Auf den Spuren des großen Arztes

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Unterwerfung unter Gottes Willen

Beim Gebet für Kranke sollten wir daran denken, daß “wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt”. Römer 8,26. Wir wissen nicht, ob die erbetene Heilung dem Kranken zum Guten gereicht oder nicht. Deshalb sollte unser Beten den folgenden Gedankengang einschließen: “Herr, du kennst jedes Geheimnis der Seele. Du bist auch mit diesem Menschen vertraut. Jesus, sein Fürsprecher, gab sein Leben für ihn. Seine Liebe zu ihm ist größer, als unsere überhaupt sein kann. Wenn es also dir zur Ehre und dem Kranken zum Guten dient, bitten wir dich im Namen Jesu, daß er wieder gesund werde. Wenn dies aber nicht dein Wille ist, bitten wir, daß deine Gnade ihn trösten und deine Gegenwart ihm in seinem Leiden helfen möge.” SGA 184.1

Gott kennt schon von Anfang an auch das Ende. Er ist mit den Herzen aller Menschen vertraut; er entschlüsselt jedes Geheimnis der Seele. Er weiß somit, ob diejenigen, für die wir beten, die Versuchungen bestehen würden, die auf sie zukämen, wenn sie am Leben blieben, oder nicht. Er weiß, ob ihr weiteres Leben für sie und die Welt ein Segen oder ein Fluch würde. Dies ist ein Grund, warum wir, wenn wir Gott mit Ernst unsere Bitten vorlegen, sagen sollten: “Doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!” Lukas 22,42. Jesus fügte diese Worte der Unterwerfung unter die Weisheit und den Willen Gottes an, als er im Garten Gethsemane um folgendes bat: “Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.” Matthäus 26,39. Wenn diese Worte für ihn, den Sohn Gottes, angemessen waren, um wieviel nötiger werden sie dann auf den Lippen begrenzter, irrender Sterblicher! SGA 184.2

Der angemessene Weg besteht darin, unsere Wünsche unserem allweisen himmlischen Vater zu übergeben und dann in vollkommenem Vertrauen alles ihm anheimzustellen. Wir wissen doch, daß Gott uns erhört, wenn wir seinem Willen gemäß um etwas bitten. Aber unsere Anliegen ohne einen Geist der Unterwerfung fordernd vorzutragen, ist nicht richtig; unsere Gebete müssen die Gestalt einer Fürbitte, nicht die einer Forderung aufweisen. SGA 184.3

Es gibt Fälle, wo Gott in seiner Allmacht bewirkt, daß Menschen wieder gesund werden. Jedoch nicht alle Kranken werden geheilt. Viele werden in Jesus zur Ruhe gelegt. Johannes wurde auf der Insel Patmos eingegeben, folgendes zu schreiben: “Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrer Mühsal; denn ihre Werke folgen ihnen nach.” Offenbarung 14,13. Daran erkennen wir, daß auch Menschen, denen die Gesundheit nicht wiedergeschenkt wird, deshalb nicht als glaubensschwach eingestuft werden dürfen. SGA 185.1

Wir alle wünschen uns sofortige und direkte Antworten auf unsere Gebete und verlieren manchmal die Geduld, wenn sich die Antwort Gottes verzögert oder auf unerwartete Weise gegeben wird. Aber Gott ist zu weise und zu gütig, um unsere Gebete immer gerade zu der erbetenen Zeit und in der erwünschten Art zu erhören. Er will mehr und Besseres für uns tun, als nur einfache Wünsche zu erfüllen. Und weil wir seiner Weisheit und Liebe trauen können, sollten wir ihn nicht darum bitten, unserem Willen zu entsprechen, sondern danach streben, mit seinen Absichten eins zu werden und diese zu verwirklichen. SGA 185.2

Unsere Wünsche und Interessen sollten in seinem Willen aufgehen. Diese Erfahrungen, die unseren Glauben prüfen, dienen uns zum Guten. Durch sie wird offenbar, ob unser Glaube echt und ernsthaft ist, ob er allein auf Gottes Wort beruht, oder ob er von den Umständen abhängt und deshalb unsicher und unbeständig ist. Der Glaube wächst, wenn man ihn praktiziert. Wir müssen lernen, geduldig abzuwarten, indem wir uns daran erinnern, daß die Bibel kostbare Verheißungen für alle enthält, die auf den Herrn vertrauen. SGA 185.3

Diese Prinzipien verstehen nicht alle. Viele, die die heilende Gnade des Herrn erbitten, meinen, sie müßten eine direkte und sofortige Antwort auf ihre Gebete erhalten, weil andernfalls ihr Glaube unzureichend sei. Deshalb brauchen diejenigen, die von Krankheit geschwächt sind, weisen Rat, um besonnen zu handeln. Sie sollten ihre Pflicht gegenüber ihren Angehörigen, die sie möglicherweise überleben werden, nicht verletzen, aber auch nicht versäumen, die Kräfte der Natur zur Heilung einzusetzen. SGA 185.4

Hier liegt oft eine Gefahr des Irrtums. Davon überzeugt, daß sie in Erhörung ihrer Gebete geheilt würden, scheuen sich einige davor, irgend etwas zu tun, das als ein Zeichen mangelnden Glaubens gelten könnte. Aber sie sollten durchaus ihre Angelegenheiten so ordnen, wie sie es tun würden, wenn sie zu sterben erwarteten. Außerdem sollten sie sich nicht scheuen, diejenigen Worte der Ermutigung oder des Rates auszusprechen, die sie ihren Lieben in der Stunde des Abschieds vom Leben sagen würden. SGA 186.1

Wer im Gebet um Heilung bittet, sollte dabei nicht versäumen, auch die ihm zur Verfügung stehenden Heilmittel zu gebrauchen. Es stellt keine Verleugnung des Glaubens dar, solche Heilmittel zu gebrauchen, die Gott uns zur Linderung von Schmerzen und zur Unterstützung des Heiligungswerkes der Natur gegeben hat. Es heißt nicht den Glauben verleugnen, wenn man mit Gott zusammenarbeitet und die bestmöglichen Voraussetzungen für eine Heilung schafft. Gott hat uns ermöglicht, Wissen über die Gesetze des Lebens zu erlangen. Dieses Wissen steht uns zur Verfügung und soll auch angewandt werden. Wir sollten jedes Mittel zur Wiederherstellung der Gesundheit anwenden, jeden möglichen Vorteil wahrnehmen und in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen vorgehen. Wenn wir um die Gesundung des Kranken gebetet haben, können wir mit um so mehr Energie an der Heilung arbeiten, voll Dankbarkeit gegenüber Gott, daß wir das Vorrecht der Zusammenarbeit mit ihm haben, und verbunden mit der Bitte um seinen Segen für die Mittel, die er selbst uns gewährt hat. SGA 186.2

Auch das Wort Gottes beschreibt den Gebrauch von Heilmitteln. Hiskia, ein König Israels, wurde krank, und ein Prophet Gottes überbrachte ihm die Botschaft, daß er sterben müsse. Er rief den Herrn an, und dieser erhörte seinen Diener und ließ ihm sagen, daß ihm fünfzehn weitere Lebensjahre gegeben seien. Nun hätte ein einziges Wort von Gott Hiskia sofort heilen können; aber er gab eine spezifische Heilungsanweisung: “Und Jesaja sprach, man solle ein Pflaster von Feigen nehmen und auf sein Geschwür legen, daß er gesund würde.” Jesaja 38,21. SGA 186.3

Als Jesus einen Blinden heilte, bestrich er die Augen des Kranken mit einem Brei aus Erde und sprach zu ihm: “Geh zum Teich Siloah ... und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.” Johannes 9,7. Auch diese Heilung hätte allein durch ein Wort des Großen Arztes geschehen können, aber Jesus machte von den einfachen Mitteln der Natur Gebrauch. Das ist zwar kein Freibrief zur Anwendung aller chemischen Medikamente, die heute auf dem Markt sind, aber es unterstützt den Einsatz einfacher und natürlicher Heilmittel. SGA 187.1

Wenn wir um die Heilung Kranker gebetet haben, dann laßt uns den Glauben an Gott nicht verlieren, wie auch immer der Fall ausgehen mag. Wenn der Herr entschieden hat, den Kranken zur Ruhe zu legen, dann laßt uns den bitteren Kelch annehmen, und daran denken, daß er aus der Hand des himmlischen Vaters kommt. Wenn aber der Kranke wieder gesund wird, wollen wir nicht vergessen, gemeinsam mit dem Geheilten Gott zu loben. Nachdem die zehn Aussätzigen geheilt waren, kehrte nur einer um, um Jesus aufzusuchen und ihn zu lobpreisen. Niemand von uns soll einer der neun Undankbaren sein, deren Herzen von der Gnade Gottes unberührt blieben. “Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.” Jakobus 1,17. SGA 187.2