Erziehung
Kapitel 26: Vom großen Lehrer lernen
“Meister ... wir wissen,
daß Gott dich als Lehrer zu uns gesandt hat.”
Johannes 3,2.
Lange Zeit galt das Auswendiglernen als die beste Bildungsmethode. Gedächtnisleistung war gefragt, während andere geistige Fähigkeiten mehr oder weniger brach lagen. Die Schüler verbrachten viel Zeit damit, ihr Gedächtnis mit Lehrstoff vollzustopfen, der häufig nur von geringem praktischen Nutzen war. ERZ 234.1
Wenn der Verstand ständig mit Dingen belastet wird, die er weder zu verstehen noch zu verarbeiten in der Lage ist, kann er sich nicht richtig entwickeln. Auf die Dauer wird der Mensch unfähig, Zusammenhänge zu erkennen und selbständig zu denken. Er verläßt sich mehr und mehr auf das Urteil anderer, weil es ihm schwerfällt, selbst sachgerechte Entscheidungen zu treffen. ERZ 234.2
Inzwischen gilt die Methode des “sturen Paukens” weithin als überholt. Allerdings verfallen manche Reformpädagogen mit ihren gegenläufigen Bildungsmethoden ins entgegengesetzte Extrem. Sie meinen, man müsse den Schülern beim Entwickeln ihrer Fähigkeiten und in dem, was sie lernen wollen, größtmögliche Entscheidungsfreiheit lassen. Diese Art Pädagogik räumt den Schülern im Blick auf den Lernprozeß mehr Eigenverantwortung ein als ihnen zugemutet werden darf — und überfordert sie damit ebenfalls. Beide erwähnten pädagogischen Konzepte sind höchst fragwürdig, vor allem, wenn sie radikal verwirklicht werden. ERZ 234.3
Die Gefahren seelenlosen Paukens dürfen nicht unterschätzt werden. Es erschwert oder verhindert sachgerechtes, eigenes Denken. Wenn der Schüler es nicht lernt, für sich selbst zu denken und zu urteilen, kann er nicht zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden und wird leicht zum Opfer von Täuschungen. Er kann sich nur an dem orientieren, was allgemeine Sitte ist, oder was die anderen sagen und tun. Das sind jedoch fragwürdige Quellen, denn der Irrtum kommt nicht im Gewand des Irrtums daher, sondern versteckt sich in den Falten von Halbwahrheiten. Unsere Ureltern im Paradies mußten das bitter am eigenen Leib verspüren. Daß sie dem Gemisch von Wahrheit und Lüge glaubten, das Satan ihnen auftischte, wurde ihnen zum Verhängnis. Heute ist es im Grunde nicht anders. Wer sich auf das Urteil anderer Menschen verläßt, steht immer in der Gefahr, in die Irre geführt zu werden. ERZ 234.4
Die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, können wir nur durch eine persönliche Beziehung zu Gott erlangen. Das wiederum ist nur möglich, wenn wir uns mit Gottes Wort befassen und persönliche Lehren daraus ziehen. Gott hat uns den Verstand geschenkt, damit wir uns seiner bedienen. Durch sein Wort will er direkt mit uns in Verbindung treten. Deshalb heißt es: “So spricht der Herr: ‘Kommt, wir wollen miteinander verhandeln, wer von uns im Recht ist, ihr oder ich.’”1 Ihm liegt viel daran, daß wir mit seiner Hilfe zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden lernen. Deshalb rät Jakobus: “Falls jemand von euch nicht weiß, was der Wille Gottes ist in einer bestimmten Sache, soll er um Weisheit bitten.”2 ERZ 235.1
Wie in der Erziehung überhaupt, so spielt auch im Unterricht die persönliche Beziehung eine wesentliche Rolle. In dieser Hinsicht können wir eine Menge von Christus lernen. Wann immer es möglich war, stellte er sich in seiner Lehrtätigkeit auf den einzelnen Menschen ein. Seine zwölf Jünger bereitete er auf ihren Dienst vor, indem er gemeinsam mit ihnen lebte und dabei auf jeden von ihnen persönlich einging. Einige seiner aufschlußreichsten Lehren verdanken wir Einzelgesprächen, wie dem, das er mit dem Rabbiner Nikodemus zu später Stunde auf dem Ölberg führte. Nicht zu vergessen seine Begegnung mit der Samaritanerin am Jakobsbrunnen oder sein Gespräch mit dem Zolleinnehmer Zachäus. Wer Hilfe brauchte und sich Jesus innerlich öffnete, dem wandte sich der Herr auch ganz persönlich zu. Und selbst wenn er zu einer großen Menge sprach, waren die Zuhörer für ihn nicht nur eine gesichtslose Masse. Er versuchte das Herz jedes einzelnen zu erreichen. Während er sprach, beobachtete er die Menschen und nahm zur Kenntnis, wenn ein verstehendes Lächeln über ihre Gesichter huschte oder ihre Augen aufleuchteten, als Zeichen dafür, daß sie seine Botschaft verstanden hatten. ERZ 235.2
Christus wußte, welche Möglichkeiten in jedem Menschen schlummern. Deshalb ließ er sich nicht durch Äußerlichkeiten abschrecken, wenn es darum ging, mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Matthäus berief er in den engsten Jüngerkreis, obwohl er zu den verachteten und gehaßten Zolleinnehmern gehörte. Und Petrus holte er mitsamt seinen Brüdern direkt vom Fischerboot weg, damit sie von ihm lernten. ERZ 236.1
Die gleiche persönliche Anteilnahme und Aufmerksamkeit tut not bei der Erziehung unserer Kinder. Ihre Fähigkeiten liegen oft noch verborgen, und nicht immer erkennen wir sie sofort. In manchem Jungen oder Mädchen, die äußerlich so wenig anziehend wirken wie ein grob behauener Stein, verbirgt sich ein wertvoller Kern, der den Belastungen des Lebens standzuhalten vermag. Ein guter Erzieher erkennt den wahren Wert des Materials, mit dem er es zu tun hat, und denkt immer daran, was aus seinen Schülern werden kann. Er nimmt persönlich Anteil an der Entwicklung jedes einzelnen Schülers und wird ihn fördern so gut er kann. Jedes noch so unvollkommene Bemühen, das Richtige zu tun, wird er unterstützen. ERZ 236.2
Jeder Schüler muß lernen, wie wichtig und nützlich es ist, das Gelernte praktisch anzuwenden. Das ist für den Erfolg meist entscheidender als Wissen und Begabung. Nicht selten kann man erleben, daß überdurchschnittlich Begabte nichts Richtiges zuwege bringen, weil sie ihre Gaben nicht ordentlich anzuwenden wissen, während weniger Talentierte durch Anstrengung und Ausdauer Großes bewirken. Selbst die geniale Leistung, die wir so sehr bewundern, ist in der Regel mit unermüdlichem Fleiß und konzentrierter Arbeit verbunden. ERZ 236.3
Lehren wir deshalb unsere Kinder, all ihre Gaben, auch die geringsten, zu gebrauchen. Viele interessieren sich nur für die Fächer, die ihnen besonders liegen. Das ist ein entscheidender Fehler, und darüber sollten wir auch mit ihnen reden. In vielen Fällen ist es natürlich so, daß offensichtliche Gaben und Fähigkeiten schon die Weichen für die spätere Berufswahl stellen. Deshalb sollten solche Veranlagungen auch besonders gefördert werden, sofern sie akzeptabel sind. Bei alledem sollte bedacht werden, daß gute Leistungen und ein ausgeglichener Charakter auch davon abhängen, ob ein Kind sich ungestört und vielseitig entwickeln kann. ERZ 237.1
Wie wichtig der Faktor Begeisterung in der Erziehungsarbeit ist, mag eine Anekdote aus England veranschaulichen. Der Erzbischof von Canterbury soll einst einen berühmten Schauspieler gefragt haben, warum er das Publikum so stark mitreißen könne, obwohl er doch nur Ausgedachtes widergebe, während Pastoren, die das Evangelium predigen, oft nur wenig Eindruck auf die Zuhörer machten. Der Künstler antwortete: “Mit Verlaub, Hochwürden, das ist leicht zu erklären. Es liegt an der Fähigkeit, andere zu begeistern. Wir tragen auf der Bühne erfundene Geschichten so vor, als wären sie wahr, ihr dagegen redet auf der Kanzel von wahren Dingen so, als wären sie erfunden.” ERZ 237.2
Lehrer haben es im Unterricht mit wirklichen Dingen zu tun. Sie sollten sie so weitergeben, daß die Schüler merken, wie sehr ihr Lehrer selbst von dem überzeugt ist, was er lehrt. Natürlich genügt Begeisterung allein nicht, denn die Qualität des Unterrichts hängt entscheidend davon ab, ob der Unterrichtende gut vorbereitet ist und ein klar umrissenes Lehrziel hat. Seine Arbeit ist erst getan, wenn die Schüler den jeweiligen Stoff erfaßt haben und in den wesentlichen Punkten wiedergeben können. ERZ 237.3
Die Art, wie sich die Schüler den Lehrstoff aneignen, kann unterschiedlich sein. Jeder sollte ermutigt werden, das in einer seinen Fähigkeiten angemessenen Weise zu tun. Allerdings darf der Lehrer dabei das Gesamtziel der Erziehung nicht aus den Augen verlieren. Er sollte auch darauf achten, daß sein Unterricht systematisch aufgebaut ist, das heißt: für weiterführende Erkenntnisse muß immer erst das entsprechende Fundament an Grundkenntnissen geschaffen werden. In Fachschulen und an Universitäten müssen sich die Studenten mit höherer Mathematik befassen, obwohl viele von ihnen zu einer einfachen Buchführung unfähig sind. Manche studieren Rhetorik, sind aber nicht einmal in der Lage, verständlich und ausdrucksvoll zu lesen oder einen ordentlichen Brief zu schreiben. ERZ 237.4
Ob man für ein Studium geeignet ist und Aussicht auf Erfolg hat, hängt nicht unwesentlich von einer gediegenen Grundausbildung und dem erworbenen Allgemeinwissen ab. In jedem Bildungszweig gibt es Ziele, die man noch nicht dadurch erreicht, daß man sich lediglich theoretisches Wissen aneignet. Es ist ein fragwürdiges Unterfangen, wenn man sich an Fremdsprachen heranwagt — seien es nun tote oder solche, die heute noch gesprochen werden —, aber seine eigene Muttersprache in Wort und Schrift nicht richtig beherrscht. Ganz abgesehen davon, daß Sprache weit mehr ist als das, was sich in grammatische und orthographische Regeln fassen läßt. Wie jemand spricht und wie er mit der Sprache umgeht, läßt Rückschlüsse auf seine Einstellung und sein Wesen zu. Paulus rät: “Schließlich, meine lieben Brüder, orientiert euch an dem, was wahrhaftig, gut und gerecht, was anständig, liebenswert und schön ist. Wo immer ihr etwas Gutes entdeckt, das Lob verdient, darüber denkt nach.”1 Unsere Sprache verrät früher oder später, wie ernst wir diesen Rat des Apostels nehmen. ERZ 238.1
Die beste Sprachschule ist die Familie. Leider wird dem häufig nicht Rechnung getragen, so daß die Kinder zu Hause nicht das lernen, was sie lernen könnten und sollten. In vielen Fällen muß deshalb die Schule in Sachen Sprachgewohnheiten das nachholen, was im Elternhaus versäumt wurde. Lehrer sollten zum Beispiel darauf achten, daß verbale Untugenden, die in der Familie, im gesellschaftlichen Umfeld oder in der Öffentlichkeit so viel Schaden anrichten, abgebaut werden. Hier ist vor allem an Klatsch, Verleumdung und niedermachende Kritik gedacht. Wenn sie es nicht daheim gelernt haben, dann sollten junge Leute es wenigstens in der Schule erfahren, daß solche Verhaltensweisen einen bedenklichen Mangel an Anstand, Bildung und Herzensgüte offenbaren. Solche Verhaltensweisen gefährden nicht nur das Miteinander hier auf Erden, sondern belasten auch die Beziehung zum Himmel. ERZ 238.2
Uns schaudert, wenn wir sehen, wie Menschen übereinander herfallen und sich gegenseitig umbringen. Dabei vergessen wir leider allzu oft, daß man andere auch durch üble Nachrede, Unterstellungen, Verleumdung und Rufmord tödlich verletzen kann. Deshalb sollten junge Menschen so früh wie möglich lernen, daß “Worte Macht haben: sie können über Leben und Tod entscheiden. Darum ist jeder für die Folgen seiner Worte verantwortlich.”1 ERZ 239.1
In der Bibel werden Menschen, die gehässig über andere reden oder Rufmord betreiben, in einem Atemzug mit denen genannt, die Gott verachten, ständig auf Böses sinnen und gewalttätig, überheblich und prahlerisch sind. Nach Gottes Urteil haben sie dafür nichts anderes als den Tod verdient.2 Von Gotteskindern wird dagegen erwartet, daß sie “die Wahrheit denken und sagen” und nichts tun, “was den Freunden schadet” oder “den Nachbarn in Verruf” bringt.3 ERZ 239.2
Gottes Wort verurteilt auch gedankenloses Gerede, leichtfertige Sprüche, unehrliche Komplimente, faule Ausreden, Übertreibungen und alle Versuche, andere um des eigenen Vorteils willen hinters Licht zu führen. “Wer einen anderen betrügt und dann sagt: ‘Ich habe doch nur Spaß gemacht!’, der ist wie ein Verrückter, der mit tödlichen Waffen um sich schießt!”4 Gerade im Blick auf unsere Sprache sollten wir Jesu Mahnung beherzigen: “Sage einfach ‘Ja’ oder ‘Nein’. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, daß du dich vom Bösen bestimmen läßt.”5 Damit wollte er sagen: Bleibt bei der Wahrheit! Wenn ihr “Ja” sagt, müßt ihr auch “Ja” meinen; und wenn ihr “Nein” sagt, muß es auch wirklich ein “Nein” sein. ERZ 239.3
Dem Klatsch verwandt sind versteckte Anspielungen und zweideutige Bemerkungen, mit denen die Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt werden soll, über die man nicht offen sprechen möchte. All diese Verhaltensweisen sollten gläubige junge Menschen meiden wie die Pest. ERZ 239.4
Man kann durch die Wahl seiner Worte und die Art, sich auszudrücken, großen Schaden anrichten — vor allem, wenn man erregt ist oder die Herrschaft über sich verliert. Zur Entschuldigung heißt es dann oft: “Tut mir leid, ich habe mich wohl gehen lassen! Es war nicht so gemeint!” Aber damit sind die Folgen unbeherrschten Redens meist nicht wirklich aus der Welt geschafft. Gottes Wort jedenfalls geht nicht so leicht über solche Verhaltensweisen hinweg. In den Sprüchen heißt es: “Kennst du jemanden, der redet, ohne vorher überlegt zu haben? Ich sage dir: Für einen Dummkopf gibt es mehr Hoffnung als für ihn!”1 Und: “Wer sich nicht beherrschen kann, ist so schutzlos wie eine Stadt ohne Mauer.”2 ERZ 240.1
Leichtfertiges, unbeherrschtes Gerede kann in einem Augenblick so viel zerstören, daß ein ganzes Leben nicht ausreicht, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Wie viele Herzen wurden verletzt, wie viele Freundschaften gingen in die Brüche, wie manches Leben scheiterte, weil Menschen ihre Zunge nicht im Zaum halten konnten und leichtfertig oder fahrlässig daherredeten, anstatt zu trösten und Mut zu machen. Deshalb sollten wir sehr sorgfältig darauf achten, was wir sagen und wie wir es sagen, denn: “Die Worte eines gedankenlosen Schwätzers verletzen wie Messerstiche; was ein weiser Mensch sagt, heilt und belebt.”3 ERZ 240.2
Wer mit Kindern zu tun hat, sollte besonders darauf achten, daß sie bescheiden bleiben. Bescheidenheit ist eine der wichtigsten Charaktereigenschaften. Sie macht das Zusammenleben angenehm und ist in der Regel ein Zeichen wahrer menschlicher Größe. ERZ 240.3
Kinder brauchen Anerkennung, Anteilnahme und Ermutigung, aber man muß darauf achten, daß man sie dabei nicht zu Egoisten erzieht. Es ist höchst unklug, sie ständig zu bewundern, in ihrem Beisein zu rühmen, was sie schon alles können, oder zu erzählen, welch gescheiten Ausspruch sie unlängst von sich gegeben haben. Das trägt nicht zu einer gesunden Charakterbildung bei, sondern fördert lediglich die Eigenliebe und führt zu Überheblichkeit. Kinder sollten auch nicht dazu ermutigt werden, sich mit ihren Gaben oder Leistungen zu brüsten. Wer von sich selbst wegsehen kann, wird bescheiden bleiben und dabei doch eine Selbstsicherheit entwickeln, die sich nicht durch großtuerisches Gehabe anderer beeindrucken läßt. ERZ 240.4
Charakterbildung ist keine Sache von starren Regeln und Verordnungen, sondern hängt vor allem von der Hingabe an alles Reine, Edle und Wahre ab. Und wie jemand charakterlich beschaffen ist, zeigt sich in seinem Benehmen, seiner Sprache und seinem Verhalten. “Wer ehrlich ist und treffende Worte findet, den nimmt [sogar] der König zum Freund.”1 ERZ 241.1
Natürlich kann nicht nur der Sprachunterricht zu einer positiven Charakterbildung beitragen, sondern auch jedes andere Unterrichtsfach. In diesem Sinne noch einige Anmerkungen zum Fach Geschichte. ERZ 241.2
An vielen Schulen wird Geschichte so vermittelt, daß fast nur vom Aufstieg und Untergang von Königen, von politischen oder privaten Intrigen, von Siegen und Niederlagen, von Ehrgeiz, Neid, Täuschung, Grausamkeit und Blutvergießen die Rede ist. Wenn das alles ist, kann das zu einer Saat werden, die im Leben der Schüler zu einer bösen Ernte heranreift. ERZ 241.3
Es ist wesentlich sinnvoller, wenn Geschichte im Licht des Wortes Gottes betrachtet wird. Dabei lernen junge Leute nämlich verstehen, daß die Geschicke der Völker davon bestimmt werden, ob sie Gottes Willen respektieren oder nicht. Es lohnt sich auch, die Geschichte der großen reformatorischen Bewegungen zu studieren. Dabei zeigt sich nämlich, daß die christlichen Grundsätze — für die Unzählige ins Gefängnis gehen oder aufs Schafott steigen mußten — sich am Ende gegen allen Widerstand durchsetzten. Das wird jungen Menschen helfen, über Jahreszahlen und dürre Geschichtsfakten hinaus, den Blick für das Wesentliche zu schärfen. Sie werden verstehen lernen, daß wir Menschen — ob in der Familie, der Gesellschaft oder Völkerwelt — aufeinander angewiesen sind, und daß die Unterdrückung und Erniedrigung einzelner immer zu Lasten aller geht. ERZ 241.4
Auch die Mathematik sollte sich nicht nur mit Zahlen, Gleichungen und mathematischen Formeln beschäftigen. Kinder sollten auch angeleitet werden, ordentlich Buch zu führen über ihre Einnahmen und Ausgaben. Ganz gleich, ob es sich um Taschengeld handelt, oder um Beträge, die sie selbst verdient haben. Und wenn sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten angehalten werden, bestimmte Anschaffungen selbst zu finanzieren, lernen sie den Wert des Geldes am ehesten kennen. Das ist eine gute Übung, Sparsamkeit von Pfennigfuchserei und sinnvolle Ausgaben von Verschwendung zu unterscheiden. So lernen sie es, an der richtigen Stelle zu sparen und andererseits dort wegzugeben, wo es nötig ist. Und das nicht nur aus dem Gefühl oder einer augenblicklichen Laune heraus, sondern mit Herz und Verstand. ERZ 242.1
In diesem Sinne kann jeder Unterricht dazu beitragen, das größte aller Erziehungsprobleme zu lösen, nämlich junge Menschen dahingehend zu erziehen, daß sie den vielfältigen Anforderungen des Lebens gewachsen sind. ERZ 242.2