Erziehung

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Natürlich heranwachsen

Im Prinzip wächst ein Mensch nach den gleichen Prinzipien heran, die der Schöpfer auch in jedes Samenkorn hineingelegt hat. Das war im Leben Jesu nicht anders als es bei jedem von uns auch ist. ERZ 109.4

Gottes Sohn trat nicht als erwachsener Mann in unsere irdische Welt ein, sondern wurde wie jeder andere Erdenbürger als Säugling geboren. Er sah nicht nur so aus, sondern war es auch. Und zwar mit allen Konsequenzen: der völligen Abhängigkeit von seiner Mutter und dem Angewiesensein auf die Familie. Als Kind lernte, redete und handelte er wie ein Kind, liebte und achtete seine Eltern und fügte sich in seine irdische Familie ein. Aber dabei blieb es nicht. ERZ 109.5

Das Kind Jesus wuchs über die verschiedenen Phasen des Menschseins bis zu der Reife heran, die nötig war, damit er seinen Erlösungsauftrag erfüllen konnte. Der biblische Bericht faßt diesen Werdegang in wenigen Sätzen zusammen: “Das Kind wuchs heran, erfüllt mit göttlicher Weisheit. Alle konnten sehen, daß Gottes Segen auf ihm ruhte ... Sein Wissen und sein Verständnis nahmen zu. Die Menschen liebten ihn und erkannten: Gott hat etwas Besonderes mit ihm vor.”1 ERZ 109.6

Aufgabe der Eltern und Erzieher ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, daß sich die Kinder ungehindert entwickeln und ihre Fähigkeiten sich der jeweiligen Phase entsprechend entfalten können. Die Kleinen sollen so einfach und natürlich wie möglich erzogen werden. Sie sollten an Freuden und Erlebnisse herangeführt werden, die ihrem Alter gemäß sind, zugleich aber auch Pflichten und Aufgaben übernehmen, die ihren Möglichkeiten entsprechen. ERZ 110.1

Die Kinderzeit läßt sich mit dem aufsprießenden Grün der Getreidepflanze vergleichen, das seine eigene Schönheit hat, obwohl es noch lange dauert, bis es zur Frucht herangereift ist. Kindern sollte man so lange wie möglich die Natürlichkeit und Unbefangenheit ihrer frühen Jahre erhalten. Je ruhiger und naturnaher ihr Leben verläuft, je weniger sie künstlichem Nervenkitzel ausgesetzt sind, desto mehr körperliche und seelische Stabilität sowie geistliche Kraft werden sie entwickeln. Sind Kinder zu früh zum Erwachsenwerden gezwungen, wirkt sich das höchst nachteilig auf ihre Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung aus. ERZ 110.2