Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2

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Auf dem Boden praktischer Frömmigkeit

Ich fordere euch, die ihr in heiligen Dingen dient, auf, mehr Wert auf die praktische Frömmigkeit zu legen. Wie selten sieht man ein feines Gewissen, aus dem Herzen kommendes Leid über Sünde und echtes Schuldbewußtsein! Das liegt daran, daß es unter uns kein tiefes Wirken des Geistes Gottes gibt. Unser Heiland ist die Leiter, die Jakob im Traum schaute, deren Fuß auf der Erde ruhte und deren Spitze bis hoch in den Himmel reichte. Dies zeigt den Weg, der für die Erlösung bestimmt ist. Wenn jemand von uns gerettet wird, dann dadurch, daß er sich an Jesus klammert wie an die Sprossen einer Leiter. Für den Gläubigen ist Christus zur Weisheit und Gerechtigkeit, zur Heiligung und Erlösung gemacht worden. Niemand darf meinen, daß es leicht sei, den Feind zu überwinden oder daß er ohne ernstes Bemühen zu einem unvergänglichen Erbe emporgehoben werden kann. Zurückschauen macht schwindlig, den Halt verlieren bedeutet Verderben. Nur wenige erkennen, wie wichtig es ist, unaufhörlich um den Sieg zu ringen. Ihr Eifer läßt nach, und die Folge ist, daß sie selbstsüchtig werden und sich gehenlassen. Geistliche Wachsamkeit hält man für unwesentlich. Unseren Anstrengungen im christlichen Leben fehlt es an dem nötigen Ernst. Sch2 189.2

Jenen wird es schrecklich ergehen, die meinen festzustehen, weil sie die Wahrheit besäßen, sie in Wirklichkeit aber nicht im Sinne Jesu haben. Nur einen Augenblick nicht auf der Hut zu sein, kann eine Seele in unwiderrufliches Verderben stürzen. Eine Sünde führt zu der zweiten, die zweite bereitet der dritten den Weg; so geht es weiter. Als treue Boten Gottes müssen wir anhaltend mit Gott um Bewahrung durch seine Macht ringen. Wenn wir nur einen Finger breit von unserer Pflicht abweichen, stehen wir in Gefahr, den Pfad der Sünde weiterzugehen, der im Verderben endet. Es gibt Hoffnung für jeden von uns, aber nur auf dem einen Wege, daß wir uns an Christus binden und daß wir alle Kräfte anspannen, um die Vollkommenheit seines Charakters zu erlangen. Sch2 190.1

Eine Religion, die es mit der Sünde leicht nimmt und die auf die Liebe Gottes zu dem Sünder baut, ungeachtet des Verhaltens des Sünders, bestärkt diesen in der Meinung, daß Gott ihn annehmen werde, während er in einem Verhalten beharrt, das ihm als sündig bekannt ist. So handeln manche, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen. Man hält die Wahrheit vom Leben fern, und deshalb kann sie das Herz nicht überführen und umwandeln. Sch2 190.2

Gott hat mir gezeigt, daß die Wahrheit, wie sie in Jesus offenbart ist, bei manchen von euch in Kalifornien nie in Beziehung zu eurem Leben gebracht worden ist. Sie haben nicht die Religion der Schrift. Sie haben niemals die Bekehrung erfahren; und werden ihre Herzen nicht durch die Wahrheit, die sie angenommen haben, geheiligt, werden sie mit dem Unkraut gebündelt. Denn sie tragen keine Trauben edler Frucht, die anzeigen, daß sie Reben am lebendigen Weinstock sind. Sch2 190.3

“Suchet den Herrn, solange er zu finden ist: rufet ihn an, solange er nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich sein erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.” Jesaja 55,6.7. Bei manchem verrät das Leben, daß er keine lebendige Verbindung mit Gott hat. Sie treiben im Strom der Welt dahin. Sie haben in Wahrheit keinen Anteil an Christus. Sie suchen Vergnügungen und sind voller eigensüchtiger Ideen, Pläne, Hoffnungen und Ziele. Obwohl sie vorgeben, Gott zu dienen, dienen sie dem Feind. Sie sind Knechte eines Fronvogtes und haben diese Knechtschaft selbst gewählt. Sie machen sich freiwillig zu Sklaven Satans. Sch2 191.1

Die von vielen gehegte falsche Vorstellung, daß es ein Unrecht sei, die Zügel der Kinder straff zu halten, stürzt Tausende und aber Tausende ins Verderben. Satan wird sich gewiß der Kinder bemächtigen, wenn ihr nicht auf eurer Hut seid. Ermutigt sie nicht zur Gemeinschaft mit Ungläubigen. Zieht sie von ihnen weg. Löst euch selbst aus solcher Gemeinschaft und zeigt, daß ihr auf des Herrn Seite steht. Sch2 191.2

Sollten nicht die, die sich Kinder des Allerhöchsten nennen, einen höheren geistlichen Stand anstreben, und zwar nicht nur während gottesdienstlicher Versammlungen, sondern in ihrem ganzen Leben? Wollt ihr nicht an des Herrn Seite stehen und ihm mit voller Hingabe des Herzens dienen? Wenn ihr wie die Kinder Israel die ausdrücklichen Forderungen Gottes mißachtet, werdet ihr mit Sicherheit unter sein Gericht fallen. Wenn ihr aber die Sünde ablegt und lebendigen Glauben pflegt, dann wird der reichste Segen des Himmels euer sein. Sch2 191.3