Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 13: Der Tod des Stephanus

Die Zahl der Jünger in Jerusalem wuchs schnell, und viele Priester waren dem Glauben gehorsam. Stephanus, voll Glaubens, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Die jüdischen Führer wurden noch zorniger, als sie sahen, wie sogar Priester sich von ihren Satzungen und Opfern abwandten und Jesus als das große Opfer annahmen. Mit Kraft von oben tadelte Stephanus die ungläubigen Priester und Ältesten und erhöhte Jesus vor ihnen. Sie konnten der Weisheit und der Macht, mit der er redete, nicht widerstehen. Als sie sahen, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, bestachen sie Männer, falsch zu schwören, sie hätten ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und Gott. Sie versetzten das Volk in Aufruhr, nahmen Stephanus gefangen und beschuldigten ihn durch falsche Zeugen, er hätte gegen den Tempel und das Gesetz geredet. Sie behaupteten, daß sie ihn selber hätten sagen hören, dieser Jesus von Nazareth würde die Gebräuche abschaffen, die Mose gegeben hatte. FS 183.1

Als Stephanus vor seinen Richtern stand, ruhte das Licht der Herrlichkeit Gottes auf seinem Angesicht. “Und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.” Apostelgeschichte 6,15. Als man ihn aufforderte, auf die Beschuldigungen, die gegen ihn vorgebracht wurden, zu antworten, fing er bei Mose und den Propheten an und machte einen Rückblick auf die Geschichte der Kinder Israel und wie Gott mit ihnen handelte. Er zeigte, wie Christus durch die Propheten angekündigt worden sei. Er wies auf die Geschichte des Tempels hin und sagte, daß Gott nicht in Tempeln wohne, die von Händen gemacht sind. Die Juden verehrten den Tempel und wurden sehr zornig, wenn etwas gegen dieses Gebäude gesagt wurde. Es war ihnen, als wenn es gegen Gott geredet würde. Als Stephanus von Christus sprach und auf den Tempel hinwies, bemerkte er, daß das Volk seine Worte verwarf, und furchtlos tadelte er sie: “Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist.” Apostelgeschichte 7,51. Während sie auf die äußeren Formen ihrer Religion achteten, waren ihre Herzen verderbt und voll tödlichen Übels. Er wies auf die Grausamkeit ihrer Väter hin, wie sie die Propheten verfolgt hatten, und erklärte, daß die, die er jetzt anredete, eine noch größere Sünde begangen hätten, weil sie Christus verworfen und gekreuzigt hätten. “Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.” Apostelgeschichte 7,52. FS 183.2

Als Stephanus diese deutlichen, einschneidenden Wahrheiten sagte, wurden die Priester und die Ältesten sehr erbost, stürmten auf ihn ein und bissen ihre Zähne zusammen. Aber er sah voll Heiligen Geistes auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und sagte: “Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.” Das Volk wollte ihn nicht hören. “Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.” Er aber kniete nieder und schrie laut: “Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu.” Apostelgeschichte 7,55-58.60. FS 184.1

Ich sah, daß Stephanus ein mächtiger Mann Gottes war, besonders dazu ausersehen, eine wichtige Stellung in der Gemeinde zu bekleiden. Satan frohlockte über seinen Tod, denn er wußte, daß der Verlust sehr schmerzlich für die Jünger sein würde. Aber der Triumph Satans war nur kurz, denn in jener Menge, die Zeuge vom Tod des Stephanus war, befand sich einer, dem Jesus sich selbst offenbaren sollte. Saulus beteiligte sich nicht an der Steinigung des Stephanus, willigte jedoch in seinen Tod ein. Er war eifrig darin, die Gemeinde Gottes zu verfolgen; er suchte sie auf, ergriff sie in ihren Häusern und lieferte sie denen aus, die sie töteten. Saulus war ein begabter, gebildeter Mann. Durch seinen Eifer und seine Studien war er bei den Juden hoch angesehen, während er von vielen der Jünger Christi gefürchtet wurde. Seine Gaben wurden von Satan erfolgreich benutzt, seine Rebellion gegen den Sohn Gottes und die, die an ihn glaubten, voranzutreiben. Aber Gott kann die Kraft des großen Feindes brechen und die befreien, die er gefangen hält. Christus hatte Saulus als ein “auserwähltes Werkzeug” erwählt, seinen Namen zu predigen, seine Jünger in ihrer Arbeit zu stärken und den Platz des Stephanus mehr als auszufüllen. FS 184.2