Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Sollen wir die gleiche Erfahrung machen wie Israel?

Nur sehr wenige von denen, die die Erkenntnis erhalten haben, tun das ihren Händen anvertraute Werk. Es gibt nur wenige Männer von unwandelbarer Treue, die nicht nach Ruhe, Bequemlichkeit oder nach dem irdischen Leben streben, die jeden sich ihnen eröffnenden Weg beschreiten, um das Licht der Wahrheit scheinen zu lassen und dem heiligen Gesetz Gottes Geltung zu verschaffen. In der Welt herrschende Sünden fanden Eingang in die Gemeinden und in die Herzen derer, die den Anspruch erheben, Gottes besonderes Volk zu sein. Viele haben das Licht der Wahrheit empfangen und üben trotzdem einen Einfluß aus, der die Befürchtungen von Weltlingen und der Namenschristen zerstreut. Sch2 138.1

Selbst unter denen, die ihrem Bekenntnis nach auf den Herrn warten, gibt es Menschen, die die Welt liebhaben. Sie streben nach Reichtum und Ehre. Diese Leute meint Christus, wenn er erklärt, der Tag Gottes werde wie ein Strick über die Bewohner der Erde kommen. Jesaja 24,17. Diese Welt ist ihre Heimat. Es ist ihr Anliegen, irdische Schätze zu sammeln. Sie errichten kostspielige Wohnstätten und statten sie mit allem erdenklichen Guten aus; sie kleiden sich zum Vergnügen und frönen ihrer Eßlust. Die Dinge dieser Welt sind ihre Götzen und stehen zwischen der Seele und Christus, während sie von der furchtbaren und ernsten Wirklichkeit, mit der wir es zu tun haben, nur unklare und verschwommene Vorstellungen besitzen. Derselbe Ungehorsam und das gleiche Versagen wie einst in der Gemeinde des Alten Bundes sind in weit höherem Maße für das Volk charakteristisch, dem das große Himmelslicht der letzten Warnungsbotschaft gegeben wurde. Werden wir gleich wie jene, die unsere Gelegenheiten und Vorzüge vertun, bis Gott Unterdrückung und Verfolgung über uns kommen läßt? Soll das Werk, das im Frieden und unter verhältnismäßig günstigen Umständen getan werden könnte, ungetan bleiben, bis es in der Finsternis und unter dem Druck von Prüfungen und Verfolgungen getan werden muß? Sch2 138.2

Für ein erschreckendes Maß an Schuld ist die Gemeinde verantwortlich. Warum bemühen sich diejenigen, die die Erkenntnis haben, nicht ernstlich, sie anderen weiterzugeben? Sie sehen, wie nahe das Ende ist. Sie sehen, wie die breite Masse täglich Gottes Gebot übertritt; sie wissen auch, daß diese Seelen im Zustande der Übertretung nicht errettet werden können. Dennoch liegt ihnen mehr an ihrem Beruf, ihrer Landwirtschaft, ihren Häusern, ihrem Geschäft, ihrer Kleidung und an ihrer Speise als an den Seelen von Männern und Frauen, denen sie am Tage des Gerichts begegnen werden. Die Menschen, die dafür gelten möchten, daß sie der Wahrheit gehorchen, schlafen. Wären sie wach, dann könnten sie nicht so bequem dahinleben, wie sie es tun. In ihren Herzen liegt die Liebe zur Wahrheit im Sterben. Ihr Beispiel ist nicht geeignet, die Welt davon zu überzeugen, daß sie vor jedem anderen Volk auf Erden die Wahrheit besitzen. Gerade wo sie stark sein und täglich eine lebendige Erfahrung mit Gott haben sollten, sind sie schwach und zaudern; sie verlassen sich auf die Hilfe des Predigers, während sie doch mit ihrem Denken und ihrem Fühlen, mit Wort und Schrift, mit ihrer Zeit und ihrem Geld anderen dienen sollten. Sch2 139.1