Für die Gemeinde geschrieben — Band 1
Kapitel 21: Schwärmerische oder spekulative Lehren
Laßt euch auf keinen Kompromiß ein
Ich habe eine klare Botschaft für unsere Brüder. Laßt euch auf keinen Kompromiß mit dem Bösen ein. Stellt euch gefährlichen Einflüssen mutig entgegen, sowie sie aufkommen. Habt keine Angst vor den Folgen, wenn ihr euch den Mächten des Feindes widersetzt. FG1 178.1
Heutzutage werden viele Irreführungen als Wahrheit ausgegeben. Sogar einige unserer Brüder vertreten Ansichten, die wir nicht gutheißen können. Schwärmerische Vorstellungen und an den Haaren herbeigezogene, absonderliche Auslegungen der Heiligen Schrift kommen in Mode. Einige dieser Lehren mögen heute unbedeutend und harmlos scheinen. Aber sie werden an Einfluß gewinnen, und unerfahrene Menschen werden ihnen in die Falle gehen. FG1 178.2
Eine wichtige Aufgabe liegt vor uns. Wir dürfen nicht zulassen, daß der Feind uns von der Verkündigung der klaren Wahrheit für heute abbringt und wir uns statt dessen mit schwärmerischen Ideen befassen. FG1 178.3
Wenn sich nicht jeder von uns hellwach darum bemüht, das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen, so werden wir mit Sicherheit stolpern und uns in den Schlingen des Unglaubens verfangen, die Satan für uns ausgelegt hat. Ich rufe unsere Brüder auf: Achtet als treue Hirten und Wächter auf die Unerfahrenen. Sie sind durch irreführende Einflüsse besonders gefährdet. Schaut ständig nach möglichen Gefahren aus, die den Glauben an Gottes Botschaften für unsere Zeit untergraben könnten. Hütet eure Mitmenschen, denn sie alle werden einmal Rechenschaft ablegen müssen ... FG1 178.4
Wir müssen täglich in der Bibel forschen, um die Wege des Herrn erkennen zu können und nicht auf Glaubensirrtümer hereinzufallen. In der Welt wimmelt es nur so von falschen Theorien und verführerischen spiritualistischen Ideen. Sie haben die Tendenz, das geistliche Wahrnehmungsvermögen zu zerstören und von Wahrheit und Heiligkeit wegzuführen. Gerade heute ist die Warnung Ernst zu nehmen: “Laßt euch von niemandem verführen mit leeren Worten.” Epheser 5,6. FG1 178.5
Wir müssen sehr sorgfältig vorgehen, damit wir die Bibel nicht mißdeuten. Die klaren Lehren des Wortes Gottes sollten nicht so vergeistigt werden, daß man darüber die Wirklichkeit aus den Augen verliert. Versucht nicht, mit aller Gewalt eine besondere Bedeutung in biblische Texte hineinzulesen, um Absonderlichkeiten zu Tage zu bringen, die die Phantasie beflügeln sollen. Nehmt das Wort so, wie es dasteht. Verzichtet auf unnütze Spekulationen darüber, wie das Himmelreich wohl sein wird. Manuskript 30, 1904. FG1 179.1
Eine Frage von Leben und Tod
Manche Menschen lehren, nichts, was Leben in sich habe, dürfe getötet werden, nicht einmal Insekten, so lästig und störend sie auch sein mögen. Wegen dieser Sache haben mir viele geschrieben und mich befragt. Kann es wirklich sein, daß jemand behauptet, Gott habe ihn beauftragt, diese Botschaft an sein Volk weiterzugeben? Nie hat der Herr einem Menschen eine solche Botschaft anvertraut. Gott hat niemandem gesagt, daß es Sünde sei, Insekten zu töten, die unseren Frieden und unsere Ruhe stören. In allen Lehren Christi findet sich nirgends eine Botschaft dieser Art, und seine Jünger sollen nur das verkündigen, was er ihnen aufgetragen hat. FG1 179.2
Manche Menschen suchen ständig nach Möglichkeiten der Auseinandersetzung. Das ist der Kern ihres Glaubens. Ihr größter Wunsch ist es, etwas Neues, nie Dagewesenes hervorzubringen. Sie reiten auf Belanglosigkeiten herum und erproben daran ihre Schlagfertigkeit und ihr Diskussionstalent. FG1 179.3
Dummes Gerede wird zu wichtigen Wahrheiten erhoben, von manchen sogar zur Seligkeitsfrage. So kommt es zu Streitigkeiten, und Menschen werden von der Wahrheit für heute abgelenkt. Satan weiß: Wenn er Männer und Frauen dazu bringen kann, sich die Köpfe über Nebensächlichkeiten zu zerbrechen, dann werden sie nicht mehr dazu kommen, über wichtigere Fragen nachzudenken. Wer bereit ist, sich mit belanglosen, unwichtigen Themen zu befassen, dem wird er reichlich Stoff zum Nachdenken geben. Die Pharisäer waren vollauf damit beschäftigt, über unbedeutende Fragen zu sinnieren. Sie ließen die kostbaren Wahrheiten des Wortes Gottes außer acht, um statt dessen über alte überlieferte Traditionen zu diskutieren, die für ihre Erlösung letztlich ohne Bedeutung waren. So ist es auch heute. Wertvolle Zeit geht für immer verloren, während die großen Fragen der Erlösung hinter leerem Geschwätz zurückstehen müssen. FG1 179.4
Ich rate meinen Brüdern und Schwestern: Haltet euch an das, was im Wort Gottes steht. Beschäftigt euch mit den wertvollen Wahrheiten der Heiligen Schrift. Nur so könnt ihr eins in Christus werden. Ihr habt keine Zeit, euch darüber zu streiten, ob Insekten getötet werden dürfen oder nicht. Jesus hat euch nichts dergleichen aufgetragen. “Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?” Jeremia 23,28. Diese Nebensächlichkeiten sind leeres Stroh im Vergleich zu den Wahrheiten für die letzten Tage. Wer sich von den großen Lehren des Wortes Gottes abwendet, um über solche Dinge zu sprechen, predigt nicht das Evangelium. Er befaßt sich mit nutzlosen Spitzfindigkeiten, die der Feind aufbringt, um von den heilswichtigen Wahrheiten abzulenken. Kein Wort Christi rechtfertigt solche Lehren. FG1 180.1
Verschwendet eure Zeit nicht mit Diskussionen über derartige Themen. Wenn ihr nicht wißt, was ihr reden sollt, wenn ihr unsicher seid, womit ihr euch auseinandersetzen sollt, dann lest im Lehrbuch des großen Lehrers nach und folgt seinen Anweisungen ... FG1 180.2
Laßt nicht zu, daß irgendwer oder irgendwas eure Aufmerksamkeit von der Frage ablenkt: “Was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?” Lukas 10,25. Bei dieser Frage geht es um Leben und Tod, und jeder einzelne muß sich selbst um der Ewigkeit willen damit auseinandersetzen. Laßt euch immer wieder durch den Kopf gehen, wie wichtig die feierliche Wahrheit ist, die wir besitzen. Wer dagegen ständig bemüht ist, unnütze und nebensächliche Theorien auszubrüten, der bedarf der Bekehrung ... FG1 180.3
Falsche Lehren, die nicht durch Gottes Wort bestätigt sind, werden von allen Seiten auf uns einstürzen. Die Schwachen im Glauben werden eine Wahrheit in ihnen sehen, die Weisheit schenkt. Aber tatsächlich sind sie nichts wert. Dennoch geben sich viele Gemeindeglieder mit solch wertloser Nahrung zufrieden, so daß sie an geistlichen Verdauungsstörungen leiden. FG1 180.4
Warum nur würdigen Männer und Frauen ihre Glaubenserfahrung herab, indem sie dummes Geschwätz aufgreifen und eine große Sache daraus machen? Die Kinder Gottes haben keine Zeit, sich mit unklaren und wertlosen Fragen aufzuhalten, die nichts mit Gottes Forderungen zu tun haben. FG1 181.1
Gott wünscht sich Menschen, die in ihrem Denken nüchtern und aufrichtig sind; die von einer Erkenntnisstufe zur anderen gelangen und ihren Horizont immer mehr erweitern, die auf Jesus sehen und ihm dabei immer ähnlicher werden; die ihre Zeit damit verbringen, nach den tiefen, ewigen Wahrheiten des Himmels zu suchen, so daß ihr Glaubensleben nicht durch unsinnige Diskussionen geprägt wird. Wenn sie die großartigen Wahrheiten des Wortes Gottes studieren, erfahren sie, was es heißt, den zu sehen, der unsichtbar ist. Sie erkennen, daß die erhebendsten und wertvollsten Wahrheiten jene sind, die der Quelle aller Wahrheit, Christus, am nächsten stehen. Je mehr sie von ihm lernen, desto stärker und fester wird ihr Charakter; denn der Eindruck, den der Allwissende hinterläßt, ist tiefgreifend und dauerhaft. Das lebendige Wasser, das Christus spendet, entspringt keiner oberflächlichen Quelle, die nur kurze Zeit plätschert und dann austrocknet. Das lebendige Wasser mündet in das ewige Leben. FG1 181.2
Laßt uns dem offenbarten Willen Gottes folgen. Dann werden wir erkennen, woher das Licht kommt, das wir empfangen: von der göttlichen Quelle alles wahren Lichtes. Wer mit Christus zusammenarbeitet, steht auf sicherem Grund. Wer seine Kräfte der Aufgabe widmet, die Welt vor dem Verfall zu retten, den segnet Gott über alle Maßen. Christus ist unser Vorbild. Wenn wir ihn anschauen, werden wir ihm nach und nach immer ähnlicher, immer heiliger, immer charakterfester. Das ist unsere Aufgabe. Gott helfe uns, der Welt in angemessener Weise den Retter zu zeigen. The Review and Herald, 13. August 1901. FG1 181.3
Mutmaßungen über das Leben auf der neuen Erde
Heutzutage behaupten manche Menschen, daß es auf der neuen Erde Heiraten und Geburten geben werde. Wer an die Heilige Schrift glaubt, kann eine solche Lehre jedoch nicht akzeptieren. Die Lehre, auf der neuen Erde würden Kinder geboren, entstammt nicht dem “prophetischen Wort”. 2.Petrus 1,19. Die Worte Christi sind zu eindeutig, um mißverstanden werden zu können. Deshalb sollte die Frage, ob es auf der neuen Erde Heiraten und Geburten geben werde, eigentlich endgültig geklärt sein. Weder die Menschen, die von den Toten auferweckt werden, noch die, die verwandelt werden, ohne den Tod erlebt zu haben, werden heiraten. Sie werden sein wie die Engel Gottes, die Angehörigen der königlichen Familie. FG1 182.1
Wer über diese klaren Aussagen Christi anders denkt, den möchte ich nur auf eines hinweisen: In solchen Angelegenheiten sagt Schweigen mehr als viele Worte. Es ist vermessen, über Dinge zu spekulieren, über die Gott sich in seinem Wort nicht geäußert hat. Wir haben es nicht nötig, uns mit Spekulationen über unseren zukünftigen Zustand abzugeben. FG1 182.2
Meinen Brüdern im Predigtamt möchte ich sagen: “Predige das Wort, steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit.” 2.Timotheus 4,2. Drescht in euren Predigten kein leeres Stroh — gründet sie nicht auf eure eigenen Vermutungen und Spekulationen, denn davon hat niemand etwas. FG1 182.3
Christus hat uns keine Wahrheit vorenthalten, die für unsere Erlösung von Bedeutung ist. Alles, was uns offenbart ist, ist für uns und unsere Kinder wichtig. Was jedoch nicht offenbart ist, darüber lohnt es nicht, zu spekulieren, und wir dürfen keine Lehrpunkte daraus machen. FG1 182.4
Der Herr hat alles getan, damit wir in unserem künftigen Leben glücklich werden. Er hat uns aber nicht offenbart, was er im einzelnen für uns plant, und wir sollten darüber keine Spekulationen anstellen. Auch sollten wir uns davor hüten, die Bedingungen, unter denen wir dann leben werden, mit unseren jetzigen Lebensbedingungen zu vergleichen. FG1 182.5
Alles, was wirklich wichtig ist, ist uns im Wort Gottes klar offenbart. Darüber sollten wir ernstlich nachdenken. Aber wir sollten uns nicht den Kopf über Dinge zerbrechen, zu denen Gott geschwiegen hat. Irgendwelche Leute haben zum Beispiel das Gerücht in die Welt gesetzt, die Erlösten würden keine grauen Haare kriegen. Andere haben andere, ähnlich dumme Behauptungen aufgestellt und so getan, als wäre das eine ungeheuer wichtige Angelegenheit. Möge Gott seinem Volk helfen, Vernunft zu bewahren. Wenn wir in irgendwelchen Dingen unsicher sind, sollten wir uns fragen: “Was sagt die Bibel dazu?” FG1 182.6
Wer wirklich etwas Neues anstrebt, sollte nach dem neuen Leben suchen, das aus der Wiedergeburt kommt. Er sollte sich reinigen, indem er der Wahrheit gehorsam ist und den Anweisungen folgt, die Christus dem Schriftgelehrten gab, der ihn fragte, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen. FG1 183.1
“Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.” Lukas 10,27.28. Wer nach den klaren Anweisungen des Wortes Gottes lebt, wird das ewige Leben erlangen. Manuskript 28, 1904. FG1 183.2
Schwer verständliche Themen
In unserem Werk besteht die Gefahr, Theorien unter die Leute zu bringen, die — so zutreffend sie auch sein mögen — nur zu Streitigkeiten führen und den Menschen nicht helfen, zu dem großen Abendmahl zu gelangen, das für sie vorbereitet ist. Wir brauchen die Liebe Gottes in uns. Nur sie kann unsere menschliche Natur bezwingen und umwandeln, so daß sie seinem heiligen Wesen immer ähnlicher wird. Wenn das geschehen ist, werden wir den Menschen den unergründlichen Reichtum Christi in seiner ganzen Fülle zeigen können. Christus selbst hat die Einladung ausgesprochen, und es ist die Aufgabe jedes einzelnen seiner Nachfolger, andere auf das aufmerksam zu machen, was er für alle Menschen vorbereitet hat. Dabei dürfen schwerverständliche Themen nicht an erster Stelle stehen. Christus ruft Menschen zu seinem Festmahl. Ladet alle ein, zu kommen, wenn sie wollen. Brief 89, 1898. FG1 183.3
Die Hundertvierundvierzigtausend
Gott hat seiner Gemeinde große, erhebende und heiligende Wahrheiten vermittelt, die in unserem Denken immer einen besonderen Platz einnehmen sollten. Dennoch hat Christus uns gewarnt, daß Glieder der Gemeinde Fabeln und bloße Mutmaßungen verbreiten würden. Wenn Menschen mal diese, mal jene Theorie aufgreifen, wenn sie unbedingt wissen wollen, was sie nicht zu wissen brauchen, dann werden sie nicht von Gott geleitet. Er will nicht, daß sein Volk über Dinge predigt, über die lediglich Vermutungen angestellt werden können, weil sie nicht in seinem Wort gelehrt werden. Er will auch nicht, daß sie sich über Fragen streiten, die ihnen geistlich nicht weiterhelfen, wie zum Beispiel: Wer wird zu den 144.000 gehören? Die Erwählten Gottes werden zweifellos in Kürze die Antwort erfahren. FG1 183.4
Brüder und Schwestern, achtet und studiert die Wahrheiten, die Gott euch und euren Kindern mitgeteilt hat. Verschwendet keine Zeit darauf, Dinge zu erforschen, die für euch ohne geistlichen Nutzen sind. “Was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?” Lukas 10,25. Das ist eure allerwichtigste Frage, und sie ist eindeutig beantwortet worden: “Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?” Lukas 10,26. Manuskript 26, 1901. FG1 184.1
Christus ruft zur Einigkeit auf
Unsere Gemeindeglieder stellen fest, daß es Meinungsverschiedenheiten zwischen den leitenden Brüdern gibt. Und dann geraten sie sich selbst über die strittigen Punkte in die Haare. Christus ruft uns zur Einigkeit auf. Aber er fordert uns nicht auf, um der Einigkeit willen falsche Verhaltensweisen zu dulden. Der Gott des Himmels unterscheidet klar zwischen reinen, erhebenden, heiligenden Wahrheiten und falschen, irreführenden Lehren. Er nennt Sünde und Uneinsichtigkeit beim Namen. Er bringt kein Vergehen einfach dadurch aus der Welt, daß er einen schönen glatten Einheitsbrei darübergießt. Ich beschwöre euch: Strebt nach Einigkeit, aber auf der Grundlage der Bibel. Manuskript 10, 1905. FG1 184.2
Streitet euch nicht um die Vorherrschaft
Wenn die Mitarbeiter im Werk Gottes Christus in sich leben lassen, wenn sie ihre Selbstsucht überwunden haben, wenn es keine Rivalität und keinen Streit um die Vorherrschaft mehr gibt, wenn Einigkeit herrscht, wenn alle sich heiligen, so daß ihre Liebe zueinander sichtbar und fühlbar wird, dann wird die Gnade des Heiligen Geistes auf sie herabregnen. Gott hat das versprochen, und er hält seine Versprechen. Wenn aber einzelne Mitarbeiter die Arbeit anderer herabsetzen, um ihre eigene Überlegenheit zu beweisen, dann zeigt das nur, daß nicht Gott hinter ihrer Arbeit steht. Er kann solche Mitarbeiter nicht segnen. Manuskript 24, 1896. FG1 184.3