Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 19: Tod, kein ewiges Leben in Qual

Satan fing seine Täuschung in Eden an. Er sagte zu Eva: “Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.” 1.Mose 3,4. Dies war Satans erste Lektion über die Unsterblichkeit der Seele. Er hat diese Täuschung von jener Zeit an bis heute fortgesetzt und wird sie weiterhin fortsetzen, bis die Gefangenschaft der Kinder Gottes zu Ende ist. Ich wurde auf Adam und Eva im Paradies aufmerksam gemacht. Sie nahmen von der verbotenen Frucht; dann wurde das flammende Schwert rings um den Baum des Lebens gesetzt, und sie wurden aus dem Garten vertrieben, damit sie nicht vom Baum des Lebens nehmen und unsterbliche Sünder werden könnten. Die Frucht dieses Baumes sollte die Unsterblichkeit ewig dauern lassen. Ich hörte einen Engel fragen: “Wer aus der Familie Adams ist durch das flammende Schwert gegangen und hat vom Baum des Lebens gegessen?” Dann hörte ich einen anderen Engel antworten: “Keiner von Adams Familie ist durch das flammende Schwert gegangen und hat vom Baum gegessen, deshalb gibt es auch keinen unsterblichen Sünder.” Die Seele, die sündigt, soll einen ewigen Tod sterben — einen Tod, bei dem es keine Hoffnung auf Auferstehung gibt. Dann wird der Zorn Gottes versöhnt sein. FS 203.1

Es wunderte mich sehr, daß Satan so viel Erfolg damit hatte, die Menschen glauben zu machen, daß das Wort Gottes: “Die Seele, die sündigt, soll sterben” bedeute: “Die Seele, die sündigt, soll nicht sterben, sondern in ewiger Qual leben.” Der Engel sagte: “Leben ist Leben, ob in Schmerz oder Glückseligkeit. Der Tod ist ohne Schmerz, ohne Freude, ohne Haß.” FS 203.2

Satan gebot seinen Engeln, sich besonders anzustrengen, die Täuschung und Lüge zu verbreiten, die zuerst an Eva im Paradies herangetragen wurde: “Ihr werdet keineswegs des Todes sterben.” Als der Irrtum von den Menschen angenommen wurde und sie zum Glauben gekommen waren, daß sie unsterblich seien, brachte Satan sie dazu, zu glauben, daß Sünder in ewiger Qual leben würden. Damit war der Weg für Satan vorbereitet, durch seine Vertreter zu arbeiten und Gott den Menschen als einen rachsüchtigen Tyrannen darzustellen, der alle, die ihm nicht gefallen, in die Hölle verstoße und sie ewig seinen Zorn fühlen lasse. Gott wird so dargestellt, als ob er, während sie unaussprechliche Qualen erdulden und sich in den ewigen Flammen winden, mit Befriedigung auf sie herniederschauen würde. Satan wußte, daß viele Gott hassen würden, anstatt ihn zu lieben und zu verehren, wenn dieser Irrtum angenommen würde. Andere aber würden zu dem Glauben verleitet, daß sich die Drohungen im Wort Gottes nie buchstäblich erfüllen würden, denn es wäre gegen seinen Charakter des Wohlwollens und der Liebe, die Wesen, die er geschaffen hat, in ewige Qual und Pein zu stürzen. FS 204.1

Ein anderes Extrem, zu dessen Annahme Satan die Menschen verführt hat, besteht darin, die Gerechtigkeit Gottes und die Drohungen in seinem Wort gänzlich zu übersehen und Gott darzustellen, als ob er lauter Gnade wäre, so daß niemand bestraft würde, sondern alle, Heilige und Sünder, schließlich in seinem Reich Rettung fänden. FS 204.2

Infolge der herrschenden Irrtümer über die Unsterblichkeit der Seele und die endlose Qual führt Satan andere dazu, die Bibel als ein nicht inspiriertes Buch anzusehen. Sie denken, daß sie manche guten Dinge lehre, aber sie können ihr Vertrauen nicht in sie setzen und sie nicht lieben, weil sie gelehrt wurden, daß sie die Lehre von der ewigen Qual enthalte. FS 204.3

Wieder andere führt Satan noch weiter, so daß sie selbst das Dasein Gottes leugnen. Sie können keine Übereinstimmung mit dem Charakter des Gottes der Bibel sehen, wenn er einen Teil der menschlichen Familie in alle Ewigkeit mit schrecklichen Martern quälen will. Deshalb verleugnen sie die Bibel und ihren Urheber und sehen den Tod als einen ewigen Schlaf an. FS 205.1

Dann gibt es wieder andere, die furchtsam und verzagt sind. Die verführt Satan zur Sünde. Nachdem sie gesündigt haben, hält er ihnen vor, daß der Lohn der Sünde nicht der Tod, sondern Leben in schrecklichen Qualen sei, die sie die endlose Ewigkeit hindurch erdulden müßten. Indem er so ihrem empfindsamen Gemüt die Schrecken einer endlosen Hölle vorführt, ergreift er von ihrer Vernunft Besitz, und sie verlieren ihren Verstand. Dann frohlocken Satan und seine Engel, während die Gottlosen und Gottesleugner das Christentum mit Vorwürfen überschütten. Sie behaupten, daß diese Übel die natürliche Folge des Glaubens an die Bibel und an ihren Urheber seien, obwohl sie doch die Folgen der Anerkennung einer verbreiteten Irrlehre sind. FS 205.2

Ich sah, daß die himmlische Schar mit Unwillen über dies dreiste Werk Satans erfüllt war. Ich fragte, warum alle diese Täuschungen so viel Eindruck auf das Denken der Menschen machen dürfen, wo doch die Engel Gottes so mächtig sind und leicht die Macht des Feindes brechen könnten, wenn sie dazu beauftragt würden. Dann sah ich, daß Gott wußte, daß Satan alles versuchen würde, um die Menschen zu vernichten. Deshalb hat er sein Wort niederschreiben lassen und seine Absichten mit dem menschlichen Geschlecht so klar dargelegt, daß auch der Schwächste nicht zu irren braucht. Seitdem er sein Wort den Menschen gegeben hat, hat er es sorgfältig vor der Vernichtung durch Satan oder seine Engel oder irgendeinen seiner Diener oder Stellvertreter bewahrt. Während andere Bücher vernichtet werden können, sollte das Wort Gottes unsterblich sein. Und nahe am Ende der Zeit, wenn die Täuschungen Satans zunehmen werden, sollte es so weit verbreitet sein, daß alle, die es wünschen, ein Exemplar davon haben können. Sie können sich dann selbst gegen die Täuschungen und lügenhaften Wunder Satans wappnen, wenn sie nur wollen. FS 205.3

Ich sah, daß Gott die Bibel besonders behütet hat. Als es aber erst wenige Abschriften gab, haben gelehrte Männer zu verschiedenen Zeiten Worte der Bibel verändert, weil sie dachten, daß sie das Wort dadurch klarer machen könnten. Doch in Wirklichkeit hüllten sie das, was klar war, in Dunkel, weil sie es ihren eingewurzelten Ansichten anpaßten, die von der Tradition beherrscht wurden. Ich sah aber, daß das Wort Gottes als Ganzes eine vollkommene Kette ist, bei der ein Teil in den anderen greift und ihn erklärt. Die treuen Sucher nach Wahrheit brauchen nicht zu irren, denn das Wort Gottes erklärt nicht nur klar und einfach den Weg des Lebens, sondern der Heilige Geist ist ihnen als Führer gegeben zum Verständnis des Lebensweges, der darin geoffenbart ist. FS 206.1

Ich sah, daß die Engel Gottes niemals unseren Willen beherrschen sollen. Gott hält dem Menschen Leben und Tod vor, und der Mensch kann wählen. Viele möchten das Leben haben, aber sie fahren fort, auf dem breiten Weg zu wandeln. Sie empören sich gegen die Herrschaft Gottes, obgleich er in seiner großen Gnade und in Erbarmen seinen Sohn hingab, um für sie zu sterben. Jene, die die so teuer erkaufte Erlösung nicht annehmen wollen, müssen bestraft werden. Aber ich sah, daß Gott sie nicht in die Hölle verstoßen wird, um endlose Qualen zu erdulden, noch wird er sie in den Himmel nehmen; denn sie zu der heiligen und reinen Schar zu bringen, würde sie außerordentlich unglücklich machen. Er wird sie gänzlich vernichten und sie so machen, als ob sie nie gewesen wären; dann ist seiner Gerechtigkeit Genüge getan. Gott machte den Menschen aus dem Staub der Erde. Die Unheiligen und Ungehorsamen werden durch Feuer verzehrt und wieder zu Erde werden. Ich sah, daß das Wohlwollen und Erbarmen Gottes in dieser Sache alle dazu führen sollte, seinen Charakter zu bewundern und seinen heiligen Namen zu verehren. Nachdem die Gottlosen von der Erde vernichtet sind, werden alle himmlischen Heerscharen “Amen” sagen. FS 206.2

Satan blickt mit großer Befriedigung auf die Menschen, die den Namen Christi bekennen und doch den Täuschungen anhängen, die von ihm, Satan, ausgehen. Es ist noch immer sein Werk, neue Täuschungen zu ersinnen. Seine Macht und seine Geschicklichkeit nehmen in dieser Richtung immer mehr zu. Er führte seine Stellvertreter, die Päpste und Priester, dazu, sich selbst zu erhöhen und das Volk aufzustacheln, jene heftig zu verfolgen und zu vernichten, die nicht bereit waren, ihre Täuschungen anzunehmen. Oh, welche Leiden und welche Seelenangst haben die treuen Nachfolger Jesu schon erdulden müssen! Engel haben davon einen genauen Bericht aufgenommen. Satan und seine bösen Engel prahlten vor den Engeln, die den leidenden Heiligen dienten, daß sie alle getötet werden würden, so daß auf der ganzen Erde nicht ein wahrer Christ mehr sei. Ich sah, daß damals die Gemeinde Gottes rein war. Damals war keine Gefahr, daß Menschen mit verderbten Herzen hineinkamen; denn die wahren Christen, die es wagten, ihren Glauben zu bekennen, waren der Gefahr ausgesetzt, dem Rad, dem Scheiterhaufen und jeder Art von Folter überantwortet zu werden, die Satan und seine bösen Engel ersinnen oder dem Denken der Menschen eingeben konnten. FS 207.1