Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Christliche Geselligkeit und Höflichkeit

Christliche Geselligkeit wird im allgemeinen von Gottes Volk zu wenig gepflegt. Dieser Erziehungszweig sollte in unsern Schulen weder vernachlässigt noch aus dem Auge verloren werden. Sch2 393.2

Schüler sollten gelehrt werden, daß sie nicht unabhängige Einzelwesen sind, sondern daß jeder ein Faden ist, der sich mit andern Fäden zu einem Gewebe vereinigen soll. Nirgend kann diese Unterweisung wirksamer gegeben werden als im Schulheim. Hier haben die Schüler täglich Möglichkeiten, die der Entwicklung ihrer geselligen Charakterzüge sehr zustatten kommen, wenn man sich ihrer bedient. Es liegt bei ihnen, ihre Zeit und ihre Gelegenheiten so zu nutzen, daß sie einen Charakter entwickeln, der sie zu glücklichen und nützlichen Menschen macht. Wer sich abkapselt und nicht bereit ist, andern durch freundlichen Umgang zum Segen zu werden, verliert selbst viele Segnungen. Durch ständigen Umgang miteinander werden wir verfeinert und gebildet. Durch gesellschaftlichen Verkehr werden Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen, die zu Herzenseintracht und Liebe führen. Dies ist dem Himmel angenehm. Sch2 393.3

Besonders wer von der Liebe Christi berührt wurde, sollte seine gesellschaftlichen Fähigkeiten entwickeln, weil er mit ihrer Hilfe Menschen für den Heiland gewinnen kann. Christus sollte nicht wie ein begehrter Schatz im Herzen verborgen bleiben, dessen man sich allein erfreut. Auch sollten wir die Liebe Christi nicht nur denen gegenüber zeigen, die unseren Vorstellungen entsprechen. Die Schüler sollen belehrt werden, daß Christusähnlichkeit freundliche Anteilnahme an den Tag legt und gesellschaftlich für die da ist, die ihrer am meisten bedürfen selbst dann, wenn diese ihrem Geschmack nicht entsprechen. Sch2 394.1

Immer und überall offenbarte Jesus liebevolle Anteilnahme an den Menschen und verbreitete das Licht einer fröhlichen Frömmigkeit um sich. Die Schüler sollten unterwiesen werden, ihm zu folgen ... Sie sollten dahingehend belehrt werden, ihren Kameraden christliche Anteilnahme, Mitgefühl und Liebe zu erweisen und sich zu bemühen, sie zu Jesus zu ziehen; Christus sollte in ihren Herzen ein Brunnquell sein, der ins ewige Leben fließt und alle erfrischt, die mit ihm in Berührung kommen. Sch2 394.2

Es ist der willige und liebevolle Dienst für andere in Zeiten der Not, der von Gott geachtet wird. So können Schüler selbst während ihrer Schulzeit und wenn sie ihrem Beruf nachgehen, lebendige Missionare für Gott sein. Dazu wird man freilich Zeit brauchen; aber die so angewendete Zeit ist nützlich verbracht, weil der Schüler dadurch lernt, wie er der Welt das Christentum darbieten soll. Sch2 394.3

Christus unterließ es nicht, freundlich mit andern zu verkehren. Wurde er zu einem Fest bei Pharisäern oder Zöllnern eingeladen, nahm er die Einladung an. Bei solchen Gelegenheiten war jedes Wort, das er sagte, ein Geruch des Lebens zum Leben für seine Zuhörer, da er das Mittagsmahl zu einer Gelegenheit für viele kostbare Lehren machte, die ihren Bedürfnissen angepaßt waren. Christus lehrte seine Jünger, wie man sich beträgt, wenn man sich in Gesellschaft unreligiöser oder religiöser Menschen befindet. Durch sein Beispiel lehrte er sie, daß, wenn sie eine öffentliche Versammlung besuchten, ihre Unterhaltung nicht so zu sein brauche, wie das gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten der Fall ist. Sch2 394.4

Sitzen Schüler bei Tisch, so werden, falls Christus in ihnen bleibt, aus dem Schatzhaus ihres Herzens reine und erhebende Worte hervorströmen; wenn Christus nicht dort wohnt, erfreut man sich an Leichtfertigkeiten, Späßen und Scherzen, die das geistliche Wachstum behindern und eine Ursache des Kummers für die Engel Gottes sind. Die Zunge ist ein ungestümes Glied, aber es sollte nicht so sein. Sie sollte bekehrt werden, denn die Gabe der Sprache ist sehr kostbar. Christus ist immer bereit, von seinen Schätzen mitzuteilen, und wir sollten die Edelsteine sammeln, die er austeilt, damit sie auch von unsern Lippen kommen, wenn wir sprechen. Sch2 395.1

Das Gemüt, die persönlichen Eigenheiten, die Gewohnheiten, aus denen der Charakter entwickelt wird — alles was daheim zur Tat wird, zeigt sich in allen Beziehungen des Lebens. Die Neigungen, denen man folgt, werden sich in Gedanken, Worten und Taten des Menschen auswirken. Unterdrückte jeder Schüler, der zur Schulfamilie gehört, alle unfreundlichen und unhöflichen Worte und spräche er mit allen voller Achtung, dächte er daran, daß er sich darauf vorbereitet, ein Glied der himmlischen Familie zu werden, wahrte er seinen Herrschaftsbereich durch heilige Schildwachen, damit er nicht von Christus fortgeführt wird, mühte er sich, in jeder Handlung seines Lebens das Lob dessen zu verkündigen, der ihn aus der Dunkelheit zu seinem wunderbaren Licht berufen hat, dann würde ein erneuernder Einfluß von jedem Schulheim ausgehen. Sch2 395.2