Erziehung

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Ursache und Wirkung

Eins der offensichtlichsten Naturgesetze ist das von Ursache und Wirkung. Wo kein Korn gesät wird, kann auch kein Getreide wachsen. Oder anders herum: Wogende Getreidefelder sind ein Beweis dafür, daß Monate zuvor gesät worden ist. Wer ernten will, muß wirklich säen, denn hier genügt es nicht, nur so zu tun als ob. ERZ 111.1

Menschen mag man mitunter hinters Licht führen und Lob einheimsen für Leistungen, die man gar nicht erbracht hat. In der Natur sind solche Täuschungen nicht möglich. Spätestens zur Zeit der Ernte zeigt sich, ob der Bauer faul war oder fleißig. Und das trifft nicht nur auf die natürlichen Vorgänge in dieser Welt zu, sondern in übertragenem Sinne auch auf jeden anderen menschlichen Bereich — einschließlich des geistlichen Lebens. Trägheit, Eigennutz und Unrecht führen nur scheinbar zum Erfolg und zahlen sich letztlich nicht aus. ERZ 111.2

Mag sein, daß sich jemand etwas davon verspricht, wenn er die Schule schwänzt, sein Studium vernachlässigt, Pfuscharbeit leistet, dem Arbeitgeber die Zeit stiehlt oder fragwürdige Geschäfte macht. Solange das nicht ans Tageslicht kommt, mag es ja so aussehen, als brächte es ihm Vorteile, aber in Wirklichkeit betrügt er sich selbst. Wie alle anderen Verhaltensweisen, so prägen auch solche den Charakter des Menschen. Man könnte geradezu sagen, daß der Charakter die Ernte des Lebens ist. Und von der Beschaffenheit unseres Charakters hängt unser irdisches und ewiges Leben ab. ERZ 111.3

Ernte ist immer das Vielfache von dem, was gesät wurde, und jede Saat bringt Frucht nach ihrer Art. Wer Selbstsucht, Eigenliebe, Überheblichkeit und Genußsucht sät und pflegt, schafft damit die Voraussetzungen für eine Ernte, die ihm ganz und gar nicht gefallen wird. Liebe, Mitgefühl und Freundlichkeit dagegen tragen Früchte des Segens, sozusagen eine Ernte, die unvergänglich ist. ERZ 111.4

Der Apostel Paulus sagt: “Wer sich von seiner Selbstsucht leiten läßt, wird den Tod ernten. Wer sich vom Geist Gottes leiten läßt, wird unvergängliches Leben ernten.”1 ERZ 112.1

Ein in den Acker gelegtes Weizenkorn vermehrt sich zu vielen Körnern. Und wenn auch die wieder ausgesät werden, vervielfacht sich die Ernte, so daß aus einem einzigen Korn am Ende ein wogendes Weizenfeld entsteht. Dieses Prinzip gilt auch im übertragenen Sinn. Der Einfluß, den ein einzelner Mensch ausübt, oder der von einer einzigen Tat ausgeht, kann unübersehbare Folgen haben — sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. ERZ 112.2

Niemand kann sagen, für wie viele Taten der Liebe das zerbrochene Gefäß mit dem kostbaren Salböl zum Anlaß geworden ist.2 Wie viele Gaben für Gottes Sache wurden wohl gegeben, weil sich Menschen an dem Vorbild der armen Witwe orientierten, die ihre letzten beiden Geldstücke in den Opferkasten warf!3 ERZ 112.3