Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Die Armen, Kranken und Betagten

“Wenn deiner Brüder irgend einer arm ist in irgend einer Stadt in deinem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten noch deine Hand zuhalten gegen deinen armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, nach dem er Mangel hat. Hüte dich, dass nicht in deinem Herzen eine böse Tücke sei, dass du sprechest: Es naht herzu das 7. Jahr, das Erlaßjahr, — und sehest deinen armen Bruder unfreundlich an und gebest ihm nicht; so wird er über dich zu dem Herrn rufen, und es wird dir Sünde sein. Sondern du sollst ihm geben und dein Herz nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn um solches willen wird dich der Herr, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du vornimmst. Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande.” 5.Mose 15,7-11. Sch2 455.2

Durch verschiedene Umstände verarmen manche, die Gott lieben und ihm gehorchen. Manche sind nicht sorgfältig und wissen nicht, wie man wirtschaftet. Andre sind durch Krankheit und Unglück arm geworden. Was es auch sei, sie sind in Not, und es ist ein wichtiger Zweig der Missionsarbeit, ihnen zu helfen. Sch2 455.3

Alle unsre Gemeinden sollten für ihre eigenen Armen sorgen. Unsre Liebe zu Gott soll darin zum Ausdruck kommen, dass wir den bedürftigen und leidenden Glaubensgenossen, deren Nöte uns zur Kenntnis gelangen und die unsre Fürsorge erfordern, Gutes tun. Auf jedem ruht die besondere Verpflichtung Gott gegenüber, seiner würdigen Armen mit besonderem Mitgefühl zu gedenken. Auf keinen Fall darf man an ihnen vorübergehen. Sch2 456.1

Paulus schrieb an die Gemeinde zu Korinth: “Ich tue euch kund, liebe Brüder, die Gnade Gottes, die in den Gemeinden in Mazedonien gegeben ist. Denn ihre Freude war überschwenglich, da sie durch viel Trübsal bewährt wurden; und wiewohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben in aller Einfalt. Denn nach allem Vermögen (das bezeuge ich) und über Vermögen waren sie willig und baten uns mit vielem Zureden, dass wir aufnähmen die Wohltat und Gemeinschaft der Handreichung, die da geschieht den Heiligen; und nicht, wie wir hofften, sondern sie ergaben sich selbst, zuerst dem Herrn und darnach uns, durch den Willen Gottes, dass wir mußten Titus ermahnen, auf dass er, wie er zuvor hatte angefangen, also auch unter euch solche Wohltat ausrichtete.” 2.Korinther 8,1-6. Sch2 456.2

Es war eine Hungersnot in Jerusalem gewesen; Paulus wußte, dass viele der Christen ins Ausland zerstreut worden und dass die Zurückgebliebenen wahrscheinlich menschlichen Mitgefühls beraubt und religiöser Feindschaft ausgesetzt waren. Daher ermahnte er die Gemeinden, ihre Brüder in Jerusalem geldlich zu unterstützen. Der von den Gemeinden gesammelte Betrag übertraf die Erwartungen der Apostel. Von der Liebe Christi gedrungen, gaben die Gläubigen reichlich, und sie wurden mit Freude erfüllt, weil sie dadurch ihre Dankbarkeit gegen den Erlöser und ihre Liebe für die Geschwister ausdrücken konnten. Dies ist nach dem Worte Gottes die wahre Grundlage der Nächstenliebe. Sch2 456.3

Die Aufgabe, für unsre betagten Geschwister, die keine Unterkunft haben, zu sorgen, drängt sich uns ständig auf. Was kann für sie geschehen? Die Erkenntnis, die mir der Herr geschenkt hat, ist wiederholt gegeben worden Es ist nicht die beste Lösung, Anstalten zu errichten, die für die Alten sorgen, damit sie in einer Gesellschaft zusammensein können. Auch sollten sie nicht von Zuhause weggeschickt werden, um Fürsorge zu erhalten. Die Glieder jeder Familie sollten den eigenen Verwandten dienen. Ist das nicht möglich, kommt diese Arbeit der Gemeinde zu; das sollte als Pflicht und Vorzug angesehen werden. Jeder, der Christi Geist hat, hegt für die Schwachen und Betagten besondere Achtung und zärtliche Gefühle. Gott läßt es zu, dass innerhalb jeder Gemeinde Arme sind. Sie sollen unter uns sein; und der Herr überträgt den Gemeindegliedern eine persönliche Verantwortung, sich um sie zu kümmern. Wir dürfen unsre Verantwortung nicht auf andre abschieben. Denen, die in unseren Gemeinden sind, sollen wir dieselbe Liebe und dasselbe Mitgefühl erzeigen, das Christus an den Tag legte, wäre er an unsrer Stelle. So sollen wir dazu zugerichtet werden, im Sinne Christi zu arbeiten. Sch2 456.4

Der Prediger sollte die verschiedenen Familien erziehen und die Gemeinde darin bestärken, für ihre Kranken und Armen selbst zu sorgen. Er sollte die Geschwister aufrufen, mit den Fähigkeiten, die Gott ihnen verliehen hat, zu wirken. Ist eine Gemeinde in dieser Hinsicht überbürdet, sollten andre Gemeinden ihr zu Hilfe kommen. Laßt die Gemeindeglieder Zartgefühl und Scharfsinn betätigen, um auf die, die zum Volk des Herrn gehören, zu achten. Laßt sie Luxus und unnötigen Zierrat ablehnen, damit sie den Notleidenden helfen können. Wenn sie so handeln, setzen sie die in Jesaja 58 gegebene Belehrung in die Praxis um, und der dort ausgesprochene Segen wird auch ihnen zuteil werden. Sch2 457.1