Für die Gemeinde geschrieben — Band 1

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Kapitel 33: “Suchet in der Schrift!”*

Es ist für jeden Menschen, der mit Verstandeskraft begabt ist, entscheidend, daß er sein Verhältnis zu Gott versteht. In unseren Schulen wird das Werk der Erlösung nicht sorgfältig genug studiert. Viele Studenten haben kein klares Verständnis davon, was der Erlösungsplan bedeutet. Gott hat uns sein Wort als Pfand gegeben. Er, der von unserer Schwachheit angerührt ist, lädt uns ein: “Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.” Matthäus 11,28-30. FG1 256.1

Liebe Studenten, ihr seid nur sicher, wenn ihr euch völlig Gott unterordnet, gehorsam seid und euch mit Christus verbindet. Das Joch ist leicht; denn Christus trägt die Last. Wenn ihr die Last des Kreuzes auf euch nehmt, wird sie leicht werden, und dieses Kreuz ist für euch ein Pfand des ewigen Lebens. Jeder kann Christus freudig nachfolgen und bei jedem Schritt bezeugen: “Du gibst mir den Schild deines Heils, und deine Huld macht mich groß.” 2.Samuel 22,36. Auf unserem Weg zum Himmel müssen wir Gottes Wort als unser Lehrbuch nehmen. Täglich müssen wir unsere Lektion in den von Gott inspirierten Worten lesen. FG1 256.2

Der Apostel Paulus schreibt: “Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr ist.” Philipper 2,5-11. FG1 256.3

Die Erniedrigung des Menschen Jesus Christus ist für den menschlichen Verstand nicht zu begreifen. Doch seine Göttlichkeit und seine Existenz, ehe die Welt erschaffen wurde, kann von allen, die dem Wort Gottes glauben, nicht in Zweifel gezogen werden. Der Apostel Paulus spricht von dem Mittler, dem eingeborenen Sohn Gottes, der in der Herrlichkeit Gott war, der Herr der himmlischen Heere. Als er seine Göttlichkeit mit dem menschlichen Gewand umgab, nahm er die Gestalt eines Knechtes an. Jesaja verkündete: “Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, daß er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.” Jesaja 9,5.6. FG1 257.1

Christus zeigte seine Demut, indem er zum Erstaunen aller himmlischen Wesen einwilligte, Mensch zu werden. Die Einwilligung zur Menschwerdung wäre keine Erniedrigung, wenn Christus nicht den hohen Rang vor seiner Geburt gehabt hätte. Wir müssen uns bewußtmachen, daß Christus sein Königsgewand, seine Königskrone und seine Herrschaft niederlegte und seine Göttlichkeit in menschliche Gestalt kleidete. So wollte er den Menschen dort begegnen, wo sie waren, und sie mit moralischer Kraft ausstatten, damit sie Söhne und Töchter Gottes werden können. Um die Menschen zu erlösen, wurde Christus gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. FG1 257.2

Das Menschsein des Sohnes Gottes bedeutet uns alles. Es ist die goldene Kette, die uns an Christus und damit an Gott bindet. Darüber sollten wir gründlich nachdenken. Christus war ein wirklicher Mensch. Es war ein Beweis seiner Demut, daß er Mensch wurde. Doch er war Gott in menschlicher Gestalt. Wenn wir darüber nachdenken, ist es gut, wenn wir die Worte beachten, die Christus zu Mose aus dem brennenden Busch gesprochen hat: “Zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!” 2.Mose 3,5. FG1 257.3

Wenn wir uns damit (mit dieser Demut) eingehend befassen wollen, müssen wir die Bereitschaft eines Lernenden und ein reuevolles Herz haben. Die Beschäftigung mit der Menschwerdung Christi ist ein fruchtbares Feld, das den Suchenden belohnt, der tief nach verborgener Wahrheit gräbt. FG1 258.1

Die Schrift — unser Führer

Die Bibel ist unser Führer auf dem sicheren Pfad zum ewigen Leben. Gott hat Menschen inspiriert, die Wahrheit für uns niederzuschreiben. Diese Wahrheit zieht uns an und wird uns, wenn wir sie ausleben, die moralische Kraft verleihen, um zu den gebildetsten Menschen zu gehören. Der Verstand derer, die das Wort Gottes studieren, wird wachsen. Weit mehr als jedes andere Studium wird dieses Studium unsere Fassungskraft vergrößern und jede Fähigkeit mit neuer Kraft erfüllen. Es bringt unseren Geist in Verbindung mit den umfassenden, veredelnden Grundsätzen der Wahrheit. Es bringt uns in engen Kontakt mit dem ganzen Himmel und verleiht uns Weisheit, Kenntnis und Verständnis. FG1 258.2

Wenn wir uns mit Allerweltserzeugnissen beschäftigen und uns von den Schriften nicht inspirierter Menschen nähren, dann wird unser Geist verkümmern und veröden. Er hat keine Verbindung mit den tiefen, umfassenden Grundsätzen der ewigen Wahrheit. Das Verständnis paßt sich unbewußt den Vorstellungen an, die man hegt, und durch die Beschäftigung mit diesen Dingen wird der Verstand geschwächt und seine Kraft geschmälert. FG1 258.3

Gott will, daß die Schrift als die Quelle einer Wissenschaft, die über allen menschlichen Theorien steht, erforscht wird. Er wünscht, daß die Menschen tief in den Minen der Wahrheit nach den Kostbarkeiten graben, die sie enthalten. Doch zu oft treten menschliche Theorien und menschliche Weisheit an die Stelle der Wissenschaft der Bibel. Menschen setzen ihre Kraft ein, um Gottes Absichten umzuformen und Unterschiede zwischen den Büchern der Bibel festzustellen. Durch ihre Erfindungen machen sie die Schrift zur Lüge. FG1 258.4

Was ein Mensch wirklich braucht

Nach Gottes Willen ist die Annahme des Evangeliums nicht von menschlichen Verstandesgründen abhängig. Das Evangelium ist als geistliche Nahrung gedacht, um das geistliche Verlangen des Menschen zu befriedigen. Es ist in jedem Fall genau das, was der Mensch braucht. Diejenigen an unseren Schulen, die es für notwendig erachtet haben, ihre Schüler mit vielen Autoren bekannt zu machen, wissen selbst von den großen Themen der Bibel am allerwenigsten. Die Lehrer müssen also selbst das Buch der Bücher in die Hand nehmen und aus der Schrift erfahren, daß das Evangelium die Kraft hat, demütigen und zerschlagenen Herzen seine Göttlichkeit zu beweisen. FG1 259.1

Das Evangelium ist die Macht und Weisheit Gottes. Der Charakter Christi auf Erden offenbarte seine Göttlichkeit. Das Evangelium, das er gegeben hat, soll das Studium seines menschlichen Vermächtnisses in all seinen Erziehungsaspekten sein, bis Lehrer, Kinder und Jugendliche in dem einzig wahren und lebendigen Gott das Ziel ihres Glaubens, ihrer Liebe und ihrer Anbetung sehen. Das Wort muß geachtet und befolgt werden. Jenes Buch, in dem der Bericht über Christi Leben, Werk, Lehre, Leiden und endgültigen Sieg niedergeschrieben ist, soll zur Quelle unserer Kraft werden. Wir haben die große Chance, daß wir auf dieser Welt lernen, um für ein höheres Leben geeignet zu sein — die höchste Klasse in der höchsten Schule, wo wir unter Gott unsere Studien für alle Ewigkeiten fortsetzen. FG1 259.2