Auf den Spuren des großen Arztes

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Geschichtliches und theologisches Wissen

Um sich auf den christlichen Verkündigungsdienst vorzubereiten, halten es viele für erforderlich, umfangreiche historische und theologische Kenntnisse zu erwerben. Sie nehmen an, dieses Wissen werde ihnen bei der Verkündigung des Evangeliums helfen. Aber ihr aufwendiges Studium menschlicher Meinungen führt eher zu einer Schwächung ihres Dienstes, als daß es ihn stärken würde. SGA 363.4

Wenn ich mir die Bibliotheken anschaue, die mit gewichtigen Bänden historischen und theologischen Wissens angefüllt sind, dann frage ich mich, warum ich Geld für etwas ausgeben soll, was nicht Brot ist. Das sechste Kapitel des Johannesevangeliums kann uns mehr Kenntnisse vermitteln, als in solchen Bänden gefunden werden. Christus spricht: “Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.” Johannes 6,35. SGA 364.1

“Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit.” Johannes 6,51. “Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.” Johannes 6,47. SGA 364.2

“Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.” Johannes 6,63. SGA 364.3

Es gibt jedoch ein Geschichtsstudium, das wir nicht verurteilen wollen: Heilsgeschichte war eines der Fächer in den Schulen der Propheten. Durch die Aufzeichnung des göttlichen Handelns mit den Völkern machte sie die Spuren des Herrn sichtbar. So sollen auch wir heute das Handeln Gottes an den Nationen der Erde beobachten. Wir können in der Geschichte die Erfüllung der Prophetie erkennen, das Wirken der Vorsehung in den großen Reformationsbewegungen studieren und miterleben, wie sich die Völker für die letzte Auseinandersetzung in dem großen Kampf formieren. SGA 364.4

Ein solches Studium wird eine fundierte, umfassende Lebensanschauung vermitteln. Es wird uns dabei helfen, etwas von den Beziehungen und gegenseitigen Abhängigkeiten im Leben zu verstehen, auch zu begreifen, wie wunderbar wir als große Familie in der Gesellschaft und unter den Völkern verbunden sind, und in welch großem Ausmaß die Unterdrückung und Schwächung eines ihrer Mitglieder einen Verlust für alle anderen bedeutet. SGA 364.5

Geschichte jedoch, wie sie gewöhnlich studiert wird, befaßt sich mit Leistungen des Menschen, mit seinen Siegen in Schlachten, seinen Erfolgen beim Kampf um Macht und Größe. Gottes Handeln in der menschlichen Geschichte hat man dabei außer acht gelassen. Nur wenige studieren die Verwirklichung der göttlichen Absichten im Aufstieg und Fall der Völker. SGA 364.6

Und die Theologie ist, so, wie sie studiert und gelehrt wird, in hohem Maß nur ein Bericht über menschliche Spekulation, wobei sie oft zur “Verwässerung des Evangeliums durch leere Worthülsen” beiträgt. Häufig besteht das Motiv zum Erwerb dieser vielen Bücher nicht so sehr in dem Verlangen, Nahrung für Geist und Seele zu erhalten, sondern in dem ehrgeizigen Ziel, es den Philosophen und Theologen gleichzutun. Man möchte den Menschen die christliche Lehre in kunstvoller Rhetorik, gespickt mit vielen Fachbegriffen, nahebringen. SGA 365.1

Nicht alle Bücher, die geschrieben worden sind, werden dem Ziel eines geheiligten Lebens dienen. “Lernt von mir”, sagt dagegen der Große Lehrer, “nehmt mein Joch auf euch, erlernt meine Sanftmut und Demut.” Du magst zu Recht stolz sein auf deine Bildung, aber du wirst deshalb nicht mehr Menschen erreichen, die aus Mangel an Brot des Lebens zugrunde gehen. SGA 365.2

Nach dem Studium dieser Bücher treten die praktischen Unterweisungen, die Christus uns gab, in den Hintergrund. Mit geschliffener Rhetorik und hochtrabenden Formulierungen wird der geistliche Hunger der Menschen nicht gestillt. Nur sehr wenig von diesen Forschungen, die den Geist so ermüden, werden dir helfen, ein erfolgreicher Arbeiter für Seelen zu sein. SGA 365.3

Der Heiland kam, “zu verkündigen das Evangelium den Armen”. Lukas 4,18. In seiner Predigt verwendete er die einfachsten Wendungen und Symbole. Und es wird berichtet, daß “alles Volk ihn gern hörte”. Markus 12,37. Wer danach strebt, Jesu Werk für diese Zeit zu tun, braucht eine tiefere Einsicht in die Lehren, die Jesus gepredigt hat. SGA 365.4

Die Worte des lebendigen Gottes sind das Höchste jeder Ausbildung. Wer den Menschen dient, muß von diesem Brot des Lebens essen. Dies wird ihm geistliche Stärke geben; er wird dann bereit sein, allen Bevölkerungsschichten zu dienen. SGA 365.5