Frühe Schriften von Ellen G. White

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Kapitel 24: Ordnung in der Gemeinde

Der Herr hat mir gezeigt, daß Ordnung in der Gemeinde zu sehr gefürchtet und vernachlässigt worden ist.1 Formalismus sollte vermieden, aber deshalb die Ordnung nicht vernachlässigt werden. Im Himmel herrscht Ordnung. Es herrschte Ordnung in der Gemeinde, als Christus auf Erden war, und nach seinem Abschied wurde unter seinen Aposteln strenge Ordnung gehalten. Und nun in dieser letzten Zeit, in der Gott seine Kinder zur Einheit des Glaubens bringt, ist die Ordnung nötiger denn je; denn während Gott seine Kinder vereinigt, ist Satan samt seinen Engeln sehr beschäftigt, diese Einigkeit zu verhindern und zu zerstören. So sind Männer eilig ins Feld hinausgegangen, die keine Weisheit und Urteilskraft besitzen, die vielleicht ihr eigenes Heim nicht gut regieren können und keine Führungsautorität über die wenigen haben, die Gott ihnen zu Hause gegeben hat. Und doch halten sie sich für fähig, die Herde zu leiten. Sie tun viele verkehrte Dinge, und solche, die unseren Glauben nicht kennen, beurteilen alle Boten nach diesen selbstgesandten Männern. So wird das Werk Gottes geschmäht und die Wahrheit von vielen Ungläubigen gemieden, die sonst aufrichtig wären und sich ernstlich die Frage stellten: Verhält es sich mit diesen Dingen wirklich so? FS 87.1

Menschen, die kein heiliges Leben führen und die untauglich sind, die gegenwärtige Wahrheit zu lehren, betreten das Arbeitsfeld, ohne durch die Gemeinde oder die Brüder anerkannt zu sein. Verwirrung und Uneinigkeit sind die Folge. Manche haben die Theorie der Wahrheit und können gute Argumente für sie vorbringen, aber es fehlt ihnen an geistlicher Einstellung, Erfahrung und Urteilskraft. Sie machen viele Fehler, und sie müssen noch viele Dinge weitaus besser verstehen lernen, ehe sie die Wahrheit lehren können. Anderen wiederum fehlen die guten Argumente, weil aber einige Brüder sie gut beten und hier und da eine aufmunternde Ermahnung geben hörten, werden sie in die Arbeit gedrängt und sollen ein Werk tun, für das Gott sie nicht befähigt hat und für das sie nicht genug Erfahrung und Urteilskraft besitzen. Geistiger Hochmut kommt dazu, sie werden hochgehoben und bilden sich ein, daß sie Arbeiter seien. Sie kennen sich selbst nicht. Es fehlt ihnen eine gesunde Urteilskraft und die Tugend geduldigen Nachdenkens. Sie reden prahlerisch von sich selbst und behaupten viele Dinge, die sie mit der Bibel nicht beweisen können. Gott weiß das und beruft deshalb solche Leute in diesen gefährlichen Zeiten nicht zur Arbeit. Die Brüder sollten vorsichtig sein und nicht Leute in die Arbeit drängen, die der Herr nicht berufen hat. FS 88.1

Männer, die der Herr nicht berufen hat, sind gewöhnlich genau die, die am meisten überzeugt sind, daß sie berufen seien und ihre Arbeit sehr wichtig sei. Sie gehen in das Feld und üben im allgemeinen keinen guten Einfluß aus; doch haben sie an manchen Orten einen gewissen Erfolg, und dies verleitet sie und andere zu denken, daß sie sicher von Gott berufen seien. Es ist kein sicherer Beweis, daß Menschen von Gott berufen sind, wenn sie etwas Erfolg haben, denn Engel Gottes bewegen die Herzen seiner aufrichtigen Kinder und erleuchten ihr Verständnis, daß sie die gegenwärtige Wahrheit annehmen und dadurch leben möchten. Und selbst wenn solche selbstgesandten Männer Stellen einnehmen, die Gott ihnen nicht anvertraut hat, wenn sie vorgeben, Lehrer zu sein, und Seelen die von ihnen verkündigte Wahrheit annehmen, so ist dies noch kein Beweis, daß Gott sie berufen hat. Die Seelen, die durch sie die Wahrheit erhalten, kommen dadurch in Unruhe und Knechtschaft, wenn sie nachher herausfinden, daß diese Männer nicht im Rat Gottes standen. Selbst wenn gottlose Menschen die Wahrheit verkündigen, mögen einige sie annehmen; aber es bringt jene, die sie verkündigten, um nichts der Gunst Gottes näher. Gottlose Menschen bleiben gottlos, und entsprechend der Täuschung, die sie über die Geliebten Gottes brachten, und der Verwirrung, die sie in der Gemeinde anrichteten, wird ihre Strafe sein. Ihre Sünden werden nicht bedeckt bleiben, sondern am Tag des Zornes Gottes bloßgestellt werden. FS 89.1

Diese selbstgesandten Boten sind ein Fluch für das Werk. Aufrichtige Seelen setzen Vertrauen in sie und denken, daß diese Boten nach dem Ratschluß Gottes handeln und in Übereinstimmung mit der Gemeinde sind. Deshalb dulden sie, daß sie das Abendmahl austeilen, und weil ihnen die Pflicht klargemacht wird, “die ersten Werke” zu tun, erlauben sie diesen Boten, sie in das Wasser zu legen und zu taufen. Aber wenn sie Licht erhalten, wie es sicher der Fall sein wird, und sie erfahren, daß diese Menschen nicht Gottes berufene und erwählte Boten sind, wofür sie sie hielten, so werden sie in Prüfungen gestürzt und zweifeln auch die Wahrheit an, die sie angenommen haben. Sie haben dann das Gefühl, daß sie alles noch einmal lernen müßten. Sie werden vom Feind im Hinblick auf ihre Erfahrung, ob Gott sie nun geführt habe oder nicht, verwirrt und bestürzt und sind nicht zufrieden, bis sie nochmals getauft sind und von neuem anfangen. Es ist viel schwerer für die Boten Gottes, an Orte zu gehen, wo solche gewesen sind, die diesen verkehrten Einfluß ausgeübt haben, als neue Felder zu betreten. Die Diener Gottes müssen sich einfach benehmen, aufrichtig handeln und das Unrecht nicht bemänteln, denn sie stehen zwischen den Lebenden und den Toten und müssen Rechenschaft geben von ihrer Treue, ihrer Arbeit und ihrem Einfluß, den sie auf die Herde ausgeübt haben, über die der Herr sie als Aufseher gesetzt hat. FS 89.2

Menschen, die die Wahrheit annehmen und dann solche Prüfungen erleben, hätten die Wahrheit genauso angenommen, wenn diese Männer ferngeblieben wären und den bescheidenen Platz ausgefüllt hätten, den der Herr ihnen zugedacht hatte. Gottes Auge wachte über seine Juwelen, er hätte seine erwählten und berufenen Boten zu ihnen geführt — Männer, die mit Verstand vorgegangen wären. Das Licht der Wahrheit hätte geleuchtet und diesen Seelen ihre wahre Situation aufgezeigt, sie hätten die Wahrheit verständig aufgenommen und wären durch ihre Schönheit und Klarheit zufriedengestellt worden. Wenn sie dann die machtvollen Auswirkungen der Wahrheit kennengelernt hätten, wären sie dadurch stark geworden und hätten einen heiligen Einfluß ausgeübt. FS 90.1

Wiederum wurde mir die Gefahr jener gezeigt, die reisen, ohne daß Gott sie dazu berufen hat. Wenn sie etwas Erfolg haben, werden die ihnen mangelnden Eigenschaften zutage treten. Es werden unüberlegte Schritte unternommen, und durch den Mangel an Weisheit werden teure Seelen dahin verscheucht, wo sie niemals zu erreichen sind. Ich sah, daß die Gemeinde sich ihrer Verantwortung bewußt sein sollte. Vorsichtig und aufmerksam sollte sie das Leben, die Qualifikationen und den allgemeinen Wandel derer prüfen, die vorgeben, Lehrer zu sein. Wenn kein unmißverständlicher Beweis dafür vorliegt, daß sie Gott berufen hat und das “Wehe” auf ihnen ruht1, wenn sie den Ruf nicht beachten, dann ist es die Pflicht der Gemeinde, zu handeln und es allen bekannt zu machen, daß solche von der Gemeinde nicht als Lehrer anerkannt sind. Dies ist der einzige Weg, den die Gemeinde einschlagen kann, um in dieser Sache richtig zu handeln, denn die Verantwortung liegt auf ihr. FS 90.2

Ich sah, daß diese Tür, durch die der Feind hereinkommt, um die Herde zu verwirren und zu beunruhigen, geschlossen werden kann. Ich fragte den Engel, wie dies geschehen könne. Er sagte: “Die Gemeinde muß zu Gottes Wort fliehen und sich über die Gemeindeordnung unterrichten lassen, was übersehen und vernachlässigt worden ist”. Dies ist unbedingt notwendig, um die Gemeinde zur Einheit des Glaubens zu bringen. Ich sah, daß die Gemeinde in den Tagen der Apostel in Gefahr war, durch falsche Lehrer hintergangen und irregeführt zu werden. Deshalb wählten die Brüder Männer, die hinreichend gezeigt hatten, daß sie fähig waren, ihren eigenen Häusern wohl vorzustehen, Ordnung in ihren eigenen Familien zu halten und jene zu erleuchten, die in Finsternis waren. Sie fragten Gott darüber, und dann wurden sie in Übereinstimmung mit der Gemeinde und dem Heiligen Geist durch Auflegen der Hände ausgesondert. Nachdem sie so ihren Auftrag von Gott empfangen und die Bestätigung der Gemeinde erhalten hatten, gingen sie hin und tauften im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sie teilten das Abendmahl aus und dienten oft den Heiligen, indem sie ihnen das Sinnbild des gebrochenen Leibes und des vergossenen Blutes des gekreuzigten Heilands darreichten, um dadurch sein Leiden und seinen Tod im Gedächtnis der geliebten Kinder Gottes frisch zu erhalten. FS 91.1

Ich sah, daß wir vor falschen Lehrern heute nicht sicherer sind, als es die Gemeinde in den Tagen der Apostel war, und wenn wir schon nicht mehr tun wollen, so sollten wir zumindest dieselben Maßregeln treffen wie sie, um den Frieden und die Eintracht der Herde zu sichern. Wir haben ihr Beispiel und sollten ihm folgen. Brüder mit Erfahrung und gesundem Menschenverstand sollten sich versammeln, dem Worte Gottes und der Verordnung des Heiligen Geistes folgend, mit ernstem Gebet denen die Hände auflegen, die einen guten Beweis gegeben haben, daß sie ihren Auftrag von Gott empfangen haben, und sie aussondern, damit sie sich vollständig dem Werk Gottes widmen. Durch diese Handlung würde die Gemeinde bestätigen, daß solche als Boten hinausgehen, um die ernsteste Botschaft zu verkündigen, die je Menschen gegeben wurde. FS 92.1

Gott will die Sorge für seine kostbare Herde nicht Menschen anvertrauen, deren Verstand und Urteilskraft durch frühere Irrtümer, die sie gehegt haben, geschwächt sind (zum Beispiel durch den sogenannten Perfektionismus1 und den Spiritismus) und die durch ihren Lebenswandel, während sie in diesen Irrtümern waren, auf sich und die Sache der Wahrheit Schande gebracht haben. Obgleich sie sich nun frei von Irrtümern und imstande fühlen mögen, hinauszugehen und die letzte Botschaft zu verkündigen, wird Gott sie doch nicht annehmen. Er wird nicht kostbare Seelen ihrer Sorge anvertrauen, denn ihre Urteilskraft war bereits verdorben, als sie im Irrtum waren, und sie ist nun geschwächt. Der Große und Heilige ist ein eifriger Gott, und er will heilige Menschen haben, die seine Wahrheit verbreiten. Das heilige Gesetz, das Gott vom Sinai gesprochen hat, ist ein Teil seiner selbst, und nur heilige Menschen, die dieses Gesetz genau halten, werden ihn verherrlichen, indem sie es andere lehren. FS 92.2

Die Diener Gottes, die die Wahrheit lehren, sollten ein gutes Urteil haben. Sie sollten Männer sein, die Widerstand ertragen können und dadurch nicht erregt werden; denn Menschen, die der Wahrheit widerstehen, werden die angreifen, die sie lehren. Jeder Einwand, der nur gefunden werden kann, wird in seinem grellsten Licht vorgebracht werden, um der Wahrheit zu widerstehen. Die Diener Gottes, die die Botschaft tragen, müssen vorbereitet sein, diese Einwände mit Ruhe und Sanftmut durch das Licht der Wahrheit zurückzuweisen. Gegner greifen häufig die Diener Gottes in einer herausfordernden Art an, um denselben Geist bei ihnen hervorzurufen, damit sie dann soviel wie möglich daraus machen und anderen erzählen können, die Verkündiger der Gebote seien Leute von bitterem und zornigem Geiste, wie schon öfters gesagt wurde. Ich sah, daß wir auf Widerstand gefaßt sein und ihm mit Geduld, Sanftmut und gesunder Urteilskraft begegnen müssen. Wir sollten ihn nicht durch gewisse Behauptungen zurückschlagen, noch unseren Gegnern in einem harten Geist widerstehen wollen, sondern den Einwänden ihr volles Gewicht lassen, das Licht und die Macht der Wahrheit kundtun und auf diese Weise die Irrtümer berichtigen. Dies wird einen guten Eindruck hinterlassen, und ehrliche Gegner werden erkennen, daß sie getäuscht worden sind und jene, die die Gebote halten, nicht so sind wie sie dargestellt wurden. FS 92.3

Männer, die bekennen, Diener des lebendigen Gottes zu sein, müssen willig aller Diener sein, anstatt über die Brüder erhaben sein zu wollen. Sie müssen einen gütigen, freundlichen Geist besitzen. Wenn sie irren, sollten sie bereit sein, es offen zu bekennen. Eine aufrichtige Absicht kann nicht als Entschuldigung für das Nichtbekennen von Irrtümern angesehen werden. Das Bekenntnis würde das Vertrauen der Gemeinde in den Botschafter nicht erschüttern, sondern ein gutes Beispiel setzen. Der Geist des Bekennens würde in der Gemeinde gefördert werden, und friedliche Eintracht würde die Folge sein. Jene, die sich als Lehrer ausgeben, sollten ein Vorbild von Frömmigkeit, Sanftmut und Demut sein. Sie sollten einen freundlichen Geist besitzen, um Seelen für Jesus und die Wahrheit der Bibel zu gewinnen. Ein Prediger Christi soll rein im Reden und im Handeln sein und immer daran denken, daß er mit Worten der Inspiration, mit Worten eines heiligen Gottes umgeht. Ferner sollte er daran denken, daß die Herde seiner Sorge anvertraut ist und er dazu da ist, um ihre Fälle vor Jesus zu bringen und für sie zu bitten, wie Jesus für uns beim Vater bittet. Ich wurde auf die Kinder Israel vor alters hingewiesen, und ich sah, wie rein und heilig die Priester des Heiligtums sein mußten, weil sie durch ihren Dienst in eine nahe Verbindung mit Gott gebracht wurden. Die Prediger müssen heilig, rein und ohne Tadel sein, oder Gott wird sie vernichten. Gott hat sich nicht geändert. Er ist ebenso heilig und rein, ebenso genau, wie er es immer war. Wer bekennt, Jesu Prediger zu sein, sollte ein Mann von Erfahrung und tiefer Frömmigkeit sein, dann kann er zu aller Zeit und an allen Orten einen heiligen Einfluß ausüben. FS 93.1

Ich habe gesehen, daß es nun für die Boten Zeit ist, hinauszugehen, wo immer sich der Weg öffnet, und Gott wird vor ihnen hergehen und die Herzen etlicher für das Wort öffnen. Neue Orte müssen in Angriff genommen werden, und dabei wäre es gut, wenn zwei und zwei zusammen gehen, um sich gegenseitig zu stützen. Es wurde mir folgender Plan gezeigt: Es wäre gut, wenn zwei Brüder zusammen gehen und an den finstersten Orten, wo viel Widerstand herrscht und wo die meiste Arbeit nötig ist, gemeinsam arbeiten und mit vereinten Anstrengungen und festem Glauben die Wahrheit denen bringen, die in der Finsternis sitzen. Wenn sie späterhin durch Besuchen mehrerer Orte mehr ausrichten können, sollten sie allein gehen, aber während ihrer Arbeit öfter zusammenkommen, um sich durch ihren Glauben gegenseitig zu ermutigen und einer des andern Hände zu stärken. Sie können sich dann auch über ihr Feld beraten und überlegen, welche ihrer Gaben am nötigsten sind und auf welche Weise sie am meisten Erfolg haben können, die Herzen zu erreichen. Wenn sie dann wieder allein sind, wird ihr Mut und ihre Tatkraft erneuert sein, dem Widerstand und der Finsternis zu begegnen und freudigen Herzens zu arbeiten, um verlorene Seelen zu retten. FS 94.1

Ich sah, daß die Diener Gottes nicht immer dasselbe Gebiet bearbeiten, sondern an neuen Orten Seelen suchen sollten. Jene, die schon in der Wahrheit gegründet sind, sollten ihre Arbeit nicht so viel in Anspruch nehmen, denn sie sollten imstande sein, allein zu stehen und die anderen zu stärken, während die Boten Gottes die finsteren und einsamen Plätze aufsuchen, um denen die Wahrheit zu bringen, die noch nicht mit dem Licht der gegenwärtigen Wahrheit erleuchtet sind. FS 95.1