Christi Gleichnisse

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Wie ist der Schatz verborgen?

Es wird von den Schätzen des Evangeliums gesagt, daß sie verborgen sind. Die Schönheit, die Kraft und das Geheimnis des Erlösungsplanes werden von denen, die sich selbst für weise halten und durch die Lehren eitler, menschlicher Philosophie aufgeblasen sind, nicht erkannt. Viele haben Augen, aber sie sehen nicht; sie haben Ohren, aber sie hören nicht; sie haben Verstandeskräfte, aber sie erkennen den verborgenen Schatz nicht. CGl 102.3

Ein Mensch konnte über den Platz gehen, wo der Schatz verborgen lag, er konnte sich am Fuße des Baumes niedersetzen, um zu ruhen, ohne es zu wissen, daß bei den Wurzeln desselben Baumes Reichtümer verborgen waren. So war es mit den Juden. Wie ein goldener Schatz war den Hebräern die Wahrheit anvertraut worden. Der das Gepräge des Himmels tragende jüdische Gottesdienst war von Christo selbst eingesetzt worden. In Vorbildern und Symbolen hatten sie, nur noch umflort, die großen Wahrheiten der Erlösung, aber als Christus kam, erkannten sie ihn nicht als den, auf welchen alle diese Symbole und Vorbilder hinwiesen. Sie hatten das Wort Gottes in ihren Händen, aber die Überlieferungen, die von Geschlecht zu Geschlecht auf sie gekommen waren und die menschlichen Auslegungen der heiligen Schriften verbargen ihnen die Wahrheit, wie sie in Jesu ist. Die geistliche Wichtigkeit und Bedeutung der heiligen Schriften war ihnen verloren gegangen. Das Schatzhaus aller Erkenntnis lag offen vor ihnen, aber sie wußten es nicht. CGl 102.4

Gott verbirgt den Menschen seine Wahrheit nicht; wenn sie ihnen verdunkelt wird, ist es eine Folge ihrer eigenen Handlungsweise. Christus gab dem jüdischen Volke genügende Beweise, daß er der Messias sei, aber seine Lehren erforderten eine entschiedene Änderung in ihrem Leben. Sie sahen ein, daß sie, wenn sie Christum annähmen, ihre langgehegten Gewohnheiten und Überlieferungen, ihr selbstsüchtiges, gottloses Wesen aufgeben müßten. Es forderte ein Opfer, die unveränderliche, ewige Wahrheit anzunehmen, und darum verwarfen sie den allerklarsten Beweis, den Gott geben konnte, um den Glauben an Christum zu begründen. Sie behaupteten, den alttestamentlichen Schriften zu glauben und weigerten sich dennoch, das darin enthaltene Zeugnis betreffs des Lebens und Charakters Christi anzunehmen. Sie wollten sich nicht überzeugen lassen, weil sie fürchteten, dann bekehrt zu werden und gezwungen zu sein, ihre vorgefaßten Ansichten aufzugeben. Sie hatten den Schatz des Evangeliums, den Weg, die Wahrheit und das Leben in ihrer Mitte, aber sie verwarfen die größte Gabe, die Gott mitteilen konnte. CGl 103.1

“Doch auch der Obersten glauben viel an ihn,” lesen wir, “aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, daß sie nicht in den Bann getan würden.” Johannes 12,42. Sie waren überzeugt, sie glaubten, daß Jesus der Sohn Gottes sei, aber es entsprach nicht ihren ehrgeizigen Wünschen, ihn zu bekennen. Der Glaube, der ihren himmlischen Schatz gesichert haben würde, fehlte ihnen; sie trachteten nach weltlichen Schätzen. CGl 104.1

In unserer Zeit suchen die Menschen eifrigst nach irdischen Schätzen; sie sind von selbstsüchtigen, ehrgeizigen Gedanken erfüllt. Um weltliche Reichtümer, Ehre oder Macht zu gewinnen, stellen sie die Grundsätze, Überlieferungen und Forderungen der Menschen über die Forderungen Gottes; ihnen sind die Schätze seines Wortes verborgen. CGl 104.2

“Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet sein.” 1.Korinther 2,14. CGl 104.3

“Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist’s in denen, die verloren werden, verdeckt; bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.” 2.Korinther 4,3.4. CGl 104.4