Auf den Spuren des großen Arztes

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Die Pflege der Säuglinge

Je ruhiger und einfacher das Leben des Kindes verläuft, desto günstiger wird sich dies auf seine körperliche und geistige Entwicklung auswirken. Die Mutter sollte sich immer darum bemühen, ruhig, gelassen und selbstbeherrscht zu sein. SGA 311.1

Viele Kleinkinder sind außerordentlich empfänglich für Unruhe und Aufregung; die liebenswürdige, Ruhe bewahrende Art der Mutter wird einen wohltuenden Einfluß ausüben, der von unschätzbarem Vorteil für das Kind ist. SGA 311.2

Säuglinge brauchen Wärme, aber ein gravierender Fehler ist es, sie in überheizten Räumen zu lassen, wo ihnen die frische Luft fehlt. Die Gepflogenheit, das Gesicht des Säuglings während des Schlafs zuzudecken, ist schädlich, da das die freie Atmung beeinträchtigt. SGA 311.3

Das Baby sollte vor allem bewahrt bleiben, was den Körper schwächen oder vergiften könnte. Mittels gewissenhafter Pflege sollte alles um das Kind herum ordentlich und sauber gehalten werden. Es mag notwendig sein, die Kleinen vor plötzlichen oder zu großen Temperaturschwankungen zu schützen; jedoch ist unbedingt darauf zu achten, daß sie im Schlaf und wenn sie wach sind, bei Tag und Nacht eine reine, kräftigende Luft atmen. SGA 311.4

Bei der Herstellung der Säuglingsbekleidung sollte man eher auf Bequemlichkeit, Komfort und Gesundheit achten, als auf die Mode oder das Ziel, Bewunderung zu erregen. Die Mutter sollte keine Zeit für Stickereien und Spitzenarbeit verwenden, um die Kleidung des Babys zu verschönern. Mit solch unnötiger Arbeit würde sie ihre Gesundheit und die ihres Kindes belasten. Das würde die Augen und Nerven zu einer Zeit erheblich beanspruchen, in der sie viel Ruhe und wohltuende Bewegung braucht. Sie sollte ihre Pflicht erkennen, die Kräfte sinnvoll einzusetzen, damit sie allen anderen Anforderungen entsprechen kann, die an sie gestellt werden. SGA 311.5

Wenn die Bekleidung des Kindes Wärme, Schutz und Bequemlichkeit gewährleistet, ist eine der Hauptursachen für Ärger und Unruhe ausgeschaltet. Die Kleinen werden dann gesünder sein, und die Mutter wird die Pflege des Kindes nicht als eine schwere Belastung ihrer Kraft und Zeit empfinden. SGA 311.6

Festgezogene Bänder oder Bünde beeinträchtigen die Tätigkeit des Herzens und der Lunge und sollten deshalb vermieden werden. Kein Körperteil sollte zu irgendeiner Zeit durch Kleidung eingeengt werden, die auf ein Organ drückt oder die Bewegungsfreiheit einschränkt. Die Kleidung der Kinder sollte locker genug sein, um freie und volle Atmung zu ermöglichen. Das Gewicht der Kleidung soll auf den Schultern ruhen. In einigen Ländern herrscht immer noch die Sitte, die Schultern und Gliedmaßen kleiner Kinder unbedeckt zu lassen. Diese Sitte kann man nicht streng genug verdammen. SGA 312.1

Arme und Beine sind weit entfernt vom Zentrum der Blutzirkulation und erfordern deshalb größeren Schutz als die anderen Bereiche des Körpers. Die Arterien, die das Blut zu den Gliedmaßen leiten, sind weit genug für die erforderliche Menge an Blut zur Versorgung mit Wärmeenergie und Nahrung. Wenn aber die Gliedmaßen ungeschützt oder unzureichend bedeckt sind, ziehen sich die Blutgefäße zusammen, die empfindlichen Körperteile kühlen aus, und die Blutzirkulation wird behindert. SGA 312.2

Bei Heranwachsenden sollte man jeden Vorteil nutzen, den die Natur zur Stärkung des Körpers bietet. Wenn die Gliedmaßen ungenügend geschützt werden, können Kinder und besonders Mädchen nur bei mildem Wetter draußen sein. So werden sie sich also aus Furcht vor Kälte im Haus aufhalten. Wenn Kinder statt dessen gut bekleidet sind, hat das zur Folge, daß sie sich im Sommer wie im Winter frei in der frischen Luft bewegen können. SGA 312.3

Mütter, die wünschen, daß ihre Jungen und Mädchen eine kräftige Gesundheit besitzen, sollten sie richtig kleiden und sie dazu anhalten, bei jedem vernünftigen Wetter viel in der frischen Luft zu sein. Es mag Anstrengung erfordern, sich vom Diktat der Mode und der Umwelt zu befreien und die Kinder vorrangig unter dem Gesichtspunkt der Gesundheit zu kleiden und zu erziehen; aber das Ergebnis wird die Anstrengung reichlich belohnen. SGA 312.4