit viel Freude hatte der König das kostbare Material zum Bau und zur Verschönerung des Tempels zusammengetragen. Er vertonte die wunderbaren Hymnen, die später in seinen Höfen erklingen sollten. Sein Herz wurde froh in Gott, als die Stammeshäupter und Israels Fürsten seinen Aufruf so hochherzig beantworteten und ihre Hilfe für diese wichtige Aufgabe in der Zukunft anboten. Und als sie ihre Bereitschaft erklärten, waren sie gewillt, noch mehr zu tun. Sie erhöhten die Gaben, die aus ihren Besitztümern in das Schatzhaus flossen. Schmerzlich hatte David seine eigene Unwürdigkeit empfunden, das Material für Gottes heiliges Haus zu sammeln. Nun erfüllte ihn der Beweis der Treue der Fürsten seines Reiches als Antwort auf seinen Ruf mit großer Freude, als er sah, mit welch willigem Herzen sie ihre Schätze Gott darbrachten und sich selbst dem Herrn zum Dienst weihten. Gott hatte sein Volk bewegt. Ihm gebührte die Ehre, nicht Menschen. Er schenkte ihnen die Reichtümer dieser Erde, und sein Geist machte sie willig, ihre Kostbarkeiten zum Tempelbau zu bringen. Das Bemühen des Königs allein wäre vergeblich gewesen und der Tempel nie gebaut worden. PP 726.3

Alles, was der Mensch aus Gottes Fülle empfängt, bleibt des Herrn Eigentum. Was immer Gott mit den wertvollen, schönen Dingen der Erde gab, legte er in die Hände der Menschen, um sie zu prüfen, um die Tiefe ihrer Liebe zu ihm und ihre Würdigung seiner Segnungen zu erforschen. Ob es nun materielle oder Geistesgaben sind, sie sollen als williges Opfer in Jesu Dienst gestellt werden, während der Geber wie David sagt: “Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir’s gegeben.” - PP 727.1

Als David fühlte, daß der Tod nahte, belastete ihn doch noch immer der Gedanke an Salomo und das Reich Israel, dessen Wohl so sehr von der Treue seines Königs abhing. Da “gebot er seinem Sohn Salomo und sprach: Ich gehe hin den Weg aller Welt. So sei getrost und sei ein Mann und diene dem Herrn, deinem Gott, daß du wandelst in seinen Wegen und hältst seine Satzungen, Gebote, Rechte und Ordnungen, ... damit dir alles gelinge, was du tust und wohin du dich wendest; damit der Herr sein Wort erfülle, das er über mich geredet hat: Werden deine Söhne auf ihre Wege achten, daß sie vor mir in Treue und von ganzem Herzen und von ganzer Seele wandeln, so soll dir’s niemals fehlen an einem Mann auf dem Thron Israels.” 1.Könige 2,1-4. PP 727.2

Davids “letzte Worte”, die berichtet werden, sind ein Lied des Vertrauens, der erhabensten Gedanken und des unerschütterlichen Glaubens: “Es spricht David, der Sohn Isais, es spricht der Mann, der hocherhoben ist, der Gesalbte des Gottes Jakobs, der Liebling der Lieder Israels: Der Geist des Herrn hat durch mich geredet ... Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht, so ist mein Haus fest bei Gott; denn er hat mir einen ewigen Bund gesetzt, in allem wohl geordnet und gesichert. All mein Heil und all mein Begehren wird er gedeihen lassen.” 2.Samuel 23,1-5. PP 727.3

David war tief gefallen, aber tief war auch seine Reue, glühend seine Liebe und stark sein Glaube. Ihm war viel vergeben worden, deshalb liebte er viel. Lukas 7,48. PP 728.1

Davids Psalmen durchmessen den ganzen Bereich an Erfahrung von den Tiefen des Schuldbewußtseins und der Selbstverdammung bis zum höchsten Glauben und dem erhabensten Umgang mit Gott. Seine Lebensgeschichte besagt, daß Sünde nur Schande und Leid bringen kann, daß aber Gottes Liebe und Barmherzigkeit in die tiefsten Tiefen reicht, daß der Glaube den reuigen Menschen aufrichtet und ihn die Gotteskindschaft gewinnen läßt. Von allen Verheißungen, die Gottes Wort enthält, ist dies eins der stärksten Zeugnisse für die Treue, Gerechtigkeit und den Gnadenbund Gottes. PP 728.2

“Der Mensch ... flieht wie ein Schatten und bleibt nicht”, “aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.” Hiob 14,1.2; Jesaja 40,8. “Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, daß sie danach tun.” Psalm 103,17.18. PP 728.3

“Alles, was Gott tut, das besteht für ewig.” Prediger 3,14. PP 728.4

Herrlich sind die David und seinem Hause gegebenen Verheißungen. Sie reichen in die Ewigkeit und finden ihre vollständige Erfüllung in Christus. Der Herr sagte: PP 728.5

“Ich habe David, meinem Knechte, geschworen ... Meine Hand soll ihn erhalten, und mein Arm soll ihn stärken ... Meine Treue und Gnade soll bei ihm sein, und sein Haupt soll erhöht sein in meinem Namen. Seine Hand laß ich herrschen über das Meer und seine Rechte über die Ströme. Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft. Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, zum Höchsten unter den Königen auf Erden. Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade, und mein Bund soll ihm fest bleiben. Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.” Psalm 89,4.22.25-30. “Er soll den Elenden im Volk Recht schaffen und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen. Er soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond währt, von Geschlecht zu Geschlecht ... Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit und großer Friede sein, bis der Mond nicht mehr ist. Er soll herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Strom bis zu den Enden der Erde ... Sein Name bleibe ewiglich; solange die Sonne währt, blühe sein Name. Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen.” Psalm 72,4.5.7.8.17. PP 728.6

“Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.” Jesaja 9,5. “Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Reichs wird kein Ende sein.” Lukas 1,32.33. PP 729.1