Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 32: Falsche Hirten

Es wurde mir gezeigt, daß die falschen Hirten trunken waren, aber nicht von Wein; sie taumelten, aber nicht von starkem Getränk. Die Wahrheit Gottes ist für sie versiegelt, sie können sie nicht lesen. Wenn sie z. B. gefragt werden, ob der siebente Tag der wahre Sabbat der Bibel sei oder nicht, so nehmen sie ihre Zuflucht zu Fabeln. Ich sah, daß diese Propheten wie die Füchse in der Wüste waren. Sie sind nicht vor die Lücken getreten und haben die Mauer nicht aufgebaut, damit das Volk Gottes im Streit am Tag des Herrn stehen möge. Wenn die Gedanken mancher angeregt werden und sie anfangen, diese falschen Hirten über die Wahrheit zu befragen, so schlagen diese den leichtesten und ihnen am besten scheinenden Weg ein, um ihr Ziel zu erreichen und die Gemüter der Fragenden zu beruhigen, selbst wenn sie deshalb ihren eigenen Standpunkt ändern müssen. Viele dieser Hirten haben das Licht erhalten, aber sie wollten es nicht anerkennen und haben unzähligemal ihre Ansicht geändert, um der Wahrheit auszuweichen und den Schlußfolgerungen zu entgehen, zu denen sie hätten kommen müssen, wenn sie bei ihren früheren Ansichten geblieben wären. Die Macht der Wahrheit hatte ihre Grundfeste zerrissen, doch anstatt nachzugeben, hatten sie sich einen anderen Grund zurechtgelegt, so daß sie mit sich selbst nicht zufrieden sein konnten. FS 114.1

Ich sah, daß viele dieser Hirten die früheren Lehren Gottes verleugnet hatten. Sie hatten die herrlichen Wahrheiten, die sie einst eifrig verkündigten, verleugnet und verworfen und so sich selbst mit Magnetismus und allen Arten von Täuschung umgeben. Ich sah, daß sie trunken waren von Irrtum und daß sie ihre Herde zum Tode führten. Viele der Gegner von Gottes Wahrheit sinnen auf ihrem Bette über Unheil nach, und am Tage führen sie ihre gottlosen Pläne aus, um die Wahrheit niederzuschlagen und etwas Neues zu finden, um das Volk zu interessieren und sein Denken von der köstlichen, äußerst wichtigen Wahrheit abzuwenden. FS 114.2

Ich sah, daß die Priester, die ihre Herde zum Tode führen, bald in ihrem schrecklichen Lauf aufgehalten werden. Die Plagen Gottes werden kommen, aber für diese falschen Propheten genügt es nicht, daß sie mit ein oder zwei Plagen gepeinigt werden. Gottes Hand wird zu der Zeit in Zorn und Gerechtigkeit ausgestreckt sein, und er wird sie nicht zurückziehen, bis sein Ziel vollständig erreicht ist (die Mietlinge1 müssen zu den Füßen der Heiligen anbeten und anerkennen, daß Gott sie geliebt hat, weil sie der Wahrheit treu blieben und Gottes Gebote hielten), bis alle Ungerechten von der Erde vertilgt sind. FS 115.1

Von den verschiedenen Parteien der bekenntlichen Adventgläubigen hat jede ein wenig Wahrheit, doch Gott hat alle diese Wahrheiten seinen Kindern gegeben, die auf den Tag Gottes vorbereitet werden. Er hat ihnen auch Wahrheiten gegeben, die keine dieser Parteien kennt noch versteht. Dinge, die für sie versiegelt sind, hat der Herr denen eröffnet, die sie sehen wollen und bereit sind, sie zu verstehen. Wenn Gott neues Licht mitzuteilen hat, so wird er seinen Erwählten und Geliebten das Verständnis dafür öffnen, ohne daß sie es nötig haben, von denen erleuchtet zu werden, die in Finsternis und Irrtum sind. FS 115.2

Es wurde mir die Notwendigkeit gezeigt, daß jene, die glauben, daß wir die letzte Gnadenbotschaft haben, von denen getrennt sind, die täglich neue Irrtümer in sich aufnehmen. Ich sah, daß weder jung noch alt ihren Versammlungen beiwohnen sollte, denn es ist unrecht, sie auf diese Weise zu ermutigen, während sie doch Irrtum lehren, der ein tödliches Gift für die Seele ist, und lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind. Der Einfluß solcher Versammlungen ist nicht gut. Wenn Gott uns von solcher Finsternis und solchem Irrtum befreit hat, sollten wir feststehen in der Freiheit, mit der er uns frei gemacht hat, und uns der Wahrheit erfreuen. Es mißfällt Gott, wenn wir hingehen und Irrtümern lauschen, ohne daß wir verpflichtet sind zu gehen; es sei denn, daß er uns zu solchen Versammlungen, wo der Irrtum durch die Macht des Willens dem Volk aufgezwungen wird, hinsendet, so wird er uns nicht bewahren. Die Engel wachen dann nicht mehr über uns, und wir sind den Anschlägen des Feindes ausgesetzt und werden durch ihn und die Macht seiner bösen Engel mit Finsternis belagert, verfinstert und geschwächt. Das Licht um uns herum wird mit der Finsternis befleckt. FS 115.3

Ich sah, daß wir keine Zeit übrig haben, die wir an Fabeln verschwenden sollten. Unsere Gedanken sollten nicht durch solche Dinge abgelenkt werden, sondern sich mit der gegenwärtigen Wahrheit beschäftigen. Wir sollten nach Weisheit suchen, damit wir eine gründlichere Kenntnis unserer Standpunkte erreichen und imstande sind, in Sanftmut einen Grund unserer Hoffnung aus der Schrift anzuführen. Wenn falsche Lehren und gefährliche Irrtümer dem Gemüt eingeprägt werden, kann es nicht bei der Wahrheit verweilen, die das Haus Israel vorbereiten und tauglich machen soll, am Tage des Herrn zu bestehen. FS 116.1