Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 25: Schwierigkeiten in der Gemeinde1

Liebe Geschwister! Weil der Irrtum schnell um sich greift, sollten wir danach trachten, im Werk Gottes wach zu sein und die Zeit zu erkennen, in der wir leben. Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Und weil beinahe alle um uns herum in die dicke Finsternis des Irrtums und der Täuschung eingehüllt sind, ist es unsere Sache, die Unwissenheit zu verscheuchen und in der Nähe Gottes zu leben, wo wir göttliche Strahlen des Lichtes und der Herrlichkeit vom Angesicht Jesu empfangen können. Da die Finsternis größer wird und die Irrtümer zunehmen, sollten wir eine gründlichere Kenntnis der Wahrheit erlangen, um bereit zu sein, unseren Standpunkt aus der Schrift zu verteidigen. FS 95.2

Wir müssen durch die Wahrheit geheiligt, vollständig unserm Gott geweiht sein und unser heiliges Bekenntnis so ausleben, daß der Herr immer mehr Licht über uns ausgießen kann, damit wir Licht in seinem Licht sehen und durch seine Kraft gestärkt werden. Jeden Augenblick, den wir nicht auf der Hut sind, sind wir der Gefahr ausgesetzt, vom Feind überfallen und von den Mächten der Finsternis überwunden zu werden. Satan beauftragt seine Engel, wachsam zu sein und alles zu versuchen, um die Verkehrtheiten und Lieblingssünden derer zu erfahren, die die Wahrheit bekennen. Sie sollen Finsternis um sie verbreiten, damit sie aufhören, wachsam zu sein, und einen Weg einschlagen, der das Werk, das sie zu lieben vorgeben, entehrt und Kummer über die Gemeinde bringt. Solche Irregeleiteten und Unwach-samen werden von zunehmender Finsternis umgeben, und das Licht des Himmels weicht von ihnen zurück. Sie können ihre Lieblingssünden nicht entdecken, und Satan wirft so lange sein Netz nach ihnen aus, bis sie in seinen Fallstricken gefangen sind. FS 95.3

Gott ist unsere Stärke. Wir müssen zu ihm um Weisheit und Führung aufsehen. Indem wir die Ehre Gottes, das Beste der Gemeinde und die Rettung unserer eigenen Seele im Auge behalten, müssen wir unsere Lieblingssünden überwinden. Wir sollten persönlich versuchen, jeden Tag neue Siege zu erlangen und sollten lernen, allein zu stehen und vollkommen vom Herrn abhängig zu sein. Je eher wir das lernen, desto besser. Ein jeder sollte erkennen, wo er Fehler macht, und dann treu wachen, damit seine Sünden ihn nicht überwinden, sondern er den Sieg über sie erlangt. Dann können wir Vertrauen zu Gott haben, und viele Schwierigkeiten werden der Gemeinde erspart bleiben. FS 96.1

Die Boten Gottes, die ihr Heim verlassen, um für die Rettung von Seelen zu arbeiten, wenden viel von ihrer Zeit daran, um für die zu wirken, die schon jahrelang in der Wahrheit, aber immer noch schwach sind. Die Ursache dieser Schwäche ist darin zu suchen, daß sie unnötigerweise die Zügel loslassen, nicht über sich selbst wachen und, so denke ich manchmal, den Feind geradezu versuchen, sie zu versuchen. Sie geraten in irgendeine unbedeutende Schwierigkeit oder Prüfung, und die Diener Gottes müssen ihre Zeit dazu verwenden, sie zu besuchen. Sie werden Stunden und selbst Tage dabei aufgehalten, und ihre Seelen sind durch das Anhören kleiner Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten betrübt und verwundet. Jeder sucht seinen eigenen Kummer so ernst wie möglich darzustellen, aus Furcht, daß die Diener Gottes ihn für zu gering halten könnten und ihn vielleicht nicht beachten. Anstatt sich an die Boten Gottes um Hilfe aus ihren Schwierigkeiten zu wenden, sollten sie sich vor dem Herrn niederwerfen, fasten und beten, bis die Schwierigkeiten weggeräumt sind. FS 96.2

Manche scheinen zu denken, daß Gott Boten dazu in das Feld gerufen hat, um auf ihre Wünsche zu achten und sie auf den Armen zu tragen. Sie denken offenbar, daß der wichtigste Teil des Werkes der Boten Gottes der sei, die kleinen Schwierigkeiten von ihnen zu nehmen, in die sie sich selbst durch ihr unbedachtes Wesen gebracht haben, wenn sie dem Feinde durch ihren unnachgiebigen und tadelsüchtigen Geist gegen andere Raum gaben. Was wird aber während dieser Zeit aus den hungrigen Schafen? Sie leiden Not am Brot des Lebens. Jene, die die Wahrheit kennen und darin gegründet sind, ihr aber nicht gehorchen — wenn sie das täten, würden sie vor vielen dieser Prüfungen bewahrt bleiben —, halten die Boten auf, und der eigentliche Zweck, für den Gott sie in das Feld gerufen hat, wird nicht erfüllt. Die Diener Gottes sind bekümmert und werden durch solche Dinge in der Gemeinde entmutigt. Alle sollten bemüht sein, nicht das geringste Gewicht zu ihrer Last hinzuzufügen, sondern ihnen durch liebevolle Worte und das Gebet des Glaubens zu helfen versuchen. Wie viel freier würden sie sein, wenn alle, die die Wahrheit bekennen, sich ein bißchen umsehen und anderen helfen würden, anstatt so viel Hilfe für sich zu beanspruchen! Wenn die Prediger an neue finstere Orte kommen, wo die Wahrheit noch nicht verkündigt ist, haben sie einen verwundeten Geist, verursacht durch die unnötigen Schwierigkeiten ihrer Brüder. Zu alledem haben sie noch den Unglauben und das Vorurteil von Gegnern zu ertragen und werden von manchen mit Füßen getreten. FS 97.1

Wieviel leichter würde es sein, die Herzen zu beeinflussen, und wieviel mehr würde Gott verherrlicht werden, wenn seine Diener von Entmutigung und Prüfungen frei blieben, damit sie freien Geistes die Wahrheit in ihrer Schönheit vorführen könnten! Jene, die die Boten Gottes so viel in Anspruch genommen haben und sie mit Schwierigkeiten belasteten, die sie selbst hätten ordnen sollen, müssen Gott für all die Zeit und die Mittel, die verwendet werden mußten, um sie zu befriedigen (was auch dem Feind recht gefiel), Rechenschaft geben. Die Glieder sollten in der Lage sein, ihren Brüdern zu helfen. Sie sollten mit ihren Schwierigkeiten niemals eine ganze Versammlung belästigen, noch warten, bis Prediger kommen, um sie in Ordnung zu bringen, sondern sie sollten selbst vor Gott recht wandeln und ihre Schwierigkeiten aus dem Wege räumen. Wenn Evangeliumsarbeiter kommen, sollten sie vorbereitet sein, deren Hände zu stärken, anstatt sie zu schwächen. FS 97.2