Auf den Spuren des großen Arztes

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Die Zubereitung der Speisen

Es ist falsch, nur zur Befriedigung des Appetits zu essen, aber trotzdem sollte hinsichtlich der Art der Nahrung oder ihrer Zubereitung keine Einförmigkeit herrschen. Wenn man eine Mahlzeit nicht genießen kann, wird die Nahrung auch nicht so gut verwertet. Die Nahrung sollte also mit Überlegung ausgewählt und verständig sowie sorgfältig zubereitet werden. SGA 242.2

Zum Brotbacken ist das hochfeine Weißmehl1 nicht geeignet. Sein Einsatz ist weder gesund noch wirtschaftlich. Im Vergleich zu einem Brot, das aus Vollweizen gebacken ist, fehlen dem Weißmehlbrot die Nährstoffe. Weißmehlbrot ist eine häufige Ursache von Verstopfung und anderen Beeinträchtigungen der Gesundheit. SGA 242.3

Der Einsatz von Backsoda oder Backpulver beim Brotbacken ist schädlich und unnötig. Soda verursacht eine Entzündung des Magens und vergiftet oftmals das gesamte Körpersystem. Viele Hausfrauen meinen zwar, sie könnten gutes Brot nicht ohne Soda backen, aber dies ist ein Irrtum. Wenn sie die Mühe auf sich nähmen, bessere Herstellungsarten zu erlernen, würde ihr Brot gesünder und für ein natürliches Geschmacksempfinden wohlschmeckender sein. SGA 242.4

Beim Backen von Sauerteig- oder Hefebrot sollte man nicht Milch anstelle von Wasser verwenden. Die Verwendung von Milch bedeutet eine zusätzliche Ausgabe und macht das Brot viel weniger bekömmlich. Milchbrot bleibt nach dem Backen nicht so lange süß wie mit Wasser bereitetes Brot und gärt früher im Magen. SGA 242.5

Brot sollte leicht und mild im Geschmack sein. Nicht die geringste Spur von Säure sollte darin geduldet werden. Die Brotlaibe sollten klein und so sorgfältig durchgebacken sein, daß die Hefe möglichst vollständig ausgebacken ist. Noch warm und ganz frisch, ist aufgegangenes Brot jeder Art schwer verdaulich. Es sollte so niemals auf den Tisch kommen. Diese Regel gilt jedoch nicht für ungesäuertes Brot. Frische Brötchen aus Weizenmehl ohne Hefe oder Sauerteig, bei hoher Temperatur gebacken, sind bekömmlich und wohlschmeckend. SGA 242.6

Getreide für Brei oder Mus sollte mehrere Stunden lang gekocht werden. Aber weiche oder flüssige Nahrungsmittel sind weniger bekömmlich als trockene Speisen, die gründliches Zerkauen erfordern. Zwieback, also doppelt gebackenes Brot, ist eines der am leichtesten verdaulichen und wohlschmeckendsten Lebensmittel. Man schneide gewöhnliches aufgegangenes Brot in Scheiben und trockne sie im warmen Ofen bei niedriger Temperatur, bis die letzte Spur von Feuchtigkeit verschwindet. Dann lasse man sie durch und durch leicht bräunen. Solches Brot kann trocken gelagert viel länger aufbewahrt werden als gewöhnliches Brot, und wenn man es vor dem Verzehr nochmals wärmt, schmeckt es wie frisch gebacken. SGA 243.1

Gewöhnlich wird in unserer Ernährung bei weitem zu viel Zucker verwendet. Kuchen, süße Nachspeisen, Konditorgebäck, Gelees und Marmeladen bilden häufig die Ursache für Verdauungsstörungen. Besonders schädlich sind Vanillepuddings und Nachspeisen, deren Hauptbestandteile Milch, Eier und Zucker sind. Die reichliche gleichzeitige Verwendung von Milch und Zucker sollte vermieden werden. SGA 243.2

Wenn Milch verwendet wird, muß sie sorgfältig pasteurisiert sein; durch diese Vorsichtsmaßnahme läuft man weniger Gefahr, sich durch das Milchtrinken eine Erkrankung zuzuziehen. Butter ist weniger schädlich, wenn sie auf ausgekühltem Brot gegessen, als wenn sie in erhitzter Form verwendet wird; als Regel aber gilt, daß es besser ist, sie ganz zu meiden. Käse mit Ausnahme von Frischkäse sollte man gänzlich aus der Ernährung streichen; er ist als Nahrungsmittel völlig ungeeignet. SGA 243.3

Unzureichende und schlecht gekochte Nahrung verdirbt das Blut, indem sie die blutbildenden Organe schwächt. Sie stört die Körperfunktionen und verursacht mit ihren Begleiterscheinungen gereizte Nerven und üble Laune. Die Opfer schlechten Kochens gehen in die Tausende und Zehntausende. Auf vielen Grabsteinen könnte der Satz stehen: “Starb an schlechtem Kochen”; “Starb an einem mißhandelten Magen”. SGA 243.4

Für diejenigen, die kochen, ist es eine heilige Pflicht, zu lernen, wie gesunde Mahlzeiten zubereitet werden. Viele Menschenseelen gehen als Ergebnis schlechten Kochens verloren. Es bedarf gedanklicher Vorbereitung und Sorgfalt, um gutes Brot zu backen; darüber hinaus ist in einem Brotlaib aber auch mehr Gläubigkeit enthalten, als viele denken. Es gibt nur wenige wirklich gute Köchinnen. Junge Frauen empfinden es als erniedrigend, zu kochen und andere Arten der Hausarbeit zu verrichten, und deshalb haben viele Mädchen, die heiraten und nun für die Familie sorgen sollen, von den Pflichten einer Ehefrau und Mutter nur wenig Ahnung. SGA 244.1

Die Kochkunst ist keine unbedeutende Wissenschaft, sondern eine der wichtigsten im praktischen Leben. Sie ist eine Wissenschaft, die alle Frauen erlernen sollten; sie sollte zudem auf eine Weise gelehrt werden, die besonders den ärmeren Bevölkerungsschichten zugute kommt. Mahlzeiten appetitlich und zugleich einfach und nahrhaft zuzubereiten erfordert Sorgfalt, ist aber möglich. Köchinnen sollten wissen, wie man einfache Nahrungsmittel ohne großen Aufwand gesund zubereiten kann, so daß sie schmackhafter und bekömmlicher sind. SGA 244.2

Jede Frau, die einem Familienhaushalt vorsteht und die Kunst des gesunden Kochens noch nicht beherrscht, sollte sich entschließen, das zu lernen, was für das Wohlbefinden ihrer Familie so wichtig ist. Vielerorts bieten unterschiedliche Institutionen Ernährungskurse an. Eine Frau, die keine Möglichkeit hat, daran teilzunehmen, sollte bei einer erfahrenen Köchin in die Lehre gehen, bis sie selbst eine Meisterin der Kochkunst ist. SGA 244.3