Auf den Spuren des großen Arztes

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“Siehe, ich bin bei euch alle Tage”

Drei Jahre lang hatten die Jünger das Vorrecht, die persönliche Gegenwart Jesu zu erleben. Tag für Tag gingen und redeten sie mit ihm, hörten sie seine ermutigenden Worte an die Mühseligen und Beladenen und sahen die Offenbarungen seiner Macht an den Kranken und Leidenden. SGA 71.1

Als die Zeit des Abschieds kam, gab Jesus ihnen Gnade und Vollmacht, dieses Werk in seinem Namen weiterzuführen. Sie sollten nun das Licht seines Evangeliums der Liebe und Heilkraft verbreiten. Und der Heiland versprach, stets mit ihnen zu sein. Durch den Heiligen Geist würde er ihnen sogar näher sein als zur Zeit seiner persönlichen Gegenwart unter den Menschen. SGA 71.2

Die Arbeit, die die Jünger dann getan haben, ist beispielhaft für uns. Jeder Christ soll ein Missionar sein. Voller Mitgefühl sollen wir den Hilfsbedürftigen dienen und jede Gelegenheit nutzen, das Elend der leidenden Menschheit zu lindern. SGA 71.3

Da gibt es für alle etwas zu tun. Niemand braucht das Gefühl zu haben, daß es für ihn keine Möglichkeit gäbe, für Christus zu arbeiten. Der Heiland identifiziert sich mit jedem Menschenkind. Damit wir wieder Mitglieder der himmlischen Familie werden können, wurde er ein Mitglied der irdischen Familie. Er ist der Sohn eines Menschen und somit ein Bruder jedes Sohnes und jeder Tochter Adams. Seine Nachfolger dürfen sich nicht über die zugrunde gehende Welt erhaben fühlen. Sie sind immer noch Teil der großen Menschheitsfamilie, und der Himmel betrachtet sie sowohl als Geschwister der Sünder wie der Heiligen. SGA 71.4

Millionen und Abermillionen von Menschen leben in Krankheit, Unwissenheit und Sünde. Sie haben noch nie etwas von Christi Liebe gehört. Stellen wir uns vor, wir wären in ihrer Lage und sie in der unsrigen — was würden wir dann sehnlichst von ihnen erwarten? Genau das sollen wir für sie tun, soweit es in unserer Macht steht. Christi Lebensregel, gemäß der jeder von uns im Gericht entweder bestehen oder verurteilt werden wird, lautet: “Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!” Matthäus 7,12. SGA 71.5

Mit allem, was uns gegenüber anderen Vorteile verschafft — sei es Ausbildung und Lebensart, ein edler Charakter, christliche Erziehung oder religiöse Erfahrung — stehen wir in der Schuld der weniger Begünstigten und sollen ihnen dienen, soweit es in unserer Macht steht. Wenn wir stark sind, ist es unsere Aufgabe, die Hände der Schwachen stärken. SGA 72.1

Engel der Herrlichkeit, die stets das Angesicht des Vaters im Himmel sehen, haben Freude daran, seinen Kindern zu dienen. Engel sind immer gegenwärtig, wo sie dringend gebraucht werden; sie sind bei denen, die die härtesten Gefechte mit ihrem Ich auszutragen haben, und bei denen, die allen Mut verloren haben. Schwachen und zitternden Seelen mit unschönen Charakterzügen gilt ihre besondere Aufmerksamkeit. Was selbstsüchtige Menschen als Zumutung betrachten, nämlich denen zu dienen, die elend und in jeder Hinsicht niederen Charakters sind, das sehen sündlose Wesen des Himmels vorrangig als ihre Aufgabe. SGA 72.2

Jesus wollte nicht im Himmel verweilen, während wir verloren waren. Er entschied sich freiwillig für ein Leben der Anfeindungen und Beleidigungen und für einen Tod in Schande. Er, dem die unermeßlichen Reichtümer des Himmels gehörten, wurde arm, damit wir durch seine Armut reich werden konnten. Und wir sollen seinem Beispiel folgen. SGA 72.3

Wer ein Kind Gottes geworden ist, sollte sich von nun an als ein Glied in der Kette ansehen, die vom Himmel bis in diese Welt hinabreicht, um sie zu retten, als ein Teil des Planes Jesu zur Suche und Rettung Verlorener. SGA 72.4

Viele halten es für ein besonderes Vorrecht, die Plätze aufzusuchen, wo Jesus auf Erden weilte, zu gehen, wo er ging, auf den See zu schauen, an dem er so gern lehrte, und die Hügel und Täler zu betrachten, auf denen seine Augen so oft ruhten. Aber wir brauchen nicht nach Nazareth, Kapernaum oder Bethanien zu reisen, um in den Fußspuren Jesu zu gehen. SGA 72.5

Seinen Spuren können wir auch in unserer unmittelbaren Nähe folgen: am Bett eines Kranken, in den Hütten der Armen, auf den verstopften Straßen unserer Großstädte und an jedem Platz, wo Menschen Trost und Hilfe brauchen. SGA 72.6

Es ist unsere Aufgabe, den Hungernden Nahrung zu geben, die Bedürftigen mit Kleidung auszustatten und den Kranken und Geplagten zu helfen. Wir sollen den Verzweifelnden dienen und den Hoffnungslosen wieder Mut machen. SGA 73.1

Durch unseren selbstlosen Dienst wird sich die Liebe Christi bei der Bekehrung eines Ungerechten wirksamer erweisen als Waffengewalt oder Gerichtsandrohung. Diese sind notwendig zur Abschreckung potentieller Gesetzesbrecher, aber der liebevolle Missionar kann mehr tun als das. Oft wird ein Herz, das durch Bestrafung nur noch härter würde, unter der Liebe Christi schmelzen. SGA 73.2

Der Missionar wird nicht nur körperliche Krankheiten heilen, sondern den Sünder außerdem zu dem Großen Arzt führen, der auch die Seele vom Aussatz der Sünde zu reinigen vermag. Durch seine Nachfolger möchte Gott zu den Kranken, den Unglücklichen und von bösen Geistern Besessenen sprechen. Mit Hilfe seiner menschlichen Werkzeuge will er ein Tröster sein, wie ihn die Welt sonst nicht kennt. SGA 73.3

Der Heiland hat sein kostbares Leben hingegeben, um eine Gemeinde zu gründen, die den Leidenden, Traurigen und Versuchten dient. Eine Gruppe von Gläubigen mag arm, ungebildet und unbekannt sein — aber mit der Kraft Christi können sie in Familien, in ihrer Stadt und selbst in weiter entfernten Gegenden doch ein Werk vollbringen, dessen Ergebnisse bis in die Ewigkeit reichen. SGA 73.4

Den heutigen Nachfolgern Christi gelten die folgenden Worte Jesu nicht weniger als den ersten Jüngern: “Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker.” Matthäus 28,18.19. “Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.” Markus 16,15. SGA 73.5

Und auch uns gilt das Versprechen seiner Gegenwart: “Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” Matthäus 28,20. SGA 73.6

Heutzutage strömen keine neugierigen Menschenmengen mehr an einsamen Plätzen zusammen, um Jesus zu sehen und zu hören. Im Lärm unseres Straßenverkehrs wird seine Stimme nicht wahrgenommen. Es ertönt kein Ruf: “Jesus von Nazareth geht vorbei.” Lukas 18,37. Und doch gilt dieses Wort auch heute noch. Denn Christus geht unsichtbar durch unsere Straßen. Mit seiner Botschaft der Gnade kommt er in unsere Häuser. Er möchte mit allen zusammenarbeiten, die in seinem Namen dienen wollen. Er ist mitten unter uns, um zu heilen und zu segnen, wenn wir ihn nur aufnehmen. SGA 73.7

“So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet und zum Bund für das Volk bestellt, daß du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor!” Jesaja 49,8.9. SGA 74.1

“Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!” Jesaja 52,7. SGA 74.2

“Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, daß aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.” Jesaja 52,9.10. SGA 74.3