Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Gottesdienste

Unter den besonderen Kennzeichen der Erziehung in unsern Schulheimen zählen die Gottesdienste zu den wichtigsten. Obwohl sie mit der größten Feierlichkeit und Achtung gehandhabt werden sollten, sollten sie doch auch so freudevoll wie möglich sein. Sie sollten nicht so in die Länge gezogen werden, daß sie ermüdend wirken, denn der Eindruck, der dadurch auf die Gemüter der Jugend ausgeübt wird, führt dahin, daß sie Religion mit allem zusammenbringen, was trocken und langweilig ist. Viele werden dahingeführt, ihren Einfluß auf der Seite des Feindes geltend zu machen; falls man sie aber passend belehrte, würden sie zum Segen für die Welt und für die Gemeinde. Die Sabbatversammlungen, die Morgen- und Abendandachten daheim und in der Kapelle können, wenn sie nicht weise vorbereitet und vom Geiste Gottes belebt werden, die förmlichste, unangenehmste, reizloseste und für die Jugend lästigste aller Schulveranstaltungen sein. Die gesellschaftlichen Zusammenkünfte und alle andern religiösen Versammlungen sollten so geplant und geleitet werden, daß sie nicht nur nutzbringend, sondern auch so angenehm sind, daß sie anziehend wirken. Wenn wir zusammen beten, werden Herzen dauerhaft und fest an Gott gebunden. Bekennen wir Christus offen und tapfer, stellen wir in unserm Wesen seine Sanftmut, Demut und Liebe dar, dann werden andre von der Schönheit der Heiligkeit bezaubert. Sch2 395.3

Bei allen diesen Gelegenheiten sollte Christus vorangestellt werden als “auserkoren unter vielen Tausenden”, denn “er ist ganz lieblich”. Hohelied 5,10.16. Er sollte als die Quelle allen wahren Vergnügens und aller Befriedigung dargestellt werden, als Geber aller guten und vollkommenen Gaben, als Urheber jedes Segens, als der Eine, der der Mittelpunkt aller unsrer Hoffnungen auf das ewige Leben ist. Laßt in jeder religiösen Übung die Liebe Gottes und die Freude der christlichen Erfahrung in ihrer wahren Schönheit erscheinen. Stellt den Heiland als den Erlöser von jedem Einfluß der Sünde dar. Sch2 396.1

Um dieses Ergebnis abzurunden, muß alle Enge vermieden werden. Wir brauchen dazu aufrichtige, ernstliche, von Herzen kommende Frömmigkeit. Eine warmherzige, tätige Frömmigkeit der Lehrer ist wesentlich. Es steht uns Kraft zur Verfügung, wenn wir sie haben wollen. Die Gnade wartet auf uns, wenn wir sie hochschätzen. Der Heilige Geist will erbeten sein, wenn wir nur mit der Zielstrebigkeit bitten, die dem Werte des erwünschten Zieles entspricht. Engel Gottes bemerken unsre Arbeit, sie beobachten uns, um zu sehen, wie sie jedem dienen können, damit er den Charakter Christi in seinem Wesen widerspiegele und dem göttlichen Bilde ähnlich werde. Wenn die Leiter unsrer Schülerheime alle Vorzüge und Gelegenheiten recht schätzen, werden sie etwas für Gott tun, das der Himmel billigen wird. Sch2 396.2